Der Balkankrieg.

Tie Friedenskonferenz.

Wuf die von den Balkanstaaten vorgelegten Friedensbedingungen haben nun vorgestern, in der um 12 Uhr begonnenen Sitzung der Frieddnsf-i konferenz, die Türken durch Reschid Pascha die Gegenliste eingereicht. Ihr ward das gleiche Schick­sal beschicken, sie wurden von den Gegenkontra­henten als unannehmbar befunden. Die Türken erklärten infolgedessen, sie müßten von neuem an ihre Regierung berichten. Um 4 Uhr wurde die Konferenz vertagt.

Me dasReuter'fche Bureau" erfährt, sind die türkischen Gegenvorschläge folgende: 1) Das Vilajet Adrianopel bleibt unter der Verwaltung der Türkei: 2) Mazedonien wird in ein Fürstentum umgewandelt mit Saloniki als Hauptstadt. Es be­steht unter der Souveränität des Sultans, jedoch unter einem von den Balkanverbündeten gewähl­ten Fürsten, der vom Sultan ernannt wird. Der Fürst soll Protestant sein und aus einem neutralen Staate, 3) Albanien wird autonom unter der Sou­veränität des Sultans und unter einem Fürsten aus der kaiserlich-ottomanischen Familie, der für 5 Jahre gewählt wird, mit der Möglichkeit der Wiederwahl; 4) alle Aegäischen Inseln bleiben tür­kisch; 5) die kretische Frage wird von der Kon­ferenz nicht behandelt, sondern zwischen der Tür- . kei und den Großmächten geregelt werden.

Nachdem die türkischen Gegenvorschläge vorge­bracht waren, vertagte sich die Konferenz, um den Balkan-Delegierten Gelegenheit zu geben, sich über die türkischen Vorschläge zu besprechen. Danach wurde die Sitzung wieder ausgenommen und man trat in eine allgemeine Debatte über die türkischen Vorschläge ein. Die Führer der Dele­gationen der Balkanstaaten ergriffen nacheinander das Wort und wiesen darauf hin, daß die tür­kischen Gegenvorschläge von einer Basis ausgin­gen, die grundverschieden sei von der, welche die Balkanstaaten bei den Friedensbedingungen einge­nommen hätten. Die türkischen Vorschläge erkenn­ten die gegenwärtige tatsächliche Lage nicht an und berücksichtigten nicht die Gebietsansprüche der Ver­bündeten. Verschiedene Redner erklärten, die tür­kischen Vorschläge seien unannehmbar und könn­ten nicht die Grundlage für eine Diskussion ab­geben Die türkische Delegation wurde ersucht, neue Gegenvorschläge vorzulegen, welche die Grundideen der Friedensbedingungen der Verbün­deten berücksichtigten. Die türkischen Delegierten suchten ihren Standpunkt zu begründen, verspra­chen aber dabei, die Erklärungen der Delegierten des Balkanbundes nach Konstantinopel zu berich­ten und am Montag zu antworten. Die Türken wurden auch gefragt, ob diese Gegenvorschläge das letzte Wort darstellten; über diesen Punkt konnte man von ihnen keine endgültige Antwort erlan­gen. Den türkischen Delegierten wurde schließlich mitgeteilt, daß eine Besprechung über Reformen in Mazedonien in diesem Stadium der Verhand­lungen völlig unanehmbar sei.

ss London, 29. Dez. DasReuter'fche Bureau" erfährt von den türkischen Delegierten, daß die türkischen Gegenvorschläge, die gestern der Frie­denskonferenz unterbreitet wurden, nicht das

Tire Hauptsache war, daß er das Bedürfnis fühlte, einmal in der Sülle mit sich allein zu sein, mit sich zu Rate zu gehen, fern von dem Getöse der rauschenden Feste, der vielen Menschen.

Als er in seinem behaglichen Zimmer saß, draußen der lautlose Winterabend des Landes, da stieg voller Sehn­sucht noch einmal das Bild vor seiner Seele auf, das er sich am Weihnachtsfest von seiner Zukunft ausgemalt. Ein zartes, feines Mädchen sah er, wie es im Walde eine arme Frau unterstützte, und ihn dann um seine Hilfe bat. Ganz deutlich sah er es im Geiste vor sich.

Am anderen Tage fuhr er in den Wald. Er wollte die Holzschläge ansehen. Im Grunde aber trieb es ihn noch einmal zu der Stelle, wo er damals Hilde zum ersten Male begegnete.

Als er sich dem Platz näherte, begegnete ihm der Oberförster von Horst. Heideck wollte ihm ein höfliches Wort sagen, doch mit flüchtigem Gruß schritt der Mann schnell an ihm vorüber. Heideck fuhr weiter. Er wußte nicht, warum chm diese Begegnung so unangenehm ge­wesen. Noch ganz mit seinen Gedanken beschäftigt, erblickte er plötzlich vor sich Hilde im dunklen, kurzen Winterkleid, das Pelzbarett auf dem braunen, vollen Haar. Genau so war sie damals gekleidet, >als er sie das erstemal im Walde traf.

Eine' große Freude durchzuckte ihn, aber dann kam plötzlich, wie ein jäher Schmerz, die Erkenntnis über ihn: Hilde hatte den Oberförster im Walde getroffen I Es war «in Stelldichein gewesen! Darum also war der Oberförster an ihm so flüchtig vorübergeeilt, weil es ihm peinlich war, daß Heideck ihn getroffen! Darum also hatte Hilde von Berlin gewollt, um hier ungestörter mit Horst verkehren zu können!

Wie man sich doch in Menschen täuschen konnte. Aber passend fand er es nicht, daß die Verwandten des Fräulein von Steinberg diese hier so allein auf ihrem Gut ließen, wo sie lange, einsame Waldspaziergänge machen konnte!

letzte Wort der Türken darstellten, aber die Delegierten glauben, wie die Delegierten der Bal- kanstaaten, daß es natürlich sei, Bedingungen vor­zulegen, die später geändert werden können. Dre Türken bleiben indessen bei 'ihrer Ansicht, daß sie ein bedeutendes Zugeständnis machten, als sie Saloniki aufgaben. Betr. Adrianopels verharren die Türken unbedingt auf ihrem Standpunkt. Sie erklärten, Adrianopel müsse den Türken verbleiben. Sie dementierten die Nachricht kategorisch, daß die Militärpartei in Konstantinopel die Regierung ermutige, den Verzicht auf Adrianopel zu verwei­gern. Sie sagen, eine derartige Ermutigung sei nicht notwendig, denn keine Regierung würde es wagen, ein Vilajet aufzugeben, das für die Sicher­heit Konstantinopels unerläßlich sei. Die Türken hoben auch hervor, daß Europa keinerlei Inter­esse daran habe, daß die Türkei aus Europa ver­schwinde. Was die Aegäischen Inseln anbetrifft, so erklärten sie, daß die Inseln nicht abgetrennt werden könnten, da sie zu Anatolien und nicht zur europäischen Türkei gehörten. Es scheint, daß die Türken gestern erklärten, sie würden neue Vor­schläge in der Sitzung am Montag vorlegen. Dann erwartet man, daß sie Vorschläge vorlegen, die als Grundlage für die Verhandlungen dienen kön­nen. s

Die nächste Zusammen kun fit der Bot­schafter. ist auf den 2. Januar festgefetzt.

Tie Kosten des Mälkankrieges.

Der LondonerEkonomist" hat eine Aufstell­ung gemacht, was den einzelnen Verbündeten der Krieg bisher gekostet hat. Ausgeschaltet wurden die Kosten der Mobilisation und der Zeit nach, der Unterzeichnung des Waffenstillstandes. Es wurde nur jene Zeit in Betracht gezogen, die angenom­menerweise bisher zur tatsächlichen Kriegführung benötigt worden ist.

Bulgarien mit 300 000 Mann, kämpfte 47 Tage und verausgabte 7 050000 Pfund, Serbien mit 200 000 Mann kämpfte 47 Tage und veraus­gabte 4 700000 Pfund, Griechenland mit 150 000 Mann kämpfte 64 Tage und verausgabte 4 800 000 Pfund, Montenegro mit 40000 Mann kämpfte 56 Tage und verausgabte 1 120 000 Pfund, Türkei mit 400000 Mann kämpfte 64 Tage und veraus­gabte 12 800 000 Pfund.' Wenn man die Kosten der Mobilisierung hinzurechnet, belaufen sich die Gesamtauslagen auf ungefähr 700 Millionen Mark.

Vermischtes.

st Doppelnamen im neue« Landtag. Eine solche Fülle von zwei- und dreimal vorkommenden gleichlautenden Namen hat wohl noch keiner der württembergischen Landtage aufgewiesen, wie der neugewählte. Im Zentrum kehren die beiden Rem- bold-Aalen und Rembold-Gmünd wieder, vom Bund der Landwirte die beiden Vogt-Weinsberg und Vogt-Mergentheim. Ferner sind drei Schunde zu verzeichnen, nämlich Schmid-Herrenberg vom Bund der Landwirte, Schmid-Neresheim vom Zen­trum und Schmidt-Besigheim von den National- liberalen. Zu dem bisherigen Abgeordneten Roth- Leonberg (B. K.) kommt Roth-Stuttgart von der Volkspartei. Auch die beiden Maier-Rottweil vom Zentrum und Maier-Blaubeuren von den National- liberalen wurden wiedergewählt, sodaß die neue Kammer 11 Namen aufweist, die nur durch Bei­

Solche und ähnliche Gedanken erfüllten ihn, als sein Schlitten Hilde erreichte. Er fuhr langsam an ihr vorüber und grüßte tief, aber der Blick, der sie traf, war kalt, und ohne ein Wort zu sagen, ließ er die Pferde ausgreifen und erreichte in scharfem Tempo bald sein Heim.

Hilde blickte dem Gefährt mit großen Augen nach. Als es ihren Blicken entschwunden war, preßte sie die Hand auf das Herz, und große Tränen rollten langsam über ihr blasses Gesicht. Sie hatte eben einen ernsten Augenblick durchlebt, sie hatte entschieden über die Gestaltung ihres und eines anderen Lebens. Der Oberförster, der ihr zu­fällig begegnet war, hatte ihr in aller Form einen Antrag gemacht. Er war untröstlich über ihre freundliche, aber bestimmte Abweisung. Er beschwor sie, sich noch eine Be­denkzeit zu gönnen. Doch sie blieb fest, daß sich nichts in ihren Gefühlen ändern könne. Tief unglücklich verließ er sie, und in dieser Stimmung hatte er kaum auf Heidecks Schlitten geachtet.

Hilde konnte nicht anders. Ohne Liebe kann ich kemem Mann angehören!" sagte sie sich,auch wenn ich ihn achte; aber wenn ich ja sagte, und dennoch immer das Bild eines andern Mannes vor Augen hätte! Nie- mals!" Dies alles sagte sie sich selber in der Stille des Waldes, als der andere gegangen war. Tief bekümmert hatte sie ihm nachgeschaut, als Hsidecks Schlitten sie ein­holte.

Er ahnte wohl schwerlich, was sie soeben durchlebt, als sein kalter, wortloser Gruß sie so schmerzlich verwundete. Ach, gerade jetzt hätte sie Teilnahme und Verständnis eine« liebevollen Herzens nötig gehabt!

Fortsetzung folgt.

8 Bei Neuanlagen von Zier- und Vorgärten ziehe man immer eine» Gärtner oder doch Fackp mann zn Rate. Wenn ein Zier- oder Borgarten neu angelegt wird, ist es für den Nichtgärtner immer

fügung des Wahlbezirks auseinanderzuhalten sind. Nahezu jeder 8. Abgeordnete besitzt in Zukunft ,im Halbmondsaal einen oder gar zwei Namens­vetter.

§ Ein Hotel mit Flugmaschinenstatio«. Oft

schon haben phantastische Zeichner ein Bild von der Stadt der Zukunft entworfen, in der alle Häuser so eingerichtet sein werden, daß auf ihren Dächern die Flugmaschinen werden abfahren und landen können; doch bisher ist ein derartiges Gebäude noch nicht erstanden. Den Amerikanern ist es Vorbehalten geblieben, diese Phantasie zum ersten Mal zu verwirklichen, und zwar kann die Stadt Philadelphia sich rühmen, bald das erste wirkliche Fliegerhotel mit einem großen Land- ungsdach für Flugmaschinen zu besitzen. Ueber die Pläne dieses Gebäudes, mit dessen Errichtung in Kürze begonnen werden wird, macht dasTech!- nical World Magazine" folgende Angaben. Es handelt sich um ein riesiges Hotel, dessen mittlere Dachfläche die Landungsstation für Flugmaschinen bilden wird. Der Bau wird höher werden als alle benachbarten Häuser, so daß die Flieger diese Land­ungsfläche ohne Schwierigkeit erreichen können und nicht von benachbarten Dächern benötigt werden, komplizierte Manöver auszuführen. Die Landungs- släche ist groß genug, um Luftfahrzeugen aller Art Gelegenheit zum Landen zu geben. Nach den Plänen wird die Plattform etwa 50 Meter lang und 16 Meter breit sein; an dem einen Ende ist eine Vorrichtung angebracht, die es ermöglicht, mit Hilfe von Maschinenkraft das Dach zu verlängern. Dieser bewegliche Teil der Plattform ist 25 Meter lang, so daß man imstande ist, die Landungsfläche auf 75 Meter zu verlängern. Die Plattform ist von einem System von Puffern umgeben, die aus Tauen und Sandsäcken bestehen, sodaß sie im Notfall, wenn der Flieger seinen Apparat nicht sofort zum Halten bringen kann, dem Anprall der Maschinen standhält und zugleich schwere Beschädigungen aus- schließt. Zwei mächtige Lifts sollen dazu dienen, zerlegte Flugmaschinen von der Plattform zur Erde hinabzubringen, wie auch Automobile aufs Dach zu befördern. So werden denn die Flieger in diesem neuen Hotel der Quäkerstadt die Annehm­lichkeit genießen, direkt' von ihrem Flugzeug in ihr Zimmer zu gehen. ,

Setzt

ist es höchste Zeit für unsere Postabonnenten, ihr Abonnement zu er­neuern, sofern sie eine Unterbrechung in der Zu­stellung unserer Zeitung »Aus den Tannen* am 1. Januar vermeiden wollen.

Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lauk.

schwer, die rechte Pflanze an den rechten Ort zu setzen, und es werden dabei Fehler gemacht, die anfangs nicht zutage treten, später aber die Harmonie der Anlage beeinträchtigen oder die rechte Entwicklung der einzelnen Pflanzen verhin­dern. Man sollte daher, wenn man die Bedürf­nisse und die Eigenart der Sträucher und Pflan­zen nicht genau kennt, bei Neuanlagen stets einen Gärtner oder Fachmann zu Rate ziehen. Ein häu­figer Fehler ist der, daß zu eng gepflanzt wird. Es liegt nahe, woraus dieser Fehler entspringt: man will baldzu" habeip, es soll bald 'recht grün sein. Einige Sträucher entwickeln sich nun sehr rasch, die man zufällig oder besser gesagt, aus Unkenntnis eng nebeneinander gepflanzt hat; andere langsam nach zwei, drei Jahren ist eine Ungleichheit da, die uns nicht gefällt. Daß man einer in die Höhe strebenden Pflanze, die sich später zu einem Baume entfaltet, unpassende Nachbarn gegeben hat, merkt man wieder erst nach eini­gen Jahren. Und wenn man sich auf dem Papier den schönsten Plan gemacht hat und ist über die einzelnen Gewächse nicht vollständig klar, dann stimmt später die Anlage nicht.

Immer in der Praxis. Junger Arzt (auf der Hochzeitsreise):Sieh' nur, liebes Frauchen, die seltsame Färbung des Himmels! Und dort die Wolke über dem Gipfel genau wie eine ver­krüppelte Frauenleber!"