Fernsprecher Nr. 11.

Gegründet

1877.

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Dienstag, den 12. Rovembes.

Amtsblatt für Psalzgrafenweiler.

1912 .

Ludwig Uhland

Zur 50. Wiederkehr seines Todestages (13. November (862).

An diesem 13. November fährt sich zum 50. Male de Tag, an dem Ludwig Uhland in seiner Heimatstadt Tübingen das leuchtende Auge zum ewigen Schlummer schloß.

Der Dichter wurde am 26. April 1787 zu Tübingen als Sohn des Universitätssekretärs Johann Friedr. Uhland geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und des 'Gym­nasiums in seiner Vaterstadt bezog er dort die Universität, um Jura zu studieren, nebenbei aber auch mit ganz be­sonderem Eifer weil dies eben seiner Neigung mehr ent­sprach als die Rechtswissenschaft philologische, im besonderen litterarhistorische Studien zu pflegen.

Im Jahre 1820 vermählte sich Uhland mit Emilie Fischer aus Calw, die Ehe, die die denkbar glücklichste geblieben bis an des Dichters Lebensende, war ein reiner Bund des Herzens, hatte aber auch für Uhland das Angenehme, daß ihn seiner Gattin nicht unbeträchtliches Vermögen wirtschaft­lich vollkommen unabhängig machte, ein Umstand, von dem er nie zu gewinnen suchte, der ihn aber in vielen Fällen in die glückliche Lage versetzte, bei seinen Entschlüssen aus­schließlich seiner eigenen Ueberzeugung folgen zu können, ohne daß ihm hieraus empfindliche Nachteile entstanden oder gar, wie manch anderen seiner gleichgesinnten Zeitgenossen, ein Martyrium erwuchs.

Ganz seinen Studien, seiner Muse und dem Gedanken­austausch mit den bedeutendsten Männern seiner Zeit lebend, verbrachte er die letzten Jahre in behaglicher Häuslichkeit in Tübingen, wo er sein mit ernster Arbeit ausgefülltes, aber auch an Erfolgen reiches und von viel Liebe verschöntes Leben 75 Jahre alt am Abend des 13. November 1862 beschloß.

Mit Uhlands Würdigung als Dichter allein wäre sein Lebenswerk erschöpfend so wenig gezeichnet, wie kein Wesen, denn ein wichtiger, integraler Bestandteil von Uhlands Sein und Schaffen ist seine Tätigkeit als Politiker. In welcher Weise und an welchen Stellen er als Politiker besonders hervortrat, auf diese Details näher einzugehen, ist an dieser Stelle nicht wohl möglich, da eine Darlegung der Zeitver­hältnisse, unter denen er als Vertreter Tübingens und Stutt­garts und als Abgeordneter für TübingenRottenburg im Frankfurter Parlament wirkte und die Wiedergabe oder auch nur Andeutung feiner dort geleisteten Arbeit gleichbedeutend wäre mit dem Niederschreiben der ganzen Geschichte jener Zeit.

Ausführlich noch in eine Würdigung der Persönlichkeit Uhlands einzutreten ist wohl nicht vonnöten. Denn sein Schaffen war sein eigenes Ich er selbst aber das Spiegel­bild seiner Arbeit und seiner Werke. Schlicht, bescheiden und liebenswürdig, wie seine Geschichte, war auch der von Erfolg zu Erfolg geschrittene Mann, aufrecht, uubeugsam und lauter, wie seine politische Gesinnung und Betätigung war sein ganzes Wesen. Stellt man neben diesen hervor­ragenden Eigenschaften noch seine Herzensgüte und seine Liebe zur schwäbischen und deutschen Heimat, so dürfte das Bild des großen Mannes so gezeichnet sein, wie es in unserer aller Herzen heute lebt und im Wandel der Zeiten bestehen möge für alle Tage.

Asquith über die Tage.

Aus dem dieser Tage stattAfundeneu Lordmahor- Bankett in der Guildhall sagte Premierminister Asquith in Erwiderung eines auf die Mini­ster des Königs aufgebrachten Toastes folgendes: Wir leben in einer bedrängten Zelit und sind Zuschauer großer und weltbewegender Er­eignisse. 'Es ist eine'Genugtuung, die Versicher­ung geben zu können, daß, soweit unser Land in Frage kommt, seine Beziehungen zu den an­deren Mächten ohne efine einzige Aus­nahme niemals freundschaftlich e>r und herzlicher waren. Die Großmächte wirken in enger Fühlung! mit einer Offenheit und Aufrichtig­keit des Meinungsaustausches zusammen, die be­merkenswert und beinahe unverständlich 'ist für die, welche glauben, daß die Mächte, weil sie auf Grund gewisser Absichten in verschiedene Gruppen geteilt waren, es jetzt noch sind und deshalb in einer Zeit europäischer Krisis in gegenüber-stehen­

den Lagern sein müßten. Nichts ist weiter von den Tatsachen entfernt.

Die Mächte sind in manchen Kreisen geta­delt worden, weil es ihnen nicht gelasng, den Krieg abzuwenden. Sie haben immer wieder ehrlich und ernstlich durch diplomatischen Druck, und ohne zu Gewalt ihre Zuflucht zu nehmen versucht, geordnete Zustände und eine gute Ver­waltung in den europäischen Provinzen der Türkei zu schaffen. Es waren indessen Gewalten am Werke, die sich der Kontrolle diplomatischer Ein­wirkung entzogen. Die B al k a n st aat e n hatten ihren Plan zur Reife gebracht, hatten ihre Rüst­ungen vollendet und sich zu gemeinsamem Vor­gehen verbündet. Sie entschieden sich dann, daß Gewalt das einzige wirkungsvolle Heilmittel sei. Sie selbst und sie allein waren vorbereitet, von diesem Mittel Gebrauch zu machen. Sie haben die Sache selbst in die Hand genommen.

Die Dinge können niemals wieder sein wie sie waren und es ist überall Sache der Staatsmän­ner, das fait accompli anzuerkennen und zu ak­zeptieren. Die Karte desöstlichen Eurospa soll umgestaltet werden und im weiteren Ver­laus mag es sein, daß die Ideen und vorgefaßten Meinungen in der Politik, wie sie entstanden waren in einer Aera, die jetzt vergangen kft, modifiziert oder sogar alle miteinander über Bord geworfen werden müssen. In einem Punkte ist, glaube ich, die allgemeine Meinung Europas eines Sinnes: daß den Siegern nicht die Früchte gsraubt werden dürfen, die ihnen so teuer zu stehen kamen.

Es ist, so viel ich sehe, keine Neigung vor­handen, die Gründe des Streites zu verkleinern oder über die entscheidenden Grundlagen des Er­folges zu streiten. Wir in England haben kein un mittelbares I n t/ e r e s s e daran, welche Po­litik und territoriale Verteilung schließlich ge­macht wird. Es sind andere Mächte vorhan­den, deren spezielle Beziehungen geographischer, öko­nomischer, ethnologischer und historischer Natur zu dem Schauplatz des Konflikts und deren 'Bestim­mung derartige sind, daß nicht erwartet werden kann, sie würden nicht verlangen, daß ihre Stimme gehört wird, wenn die Zeit für die end­gültige Regelung gekommen ist. Ich sehe in diesem Stadiunl der Lage absichtlich davon ab, auch nur in der allgemeinsten Form diese Punkte anzudeu- teu, von denen einige voll ^>on Schwierigkei­ten sind, die schließlich doch gelöst werden müssen. Für den Moment und so lange als der Kriegszustand noch weiterhin herrscht, lehnt es die Regierung des Königs, soweit ihr Einfluß reicht, ab, vereinzelte Fragen aufzuwerfen und zu ver­folgen, die, wenn sie getrennt und sogleich vor­genommen werden, wahrscheinlich nicht wieder gut zu mecheude Differenzen Hervorrufen, die aber viel­leicht ein ganz anderes und vorteilhaftstes (more practicable) Aussehen gewinnen würden, wenn man sie zurückstellt, um sie dann unter den weiteren Gesichtspunkten des allgemeinen Aus­gleichs zu behandeln.

Ein Krieg hat etwas Furchtbares, aber von Zeit zu Zeit, wenn die Dinge auf einem toten Punkt angekommen sind, mag er eine notwendige Form der Entscheidung sein. Keiner seiner schlimm­sten Schläge fehlt dem Feldzugs, der jetzt entschie­den wird. In diesem Augenblick ist es das erste und höchste Interesse Europas, den Kriegsschau­platz zu begrenzen. Zu diesem Zweck haben die Großmächte gearbeitet, wie von einem ein­zigen Willen beseelt. Bisher haben sie erfolg­reich gearbeitet und es ist unsere Hoffnung, und unser Glaube, daß sie die Arbeit zu Ende führen werden.

In diesen Zeiten ist die Last der Verantwort­ung, welche auf die Schultern von Sr. Majestät Regierung fällt, außergewöhnlich schwer und es ist eine Quelle aufrichtiger Genugtuung für Sie zu wissen, daß, wenn wir auch auf dem Kampf­platz unserer inneren Politik noch so sehr getrennt sein mögen, die Regierung in dieser wichtigen Angelegenheit die Sympathie und die Unterstütz­

ung des gesamten Staates genießt und im Mate Europas im Namen und mit der Vollmacht der der geeinten Nation zu sprechen vermag.

Todesnachrichten.

AHenrteig, 12 . November 1912. l. Auf der Straße. Im ganzen Jahr setzt kein Monat der Sauberkeit der Straßen, die bei uns in Deutschland mit Recht gerühmt wird, der­maßen zu, wie der November mit seinem wech­selnden, unbeständigen Wetter, lieber die Sträßen- reinigungDpflicht ist noch immer nicht überall das letzte Worte gesprochen, aber kein Zweifel besteht wegen Säuberung von Schnee und Asche- und Sandstreuen bei Glatteis. Der Schnee ist ein Verkehrshemmnis und den Behörden steht zweifel­los das Recht zu, im allgemeinen Interesse die Beseitigung, soweit erforderlich, anzuordnen. Das Glatteis bedroht die persönliche Sicherheit des Menschen. Seine Unschädlichmachung ist also für die dazu verpflichteten Straßenanwohner ein Gebot und in Gerichtsentscheidungen sind wiederholt bei groben Versäumnissen Entschädigzrngen ausgespro­chen worden. Man achte daher darauf im In­teresse seiner Mitmenschen, daß Unangenehmen Fol­gen beizeiten vovgjebeugt wird. Der Novem- berschmnddelei folgt ja bald die Dezember-Illu­mination und Dekoration der Schaufenster und dann ist's immer und überall schön-: Christkind bringt die Phantasie mit. -

n. Die vorgestrigen Wahlversammlungen des liberalen Kandidaten in Eb Hausen und Hatter- b ach erfreuten sich eines guten Besuches, nament­lich war dies aber in Walddorf der Fall, wo über 100 Wähler den Worten des Kandidaten Stadt­wundarzt Vogel zuhörten. In gewohnt sach­licher und ruhiger Weise erläuterte der Kandidat seist Programm vor der aufmerksamen Zuhörer­schaft und erntete mit seinen klaren, knappen Aus­führungen wohlverdienten Beifall. Reichstggsabg. Schweickhärdt, der den Kandidaten begleite- sprach über das Verhältnis der Liberalen zu den anderen Parteien, über die Tätigkeit des Reichstages und den Anteil der Liberalen an allen den reformeri- schen Arbeiten in Land- und Reichstag während den letzten Jahren, wies mit treffenden Worten, die namentlich von konservativer Seite immer wie­der cusgestreuten Verdächtigungen zurück und schloß mit einem Appell an die Wähler, der liberalen Sache zum Sieg zu verhelfen. Eine eigentliche Diskussion fand nicht statt. Die gut besuchten Versammlungen, die Aufmerksamkeit und der Bei­fall, die den nicht zu langen Ausführungen des Kandidaten geschenkt werden, lassen darauf schlie­ßen, daß auch im vorderen Bezirk die liberale Sache an Boden gewinnt und daß die Liberalen somit mir Ruhe dem 16. Nov. entgegienfehen können./ * Freudenstadt, 10. Nov. Gestern wurde im Steinbruch der ledige Steinhauer Karl Grammel von einem Stein an den Kopf getroffen und trug eine schwere Kopfverletzung davon.

jj Schramberg, 11. Nov. (Verbandstag.) Eine Ausschußsitzung des Landesverbands evang. Arbeitervereine hat beschlossen, den nächstjährigen Verbandstag im Anschluß an das 25jährige Jubiläum des hiesigen Evangelischen Arbeitervereins hier abzuhalten.

ss Rottweil, 11. Nov. (Wieder ein Einbruch.) Der Einbrecher, der eine Zeitlang, sein sauberes Handwerk aufgesteckt hatte, ist vergangene Nacht wieder in Aktion ge­treten. Als Objekt seines verbrecherischen Treibens suchte er sich das kath. Stadtpfarrhaus aus und bereits wäre es ihm gelungen, durch gewaltsame Oeffnung eines Fensters von der Hinterseite aus in das Haus einzudringeu. Seine Versuche, verschiedene verschlossene Türen zu öffnen, verur­sachten ein Geräusch, an dem ein Bewohner erwachte; als dies der Dieb merkte, suchte er das Weite und entkam un­erkannt. Auch über die Einbrecherei im Gymnasium, der Realschulschule und dem Amtsgerichtsgebäude, die offenbar von sachkundiger vielleicht auch von lokalkundiger Seite ver­übt worden find, herrscht noch tiefes Dunkel.

js Stuttgart, 11. November. (Von den Auto- Apachen.) Zu dem Raubanfall, der vor kurzem bei dem