Hanau, Materialbeschaffung aus Anlaß der Neu­organisation der Feldtelegraphie, Ergänzung und Umbau des Oberbaues der Militäreisenbcihn und Erwerbung eines PionierübupgDplatzes bei Mar­kendorf.

Ter Marineetat.

Die Einnahmen der Verwaltung der Kaiser­lichen Marine sind veranschlagt auf 1 103 822 Mk. «mehr 72 455 Mk.i, die fortdauernden Ausgaben aus 197 209 263 Mk. (mehr 16 106 105 Mk.), die einmaligen Ausgaben auf 228 747 751 Mk. (mehr 21 514 286 Mk.). Im außerordentlichen Etat wer­den 51 150000 Mark (weniger 31 420000 Mk.) angefordert.

Mit den im Bau befindlichen Schiffs vermehr­ungsbauten wird der Sollbestand des Flottenge- setzes an Linienschiffen, großen Kreuzern und klei­nen Kreuzern bis auf 2 Linienschiffe und 3 kleine Kreuzer erreicht.

Zur Durchführung des F kio t t e n ge s e t- zes sind neue Stellen für Offiziere und Beamte (Zahlmeister) vorgesehen, und zwar: beim Seeof­fizierskorps 30 Fregatten- oder Korvettenkapitäne, 26 Kapitänleutnants sowie 77 Oberleutnants und Leutnants zur See; beim Jngenieurkorps 6 Chef­ingenieure oder OberstabsinMnieure, 8 Stabsin- genienre, 13 Oberingenieure und 21 Ingenieure; beim Sanitätsoffizierskorps 5 Oberstabsärzte, 6 Stabsärzte sowie 7 Oberassistenzärzte und Assistenz­ärzte: an Zahlmeisterpersonal 6 Stabszahlmeister und 11 Zahlmeister.

Bei dem militärischen Personal der oberen Dienstgrades, so weit es von den Be­darfsberechnungen zum Flottengesetz nicht betroffen wird, sollen folgende Vermehrungen eintreten: beim Waffenwesen: 3 Feuerwerkskapitänleutnants und 5 Feuerwerksleutnats; beim Torpedowesen: 1 Tor­pedokapitänleutnant, 1 Torpedooberstabsingenieur u.

1 Torpedoingenieur; beim Minenwesen : 1 Torpedo­kapitänleutnant und 4 Torpedoleutnants. An .neuen Stellen für pensionierte Offiziere sollen hin­zutreten: beim Seeoffizierskorps 5 Stellen, beim Jngenieurkorps 3 Stellen. Die Erhöhung, des Per­sonalbestandes in den Dienstgraden vom Deckoffi­zier abwärts beträgt 6125 Köpfe (einschließlich 300 Schiffsjungen). Die Ausgaben für Jndiewst- ha. ltungen sind hauptsächlich wegen vermehrter Indienststellungen von Schiffen größeren Typs um 5 558000 Mk. höher als im Vorjahr, nämlich mit 57 052 000 Mk. ongesetzt. Die Ausgaben für das Waffenwesen erfahren eine weitere Steigerung von 2617 984 Mk. gegen das Vorjahr.

Von neuen Maßnahmen ist die beabsichtigte Einführung einer Unterseeboots-Stellenzulage für die Offiziere und Mannschaften der Unterseeboote qls Entgelt für den schweren und aufreibenden Dienst an Bord dieser Fahrzeuge hervorzuheben. Die Kosten sind aus 133 000 Mk. veranschlagt. Es werden gefordert: Erste Raten für das Linien­schiffErsatz Wörth, das Linienschiff T, den gro­ßen KreuzerErsatz Hertha", die kleinen Kreuzer Ersatz Gesion" undErsatz Hela", den Bau der kaiserlichen JachtErsatz Hohenzollern" und das Kanonenboot C, sowie eine Torpedobootsflottille; ferner der volle Bedarf für den Bau eines Ber­kehrsdampfers für das erste Geschwader. Für Unterseeboote sind, wie im Jahre 1912, 20 Millionen Mark eingestellt : für Beschaffungen, An­lagen und Versuche auf Verkehrs technischem Ge­biet werden 2,6 Millionen Mark angefordert.

st Berlin, 18. ,Nov. DerReichsanzeiger'" mel­det die Verleihung der Brillanten zum Roten Adler­orden 2. Klasse mit dem Stern an den General­intendanten der Königlichen Hoftheater in Stutt­gart, Ganz Edler Herr zu Putlitz.

Die Einweihung der größten Talsperre Deutschlands.

* Mauer, 18. Nov. Die Bober-Talsperre bei Mauer in Schlesien, die gvößte Deutsch­lands, die in Anwesenheit des Kaisers feierlich eingeweiht wurde, ist unter großen technischen Schwierigkeiten erbaut.. 1008 wurde der Grundstein gelegt. Die Sperre ist zur Zurückhaltung von 50 Millionen Kubikmeter Wasser bestimmt, und der Stausee wird sich, wenn er später gefüllt ist, 8 einhalb Kilometer boberaufwärts erstrecken. Die Oberfläche des Stausees mißt 240 Hektar. Die Sperrmauer hat eine Länge von 280 Meter, eine Höhe von 60 Meter, eine Fußbreite von 50,3 Meter und eine Kronenbreite von 7,2 Meter. Die Bau kosten belaufen sich auf 5 650000 Mk., die Grund­erwerbskosten auf 2 500000 Mark.

8 Ter Siegeszug der deutschen drahtlosen Tele­graphie erhellt aus der Tatsache, daß die deutsche Telefuuken-Gesellschaft gegenwärtig in T>7 Ländern khig ist. Bisher wurden über l 500 Stationen er­richtet. Nach Fertigstellung des neuen Telefunken- t»rms in Nauen wird die Gesellschaft den höchsten eigens für drahtlose Telegraphie elnge'richkeLen Turm besitzen. Bis zum 1. Juli 1914 werden

sämtliche deutschen Kolonien Stationen für draht­lose Telegraphie besitzen. Die erste drahtlose trans­atlantische Verständigung wurde vor 10 Jahren zwischen Englapd und Kanada erzielt. ^

Z Ter jüngste deutsche Ehemann ist nach einer Zusammenstellung, welche wir derSonntagszeit­ung fürs deutsche Haus" entnehmen, 15 Jahre alt. Unter den 16jährigen gibt es 15 Verheiratete und gar schon ein Witwer, unter den 17jährigen 62 Verheiratete und ebenfalls einen Witwer, unter den 18jährigen endlich 502 Ehemännern, 8 Witwer und einen Geschiedenen. Die jüngsten Ehefrauen wa­ren gleichfalls 15 Jahre alt, doch gab es hier schon 64, und im 16. Lebensjahre wurden 528 Ehefrauen, 10 Witwen und eine Geschiedene gezählt.

8 Das Schicksal Konstantinopels. Die mit ihren Vororten in zwei Erdteilen, in Europa und Asien, gelegene Hauptstadt des türkischen Reiches ist aus dem alten Byzanz entstanden, das seit dem Jahre 330 n. Ehr. Geburt die Hauptstadt des römischen und nach dessen Teilung im Jahve 395 n. Ehr. die Hauptstadt des oströmischen Reiches war. 1453 wurde es von den Türken erobert und Residenz der Sultane. Geschichte und Legende begegnen sich hier mit einer herrlichen Naturschönheit, so daß Konstantinopel von allen Hauptstädten der Erde stets einen besonderen Anziehungspunkt bildete. Heute schweben drohende Wetterwolken über der Stadt mit ihren schlanken Minaretts, und ihr Schicksal ist noch recht ungewiß. Die Bulgaren er­klärten, nach dem Kriege nicht in Konstantinopel bleiben zu wollen. Vertraulich soll die Sofioter Regierung England davon in Kenntnis gesetzt ha­ben, daß nach ihver Absicht Konstantinopel samt seiner Umgebung eine freie Stadt mit internatio­nalem Charakter werden und von einem Senate nach dem Muster Hamburgs mit einem regierenden Bürgermeister verwaltet werden soll. Alle in Kon-

stantinopel wohnenden Nationalitäten, nämlich die Türken, Armenier, Griechen und Juden, sollen be­sondere Vertreter in den Senat einsenden. Die Dardanellen sollen neutralisiert werden. Die künf­tige Hauptstadt des Türkenreiches soll Brüssel sein.

Z Ein Gegenstück zu den Heiratsfchnrindeleien seitens gewissenloser Männer leistete sich eine 21- jährige Friseuse in Berlin, die es 'verstand, als rumänische Gräfin" einen Architekten und einen Oberinspektor Unter das Licht zu führen stind sie um namhafte Geldbeträge zu neppen. Sie wußte eine rühvsame Geschichte von ihrer Verlobung mit einem serbischen Prinzen zu erzählen, den sie aber garnichtleiden" mögje, sie wollte vielmehr ihr Glück in einer bürgerlichen Ehe suchen. Die bei­den Heiratskandidaten ließen sich umso eher dü­pieren, als die kleine Friseuse ganzstandesge­mäß" auftrat und in einem vornehmen Berliner Hotel wohnte; die Kosten freilich bestritt sie von dem Gelds der angepumpten Heiratslustigen, bei denen jeder Zweifel schwand, als die Gräfin er­zählte, daß sie demnächst den Kaiser Franz Josef zur Schnitzeljagd auf ihrem Schlosse erwarte. D!er .Vater Graf" spendete in einem fingierten Tele­gramme der bürgerlichen Verlobung sogar seinen Segen. Alerdings wandte sich bald alles zum Un­segen, als in dem Hotelier infolge des Engagie- rens mehrerer junger Mädchen durch dieNräfin" der Argwohn aufstieg, daß man es hier mit einer Mädchenhändlerin zu tun habe. Bei ihrer Fest­nahme deckte die Friseuse unter Tränen den gan­zen Schwindel auf, nun kann sie neun Monate im! Gefängnis über die Vergänglichkeit ihres kurzen! ,,'Adeltums" Nachdenken.

Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lauk.

Druck und Verlag der AI Rieker'schen Buchdruckerei in Altenstetg.

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Die Bulgare» unter schweren Berlufteu zurück- geworfen.

Konstantinopel, 18. Novbr. Aus dem Miui- sterium des Aeußern wi d versichert, daß die Bulgaren aus der ganzen Linie zurückgeschlagen worden seien, nachdem der rechte Flügel der Türken die Bulgaren de- siegt hatte, wobei den letzteren zwölf Kanonen und viele Gefangene abgensmmen wurden.

Nach einer Meldung des Kriegsministers von der Tschataldschalinie errangen die Türken nach vierzehnstündigem, äußerst heftigem Kampfe heute einen Sieg auf der ganzen Linie. Drei bulgarische Bataillone wurden mit ihre« Offizieren gefangen genommen, außerdem verlor der Feind Tanseude an Toten und Verwundeten. Die türkische Armee marschiert in nördlicher Richtung ans Kalfaki vor. 8600 Bulgaren find gefangen genommen worden, vierzig bul­garische Geschütze wurden erbeutet. Der türkische Sieg auf der Tschataldschalinie wurde ans dem nördlichen Flügel, der unter dem Kommando Mnlthar Paschas steht, wirk­sam durch die türkische Kanonade der türkischen Flotte unterstützt. Der Sultan ließ die Nachricht von dem Siege sofort dem Thronfolger Mitteilen.

Das Schicksal Albaniens.

Berlin, 18. Nov. Das Schicksal Albaniens muß vor­läufig für unentschieden gelten, denn die Entwicklung der nächsten Tage und Wochen läßt sich n'cht mit Sicherheit übersehen. Nur eines ist zu konstatieren, daß die Groß­mächte darüber einig sind, daß bei den zukünfiigen Verhand­lungen über den Frieden und über die Verteilung der Beute Albanien besonders zu behandeln sein wird, also nicht in die auszuteilende Rolle fällt. Ob es ein selbständiges Fürstentum wird, und wer dieser Fürst einmal sein wird, das läßt sich heute nicht sagen, und unter diesem Gesichts­punkt ist eine Nachricht derNeuen Freien Presse" zu be­urteilen, die wissen will, daß für Albanien ein württemberg- ischer Prinz in Aussicht genommen sei.

Oesterreich und Serbien.

Wien, 18. Novbr. An hervorragender informierter Stelle wird heute die Situation folgendermaßen darge­stellt : Es sei einer jener kritischen Momente etngetreten, auf die man schon zu Beginn der Verwicklung gefaßt sein mußte, ein Moment, in dem sich nicht Voraussagen lasse, auf welche Seite sich die Schicksalsfrage neigen werde. Das Verhalten der serbischen Regierung gegen die österreich-ungarischen Konsuln sei in der Tat das ärgste, .was sich ein kleiner Staat gegen seinen großen Nachbarn herausnehmen könne und zweifellos eine bedenkliche Verletzung des Völkerrechts. Auch das kühle Zögern, mit dem Paschilsch die Beanwort- ung der Anfrage des Belgrader Gesandten v. Ugron hinaus- schiebt, grenze fast an Provokation. Aber man sehe noch nicht klar, ob die serbische Negierung wirklich die Dinge aus die Spitze treibe oder nur einen entschiedenen diploma­tischen Schritt Oesterreich-Ungarns herausfordern wolle, der dann die Möglichkeit gebe, vor ihrer eigenen öffentlichen Meinung eine Nachgiebigkeit gegen Oesterreich-Ungarn ver­treten zu können. Sei letzteres der Fall, so habe man es ge­wissermaßen nur mit einer Phase der inneren serbischen Politik zu tun, und die Lage werde in wenigen Tagen wieder normales, noch

hinreichend bedenkliches Gesicht zeigen. Denn Oesterreich-Ungarn könne und werde nicht mehr zögern, entscheidende Schritte zu tun, es sei die allerletzte Stunde gekommen. Sei aber die Auf­fassung der serbischen Staatsmänner die, daß in Oesterreich Aufstände ausbrechen, die slawischen Trupven den Gehorsam verweigern, der Balkanbuud und Rußland hinter Serbien stünden, sodaß dies den Kampf mit Oesterreich um den Sieges­preis der südlawischen Gebiete aufnehmen könnte, so sei die Lage allerdings sehr ernst.

Eine weitere, aber nicht sehr bedenkliche Komplikation sei, daß man in Kreisen sehr hochgestellter slawischer Kavaliere mit der Fabel Hetzen gehe, daß Oesterreich im äußersten Falle nicht unbedingt auf Deutschland rechnen könne. An den obersten Stellen der Monarchie wisse man wohl, daß dies nur eine Fabel sei, aber einen gewissen Eindruck mache das Gerede immerhin, wenn auch nichts anderes dahinter stecke, als die Furcht eben jener slawischen Herren, daß im Ernstfälle Oesterreich-Ungarn dem deutschen Reiche wiederum stärker verpflichtet werden könnte. Es unterliege aber gar keinem Zweifel, daß Deutschland fest hinter Oesterreich stehe und in seinem Kampf um seine Großmachtstellung und seine südslawischen Gebiete aus eigenstem Interesse den Verbündeten nicht im Stiche lassen ! könne. Der Moment für ein entschiedenes Auftreten Oester­reich-Ungarns sei nicht nur der letzttnögliche, er sei auch ein sehr günstiger, denn das Vorgehen der serbischen Behörden gegen den österreichisch-ungarischen Gesandten gebe die beste Handhabe zu einem Auftreten, von dem auch die slawische Bevölkerung Oesterreich-Ungarns sich nicht verletzt fühlen könne Denn eine Großmacht, die sich das bieten ließe, was Serbien geboten hat, wäre schon abgedankt. Das könnte auch den Wünschen der österreichischen Slawen nicht entsprechen. Die Dinge stehen so sehr auf des Messers Schneide, daß man in ganz wenigen Tagen schon wissen werde, woran man sei. Bis dahin brauche man noch nicht die Hoffnung auf die Erhaltung des Friedens aufzugeben, wenn man auch nicht leugnen könne, daß die Situation sehr bedenklich sei.

Aus der türkischen Hauptstadt.

Konstantinopel, 18. Novbr. Heute früh um 8 Uhr landeten die ausländischen Kriegsschiffe 2000 Marinesoldaten, sämtliche mit Waffen und Fahnen. Sie besetzten die Spi­täler, Schulen und andere öffentlichen Gebäude. Die Ma­schinengewehre sind bereits gestern gelandet worden.

Die Tripoliskämpfer.

Alexandria, 18. Novbr. Die türkischen Offiziere eilen aus der Cyrenaika scharenweise nach dem Balkan. Sie legen auf den Karawanenstraßen die Strecke Derna- Alexandrien in 15 bis 19 Tagen . rück, ohne Pferde und Kamele zu schonen, die zum grossen Teil durch die Ueberanftrengung zu Grunde gehen. Enver Bey bleibt einstweilen noch zurück.

Deutsche Aerzte zur Bekämpfung der Cholera auf

dem Kriegsschauplatz.

Bamberg, 18. Nov. Der Badearzt Dr. Roth- Reich e n h a l l ist vom König von Bulgarien in das bulgarische Kriegslager zur Bekämpfung der Cholera berufen worden.