js London, 1. Jan. Die Friedenskonferenz hat sich heute nach einer Sitzung von 4 Stunden Dauer auf Freitag nachmittag vertagt. Man glaubt, dH ein erheblicher Fortschritt erzielt worden ist.
1s Konstantinopel, 1. Jan. Außer dem Telegramm an die Staatsoberhäupter der Großmächte haben die Senatoren Briefe an die Ministerpräsidenten und die Präsidenten der fremden Parlamente gesandt und um den Beistand der zivilisierten Welt gebeten, um den Niedermetzelunl- gen der Muselmanen in den von den Truppen der Balkanmächte besetzten Gebieten ein Ende zu machen und den von ihrer Scholle vertriebenen 150 000 Muselmanen zu helfen.
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1s Bukarest, 1. Jan. Gestern ist hier die amtliche Mitteilung der bulgarischen Regierung eingetroffen, daß Präsident Danen» Vollmacht habe, mit dem rumänischen Gesandten in London, Mischu, über die schwebenden Fragen zwischen beiden Ländern zu verhandeln und diese zum Abschluß zu bringen. Damit ist die Angelegenheit in jene Phase eingetreten, die von Seiten Rumäniens bereits nach der Einstellung der Feindseligkeiten gewünscht worden ist.
Wiesenverbesserung und Viehzucht
Von D. M. in K-
Die Wiese ist lange, lange Jahre hindurch ein Stiefkind unserer Landwirtschaft gewesen und in sehr vielen Gegenden ist sie es auch heute noch. Man glaubt da vielfach, genug getan zu haben, wenn da im Herbst oder im Frühling das Jauche- fa ß einmal über die Wiesen fährt und übergenug, wenn man ein paar Karren Komposterde darauf fährt. Gewiß, beides ist gut, aber bei den Anforderungen, die heute an die deutsche Viehzucht gestellt werden, genügt es nicht mehr. Ein alter Bauernspruch sagt: „Die Wiese ist die Mutter des Ackers." Das ist ja sicher, denn die Wiese und speziell die Viehweide ist älter als der Acker. Aber ganz sicher ist die Wiese die Mutter und die Grundlage der ganzen Viehwirtschast, der ganzen Viehzucht. Ohne gute Wiesen keine gute Viehzucht, durch eine gute Weide aber wird die Viehzucht erst recht rentabel.
Der Beweis ist schnell erbracht. Eine gute Weide Mein genügt, um im Sommer das Weidevieh gut bei Fleisch zu erhalten und zugleich das beste Milchresultat zu erzielen. Die gute Wiese gibt dem Vieh aber alles, was wir im Winter durch Zusatz von Kraftfuttermittel erzielen müssen, in einfachster und billigster Weise.
Solche Wiesen und Weiden erhalten und behalten wir aber nur durch gute Düngung, und zwar indem wir die Dünger geben, die das Gras zum Wachsen braucht und die auch zugleich für den Körper und den Knochenbau des Viehes am notwendigsten sind. Die, Knochenweiche und Knochenbrüchigkeit z. B. ist in erster Linie eine Ernährungskrankheit. Auf den vielleicht jahrhundertelang als Weide ausgenützten, aber nur ungenügend gedüngten Flächen wächst ein kalk- und phosphorarmes Futter, und dieses ist nicht imstande, dem Vieh das zu geben, was es zum Aufbau des Körpers und des Knochengerüstes notwendig hat.
Dae notwendigsten Nährstoffe für Pflanze und Vieh sind Stickstoff, Phosphorsäure, Kali und Kalk. Stickstoff wird nun durch die übliche Jauchedüngung noch in etwa vermittelt. Dazu kommt noch, daß die Klee- und Wickenarten Stickstosfsammler sind und dem Boden Stickstoff zusühren, dagegen mangelt es an den drei anderen Bestandteilen in den allermeisten Fällen.
Als Phosphorsäuredünger hat sich nun in erster Linie das Thomasmehl oder die Thomasschlacke bewährt, deren Verbrauch sich in den letzten Jahren mehr als verdoppelt hat. Vor einigen Jahren war der Vorrat so knapp geworden, daß man lange im voraus bestellen mußte, um seinen Bedarf zu- erhalten. Zur Zeit ist unsere Stahlindustrie, deren Nebenprodukt das Thomasmehl ist, glücklicherweise so beschäftigt, daß alle Nachfrage gedeckt werden kann. Von diesem Thomasmehl gebe man nach Bedarf pro Hektar 6—800 Kilo. Nach einigen Jahren, wenn der Boden sich etwas angereichert hat, genügen geringere Gaben. Die Phosphorsäure, die auf solche Weise dem Vieh im Futter zugeführt wird, wirkt ganz anders als Futterkalke und ähnliche Notbehelfe. Beim Einkauf sei man chorsichtig und verlange schriftliche Gehaltsgarantien. Am meisten gebraucht man 18 Prozent Thomasmehl, dabei halten die Werke 1 Prozent frei, das heißt, sie können 17 oder auch 19 Prozent Mehl liefern (wird natürlich auch so verrechnet.) !
Kalidünger sind Kainit, Karnalit, Kieserit usw., die im Gehalt von 12 plus 3—3 plus 4 Proz. Kali schwanken. Als Wiesendünger wird wohl am meisten, in meiner Gegend nur, Kainit gebraucht,, und zwar in Verbindung mit Thomasmehl. Zum leichtern ausstreuen liefern ihn die meisten Werke heute mit Torfmehl vermischt, wodurch die Anwendung sich erleichtert und feine gute Wirkung noch verstärkt wird. Kainit und Thomasmehl wird in hiesiger Gegend Ende Januar oder Februar gestreut, und wie der Bauer sagt, gesäet. Die Wirkungen sind außerordentlich und gerade für die großen Milchwirtschaften des Aachener Jndustriege- gebiets unschätzbar. Versuche haben ergeben, daß sowohl der Ertrag an Heu als auch der Ertrag der Werden sich ungefähr verdoppelten. Es ist daher auch wohl kein Landwirt in hiesiger Gegend, der diese beiden Dünger auch nur für ein Jahr missen möchte, und sind die Versammlungen der landwirtschaftlichen Kasinos und Bauernvereine, auf denen Thomasmehl uyd Kainit bestellt werden, stets gut besucht. Karnalit und Kieserit werden wegen des geringen Kaligehalts nur da gebraucht, wo Transportkosten und Arbeitslöhne billig sind. Von Kainit braucht man gleichfalls 6—800 Kilo pro Hektar. <-
Der Kalk endlich unterstützt nicht nur die vorgenannten Dünger (Thomasmehl enthält an sich 50 Prozent Kalk), sondern ist auch selbst zur Ernährung der Pflanzen und indirekt der Tiere wichtig. Er wird als Kalkasche oder als Aetzkalk angewandt. Aetzkalk ist teurer, wirkt aber schnell und kräftig. Kalkasche wird in größeren Mengen gegeben und ist auch da zu empfehlen, ,w:o der Transport billig ist. Mindestens alle drei Jahre soll eine tüchtige Kalkung der Wiesen erfolgen
Für unsere Landwirtschaft ist heute der Enr- scheidungstag gekommen. Sie ist heute imstande, ! den Fleischbedarf zu 95 Prozent zu decken. Die
noch fehlenden 5 Prozent müssen noch geschaffen werden. Diese 5 Prozent haben eine teilweise Oeff- nung der Grenzen herbeigeführt. »
Es ist aber ganz sicher, daß unsere Landwirtschaft auch die fehlenden 5 Proz. noch schaffen kann. Ja, sie kann von dem Tage an noch mehr schassen, an dem sie durch richtige Düngung den Ertrag der Wiesen hebt. Ohne Hebung der Wiesen keine Hebung der Viehzucht. /
Also alle Hände ans Werk zum Besten der deutschen Viehzucht. Denn das ist sicher, sobald und solange die deutsche Landwirtschaft das nötige Fleisch schasst, bleiben die Grenzen geschlossen, tut sie es nicht, so kann keine Macht die Oefsnung verhindern.
Handel und Verkehr.
K Stuttgart, 31. Dez. lSchlachtviehmarkt.) Zugetrieb'n: 285 Großvieh, 575 Kälber, 714 Schweine.
Erlös auS Vs Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. On al. ») auSgemästete von 98 bis 100 Pfg., 2. Qual, b) fleischig, und ältere von —bis — Pfg.; Bullen (Farren) 1. Qual. ») vollfirischige, von 90 bis 93 Pfg., 2. Qualität b) ältere und weniger fleischige von — bis — Pfg., Stier« und -Jungrinderl. Qual. ») ausgemästete von 99 bis 102 Pf, 2. Qualität t>) fleischige von 96 bis 98 Pfg., 3. Qualität v) geringere von 93 bis 95 Pfg.; Kühe 1. Qual, a) jung« gemästete von — bis — Pfg., 2. Qualität d) älter« gemästete von 70 bis 80 Pfg., 3. Qualität o) geringer, von 55 bis 65 Pfg., Kälber: 1. Qualität») besteSÄtg- kälber von 118 bis 122 Pfg. 2. Qualität b) gute Saugkälber von 110 bis 117 Pfg. 3. Qualität o) geringere Saugkälber von 100 bis 110 Pfg., Schweine 1. Qual, ch jung- fleischige 89 bis 90 Pfg., 2. Qualität b) jüngere fette voa 87 bis 88 Pfg., 3. Qualität o) geringere von 78 bis 82 P?x.
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Redaktion und Expedition
Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lau!.
^Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei in Altensteig.
-WM:
An einem sonnenhellen Iunitage hielt der Wagen vor dem altersgrauen Portal von Heidburg. Ehrenpforten überall hatten den Weg vom Bahnhof ab festlich geschmückt. Die Dienerschaft stand erwartungsvoll mit frohen Gesichtern versammelt iin Vorplatz. Ediths Eltern waren mit Hilde gekommen, um ihre Tochter im neuen Heim zu bewillkommnen.
Heideck hob seine junge Frau aus dem eleganten Landauer. In ihrer gewohnten, etwas lässigen Art begrüßte sie die Eltern und Hilde und nickte der Dienerschaft leicht zu.
„Willst du ihnen nicht die Hand geben, ein paar freundliche Worte zu ihnen sprechen?" flüsterte ihr Mann bittend.
„O Rolf, quäle mich nicht, du weißt, ich habe für so etwas kein Talent! Dazu bin ich auch müde von der Reise. Komm' lieber und zeige mir meine Zimmer."
Sie hatte dies leise gesprochen, dennoch verstand Hilde die Worte. Es tat ihr leid, daß ihre Cousine ihrem Mann die erste Bitte beim Betreten ihres neuen Heims abschlug. Sie sah eine Falte auf Heidecks Stirn, die sie dort früher nicht gesehen hatte.
Als überhöre er Ediths Antwort, irct er zu den Leuten, begrüßte jeden einzelnen herzlich, richtete an viele freundliche Fragen und nahm ihre Glückwünsche lächelnd entgegen.
Die Gesichter der Versammelten wurden hell, und man sah es ihnen an, daß ihr junger Herr ihre Herzen schon ganz gewonnen hatte, obwohl er erst so kurz ihr Herr war.
Edith stand etwas zurück, von ihren Eltern mit Liebkosungen und Fragen bestürmt. Eine leise Ungeduld malte sich auf ihren Zügen, als nun der Dorflehrer hervortrat und sie als neue Gutsherrin mit einer Ansprache begrüßte. Endlich war auch dies vorüber, und ihr Gatte führte sie in die für sie bestimmten Gemächer.
Hilde hatte gemeint, die junge Frau müßte, strahlend vor Glück, ihrem Entzücken über das neue Heim laut Ausdruck geben. Aber Edith sah müde und ?twas ärgerlich
um sich und rief nach ihrer Jungfer, oie ihr beim Umziehen helfen sollte.
„Ist es nicht wunderhübsch hier?" rief Hilde.
„Ja, es ist hier recht nett geworden! Aber nun laß mich mit Lisette allein, kleine Hilde, damit ich mich umkleide und den Reisestaub abschüttle," erwiderte die junge Frau.
Als sie dann, frisch wie ein Blütenblatt, im duftigen, hellblauen Sommerkleid das Garrenzimmer betrat, in dem schon alle versammelt waren, umarmte ihre Mutter sie mir Tränen der Rührung, und der alte Graf sah sie mit glücklichem Lächeln an. Sie sah berückend schön aus. Beim Gabelfrühstück erzählte man von der Reise. Heideck schilderte die herrlichen Gebirgstouren, die sie von Berchtesgaden aus gemacht, und man fühlte es ihm an, wie sehr er den Alpenzauber genossen.
Hilde hörte mit Interesse -u. Wie sehr hatte sie sich immer gewünscht, einmal die Alpen zu sehen, die sie nur aus Bildern und Büchern kannte. Sie verstand ihre Cousine gar nicht, die so stumm und gleichgültig bei dem Thema blieb. Freilich, sie hatte früher schon so viele, schone Reisen mit ihren Ellern xemacht, saß sie wohl übersättigt war. Aber könnt, einen den« das Schöne jemals übersättigen? Hilde überlegte im Men, wie sich Ediths Frauenleben nun wohl gestalten würde. Ein wirküches Interesse hatte sie ja im Grunde so wenig für irgendeine Seite des Lebens, höchstens für die Pflege ihrer Schönheit. Hatte Rolf sie wirklich um dieser ihrer Schönheit willen geheiratet? fragte sich Hilde zweifelnd. Wie wenig Menschenkenntnis sie doch besaß! Sie hatte ihn früher so aanz anders beurteilt. »
Fortsetzung folgt.
K Man muß sich zu helfen wissen. Einen guten, aber nicht ganz ungefährlichen Rat für im Gewühl drangvoll Eingekeilte kann man einem kleinen Vorkommnis entnehmen, das die „Deutsche
Wochenzeitnng für die Niederlande und Belgien" aus Amsterdam berichtet. Ein bekannter' Schauspieler wohnte dort kürzlich einer sozialdemokratischen Versammlung bei, die so stark besucht war, daß' wirklich kein Apfel zur Erde hätte fallen können. Dazu eine Hitze - nicht zum Anshalten. Alle Bemühungen des Schauspielers, durch die kompakte Menschenmasse hindurch das Freie zu gewinnen, waren vergebens. Da kam ihm ein rettender Gedanke. Troelstra, der Abgott der sozialistischen Masse, hielt gerade eine donnernde Rede und machte eine der gebräuchlichen Kunstpausen, um den Zuhörern Gelegenheit zu bieten, ihre Anerkennung auszusprechen. Diese Pause benützte der Schauspieler, um mit Stentorstimme zu rufen: „Warum hat der Redner es nicht gewagt', die gleiche Behauptung in der Versammlung am Dienstag aufzustellen?" . . . Allgemeines Zischen und Rufe: „Raus mit dem Kerl!" Die Menschenmauer öffnete sich und von kräftigen Männerfäusten geschoben, stand der Sohn Thalias alsbaL in der frischen Luft. Einer seiner unfreundlichen Geleiter fragte ihn eben noch: „In welcher Versammlung am Dienstag hat Troelstra denn eigentlich gesprochen?" — „In gar keiner", erwiderte der Schauspieler. „Ich wo 1 lte nur 'raus. Danke schön!" Und er entschwand.
Höchste Zeit. „Was ist denn eigentlich heute abend mit Ihnen los, Kellner? Erst bringen Sie mir den Fisch und jetzt geben Sie mir die Suppe ?" Kellner (vertraulich): „Entschuldigen Sie, mein Herr, aber mit dem Fisch war es wirklich die höchste Zeit."