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Tages-Rundschau.

Tie Verhandlung gegen de« russischen Hauptmann Kostevitsch

wegen angeblicher Spionage findet am 14. No­vember statt. Dia sie aber nicht vor dem Lieichs- gericht in Leipzig sondern vor dem Landgericht Berlin 1 anberaumt ist, scheint eine ernstere Spio­nage tatsächlich nicht in Frage zu kommen, da vor den Strafkammern nur ganz leichte Fälle abgeurteilt werden. Bekanntlich ist der angebliche Mitschuldige Kostevitschs Oberleutnant a. D. Ni­kolski außer Verfolgung gesetzt, während Kostevitsch selbst sich auf freiem Fuß befindet.

Eirr selbständiges Königreich Mazedonien

soll errichtet werden und der Thron dieses Kö­nigreichs dem Prinzen Harald, einem Bruder des Königs von Dänemark und damit einem Neffen des Königs Georg von Griechenland, bereits -ange- öoten worden sein. Prinz Harald, der durch seine Gemahlin, die Prinzessin Helene von Holstein-Son- derburg-Glücksbuvg, auch mit dem deutschen Kai­serhause entfernt verwandt ist, soll lautB. Z." bereits zustimmend geantwortet haben. Mazedo­nien, das Alexander der Große zu einer kurzen Weltherrschaft erhob, wurde nach einander rö­mische, bulgarische und türkische Provinz, Selb­ständigkeit hat es nicht wieder erlangt.

Ter neue Großwesir.

Ein Bild der Türkei selbst ist der alte Mann, der soeben zum Großwesir ernannt wurde. Kia- mil Pascha, der diese höchste türkische Staats­würde schon wiederholt bekleidete, und der auch jetzt wieder als Retter in der Not gerufen und mit dem Großwesirat betraut wurde, steht im 85. Lebensjahr. In solchem Alter e bläh men die Kräfte auch des tüchtigsten Organismus. Gleich Kiamil hat anscheinend auch die Türkei Die Altersgrenze erreicht. Der Alte ist der geriebenste von allen tür­kischen Staatsmännern; den gegenwärtigen Zu­sammenbruch wird auch er nicht hindern können. Als Englands Freund Hütte er vor wenigen Ta­gen noch Englands Hilfe angerusen, jedoch eine runde Absage erhalten. Das Schicksal der Türkei hangt von der großen Entscheidungsschlacht im Tale des Ergeneflusses, nicht aber nicht von schö­nen Worten oder den Künsten diplomatischer Ge­rissenheit ab.

Tie amerikanische Präsidentenwahl

am nächsten Dienstag läuft wahtscheinlich in einem toten Rennen laus, da drei Kandidaten: Taft, Roose- belt und Wilson um den Sieg ringen, der Sieger aber nach der Verfassung die absolute Stimmen­mehrheit besitzen muß. Roosevelt müßte danach, um gewählt zu werden, mehr Stimmen aus sich vereinigen als Taft und Wilson zusammen, Wil­son mehr als Roosevelt und Taft zusammen. Da mne so starke Vereinigung von Stimmen auf einen Kandidaten nicht zu erwarten ist, so kommt wahr­scheinlich überhaupt keine Wahl zustande, wie das schon einmal im Jahre 1876 geschah. In diesem Falle hätte der Vizepräsident die Staatsleitung zu übernehmen und würde alsbald vom Kongreß zum Präsidenten gewählt werden. Deshalb ist das Schicksal des gegenwärtigen Vizepräsidenten Sher­man besonders trägisch, der von einem so schwe­ren Nierenleiden befallen wurde, daß ihn die Aerzte aufgaben. Ersatzkandidat für Sherman ist der Gouverneur des Staates Missouri, ein ehemali­ger Anhänger Roosevelts.

1. November.

* Abschied. Nach etwa 6jähriger Tätigkeit an der hiesigen Volksschule hat Lehrerin Frl. Maier heute den hiesigen Platz verlassen, um bei der Mittelschule in Metzingen ihre Tätigkeit auszuneh­men. Mit Fräulein Maier ist eine tüchtige und gewissenhafte Lehrerin von hier geschieden, die ihren Beruf mit großer Geschicklichkeit an den Kleinsten ausübte.

ep. Tie Verfassung der württ. ev. Landeskirche.

Die Wahlen zur 8. ev. Landessynode, die gegen­wärtig wieder stattfinden, lassen ein Wort über die kirchliche Verfassung in Württemberg, deren Grund­züge noch nicht überall bekannt sind, angebracht erscheinen. Der erste Schritt aus dem Wege, den kirchlichen Gemeinden einen eigenen Anteil an der Leitung ihrer Angelegenheiten zu gewähren, war die Einführung des Pfarrgemeinderats i. I. 1851, des Vorgängers des jetzigen (1887/88 ein- gcführten) Kirch engsemeindersats, dem neben der kirchlichen Leitung des Gemeindelebens, die auch jenem zustand, die Verwaltung des Kirchen­vermögens übertragen wurde. Aus dem Kirchen­gemeinderat baut sich die Diözesansynade auf, die kirchliche Bezirksversammlung, bestehend aus den Geistlichen und den in gleicher Zahl von den Kirchengemeinderäten gewählten Abgeordneten des Bezirks. Sie hat u. a. die Wahlen zur Landes- synodc vorzunehmen. Diese kirchliche Landesver­sammlung (eingeführt: 1867, erste Tagung: Fe­bruar 1869) besteht aus 50 von den Diözesan- synoden gewählten Abgeordneten, je hälftig geist­lichen und weltlichen, einem von den Professoren der ev. Theologie an der Hochschule gewählten Vertreter und 6 vom König ernannten Mitglie­dern und ist berufen zur Mitwirkung an der kirch­lichen Gesetzgebung des Landes. So wenig ohne den Landtag ein staatliches Gesetz erlassen oder ge­ändert werden kann, so wenig kann ohne die Synode ein kirchl. Gesetz erlassen oder geändert werdem Auch Fragen des sittlich-religiösen Lebens (wie Sonntagsfeier, Sonntagsruhe, Eideszwang u. s. f.) nimmt die Landessynode in Behandlung.

* Tod ansgefunden wurde heute vormittag um einhalb 9 Uhr auf der Straße von hier nach Walddorf, in der Nähe der hiesigen Stadt, Frucht­händler HiNer von Walddorf. Hiller, der sehr schlecht zu Fuß war, trat gestern abend gegen 6 Uhr den Heimweg an. Er scheint dabei ge­fallen und erstickt zu sein, da er auf dem Ge­sicht liegend tot aufgpfunden wurde.

js Oberndorf, 31. Okt. Der seit mehreren Mo­naten probeweise betriebene Kraftwagenverkehr OberndorfAlpirsbach wird vom 1. November ab eingestellt.

fs Oberndorf, 31. Okt. Der im Konkurs be­findliche Kronenwirt Dangler in Hardt hätte einen großen Teil seines Inventars beiseite geschafft. Er wurde deshalb gestern wegen Verdachts be­trügerischen Bankerotts in Haft genommen und in das hiesige Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert.

Schwenningen, 31. Okt. (Vom Auto getötet.) Das Automobil einer hiesigen Firma überfuhr ge­stern nachmittag in Donaueschingen den 63 Jahre alten verheirateten Salinearbeiter Franz Bausch von Bad Dürrheim, der mit seinem Schwiegersohn Vieh auf der Straße trieb. Bausch war sofort tot. Den Chauffeur trifft keine Schuld.

ss Tübingen, 31. Okt. Beim Jagdstand des Schwärzlocher Schießklubs wurde ein Student der Medizin mit einer Schußwunde in der Stirn als Leiche gefunden. Es ist nicht bekannt, ob ein Unglücksfall vorliegt oder was sonst die Ursache ist.

ss Reutlingen, 31. Okt. Die Zusammenleg­ung der vier württembergischen landwirtschaftli­chen Berufsgenossenschaften wird in den betreffen­den Korporationen beraten. Die entscheidende Frage steht auf der Tagesordnung der demnächst

stattfindenden Sitzung der Mitglieder der Genos- senschaftsverfammlung für den württembergischen Schwarzwaldkreis.

js Möhringen a. F., 31. Okt. Der Ankuppler Michael Späth von Amstetten OA. Geislingen, wohnhaft in Neuhausen, wurde heute vormittag einhalb 11 Uhr von einer Maschine überfah­ren, die ihm den Kopf vom Rumpfe trennte. Der Tote hinterläßt eine Frau und zwei Kinder.

jf Stuttgart, 31. Okt. Als der König heute gegen mittag mit seinen beiden Enkeln, den Prin­zen zu Wied, im Schloßgarten beim K. Hoftheater spazieren ging, näherte sich ihm eine annähernd dem Arbeiterstand angehörende Frau und über­reichte eine Bittschrift. Der König nahin diese entgegen und unterhielt sich mit der Frau.

* Stuttgart, 31. Okt. Die Bibelausstell­ung in der KönighKarls-Halle des K. Landesge- werbemuseums, welche von allen Seiten großes Interesse gesunden hat, muß am Sonntag, 3. Nov. geschlossen werden, ist also am Reformationsfest zum letztenmal dem Besuch geöffnet. Ausnahms­weise ist die Bibelausstellung auch am Freitag!, 1. Nov. abends von 89 einhalb Uhr zur Be­sichtigung offen.

* Stuttgart, 31. Okt. Neuerdings scheint auch Oesterreich-Ungarfn seine Reservisten ein­zuberufen. Eine größere Anzahl von in Stuttgart und in Württemberg ansässigen und in Stellung befindlichen, noch militärpflichtigen Oesterreichern hahen in der letzten Zeit Gestellungsordres erhal­ten und sind zu ihren Truppenteilen abgereist.

X Zuffenhausen, 31. Okt. In der Lederfabrik Sihler u. Cie. ereignete sich in der Mittagspause ,ein schwerer Unfall. Am Dampfkessel hat sich auf bis jetzt noch unaufgeklärte Weise eine Ver­packung gelöst. Durch den ausströmenden Dampf wurde der Heizer am Oberkörper und beiden Bei­nen schwer verbrüht.

Zur LandtagswaM.

js Stuttgart, 31. Okt. Die nationallibe­rale Partei hat für die Proporzwahl der Stadt Stuttgart folgende 6 Kandidaten auf ihre Liste gesetzt: Oberbahnsekretär Julius Baumann, Amt­mann Bazille, Rudolf Becker, Vorsitzender der Ar--« beitszentrale der Privatangestellten, Schreinermei-- ster Gustav Kriech, Fabrikant Leibbrand in Cannstatt und den Gemeinderat Prof. Weitbrecht.

Die konservative Liste für die Landtags­proporzwähl in Stuttgart enthält folgende 6 Na­men: Tapeziermeister Fischer, Sekretär des Bundes für Handel und Gewerbe Hiller, Sekretär Krug, Gemeinderat Bäckermeister Mangold, Bürgeraus­schußmitglied Oberfinanzrat Müller und Kaufmann Remppis.

Tie Gordom-Bennett-Fahrt.

ss Stuttgart, 31. Okt. (Weitere Balkon- lan dun gen.) Der BallonZürich", Führer de Beauclair, ist nach 36stündiger Fahrt bei Saprou- ciki im Gouvernement Wilna, südöstlich von Koloc gelandet. Der italienische BallonAndromeda", Führer Usuelli, ist Dienstag morgen 4.45 Uhr 17 Kilometer östlich von Suwalki in Rußland nie­dergegangen. Es fehlen jetzt noch Nachrichten von dem französischen BallonIle de France"^ Führer Leblanc, der seit seinem Aufstieg überhaupt nichts von sich hören ließ. Dasselbe gilt von dem außer Konkurrenz unter der amerikanischen Führung von Joh Watts gestarteten deutschen ErsatzballonsDüs­seldorf 2".

jl Stuttgart, 31. Okt. Von den seither ver­mißten beiden Ballons der Gordon-Bennett-Fahrt ist jetzt der eine gelandet. Heute abend traf bei der hiesigen Oberleitung die telegraphische Nach­richt ein, daß der französische BallonIle de France" (Führer Leblanc) am Dienstag nachmit­tag 1.18 Uhr bei Pouga zwischen Kalonga und Serboukhow (südlich von Moskau) gelandet ist. Da­gegen wird der BallonD üs s e ljd o r f" noch immer vermißt.