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«k. 306

Ausgabe in Altensteig-Stadt.

Dienstag, de» 3L. Dezember.

Amtsblatt für Pfalzgrasenweiler.

ISIS.

Allen unseren geehrten Lesern, Mit­arbeitern und Geschäftsfreunden entbieten wir Mm Jahreswechsel

die besten Glückwünsche.

Mit dem besten Dank für Las uns im abgelaufenen Jahre entgegengebrachte Wohlwollen verbinden wir die Litte, uns auch im neuen Jahr tatkräftig unterstützen M wollen.

Dir Redaktion.

Zur gefl. Beachtung.

Die nächste Nummer unseres Blattes erscheint des Neujahrsfestes wegen am Donnerstag.

Rückständige Bestellungen auf das mir der nächsten Nummer beginnende neue Quartal unserer Zeitung bitten wir sofort zu erledigen, damit die Zustellung unserer Zeitung pünktlich erfolgen kann.

Der ersten Nummer des neuen Quartals wird unser beliebter Wandkalender beigelegt.

1913.

Das neue Jahr hebt an, das auch die Ge^ denkseier für die ruhmreichen Freiheitskriege bringt, welche zwar dem geknechteten Vaterland die Un­abhängigkeit, die Napoleon 1. mit rücksichtsloser Hand gebrochen hatte, Wiedergaben, aber noch nicht der deutschen Nation die Einigkeit und diejenige Stellung schufen, welche sie nach den blutigen Opfern, die sie aus den Schlachtfeldern von 1813 bis 1815 gebracht hatte, verdiente. Dieses Ziel ward erst 1870-71 erreicht: das alte, Deutsche Reich, das 1806 morsch auseinandergefallen war, wuroe in verjüngter Form von neuem errichtet, Kaiser und Reich schirmen seither den Frieden, der Deutschland nach Außen und im Innern hat stark werden lassen. Freud und Leid der einzelnen deut­schen Stämme sind Freud und Leid des ganzen Volkes geworden, wie es sich soeben wieder beim Hinscheiden des Prinzregenten Luitpold von Bayern erwiesen hat; und so soll es bleiben!

Russen,'Oesterreicher, Deutsche fochten auf den blutgetränkten Feldern um Leipzig, wo im neuen Jahre das gewaltige Völkerschlacht-Denkmal ein- geweiht werden wird. Heute , besteht seit bald 30 Jahren der mitteleuropäische Friedensbund, der, vor wenigen Wochen erneuert, auch in Zukunft ein Hüter des Friedens ebenso sein wird, wie er es bisher war. Seit 10 Jahren nehmen die Alarm­nachrichten in unserem Erdteil kein Ende, Paris, London, Petersburg sind die Stätten, wo trotz aller Friedensreden das Kriegsfeuer immer von neuem zu schüren versucht wird. Es ist kein Wunder, wenn dem neuen Jahre mit derUnheils-Schluß­zahl" dreizehn von vielen abergläubischen Leu­ten mit besonderer Sorge entgegengesehen wird; aber das ist ganz unangebracht. Kommt es zum Streit, so gilt das Wort:Wir Deutschen fürchten Gott und sonst nichts in der Welt!"

Wir wollen auch angesichts des nahenden Jahrhunderttages der Leipziger Völkerschlacht nicht vergessen, wie damals Deutsche aus allen Volks­schichten Schulter an Schulter standen, wie die

Erinnerung an die erlebten Kampfstunden sie für da s ganze Leben verband. Sind wir heute noch alle von solcher treuen Gesinnung gegen einander beseelt? Die alten Kriegsveteranen gewiß, aber in der jungen Generation gehen die Stimmungen und Strömungen oft sehr auseinander. Hochmut erzeugt Haß, Verschwendung läßt den Neid er­wachen. Und der Wert der Persönlichkeit beruht doch allein in ihrem Können, in ihrem Charakter, nicht im Namen. Wir wollen kein Volk der Er­oberer fein, aber eine Nation der rechten Kultur­träger.

Möge unser Volk sich immer der hohen Auf­gaben eines Kulturstaates bewußt sein und möge ihm auch im neuen Jahr der Friede erhalten bleiben!

Zm Tide im Merlen-W-lers.

ff Stuttgart, 30. Dez. Der so rasch verstorbene Staatssekretär v. Kiderlen-Wächter stand seit Juni 1910 an der Spitze des Auswärtigen Amts in Berlin, wo er eine noch in aller Erinnerung be­findliche Tätigkeit, besonders auch in der Marokko­srage und bei der Erneuerung des Dreibundes, sowie während der Kriegswirren auf dem Balkan entfaltete. Mit Herrn v. Kiderlen-Wächter ist nach dem Tode Marschall v. Bibersteins der beste Bal- tankenner und zugleich der bedeutendste deutsche Diplomat der Gegenwart verschieden, der sich noch unter Fürst Bismarck die Sporen verdient und aus der- hohen Schule aller Diplomaten im Orient die besten Erfahrungen gesammelt hatte. Herr v. Ki­derlen-Wächter weilte feit dem Heiligen Abend in Stuttgart. Am Freitag abend wurde er in einer kleinen Gesellschaft von einer Herzschwäche befallen und in feine Wohnung verbracht. Obermedizinal­rat Tr. v. Gußmann und Geh. Rat Professor Dr. Krehl-Heidelberg behandelten den erkrankten Staatssekretär, der sich am Samstag morgen wie­der ziemlich wohl fühlte. Abends verschlechterte sich sein Befinden. Im Laufe des Sonntags wurde sein Befinden immer schlimmer und in der Nacht zum Montag trat dann eine Herzschwäche ein. Die Aerztc stellten außer einer Herzlähmung ein Nie­renleiden fest. Die Beerdigung erfolgt nächsten Donnerstag nachmittags 3 Uhr auf dem hiesigen Pragsriedhof. ,

DerStaatsanzeiger" widmet Herr v. Kiderlen- Wächter einen umfangreichen Artikel, dessen Ein­leitung wir folgende Sätze entnehmen:Mir ihm verliert unser Land einen Sohn, auf den es stolz sein konnte, verlieren Kaiser und Reich einen be­währten Staatsmann von ganz hervorragenden Eigenschaften, der sich während seiner diploma­tischen Laufbahn und zuletzt als Leiter des Aus­wärtigen Amts ausgezeichnete Verdienste erworben hat, in dessen sicherer und fester Hand die ihm nächst dem Reichskanzler anvertraute Leitung der auswärtigen Angelegenheiten des Reichs geborgen war."Sein Name wird dauernd verbunden blei­ben mit dieser seit Jahren bedeutendsten diploma­tischen Aktion in der auswärtigen Politik des Deut­schen Reichs und mit den Entschädigungs-Erwerb­ungen in Aequatoriali-Afrika, die der deutschen Kolonie Kamerun eine bedeutende Vergrößerung und eine hoffnungsvolle und in der Zukunft viel­leicht noch weiter wirkende Entwicklung gebracht haben." Der Artikel des Staatsanzeigers schließt: Staatssekretär v. Kiderlen-Wächter hatte sich große Anh änglichkeit an die württ. Heimat bewahrt. Selbst unvermählt, verbrachte er die wenigen freien Tage, die er sich abringen konnte, gerne in Stuttgart bei seiner Schwester, die jetzt den Schmerz hat, ihn allzufrüh beweinen zu müssen. Für seine Heimat war Staatssekretär v. Kiderlen-Wächter derjenige Schwabe, der feit Bestehen des Reichs die höchste bisher einem Württemberger beschiedene Stellung im Reichsdienst erreicht und sie mit europäischem Ansehen ausgesüllt hat".

js Stuttgart, 29. Dez. Die Schwester des ver­storbenen Staatssekretärs v. Kiderlen-Wächter, Frei­

frau v. Gemmingenl-Guttenberg, hat eine große Anzahl Beileidstelegramme erhalten, darun­ter ein solches von dem König und der Kö­nigin von Württemberg. Es hat folgenden Wort­laut:Ties erschüttert durch den schweren Schlag, der Sie betroffen, sprechen wir Ihnen unsere herz­lichste, innigste Teilnahme aus. Charlotte. Wil­helm."

Ein Beileidstelegramm des Reichskanzlers an Freifrau v. Gemmingen-Guttenberg lautet:Die Nachricht von dem plötzlichen Hinscheiden Ihres Herrn Bruders hat mich tief erschüttert und ich bitte Sie, verehrte gnädige Frau, meines ausrich- tigen und herzlichen Beileids versichert zu sein. Mitten aus der Arbeit, die ihm das Element seines Lebens war, ist Ihr Bruder abberufen worden und die hohen Verdienste, die er sich um das Vater­land erworben hat, lassen die gesamte Reichs­regierung und mich persönlich seinen Tod als einen großen und schwer zu verwindenden Verlust ties- beklagen. Gott der Herr wolle Ihnen in Ihrer Trauer mit seinem Tröste nahe sein! v. Beth- mann-Hollweg!." >

Der Reichskanzler von Bethmann- Hollweg hat an den Ministerpräsidenten Dp. v. Weizsäcker telegraphiert:Eure Exzellenz bitte ich meinen wärmsten Dank für Ihr Tele­gramm entgegen zu nehmen. Ich bin durch die Nachricht von dem Tode des Staatssekretärs v. Kiderlen tief erschüttert. Wir werden den Verlust; dieses mit so außergewöhnlicher. Klugheit und Wil­lenskraft begabten Mannes noch lange schmerzlich empfinden, eingedenk der hervorragenden Verdienste, die er sich um das Vaterland erworben hat."

lDer Kaiser hat an die Schwester des ver­storbenen Staatssekretärs v. Kiderlen-Wächter, Frei­frau von Gemmingen-Guttenberg, folgendes Tele­gramm gerichtet: Die Nachricht von dem raschen und unerwarteten Hinscheiden Ihres Bruders er­füllt mich mit tiefer Trauer und trifft mich schmerz­lich. Ich beklage den Tod eines der bedeutendsten Männer, von dessen Wirken für das Reich so viel zu hoffen blieb. Gott tröste Sie über den Verlust eines geliebten Bruders. W. I. R.

Der Kabin ettsdirektor des Kaisers von Oesterreich telegraphierte an Freifrau v. Gem­mingen-Guttenberg:Se. kaiserliche, königliche, apo­stolische Majestät haben mit tiefem Bedauern die Nachricht von dem Ableben des Herrn Staatsse­kretärs v. Kiderlen-Wächter erhalten und lassen Ew. Hochwohlgeboren zu diesem schmerzlichen Ver­luste allerhöchst Ihr aufrichtiges Beileid ansdrük- ken. Im allerhöchsten Auftrag: Kabinettsdirettor Frhr. v. Schüssel." >

Weitere Beileidstelegramme sind eingegangen vom Großherzog und der Großherzogin von Baden, sowie vom König von Dänemark und den Fürsten v. Hohenzollern,

Der bayerische Ministerpräsident Frhr. von Herkling telegraphierte an Freifrau von Gem­mingen-Guttenberg:Zu dem tiefen, schmerzlichen Verlust, den Lie, sehr geehrte Frau Baronin, und mit ihnen ganz Deutschland durch den Hintritt Ihres Herrn Bruders erlitten haben, bitte ich Sie, den Ausdruck meiner aufrichtigsten Teilnahme entge­genzunehmen. Hertling."

Die Beerdigung erfolgt in dem Familien­grabe der Freiherrn von Gemmingen-Guttenberg aus dem Pragfriedhof, wo der Leichenzug am Don­nerstag nachmittag 3 Uhr eintresfen wird. Zu der Beisetzung wird auch der Reichskanzler v. Beth- mann-Hollweg hier erwartet.

si Paris, 30. Dez. Der franz. Botschafter iw Berlin, Jules Cambon, hat dem deutschen Bot­schafter in Paris, Frhr. von Schoen, aus Anlaß des Todes des Staatssekretärs von Kiderlen-Wächter sein Beileid ausgesprochen.

t Petersburg, 30. Dez. Der russische Bot­schafter in Berlin ist beauftragt worden, der deut­schen Regierung das Beileid der russischen Regier­ung aus Anlaß des Todes des Staatssekretärs von

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