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Amtsblatt für Psalzgrafenweiler.

Ausgabe in Altenstcig-Stadt.

Ein Jahr des Glücks".

Mit dieser hübschen Erzählung von Maria Hellmuth beginnen wir in der heutigen Nummer und machen die ge­ehrten Leser und Leserinnen darauf aufmerksam.

Bestellungen aus unsere ZeitungAus den Tannen" für die Monate November undDezember werden fortgesetzt entgegengenommen.

ZUM ReformaLuinsfoft!

Ein feste Burg ist unser Gott! . . . Was war das doch für eine gewaltige Melodie im 16. Jahr­hundert, und wie sollte sie wuchtig forttönen bis in unsere Zeit! Luther und die deutsche Refor­mation das ist nicht nur ein historisch interes­santes Objekt für Forscher und Geschichtsfreunde, nein, das ist eine lebendige Schicksalsfrage un­seres Volkes für Gegenwart und Zukunft. Dabei mag man mit Anerkennung, und Begeisterung aus die kulturellen Werte des Protestantismus weisen, aus seine innere Verwandtschaft mit einer freien, frohen Wissenschaft, auf seine gewichtigen Bezieh­ungen zum modernen StaatsMdanken, auf seine Prächtigen Verdienste um Schule, Haus und Be­rufsleben und was immer Weltoffenes damit im Zusammenhänge stehen magst die eigentlichste und tiefste Wesensseite des reformatorischrn Werkes wird man doch nur dann vollauf verstehen und wür- ! digen, wenn man den religiösen Herzschlag bei

l Luther kennt und als die große Hauptsache fühlt.

Ein feste Burg ist unser Gott! So manches» Mal wird das Schutz- und Trutzlied des gewaltigen Re­formators gesungen, aber überlegt man sich auch immer, was für eine Kraft der Religion

darin liegt? Nicht irgend eine religiöse Aller­

weltsstimmung ist es, sondern ein klares und be­stimmtes Glaubensbekenntnis, das in einer tief­innerlichsten, persönlichsten Erfahrung wurzelte, der Gewißheit einer in Jesu Christo veraükerten, ret­tenden, erlösenden Gottesgnade.

Aus Gnaden allein und aus Glauben allein! Das ist der wundersam harmonische Zusammen­

klang im Leben und Schaffen des deutschen Re­formators gewesen. Es ist richtig, wenn man ge­sagt hat, sein Geist sei zweier Seiten Schlacht­gebiet, und in so manchen Dingjen des Tages habe der mächtige Vorwärtsdräuger doch dem Geiste der Zeit seinen beträchtlichen Tribut entrich­tet, aber dadurch wird Luthers ungeheuer großes Verdienst um die Religion nimmer geschmälert. Ueberhaupt, je genauer die geschichtliche Forschung in das Wesen und Wollen dieses einzigartigen Mannes eingedrungjen ist, umso Heller und klarer hob sich der Wahrhaft religiöse Willenszug., ohne ! den ein wirkliches Lutherbild eigentlich niemals

. denkbar war. Und so oft man von Protestantis-

! mus redet, richtet sich der Blick ganz von selbst ! Ms j^en Heros des religiösen Gefühls, der vor Gott auf den Knien lag als ein armes, sündiges Menschenkind, der aber vor der Welt ein unbeug­samer Kämpfer sein konnte: . Hier stehe ich, sch kann nicht anders! Seien wir froh und dankbar, daß gerade uns Deutschen solch ein Mann erstehen durfte, und schauen twir auch hier das Walten einer höheren Vorsehung! In unseren Tagen aber, wo soviel Suchen und Unsicherheit in Weltanschauungs- sragen ist, und wo manche sogar von einer mo- sustisch-naturalistischen Zukunftskirche träumen, da tut es besonders not, auf jenen religiösen Hel­den und Führer hinzuweisen, den Gott damals zur rechten Zeit gegeben hat und der uns immer noch so viel fein und sagen kann. Möge der gute, persönliche Glaubensgeist der Reformation ein ho- her Segen bleiben für Volk und Vaterland und für Millionen einzelner Menschenseelen!

2. November.

* Marktverbot. Infolge Ausbruchs der Maul­und Klauenseuche in Oberhaugstett OA. Calw wur­den die Viehmärkte in Berneck am 4. Nov. und in Wilbberg am 8. Nov. verboten.

* Postverbindung Hörschweiler-Tornstetten. Vom 11. November ds. Js. an wird das Dorf Hörsch­weiler OA. Freudenstadt vom Postbezirk Lützenharüt abgetrennt und dem Bestellbezirk des Postamts Dornstetten zugeteilt. Vom gleichen Tag an wer­den die täglichen Postbotenfahrten und die werk­täglichen Postbotengänge zwischen Lützenhardt und Dornstetten zu den nachstehenden Zeiten ausge- sührt:

Postboten- Postbo'en- Postboten- Postboten-

tahrt gang fahrt gang

6.00 Vm. 1.45 Nm. ab Lützenhardt an 10.05 Vm. 6.05 Nm. 7.25 Z.25 an Dornstetten ab 8.40 4.25

st Sankt Hubertus. Der 3. November ist der Gebächtnistag des heiligen Hubertus, der als Be­schützer der edlen Jägerei bei ihren Jüngern noch immer hoch in Ehren 'steht. Hubert, der Sohn des Herzogs Betrand von Guyenne, lebte an den Hoflagern des fränkischen Königs Theoderich und Pippins von Herisstall und hatte si ch durch kühne und geschickte Handhabung der Jagd einen Ruf be­gründet, der weit über die Grenzen feines Hei­matlandes hinausreichte. Die Legende erzählt, daß ihm, ckls er an einem ^Feiertage jagte, ekn Hirsch mit einem goldenen Kreuz zwischen dem Geweih erschienen sei. Infolge dieser Erscheinung, entsagte er seiner Jagdleidenschaft, gründete ein Kloster und starb als Bischof von Lüttich. In Belgien und am Niederrhein wird Hubertus als Schutzpatron gegen die Hundswut verehrt. Das Brennen 'mit einem gesegneten Hubertusschlüssel soll die Hunde vor der Tollwut und gegen Wasserscheu schlichen. In der Kunst wird Hubertus häufig dargestellt als Jäger oder Bischof, vor ihm ein Hirsch mit dem Kreuz zwischen dem Geweih, oder mit einem Hund zur Seite. Der bayerische Sankt Hubertus­orden zeigt auf einem runden Mittelschilde die Bekehrungsg.es chichte des heiligen ' Hubertus.

* Freudenstadt, 1. Nov. Auf dem hiesigen Stadtbahnhof sind beim Rangieren des Güterzugs gestern 2 Wggen entgleist. Ein großer Schaden ist dadurch nicht entstanden.

* Herrenalb, 31. Okt. Ein bedauerlicher Un­fall ereignete sich heute im hiesigen Steinbruch bei der Kullenmühle. Ein großer Stein, der sich anscheinend zu früh loslöste, kam ins Rutschen und traf den Arbeiter August Pfeiffer von Bern­bach so unglücklich, daß ihm ein Fuß abgedrückt wurde und er anscheinend auch innere Verletzungen erlitt.

st Neuenbürg, 1. Nov. (Brückenbau.) Die neu zu erbauende Vorstadtbrücke soll in Eisen­beton ausgeführt werden. Da man aber im Lande mit solchen Brücken nicht immer gute Erfahrungen gemacht hat und sich diese Konstruktion überhaupt nur bei Brücken ohne Pfeiler empfiehlt, wird zu­nächst ein Sachverständigengutachten eingeholt. Hof­fentlich wird im Interesse des Landschaftsbildes eine Brücke aus dem schönen zur Verfügung ste­henden.Steinmaterial vorgeschlagen.

j Tübingen, 1. Nov. " (Höherer Volks- schnldienst.) Gestern ging die dieses Jahr znm erstenmal stattfindende Prüfung für den höheren Volksschuldienst zu Ende. 10 Kandidaten, 9 evan­gelische und ein katholischer, beteiligten sich daran.

st Reutlingen, l. Nov. (Protest gegen das Umgeld.) Die durch das ganze Land gebende Be­wegung der Wirte zur Abschaffung des Umgeldes auf Wein und Obstmost veranlaßte auch die Be­zirkswirtsvereine von Reutlingen, Tübingen, Horb, Münsingen, Urach, Metzingen und Nürtingen zur Veranstaltung einer Protestversammlung, die ge­stern hier imLöwen" stattfand und die völlige Abschaffung dieser ungerechten Belastung des Wirtsgewerbes verlangte.

* Böblingen, 30. Okt. Das Verhandlüngszim- mer des hies. Amtsgerichts vermochte heute kaum die Menge der Angeklagten ünd das Aufgebot an Zeugen zu fassen. Nicht weniger wie 22 Ange­klagte, alle Mitglieder der Molkereigenossen­schaft in Ehningen OA. Böblingen, hatten sich wegen Milch Wässerung zu verantworten. Von Anfang März bis Ende Juli hatte die Milch­zulieferung dieser Genossenschaft nach Stuttgart bei der Kontrolle daselbst fortwährend Anstände er­geben, so daß sich die Stuttgarter Nahtungsmit- telpolizei schließlich Ende Juli genötigt sah, zur Ausmittelung der einzelnen Fälle unvermutet in Ehningen Proben im Augenblick der Uebergabe der Milch seitens aller (115) Anlieferer zu entnehi- men. Von jenen 115 Nachproben wurden seitens des städt. Laboratoriums in Stuttgart nicht we­niger als 21 wegen Wässerung beanstandet. (Von Seiten des Vertreters der Anklage wurde darauf hingewiesen, daß es gerade im Böblinger Bezirk bezüglich der Milchsätschungen gar nicht besser wer­den wolle.) Nach den Ausführungen des Sach­verständigen schwankten die einzelnen Wasserzusätze von ein Zehntel bis 2 ein Fünftel (!) Liter. Das Urteil lautete gegen die 21 Anliefernden auf 10 bezw. 40 Mk. Geldstrafe und Veröffentlichung des Urteils, soweit die Betreffenden nicht wegen Fahr­lässigkeit verurteilt worden waren. Die Verurteilten haben sich ferner in die Kosten des Verfahrens zu teilen, die durch in diesem Falle notwendig ge­wordene umfassende Untersuchungen auf 2500 Mk. anwuchsen.

st Plieningen, 1. Nov. Zwischen hier und Möh­ringen brach gestern abend eine Schafherde aus dem Pferch und lief direkt in sinnen Zug der Fild erb ahn hinein, der dÜeTiere^au- sen weise tötete. Mehr als 30 Stück waren teils gleich tot, teils mußten sie. sofort geschlach­tet werden.

st Stuttgart, 1. Nov. Der Bezirksverein Stutt­gart des Deutschen Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke hat den Reallehrer Bihler in Stuttgart zu seinem Sekretär (Geschäftsführer) ge­wählt. Der Bezirksverein wird Ende November durch hervorragende Redner bedeutsame Vorträge in Stuttgart abhalten lassen und gedenkt von jetzt ab neben eifriger Trinkerfürsorgearbeit eine rege Propaganda zu entfalten.

* Stuttgart, l. Nov. Ein 1 einviertel Jahre al­tes Kind fiel auf der Veranda der elterlichen Wohn­ung in der Ecklenstraße in unbewachtem Augenblick in einen niit heißem Wasser gefüllten Zuber und trug so schwere Brandwunden davon, daß es tags darauf starb.

st Stuttgart, l. Nov. (Bahnhofs-Automat.) Heute vormittag stattete eine Anzahl hoher Be­amter der Generaldirektion der Staatseisenbahnen, dem Wartesaal 3. und 4. Klasse zur Besichtigung des seit dem heutigen Tage eröffneten Bahnhofs- Automaten einen längeren Besuch ab. Es erschie­nen u. a. die Präsidenten von Nieder und von Zluhan, die Direktoren von Leo und von Neuf- fer, die sich sämtlich sehr anerkennend über die mustergilttge Anlage äußerten.

st Stuttgart, 1. Nov. (Leichenverbrenn­ung und Judentum.) Während es bisher den israelitischen Geistlichen verboten war, bei Leichen­verbrennungen mitzuwirken, unterzieht jetzt die is­raelitische Oberkirchenbehörde dieses Verbot einer Neuprüfung. Dem Israelitische« Liberalen Verein wurde auf seine Eingabe ickltgeteilt, 'daß verfügt wurde: 1. Die Mitwirkung bei einer Verbrennung (auch im Krematorium), sowie bei der Beisetzung von Aschenresten auf einem israelitischen Fried­hof, wo ein solcher vorhanden ist, wird in das Ermessen des einzelnen Rabbiners oder Vorsängers gestellt: 2. Versagt der zuständige Rabbiner oder Vorsänger aus religiösen Bedenken seine Mitwirk­ung, so hat er Einern dazu bereiten württ. Kol­legen die Erlaubnis zu erteilen. Damit ist es jedem israelitischen Geistlichen sreigestellt, bei einer Verbrennung mitzuwirken oder nicht.