s! Winnenden, l. Nov. (Besitzwechsel.) Die Oberleutnantswilwe Elisabeth Schunck aus Nieder­rad bei Frankfurt a. M. hat das Bahnhotel und den Saalbau Horn um 130000 Mk. käuflich er­worben.

Zur Landtagswahl.

* Herrenberg, 1. Nov. Als Kandidat der libe­ralen Parteien unseres Bezirks wurde Schultheiß Wizemann in Unterjesingen ausgestellt.

Stuttgart und das badische Murgkraftwerk.

Auf einen in einer Stuttgarter Zeitung er­schienenen Artikel über die Frage, ob Stuttgart von dem badischen Murgtalwerk elektrische Energie be­ziehen könne, bemerkt die Oberrhein. Korr.:

Die badische Regierung ist keineswegs abge­neigt, die aus dem Murgtalwerk gewonnene elek­trische Energie auch imAusland" abzufetzen. Na­türlich kommen in allererster Linie für den Bezug von elektrischer Energie aus dem staatlichen Murgs­werk badische Landesteile "in Betracht. 'Die Re­gierung steht mit verschiedenen württembergischen Gemeinden in der näheren Umgebung des Murg­werks zwecks Stromlieferung in Unterhandlung, ob aber hierbei auch Stuttgart in Frage käme, erscheint heute wenigstens noch recht zweifelhaft. Bei den Unterhandlungen der badischen Regierung mit den Vertretern Württembergs wurde übrigens betont, daß die Eisenbahnverwaltung im Stutt­garter Bahnhof die elektrische Energie von der Stadt Stuttgart billiger bezöge, als wie sie das Murgwerk vorläufig 'zu "liefern 'im st a/che sei. Nack den von der badischen Regierung mit ver­schiedenen badischen Gemeinden, 'so mit der Stadt Karlsruhe, gepflogenen Unterhandlungen fteht überdies in Aussicht, daß ^die durch den eilten Ausbau des Murgwerks 'gewonnene Kraft auch tat­sächlich in Baden vollständig verbraucht werden kann."

Aus dem Gerichtssaal.

st Tübingen, 1. Nov. Das Schwurgericht hat den Gastwirt Albert Proß in Beihingen OA. Nagold, einen gebürtigen Sulzer, wegen Tötung seiner Ehefrau Marie geborene Frey zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt. Der erst 32 Jahre alte Angeklagte hat die 27jährige Frau am 6. September mit dem Stiefel so ckkkf den Unter­leib getreten, daß sie eine halbe Stunde später an Verblutung starb. Der Angeklagte suchte sich damit zu entschuldigen, daß die Frau getrunken habe. Er hat sie oft grob mißhandelt, so bei ihrer letzten Niederkunft im November 1911 und sie wiederholt mit Totschlägen bedroht.

st Berlin, 1. Nov. Vor dem 2. und 3. Straf­senat des Reichsgerichts begann heute der.Spio­nageprozeß gegen den mehrfach vorbestraften 32- jährigen Journalisten, früheren Eisenbahnassisten­ten Alfred Ott aus Singen i. B. Er ist ange­klagt, sich vorsätzlich in den Besitz von Karten der deutschen Reichspost gesetzt zu haben in der Absicht, sie einer fremden Macht auszuliefern. Zu der Verhandlung waren 4 Zeugen und 4 Sach­verständige erschienen. Die Öffentlichkeit wurde für die Dauer der Verhandlung ausgeschlossen. Das Urteil erkannte gegen Ott wegen vollendeten Verbrechens gegjen deü A3 des Spionagegesetzes auf 4 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehr­verlust, sowie Zulässigkeit der Stellung unter Polizeiaufsicht. 3 Monate Untersuchungshaft werden angerechnet. Verschärfend fiel ins Gewicht, daß Ott als intelligenter Mensch eine Gefährdung des Deutschen Reiches bei seiner Handlungsweise voraussehen konnte.

Gordon-Bennettwettfahrt.

st Stuttgart, 1. Nov. Nachdem jetzt von allen vorschriftsmäßig gestarteten 19 Ballons Nachrich­ten über ihre Landung Vorlieben, steht fest, daß die beiden französischen BallonsLa Picardie" und Jsle de France" den ersten bezw. auch den 2. Preis davongetragen haben. Damit ist Frankreich zum erstenmal der Träger des Hauptpreises ge­worden. Den- von der Nordwestgruppe des Deut­schen Luftfahrervereins gestifteten Ehrenpreis für den besten der deutschen Ballons fällt dem Bal­lonReichsflugverein" zu. Tie von den Ballons in diesem Jahre zurückgelegten Strecken sind die größten seit Bestehen der Gordon-Bennettfahrten. Der bisherige Rekord war von dem Ballon Amerika 2" mit 1887 Kilometern im Jahre 1910 von Saint Louis aus aufgestellt worden. Die bis­herigen Höchstentfernungcn betrugen:

1906 . . . . 647 Kilom. Amerika

1907 . . . 1403 Kilom. Deutschland (Erbslöh)

1908 . . . 1202 Kilom. Schweiz

1909 . . . 1121 Kilom. Amerika

1910 . . . 1887 Kilom. Amerika

1911 .... 757 Kilom. Deutschland lGericke

1912... 2200 Kilom. Frankreich.

Aus dem .vorläufigen Ergebnis der Fahrt geht hervor, dgß der französische BallonLa Picardie" 2100 Kilometer, der französische BallonJsle de France" 1970 Kilometer, cher italienische Ballon

Andromeda" 1950 Kilometer, der schweizerische Ballon ^Zürich" 1600 Kilometer, der amerikanische BallonUncle Sam" 1450 Kilometer, der deutsche BallonReichsflugverein" 1350 Kilometer usw. zu­rückgelegt haben. Von dem als Ersatz für den geplatzten BallonCansas City" aufgestiegenen Bal­lonDüsseldorf 2" fehlt bis jetzt immer noch jede Nachricht. Die verschiedenen Marinestationen haben gleichfalls keine Nachricht erhalten, daß ein Bal­lon über See gesichtet worden sei. Die Schiffe sind beauftragt 'worden, darauf zu achten. Die Flugleitung vermutet, daß der Ballon ins Innere von Rußland geraten ist und dort vielleicht von den Behörden festgehalten wird.

Ins Eismeer zerschlagen? st Bremen, 1. Nov. Die Teilnehmer an der Gordon-Bennett-Fahrt v. Hoffmann und Berry aus St. Louis, Besitzer bezw. Führer des BallonsMil­lion Population Club" erblickten bei ihrer Land­ung in der Nähe von Ueckermünde am Montag mittag einen Ballon der in nordöstlicher Richt­ung trieb. Es ist vermutlich der vermißte Bal­lonDüsseldorf 2". Wenn er die Richtung bei- behielt, ist er nach Ansicht der beiden Lustschiffer, nach dem äußersten Norwegen bezw. Lappland und etwa darüber hinaus ins Eismeer verschla­gen worden.

KuLianMlchrs

st Moskau, 1. Nov. Prinz Heinrich von Preußen ist mit dem sibirischen Expreßzug hier eingetroffen. Auf dem Bahnhof wurde er von der Großfürstin Elisabeth Theodorvwna, der Prinzes­sin Irene, dem Stadthauptmann, dem Gouverneur und anderen Persönlichkeiten empfangen.

st San Juan del Sur, (Nicaragua), I.Nov. Wie drahtlos hierher gemeldet wird, hat ein Orkan den größten Teil der Hafenstadt Acapulco in Me­xiko zerstört. Eine Anzahl Eingeborene wurden dabei verletzt.

Tie deutsch-englische Vcrständrguugskottserenz.

st London, 1. Nov. Die deutsch-englische Ver- ständigungßkonferenz hielt heute ihre Schlußsitzung ab. Die Mitglieder der Konferenz besuchten heute auf Einladung des Königs das Schloß Wind­sor. - . ^

Irr BMMrieg.

Tie Schlacht bei Lule-Burgas.

Die Türken haben auch diese Schlacht verloren und zwar die erste reguläre Schlacht in großem Stile auf dem thracischen Kriegsschauplatz. Kir- kilisse war der Zusammenstoß eines Flügels der Qstarmee mit dem Gegner. Jetzt, auf der Linie Lule-Burgas-Wisa rangen die gesamten Kräfte bei­der Parteien mit einander, und das Ergebnis ist wieder eine entschiedene türkische Mederlage.

st Sofia, 1. Nov. König Ferdinand beglück­wünschte den Kommandanten der bei Bunar-Hissar und Lüle-Burgas siegreichen Armee. Kronprinz Boris sandte an den Kommandanten der 1. Kom­pagnie des 6. Regiments (Tirnovo), dem er an­gehört, ebenfalls ein Glückwunschtelegramm.

* Sofia, 1. Nov. Heute fand in der Kathedrale in Stara Zagora ein feierlicher Dankgottesdienst statt anläßlich des Sieges von Lüle-VurgM.

st Konstantinopel, 1. Nov. Amtlich wird gemel­det: Nach einem heute nacht eingetroffenen Te­legramm des Generals Nasim Pascha dauert der seit 4 Tagen auf der Linie VisaLüle-Burgas to­bende Kampf fort. Auf dem rechten Flügel, auf dem Flügel von Visa, sei der Feind mit großen Verlusten zurückgeworfen worden. Gegen den von Norden kommenden Feind leisteten die tür­kischen Truppen bei Lüle-Burgas tapferen Wider­stand. Bei den Kämpfen um Adrianopel sind dis Bulgaren zurückgpworfen worden.

Tie Griechen.

* Athen, 31. Okt. Die Griechen marschieren auf Saloniki "Prinz Georg ist zum ersten Ad­jutanten des Königs ernannt worden. Die Schenk­ungen zum Besten der nationalen Bedürfnisse er­reichen mehrere hunderttausend Drachmen.

st Athen, 31. Okt. Die griechische Flotte besetzte heute die Insel Aistrati und hißte dort die griechische Flchgge.

st Athen, 1. Nov. Die Griechen haben die Insel Samothraki besteht.

* Athen, 1. Nov. Das griechische Torpedoboot

12 drang in der Nacht in den Hafen von Salo- nik ein und feuerte erfolgreich einen Schuß gegen den türkischen KreuzerFeth.i-Bulend" ab. Dieser neigte sich auf die rechte Seite und sank. Das Torpedoboot kehrte unversehrt nach CaLerina zu­rück.

Eine russische Regierungserklärung.

Der russische Minister des Aeußsrn Sasonow gab einem Redakteur derRußkoje Slowo" eine Erklärung ab, in der gesagt wird, daß zwar die Großmächte vor Beginn des Krieges den Be­schluß gefaßt haben, eine Aenderung; des Status quo nicht zuzulassen. Die Siege der Balkanstaaten haben aber eine neue Lage gesteh affen, mit der man rechnen müsse. "Unter st>en europäischen Mischten hlerrsche volle Uebereinstimmung. Eine Einmischung der Großmächte in den Krieg sei nur nach gemeinsamer Verständigung möglich.

Ter Anspruch Rumäniens.

schreibt:Die Balkan st aaten fordern bisher nur Reformen für die Christen in der Türkei. Sollten sie andere Forderungen kundgeben, so wird Rumänien die Bedingungen für seine Zu­stimmung formulieren, welche von der Absicht dik­tiert sein werden, die eigene Sicherheit und eine dauerhafte Entente zu gewährleisten."

mit den christlichen Nachbarn

Vermischtes.

tz Bulgariens Amazonen. In den Reihen der Bulgaren, die zum Kampfe gegen die Türkei ins Feld ziehen, werden jetzt auch Frauen erscheinen: die Amazonen des Balkans. Am Freitag erging in Lofia ein Aufruf an alle jungen im Jahre 1893 geborenen Leuts und unter den Rekruten und Frei­willigen, die sich sofort zum Kriegsdienst stellten, befanden sich auch drei junge Mädchen und zwei Frauen. Man gab ihrem patriotischen Dränen nach, stellte sie ein, gab ihnen sofort Uniformen und als sie später durch die Straßen gingen, wurden sie der Gegenstand jubelnder Ovationen. Die fünf Amazonen tragen dieselbe Uniform wie die Soldaten: dicke Wollhosen und die Militärjacke. Sie werden einexerziert und daun au der Seite der jungen Männer hinausziehen, um mit der Waffe in der Hand für ihr Vaterland zu kämpfen.

tz Ein Bau nach unten wird gegenwärtig in der Friedrichsiraße in Berlin ausgeführt. Da in Deutschland keineWolkenkratzer" errichtet werden dürfen, sucht mack" bei den teueren Grundstücks­preisen in Berlin den Raum in die Tiefe aus- znnntzen. Die Sohle des untersten Kellers kommt 7,5 Meter unter der Straßenobcrfläche zu liegen; insgesamt mußten 31000 Kubikmeter Boden ausge­hoben werden. Die Kosten des neuen Geschäfts­palastes, der als Hoch- und Tiefbau gleich in­teressant ist, belaufen sich auf rund 6 Mill. Mark. Die beiden Keller sind bereits für 15 Jahre an ^ eine Weinfirma vermietet. ^

tz Wie man Millionen erwirbt. Vor einigen : Tagen ist die Kammersängerin Lucy Weidt von einem mehrmonatigen Gastspiel in Buenos Aires nach Wien zurückgekehrt und erzählt von Land u. Leuten dort u. a. folgendes: Einen sehr günstigen, weil weite Perspektiven eröffnenden Eindruck er­hielten wir von Buenos Aires. Reichtum, Luxus in der Stadt, aber schon eine Wagenfahrt von kaum 20 Minuten über dis Grenzen hinaus führt in weites, gesundes, aber noch gar nicht ausge- beuretes Land. Hier sollten unsere Auswanderer angesiedelt werden. Hier liegen reiche "Erwerbs­möglichkeiteil. Da ist ein heute schon alter Mann, der einst als armer Fischer in einem kleirtzn Bootshaus am Meeresstrand wohnte und jetzt der reichste Handelskaufmann in Buenos Aires ist. Bor 35 Jahren, als man daran ging, die Hafenan­lagen zu errichten, kaufte man ihm sein Stück- s chen Boden ab, weil es in das Bauterrain fiel, i Er verlangte eine Riesensumme und erhielt sie. ; Ich glaube 80 000 Kronen. Damit begann er und s heute trennt er 167 Millionen sein Vermögen. !

Leran: wörtlicher Redakteur: Ludwig Lauk.

Truck und Verlag der M. R eker'schen Buchdruckerei in Altenftitg.

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