Zur Landtagswahk.

st Stuttgart, 9. Nov. Der Beobachter teilt mit, daß der frühere Vorstand der Fortschrittlichen Volkspartei und Proporzabgeordnete Dir. Elsas es cblehne, wieder eine Kandidatur für die Propor- zionalwahl anzunehmen und die Partei für die nächste Landtagsperiode um Urlaub zu ersuchen.

st Stuttgart, 9. Nov. Für die bevorstehende Landtagswahl in Stuttgart hüben die National- liberale Partei und die Volkspartei einerseits, Zentrum und Konservative andererseits ihbe Wahl­vorschläge verbunden.

Aus dem Grrichtsfaal.

st Hall, 7. Nov. Das Schwurgericht verhandelte gestern gegen den 27 Jahre alten ledigen Ma­schinenschlosser Georg Zattler von Warzenried Bah. Bezirksamts Kötzting, wegen Verbrechens gegen die Sittlichkeit des H 176 Ziff. 1 und 3 des St. G. B. Der Angeklagte, der schon vielfach vorbestraft ist, zählt zur Zunft der Landstreicher. Er verbüßt zur Zeit eine ihm von der Strafkammer des K. Land­gerichts Hall, unter dem 17. September ds. Js., wegen Betrugs und Diebstahls int Rückfall zuer­kannten Zuchthausstrafe Don 1 Jahr uno Mona­ten. Am Dienstag, Den 16. Juli ös. Hs., nach­mittags zwischen 2 und 3 Uhr hat er in dem an der Hauptstraße von Blaufelden nach Langenburg gelegenen sogenannten Pfingstwäldchen ein 9jähri- ges Mädchen von Raboldshausen zur Duldung un­züchtiger Handlungen dadurch genötigt, daß er dem Kinde mit Abschneiden des Kopfes drohte. Er wurde unter Einrechnung der erwähnten Strafe zu der Gesamtzuchthausstrase von 4 Jahren, sowie zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 10 Jahren verurteilt.

js HM, 8. Nov. Der 47 Jah-re alte verhei­ratete Wagner und Gemeindepsleger Johannes Ber- roth von Obergröningen OA. Gaildorf, der Vater von 10 Kindern ist, arlher dem Amt des Gemeinde­pflegers auch noch das des Kirchenpfleg-ers und Ortssteuerbeamten bekleidete und als zuverlässiger und angesehener Bürger gilt, hat in zwei Fällen Steuerbeträge, nämlich am 22. Januar ds. Js. 60 Mark und am 17. März ds. Js. 50 Mk. eingenom­men und diese anstatt an die Steuerklasse abzu­führen, vorübergehend in eigenem Nutzen verwen­det. Ueberdies hat er dann auch in Beziehung auf diese Unterschlagungen die zur Eintragung oder Kontrolle der Einnahmen und Ausgaben bestimm­ten Bücher und Register unrichtig geführt. Bei einer am 27. August ds. Js. vorgenommenen Re­vision kam die Unterschlagung zum Vorschein. Der Angeklagte bestritt jede gewinnsüchtige oder bös­willige Absicht, da ihm seine Vermögenslage ge­stattet hätte, diese Beträge jederzeit sofort zu er­setze-. Die Geschworenen konnten sich, von der Schuld des Angeklagten nicht überzeugen und ver­neinten beide Schuldfragen, worauf Freisprechung erfolgte.

Deutsches Reich.

* Karlsruhe, 9. Nov. Der nachmittags 2.44 Uhr von hier nach Herrenalb abgehende Zug der Albt alb ahn ist heute an der Uebersührung beim neuen Hauptbahnhof entgleist. Vier Personen wur­den leicht verletzt. Der Materialschaden ist nicht unbedeutend. Der Unfall soll durch große Steine, die auf dem Gleise lagen, verursacht worden sein.

Begegnung des Kaisers mit dem österr. Thronfolger?

* Frankfurt a. M., 10. Nov. Aus zuverlässigen Kreisen wird bestimmt mitgeteilt, daß in aller­nächster Zeit eine Zusammenkunft zwischen Kaiser Wilhelm und dem Erzherzog Thronfol­ger Franz Ferdinand stattfinden wird.

Denkmal für Eugen Richter.

^ Berlin, 11. Nov. Auf dem Askanischen Platz in Berlin soll ein Denkmal Eugen Aich terls. bestehend oüs einer Bronzefigur (ganze Gestalt) auf einem Sockel aus schwedischem Granit, errichtet werden. Für das Standbild ist eine Größe von 250 Zentimetern vorgesehen. Zur Teilnahme an dem Wettbewerbe 'um das Denkmal werden die deutschen Bildhauer eingeladen.

, H ',i nd.

* Budapest, 10. Nov. Nach soeben eingetroffenen Meldungen wird der Train der österreichisch- ungarischen Armee in allernächster Zeit für Apto- mobilbetrieb umgestaltet und zu diesem Zweck 12000 Kraftwagen angpschafft werden.

js Versailles, 10. Nov. Der Anarchist Re­mark, Mitglied der Bande Bonnot, der im Ja­nuar einen ihn verfolgenden Gendarmeriewacht- Nleister erschoß, wurde vom Schwurgericht zum Tode verurteilt.

js Tripolis, 10. Nov. Dis zum '8. ds.' Mts. einschließlich sind 10 404 Eingeborene'zuruck­gekehrt, Haben Hie Waffen aögebiestert und pich den Italienern unterworfen.

Tie chinesischen Finanzen.

* Schanghai, 9. Nov. Der frühere stellver­tretende Finanz minister Tschang-Tsung Au an geht in der Angelegenheit der Crisp-Anleihe nach London. Der 'Premierminister urL der 'Fi­nanzminister ersuchten das Sechsmächte-Syn- dikat um Wiederaufnahme der Verhandlungen. Das Syndikat sagte zu unter der Bedingung, daß der Vertreter Chinas ermächtigt werde, die Aus­hebung des im Crisp-Veriragje vorgesehenen Ver­botes, wonach China keine andere Anleihe ab­schließen dürfte, zu bewirken. Die Antwort Chinas steht noch aus.

Der Balkan-Arieg.

* Köln, 10. Nov. Eine günstige Lösung der Balkanschw Hörigkeiten ' erwartet ein halbamtlicher Artikel der Köln. Ztg. im Anschluß an das Ergebnis der Besprechungen zwischen dem ita­lienischen Minister des Auswärtigen Marquis di San Giuliano und den leitenden Staatsmännern. Es wird darin einleitend betont, daß Oesterreich und Italien auch in der albanesischen sowie in der Adriafrage einig, sind, und daß eine Einheitlich­keit des Vorgehens aller Dreibundmächte besteht. Der Schwerpunkt der Berliner Verhandlungen'liegt darin, daß der Dreibund sich in die Neuordnung der Dinge mit territorialen Gelüsten nicht ein­mengen wird und eine Einmischung nur dann vornimmt, wenn er durch eine Berührung der direkten Interessen seiner Glieder dazu gezwungen wird. Man wird überall in Deutschland und Oesterreich von diesem Ergebnis mit Genugtuung Notiz nehmen, es vereinigt die nötig? Zurück­haltung gegenüber der geänderten Sachlage mit der ebenso nötigen Festigkeit gegenüber Ereig­nissen, die über die Grenze der sachlich berechtigten Neuordnung hinausführen. Hält man das mit der außerordentlich versöhnlichen Haltung zusammen, die Oesterreich zeigt und wiederholt von maßge­bender Stelle aus kundgegeben hat, so berechtigt das, zumal im Hinblick auf die neuesten Anzeichen dafür, wo England seine Interessen in dieser Krisis erblicken muß, zur Hoffnung aus eine günstige Lösung aller Schwierigkeiten.

" Konstantinopel, 9. Nov. Die Blätter bringen von der Regierung inspirierte Artikel, in denen die Bevölkerung Konstantinopels aufg?fordert wird, Freiwillige zu stellen und in jeder Beziehung an der Verteidigung teilzunehmen, denn die Regierung sei entschlossen, bis aufs Messer Widerstand zu leisten. Der Patriarch schloß 'die griechischen Schulen Konstamtinopels.

Die Pforte und die Mächte.

* Belgrad, 10. Nov. Wie verlautet, soll nach

Privatmeldungen die türkische Regierwng die Großmächte um die Besetzung von Kon­stantin opel ersucht haben. l

Einzelheiten über die letzten Kämpfe!.

» * Belgrad, 10. Nov. Heute werden aus Ues-

küb Einzelheiten über die Kämpfe in den letzten vierzehn Tagen gemeldet. Darnach hatten in dem Kampfe um Novibazar die Serben 500 Tote und Verwundete, die Türken 300 Tote und 700 Verwundete. Die Serben erbeuteten 57 Geschütze ünd zahlreiches Kriegsmaterial. Die Kämpfe bei Kruschewo und Prilep Verliesen äußerst blu­tig, da die serbische Infanterie ohne Unterstütz­ung- der Artillerie Bajonettangriffe unternehmen mußte. Schließlich gelang, es den serbischen Trup­pen, die Türken gegen Monastir und Dibra zu verdrängen. Die Einnahme von Monastir steht be­vor. Die Albanesenführer Sabrija Jdris, Se>- fer und Kasumo'ergaben sich den Serben. Die serbischen Verluste bei Prilep betrugen 2500 Tote und Verwundete, die Verluste der Türken 6000 Tote.

Montenegrinische Erfolgen js Rjeka, 10. Nov. Gestern und heute war hef­tiges Geschützfeuer vom Tarabosch und aus Sku- tari hörbar. Den Montenegrinern ist es gelungen, einige Forts an der Südseite des Tarabosch zu zer­stören. Gestern konnten trotz des ununterbrochenen Geschützfeuers der Türken nach Anordnungen des Kronprinzen mehrere schwere Angriffskanonen in Position gebracht werden. Seit heute sind auch Aeroplane bei der montenegrinischen Armee in Verwendung. In Skutari soll die Not aufs höchste gestiegen sein. König Nikita ist heute mittag nach Antivari abgereist.

Tiie Ansprüche des Baitkanbundes.

* Men, 9. Nov. DieSüdslawische Korrespon­denz" verbreitet die Meldung, daß nach der Ein­nahme von Konstantinopel König Ferdinand, der

dann den orthodoxen Glauben annehmen werde, sich als Kaiser S imeson 2. ausrufen lassen werde. Am Einzuge der Bulgaren in die türkisch« Hauptstadt würden die Kronprinzen Alexander, Kon­stantin und Danilo teilnehmen. König Peter werdeKönig aller Serben". König GeorgKö­nig Mer Griechen" und König NikitaKönig von Montenegro und Albanien" als Titel annehmen.

Handel und Verkehr.

js Altenfteig, 9. Nov. (Wöchentlicher Saaten­standsbericht der Preisberichtstelle des Deutschen Landwirtschaftsrats.) Während der letzten acht Tage war das Wetter in Deutschland ziemlich kalt, windig und sehr veränderlich. Starke Regen­güsse, die bei sinkender Temperatur allmählich in Schneefälle übergingen, sowie häufig auftretende Fröste ließen die Feldarbeiten fast vollständig zum Stillstand kommen. Vielfach ist noch ein Viertel bis ein Drittel der Rüben im Boden, hier und da waren sogar noch Kartoffeln zu ernten, die durch Frost sehr gelitten haben. Ueber schlechte Haltbarkeit der im Oktober aufgenommenen Kar­toffeln wird allgemein geklagt. Von den 'stür die Weizenaussaat bestimmten Flächen ist in vielen Ge­genden eine.: großer Teil noch nicht bestellt und wird kaum noch bestellt werden können. Auch die Vorbereitung der Aecker zur Frühjahrsaussaat ist noch sehr im Rückstände und nicht minder uner­wünscht war das nasse und kalte Wetter für die Entwickelung der Saaten, von denen ein großer Teil überhaupt noch nicht aufgelaufen ist. Die im September und in der ersten Hälfte des Ok­tober untergebrachten Saaten haben sich infolge einiger milder Tag? zu Ende des Vormonats er­holt, in der letzten Woche aber keine weiteren Fortschritte machen können und sind meist wenig bestockt. Von dem auf Hackfruchtland bestellten Weizen und Roggen war noch wenig zu sehen. Der junge Klee zeigt, wo er nicht durch Lagern der Deckfrucht oder durch langes Liegen des ge­schnittenen Getreides gelitten hat, guten Bestand und kommt gekräftigt in den Winter. Das Vieh mußte bereits überall aufgestellt werden. Als Grünfutter kommen nur noch Rübenblatter in Be­tracht.

st GMttzsrt. 9. Nov. (Schlachtviehmarkt.) Zugetrieö-n: 114 Großvieh, (72 Ausland) 137 Kälber, 494 Schweine.

Erlös aus p/z Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual.

a) ausgemästete von bis Pfg., 2. Qual, d) fieischij, und ältere vonbis Pfg.; Bullen (Farren) 1. Qual.

b) vollfleischig«, von 90 bis 92 Pfg., 2. Qualität b) älter, und weniger fleischige von bis Pfg., Stiere und Jungriuderl. Qual, ch ausgemästete von 100 bis 104 Pf, 2. Qualität d) fleischige von 96 bis 99 Mg., 3. Qualität o) geringere von 92 bis 95 Pfg.»' Kühe 1. Qual, ch jung, gemästete von bis Pfo., 2. Qualität d) ältere gemästete von bis Pfg., 3. Qualität ch geringer, von bis Mg., Kälber: 1. Qualität ch beste Saug­kälber von 109 bis 113 Mg- 2. Qualität b) gute Saug­kälber von 103 bis 108 Pfg. 3. Qalität o) geringere Saug­kälber von 96 vir 102 Pfg-, Schweine 1. Qual, ch jun^- fleischige 88 bis 89 Pfg-, 3. Qualität b) jüngere fette vo« 86 bis 87 Psg., 3. Qualität ch geringere von bis Pfx.

Veramwortlicher Redakteur: Ludwig Lau!.

Druck und Verlag der M. Rieker'schen Buchdruckerei in Altensteig.

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