Gegründet

1877 .

Die Tagesaasgabe kostet vierteljährlich im Bezirk Nagold und Nachbarortsverkehr Mk. 1.25

außerhalb Mk. 1.35.

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8

OttenML.M

Amtsblatt für

Fernsprecher Nr. 11.

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SchwarzM-er AgeqeüW für die SderimtsbeMe . , NeideustM md Calw.:: Wochea-Aasgade: .SchumzMder SmwlagMti'

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Ausgabe tu Mteusteig-Stavt.

Montag, Rovembes.

Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

IVtS.

Amtliches.

Abhaltung von Unterrichtskursen im Hnf- b e s ch la g.

Um Schmieden die Vorbereitung zu der durch das Gesetz vom 28. April 1885, betreffend das Hufbeschlag­gewerbe, vorgeschriebenen Prüfung behufs des Nach­weises ihrer Befähigung zum Betrieb dieses Gewerbes zu ermöglichen, finden an den Lehrwerkstätten für Hufschmiede in Hall, Heilbronn, Reutlingen, Ravensburg und Ulm drei­monatige Unterrichtskurse statt, welche am Freitag, den 3. Januar 1913 ihren Anfang nehmen. Die Anmeldungen zur Aufnahme in einen dieser Kurse sind bis 2. Dez. d. I. bei dem K. Oberamt, in dessen Bezirk sich die betreffende Lehrwerkstätte befindet, vorschriftsmäßig einzureichen.

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Die Abhaltung von Maschinenlehrkurse für Landwirte in Hohenheim.

In der Zeit vom 5. bis 7. Dezember sowie bei ge­nügender Beteiligung vom 12. bis 14. Dezember 1912 werden in Hohenheim dreitägige Maschinenlehrkurse abge­halten, in welchen praktische Landwirte über die Konstruktion, Handhabung und Instandhaltung der neuesten Hosmaschinen, z. B. Dreschmaschinen, Putzmühle, Windfege, Trieur, Futter­schneidmaschine, Schrotmühle usw., und zwar unter besonderer Berücksichtigung des Antriebs durch Elektromotor und Ben­zinmotor, unterwiesen werden sollen. Der Unterricht ist un­entgeltlich, für Wohnung und Kost haben die Teilnehmer selbst zu sorgen. Die Teilnehmerzahl ist auf 10 an jedem Kurs festgesetzt. Gesuche um Zulassung zu den Kursen sind Mer Vorlage eines Geburts- und Leumundzeugnisses spätestens bis 23. November d. I. beim Sekretariat der Zentralstelle für die Landwirtschaft einzureichen.

Wirkungen

des modernen Krieges.

Die Meldungen von den Kriegsschauplätzen am Balkan erhalten die Welt in Spannung; der Blick der Öffentlichkeit ist auf die Schlachtfelder ge­richtet, wo im menschenmörderischem Ringen die Entscheidungen fallen. Unwillkürlich verknüpft man mit dem Worte Krieg nur die Vorstellung von kämpfenden Heeren, von Siegen, Niederlagen, An­griffen und Rückzügen. Aber der Krieg herrscht nicht allein auf dem Schlachtfeld. Er gleicht einem Vulkane, bei dem die Schauplätze der Kämpfe sich mit den Kraterösfnungen vergleichen lassen; der Strom der Lava ''aber 'zieht weit, weit hinaus ins Land und begräbt Aecker und fruchtbare Gär­ten auf seinem Wege. Mit diesen Wirkungen eines modernen Krieges beschäftigt sich der englische Kriegsberichterstatter Charles Hands; seine Schil­derung gibt ein ernstes und eindruckvolles Bild von den Folgen eines modernen Völkerringens, von jenen Folgen, die sich weit ab vom Schlachtfelde und fern von der kämpfenden Armee daheim gel­tend machen und mit einem Schlage das Leben eines ganzen Volkes zum Stillstand zu bringen scheinen. Hands schildert, wie es vor acht Tagen m Sofia aussah, eine Woche nach Beginn des Feld- Mges, also in Tagen, da die Wirkung des Krieges sich erst fühlbar zu machen begann. Er geht auf eine Bank; sie ist geschlossen. Die jungen Bankbeamten kämpfen vor Adrianopel. Und die älteren, die vom Kriegsdienst freien, sind be­schäftigungslos. Das wirtschaftliche Leben stockt, keine Arbeit ist da; also schließt man das Kon­tor.Ich ging 'zu einem großen und bekannten Handelsherrn. Er ist Vierziger, vom Dienst be­reit, und waltet nun allein in seinem großen Kontor. Der Schreibtisch, an dem fönst der Teil­haber sitzt, ist leer; der junge Partner ist Unter- eutnant, sein Regiment steht vor Adrianopel, upd leer sind auch die Schreibtische der Gehilfen.

Gehilfen stecken in Uniformen, führen statt der Feder das Gewehr; sie stehen vor Adrianopel, ^er Besitzer sülchte mich in das Warenlager. Es "ar fast leer; überall Totenstille. Nur ein klei­ner Kontorjunge ist da. Aber Sauberkeit und Ord­ing überall. Was soll man auch sonst tun?

. ..

Mit seinem kleinen Lehtling hat der Chef, der reiche Handelsmann, die unfreiwillige Muße dazu benutzt, sauber zu machen. Und er selbst mit seinem Lehrling machen täglich rein. Er hat nichts Besseres zu tun. Aller Handel liegt tot. Die Eisenbahnen können keine Waren befördern. Der Krieg legt alles lahm. So lange Krieg ist, kann er von den Kunden kein Geld bekommen; so lange Krieg ist, zahlt er keinem Lieferanten. Ohne diese stillschweigende und selbstverständliche Verschiebung in der Erfüllung aller Verbindlichkeiten würde man bankrott machen". Jener Handelsmann erwartet« aus Liverpol 5000 Säcke Kaffee. Er hat keine Ahnung, wo diese Säcke heute sein mögen, er weiß nicht, wann er sie erhalten wird. Irgendwo unter der Lava des Krieges liegen sie verschüt­tet. Die meisten Waren kamen über Warna oder Burgas, die bulgarischen Häfen am Schwarzen Meer. Aber seit einer Woche ist das Schwarze Meer auZ der Handelsgeographie der Welt "ausge­löscht; und wenn die Schiff« den 'Hafen erreichen könnten: die Bahn könnte die Waren nicht weiter­befördern. Die Vorräte im Magazin aber sind fast erschöpft: die Regierung hat requiriert. Er selbst, der Besitzer, ist Mitglied der Kommission, die über Requirierungen bestimmt. Und die Kom­mission verlangte von ihm 500 Säcke Reis, 10 000 Kilo Zucker, 5000 Kilo Tee, 2000 Kilo pulverisier­ten Alaun das dient zur Desinfizierung des schlechten Wassers, mit dem die Soldaten sich oft behelfen werden müssen. Ein schöner großer Auf­trag. aber sein Nutzen wird aufgehoben durch die Art der Bezahlung. Denn die Bezahlung steht einstweilen nur in einer Quittung. Das Geld aber wird man erst erhalten, wenn die Regier­ung die Bezahlung als ratsam ansieht. Und das kann lange dauern. 20 Prozent Bruttogewinn wer­den zugestanden; aber die Zinsverluste bis zur Bezahlung sind größer.

Ich gehe in "eine Schule, in ein schönes neues Gebäude, um zu sehen, wie es den Kindern geht, nun, da die Ernährer im Felde stehen. An der Tür des Schulhauses steht ein Militärposten. Die Schule ist geschlossen, denn alle Lehrer stehen im Kriege: das Schulgebäude ist Militärdepot gewor­den. Ich blicke in eine alte Moschee, die ein Mu­seum romanischer Altertümer beherbergt. An der Tür steht ein Militärposten, die Archäologie ist suspendiert. Ich gehe zu der kleinen ständigen landwirtschaftlichen Ausstellung, wo landwirtschaft­liche Produkte Bulgariens und kleine Proben von Rosenöl neben Spitzen ausgestellt sind und verkauft werden. An der Tür steht ein Militärposten, die Ausstellung ist requiriert. Ich gehe zu der klei­nen Seidenfabrik, die vor zwei Jahren von einem unternehmenden jungen Bulgaren in einem Vor­ort Sofias gegründet wurde und die gute Fort­schritte machen soll. Auf mein Klingeln öffnet die Frau des Eigentümers selbst. Ihr Mann steht vor Adrianopel. Und mit ihm die 60 Arbeiter, die er beschäftigt; alle draußen im Krieg«. Nur fünf sind geblieben: Ausländer, Franzosen. Ich gehe in ein Urbeiterhaus. Der Männ ist im Kriege. Seine Frau und die Kinder leben von 40 Centi­mes am Tage; dieser Betrag wird ihnen ausge­zahlt. Die Frau weiß nicht, wo ihr Mann steht,

weiß nicht, ob er kämpfte, ob er noch lebt. Denn

die Regierung veröffentlicht keine Verlustlisten. Ich blicke in einen kleinen Gemüseladen nebenan. Ein kleiner Junge von 12 Jahren führt jetzt das Geschäft. Sein Vater gehört der Reserve an, er ist draußen im Kriege. Aus einem Hinteren Zim­mer kommt die Frau. Ja, sie seien sehr arme

Leute, und die Kundschaft könne jetzt nicht mehr

kaufen; wenn die Leute früher für 20 Pf. Zwie­beln kauften, so kaufen sie heute nur für 5 Pf. In den Vororten Sofias gähnen kahl und verlassen die Baugerüste. Kahle, halbhohe Mauern, Back- steinhaufen, Sandhaufen, aber alles tot und ver­lassen. Di> Maurer sind im Kriege. Und so stockt alles, so ruht alles, die Stille legt sich wie ein Alp über Stadt und Land. Das Volk ist im Kriege. Und die Frauen sind still und ruhig. Sie jubeln

nicht, sie sind nur stolz, aber ihre Freude bleibt gedämpft. Denn ihre Männer stehen vor Adriano- pel und noch hat die Regierung keine Verlust­listen veröffentlicht. . .

Rundschau.

Das preußische Abgeordnetenhaus

beschäftigt sich nach viertägiger Pause am heutigen Montag mit der dritten Lesung des Sparkassenge­setzes und hofft bis Ende dieser Woche das Was­sergesetz in zweiter und dritter Lesung zu er­ledigen. Trotz der Arbeitsfülle, die das Hans bis "zu seiner Auflösung noch zu bewältigen hat, sollen dann bis Ausgang dieses Monats keine Sitz­ungen mehr stattfinden, damit die einzelnen Kom­missionen Zeit haben, khre Arbeiten zu Ende zu führen.

Tie Junggefellensteuer

taucht wieder aus, die bei der Reichsfinanzreform von 1909 bereits eine Rolle gespielt hatte. Sie ist soeben, zunächst für Preußen, von der freikonfer- vativen Partei 'dem Steuerausschüß des Abgeord­netenhauses in milder Form empfohlen worden. Der Zuschlag soll erst bei einem Einkommen von über 3000 Mk. eintreten un?> eist -bei der für das volle Kinderprivileg vorgesehenen Höchstgrenze von 6500 Mark (10 und 20 Prozent! erhöht werden. Es handelt sich dabei um die weitere Durchführung des steuerpflichtigen Gedankens, auf welchem die Steuerermäßigung wegen einer größeren Anzahl von den Steuerpflichtigen zu erhaltender Fami­lienmitglieder, das sogenannte Kinderprivileg, be­ruht.

Ter österreichisch-ungarische Botschafter in Berlin Graf Szögyeny

feierte soeben sein 20jähriges Jubiläum als Ver­treter der habsburgischen Doppelmonarchie in der Reichshauptstadt. Am morgigen Dienstag vollendet der Botschafter, der seit dem Tode des Grafen Osten-Sacken der Doyen des Berliner diplomati­schen Korps ist, sein 71. Lebensjahr. Als VertretM des Deutschland verbündeten und aufs engste be­freundeten Oesterreich-Ungarn erfreut sich der Ju­bilar beim Kaiser sowie allen maßgebenden polt, tischen Persönlichkeiten an der Spree der größten Beliebtheit und Wertschätzung.

Das rote Käppi und die rote Hose

wird die französische Infanterie nach einem soeben geft'ßim Beschluß der Heeresverwaltung beibehal- ten. Mit der Einführung graugrüner Uniformen wird es also noch nichts. Man könnte den Ent­schluß so auffassen, daß Frankreich an einen bal­digen Krieg nicht glaubt, wenn man nicht wüßte, daß die Rücksicht auf die Industrie des Landes, die die Herstellung der roten Uniformfarbe imj großen betreibt, für die Entschließung der Ar- meekommission maßgebend war.

Landrsnachrichten.

Wteyrteig, II. November. - ^ St. Martinstag. Der 11. November ist der St. Martinstag. Viele Menschen leben in dem Glauben, daß der Tag seinen Namen zu Ehr« Martin Luthers führt. Aber Luther hat nichts damit zu tun; der Martinstag stammt aus grauer Urzeit und die Martinsgans war ursprünglich ein« heidnische Gans, die von den Urvätern den Göt­tern als Dankopfer für eine gute Ernte darge­bracht ward. Erst nach dem Tode des Bischofs Martin von Zours, ungefähr um das Jahr 400, wurde der Martinstag ein christlicher Feiertag und erhielt den Namen des heiligen Bischofs. Di« Kappe des heiligen Martin diente den fränkischen Königen als Heerfahne, ohne die sie nicht ins Feld zogen. Er ist der Schutzpatron von Frank-, reich, sowie der von Mainz und Würzburg. Dev Gebrauch, am Martinstag die Martinsgans zu.