* Rjeka, 30. Okt. Seit 3 Uhr nqchmittagN ist um Skutari heftiges Geschütz- und Gewehrfeuer hörbar. Ueber der Stadt sind starke Rauchwol­ken zu bemerken, die offenbar von "einem Brande herrühren.

st Rjeka, 31. Okt. Heute vormittag um 10.50 Uhr traf die amtliche Meldung ein, daß Jpek von den Truppen des Generals Wukotitsch eingenommen worden ist.

Die griechischen Operationen

st Athen, 31. Okt. Vizeadmiral Counduriottis, Kommandant des Geschwaders im Aegäischen Meer, hat an das Marineministerium folgende Depesche gesandt: Thasos und Jmbros sind besetzt worden. Auf beiden Inseln wurde die griechische Flagge gehißt. Heute früh wurde der KreuzerCanaris" mit einige,: Torpedobooten zur Besetzung: der klei­nen Insel Strato abgeschickt. ' '

Oesterreich-Ungarn und der Balkankrieg.

st London, 31. Okt. Wie dasReuter'sche Bu­reau" aus diplomatischen Kreisen erfüMt, besteht kein Grund zu der Befürchtung, daß Oesterreich- Ungarn aus dem Balkan eine Aktion "unternehme, die zu europäischen Komplikationen'führen Wnnte. Es wird vielmehr erklärt, daß Oesterreich-Ungarn mit den anderen Mächten in dem Entschluß, den Frieden aufrecht zu erhalten, einig sei und nicht die Absicht habe, eine militärische oder eine andere Aktion zu unternehmen, die dazu angetan wäre, den entgegengesetzten Erfolg herbeizuführen.

* Petersburg, 31. Okt. Die hiesige Balkan­diplomatie erklärt offen, von der Beibehaltung des Status quo könne keine Rede sein. Während die Ehauvinisten-Presse bereits die Türkei aufteilt, sucht heute dieRjetsch" die österreichisch-russische For­mel zu verteidigen und meint, diese schließe Nicht kleine territoriale Veränderungen aus. Das wich­tigste sei die Abwendung der Einmischung Oester­reichs und Rumäniens, was nur auf Grund des von Oesterreich anerkannten Status quo mög­lich sei.

Samariterwerke.

Die Schrecken des Balkankrieges zu lindern und dazu beizutragen, daß den Verwundeten aller krieg­führenden Staaten die erforderliche Pflege zuteil wird, ist ganz Europa bemüht. Allen voran spen­dete das deutsche Kaiserpaar 30000 Mark für die Expeditionen des deutschen Roten Kreuzes, die nach Kmstantinopel und den Hauptstädten der Balkan­staaten entsandt wurden und unter der Führung der ersten deutschen Chirurgen stehen. DieKöln. Ztg " eröffnete eine Sammlung zu dem gleichen Zweck, der bereits zahlreiche Beiträge zugeflossen sind. In England, Frankreich und anderen Staaten werden gleichfalls öffentliche Sammlungen veran­staltet. ^ ^

Kari ist die ältere von den beiden, und sie verlangt unbe­dingten Gehorsam, worein sich Silla, die ja auch schon eine erwachsene Dame ist, sehr schwer findet. Die beiden liegen sich daher gar nicht selten in den Haaren. Ola, der als Oberhaupt anerkannt wird, sucht diese Art Kämpfe so viel wie möglich zu verhindern. Es ist ein unbezahlbarer An­blick, wenn der alte Ola klug, wie ich nur wenige Hunde gesehen habe mit diesen zwei Hündinnen, einer auf jeder Seite, umherspringt und einen Kampf zwischen ihnen zu verhindern sucht.

Das tägliche Leben geht bald seinen gewiesenen Weg, und jeder von den Teilnehmern macht den Eindruck, als passe er gerade für den ihm zuerteilten Posten ausgezeichnet. Wir haben eine kleine Republik auf der Gjöa eingerichtet. Es gibt da keine strengen Gesetze, denn ich weiß selbst, wie unangenehm einen eine solche strenge Disziplin anmutet, in dem Augenblick, wo man sich auf- offene? See befindet. Man kann sehr gut seine Arbeit leisten, auch wenn die Rute der Disziplin nicht immer drohend geschwungen ist.

Meinen eigenen Erfahrungen gemäß hatte ich be­schlossen, soweit wie möglich an Bord Freiheit walten zu lassen, jeder sollte das Gefühl bekommen, daß er in seinem eignen Bereich unabhängig sei. Dadurch entsteht bei vernünftigen Leuten von selbst eine freiwillige Disziplin, die einen viel größeren Wert hat als die erzwungene. Dabei bekommt jeder einzelne das Bewußtsein, ein Mensch M sein, mit dem man als mit einem denkenden Wesen rechnet, und nicht nur wie mit einer Maschine, die aufgezogen wird. Die Arbeitslust wird vervielfacht, und damit die Arbeit selbst. Ich möchte das auf der Gjöa angewendete System jedermann empfehlen.

Meine Gefährten schienen dieses Vorgehen auch sehr schätzen, und die Ueberfahrt auf der Gjöa glich viel eher einer Ferienreise von Kameraden, als der Einleitung zu einem ernsten, jahrelangen Kampf.

Am 25. Juni fuhren wir zwischen Fair Jsle und den Orkney-Inseln hinaus in den Atlantischen Ozean.

Und nun hätten sie uns sehen sollen die vielen, die uns hier scpnn den Untergang prophezeit hatten! Mit vollen Segeln und einer frischen Brise aus Südost ging es mit Windeseile westwärts. Sie tanzte auf den Wogen- kammen die Gjö>, sie wetteiferte an Schnelle mit den MRven!

st Petersburg, 31. Okt. Der Polizeipräfekt von Petersburg hat die Zuwendung des Petersburger Magistrats für das Sanitätswesen der Balkanstaa­ten in Höhe von 100000 Rubel bestätigt.

Tie Lokalisierung des Krieges auf dem Balkan

ist in den Bereich größerer Wahrscheinlichkeit ge­rückt, nachdem Oesterreich-Ungarn seine Ansicht über den Status quo bekannt gegeben hat. Bisher glaubte man, die von den Mächten geforderte Erhaltung des gegenwärtigen Besitzstandes auf dem Balkan sei einfach das, was die Worte besagen: der Sieger soll keine Gebietserweiterung vorneh­men dürfen, der Besiegte keine Gebietseinbuhe er­leiden. Nach den Erfolgen des Balkanbundes auf den: Kriegsschauplatz war es klar geworden, daß die Türkei würde Haare lassen müssen. Der Sand- schak Novibazar wird 'serbisches Gebiet werden, Bul garien wird Adrianopel und Kirkilisse behalten, Mon­tenegro wird Gebietszuwachs erfahren und Grie­chenland wird gleichfalls nicht zurückstehen. Mit diesen kommenden Grenzverschiebungen findet sich die hohe Politik bereits jetzt ab, indem sie er­klärt, daß der Status quo die Aufrechterhaltung des gegenwärtigen Einflusses der Großmächte auf dem Balkan sei, der durch Grenzverschiebungen der einzelnen Balkanländer nicht verletzt würde. Die Betätigung dieser Auffassung könnte den Frie­den Europas erhalten.

Vermischtes.

st Ter November, der in unserem Kalender der elfte Monat des Jahres ist, war bei den alten Römern der neunte. Daher hat er auch seinen Namen, der von dem lateinischen Zahlwort novem, das heißt neun, gebildet ist. Im alten deutschen Kalender heißt er Windmond. Der November ist der trübste Monat des Jahres.- Düster ist seine Physiognomie, öde und leer sein Merkmal, er be­deutet das Ende alles Lebens in der Natur. Die Blumen sind aus dem Garten verschwunden und kahl und traurig stehen die Bäume mit ihren ent­blätterten Zweigen da. Meist fehlt dem Novem­ber auch noch das strahlend weiße Winterkleid. Sinnig hat man daher diesen öden Monat den Toten gewchht. Allerseelen am 2. November und das Totenfest am 24. November gelten der Erin­nerung an die Verstorbenen. Der Landmann braucht einen durchweg feuchten Monat mit be­decktem Himmel, wenn die Ernte des nächsten Jahres gedeihen soll. Denn:Im November viel Naß, auf den Wiesen viel Gras". DagegenNo­vember trocken und klar, bringt wenig Segen fürs nächste Jahr. Regen und Frost dürfen im No­vember nicht zusammentreten, denn dann ist es fatal:Wenn der November regnet und frostet, dies meist der Saat das Leben kostet".

* Zimmerheizung. In der Regel wird zu Be­ginn der kühleren Jahreszeit bei der Zimmer- Heizung der Fehler gemacht, daß gleich zu stark geheizt wird, so daß sich für die Gesundheit der Zimmerbewohner allerlei Nachteile einstellen. Wer sein Zimmer im Herbste überheizt, wird bald mer­ken. daß sein Wärmebedürfnis sich immer mehr steigert und er sich im heißen Zimmer stark ver­weichlicht. Neben den Temperaturverhältnissen spielt Liebei auch die Trockenheit -der Luft herein. Denn sobald die Fenster regelmäßig ge­schlossen gehalten werden und der Ofen im Zim­mer brennt, entsteht trockene Luft, wenn nicht, und zwar ganz regelmäßig, von Zeit zu Zeit immer wieder frische Luft von außen hereinge­lassen wird. Für gesunde Leute genügt im Herbste eine Zimmertemperatur von 14 bis höchstens 16 Grad R. oder '18 bis höchstens 20 Grad C. Unser Gefühl für Wärmeempfindung gibt nicht immer den richtiger: Matzstab ab, es muß nach Ther­mometer gesehen werden. Selbstverständikkrh ist es, daß in Räume,:, wo sich viele Menschen achammelln oder wo Arbeiter sich starken Muskelanstrengungen unterziehen müssen, die Temperatur noch niedriger zu halten ist. Sitzende Lebensweise erfordert im­mer stärker erwärmte Zimmer. Auch die Wohn- räume, in denen alte Leute oder Kranke sich auf­halten, erfordern besondere Sorgfalt in der Her­stellung der geeigneten Zimmerwärme.

Z Lokomotlvleistnngen. Die ersten nach ame­rikanische,: Vorbildern erbauten Lokomotivkolosse, bei denen bedeutende-nische Vervollkommnun­gen zur Ausführung kamen, wurden in Deutschland von der Verwaltung der badischen Staatseisen­bahnen im August 1902 in Dienst gestellt (sog. Gattung Ild). Die Ild-Lowmotiven waren nach ihrer Bauart ausgesprochene Flachb ndmaschinen u. durch­liefen von Anfang an die 258 bezw. 251 Kilo­meter lange Strecke M> nuheim bezw. Heidelberg Basel ohne Wechsel. Das zu den Lokomotiven gehörige Personal wurde n Offenburg stationiert und die sogenannte Doppelbesetzung eingeführt, in­dem je zwei Personale, bestehend aus Führer und Heizer, einer Lokomotive zugeteilt wurden. Diese Dienstteilung, durch welcke eine weitgehende Aus­

nützung der Maschine bewirkt wurde, war durch ihre besondere Bauart ermöglicht worden. Die Durchschnittsjahresleistung der Lokomotivgattung Ild betrug 1909 insgesamt 118 355 Kilometer. Um welche Wege es sich dabei handelt, übersieht man am besten mit Heranziehung geeigneter Vergleichs­größen. Als solche wollen wir, im Anschluß um einen interessanten Aufsatz in denTechnischen Monatsheften" (Stuttgart), den Umfang eines Erd- meridians mit rund 40000 Kilometer und den Mittleren Abstand Erde-Mond mit rund 381000 Kilometer zugrunde legen. Die Durchschnittsleist­ung von 120000 Kilometer kommt sonach etwa dem Dreifachen, die Höchstleistung von über 150000 Kilometer sogar fast dem Vierfachen der Länge des Erdmeridians gleich. Letztere Lokomotive hat also in einem Jahr ungefähr zwei Fünftel der Entfernung des Mondes von der Erde zurückgelegt. Sie wäre Anfang 1905 auf dem Mond eingetrof­fen, hätte Ende 1907 bereits auf unserem Planeten zurück sein können, und heute würde auch die zweite Mondreise dieser Lokomotive bereits ihrem Ende zugehen.

Kandel r>«d Verkehr.

* Herreuberg, 30. Okt. Auf dem Vieh markt waren zugeführt: 67 Ochsen, 139 Kühe und Kalbinnen, 79 Stück Jungvieh, was gegen letzten Markt ein Mehr bedeutet bei den Ochsen um 2, ein Weniger bei den Kühen und Kalbinnen um 80 und bei dem Jungvieh um 46 Stück. Von Händlern waren zugeführt 101 Stück. Es waren ziemlich viele Käufer am Platze; der Verkauf ging ziemlich gut. Begehrt war besonders fettes und trächtiges Vieh und Milchkühe. Die Preise sind gegen letzten Markt gleichbleibend. Erlöst wurde für ein Paar Ochsen 9501485 Mk., für eine trächtige Kuh 400450 Mk., für eine Milchkuh 320503 Mk., für für eine Schlachtkuh 230450 Mk., für eine Schaffkuh 310470 Mk., für eine Kalbin 400580 Mk., für ein Jungrind oder Stier 150326 Mk. Auf dem Schweine­markt waren zugeführt: 210 Stück Milchschweine; Erlös pro Paar 4065 Mk., 165 St. Läuferschweine, Erlös pro Paar 70130 Mk. Verkauf: gut.

jj M»irg«rt, 31. Okt. (Schlachtviehmarkt.) Zugetrtrd.n: 184 Großvieh, (29 Ausland) 519 Kälber, 907 Schweine.

Erlös auS */z Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, ») ausgemästete von 94 bis 98 Pfg., 2. Qual, b) fleischige und ältere vonbis Pfg.; Bullen (Farren) 1. Qrml. b) vollfleischige, von 88 bis 92 Pfg., 2. Qualität b) älter« und weniger fleischige von 83 bis 88 Pfg., Stiere ruck Jungrinderl. Qual, a) ausgemästete von 95 bis 98 Ps-, 2. Qualität d) fleischige von 92 bis 97 Pfg., 3. Qualität o) geringere von 88 bis 92 Pfg.; Kühe 1. Qual. ») jung« gemästete von bis Pfg., 2. Qualität b) älter, gemästete von bis Pfg., 3. Qualität v) geringer« von bisPfg., Kälber: 1. Qualität») beste Saug­kälber von 108 bis 112 Pfg. 2. Qualität b) gute Saug­kälber von 100 bis 104 Pfg. 3. Qalität o) geringere Saug­kälber von 90 bis 99 Pfg., Schweine 1. Qual. ») jung- fleischige 86 bis 88 Pfg., 2. Qualität b) jüngere fette von 84 bis 85 Mg., 3. Qualität o) geringere von 78 bis Psg.

js Finanzieller Wochenrückblick. Die Zuspitzung der politischen Lage durch die Siege der Balkanstaaten, die den status quo nicht anerkennen und auch von den Großmächten nicht dazu gezwungen werden können, hat die Börse mit neuen Besorgnissen wegen der Erhaltung des europäischen Friedens erfüllt. Der Ultimo brachte deshalb eine Menge von Exekutionen mit sich, die erst gegen den Schluß der Berichtswoche beendigt waren und einer allmählichen Er­holung der Tendenz wichen. Diese Besserung der Stim­mung, von der man ohnehin nicht we'ß, ob sie den kommen­den Monat erlebt, vermochte gleichwohl nicht die schweren Kurseinbußen der vorausgegangenen Tage auszugleichen, sodaß die Kursveränderungen fast ausnahmslos aus Rück­gängen bestehen. Nachstehend die wichtigsten: 3 Proz. Reichsanleihe min. 0,50, 3V- Proz. min. 0,30, 4 Proz. min 0,20, 39- Proz. Württemberger min. 0,80, plus 0,50, 4 prozentige min. 0,35, Deursche Bank min. 0,40, Dresdener min. 0,50, 0 Diskonto, 2 Eommandit min. 0,90, National­bank min. 1, Handelsanteile min. 1,20, Kanada Pacific min. 4,15, Lombarden min. 0,50, Hapag min. 2,50, Lloyd min. 2,75, Hansa min. 5,90, Phönix min. 1,40, Gelsenkirchen min. 2,10, Deutsch Lux. mm. 2,40, Rombach min. 2,80, Rheinstahl min. 3,50, Hösch min. 5,50, Daimler min. 13, Deuische Waffen min. 12,75, Köln. Rottweil min. 5,25.

Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lauk.

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