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1877.
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öchAUMNder LZUSZckMß Kr Re NermLsSezirkke Nagold. Aeudeuftadt s»d Caw. Woche»-Ausgabe: «SchmarWittder SoMagsbliM".
Nr t»5
LnSgabe in Lltenftetg-Sradi.
Kreitag, vr« 8. August.
Amtsblatt für Pfalzgrafenwetler.
191».
Die Lunte um Puluersatz.
An der türtisch-montenegrinischen Grenze ist es nie ganz geheuer. Das Schießgewehr, das jeder Montenegriner und jeder Arnaute bei sich! führt, so wie bei uns der Fuhrmann die Peitsche u. der Spaziergänger den Stock, hat die Neigung von selbst loszugehen, besonders wenn überflüssige Munition da ist, Und daß es daran nicht fehlt, dafür sorgt schon eine Lieblingsbeschäftigung aller Beteiligten: der Schmuggel, sowie die freundliche Nachhilfe interessierter Nachbarn.
Es scheint aber, daß die Schießerei, überj die neuerdings aus Konstantinopel und Letinje berichtet wird, recht ernst war, um fo ernster, als der Respekt vor der Türkei durch die andauernden Wirren sehr vermindert ist. Man hat schon bei dem letzten Aufstand der Malissoren gegen die Türkei davon gesprochen, daß König Nikita mehr davon wisse, als er zugebe. Man war über diese Gerüchte in Cetinje sehr entrüstet, was noch kein Beweis dafür ist, daß sie falsch -waren. Auch jetzt wieder scheinen Montenegriner und Malissoren gegen türkisches Militär zusammengewirkt zu haben, mit dem Erfolg, daß die Türken zurückweichen mußten und eine größere Anzahl von Toten — die montenegrinischen Siegesberichte sprechen von 60 -- auf dem Platz ließen. - Wie immer sind beide im Recht, beide Teile haben sich gegen Angriffe und Grenzverletzungen verteidigt, und beide Teile sind im tiefsten Frieden von' dem bösen Nachvar überfallen worden. Da beide Parteien gleich glaubwürdig sind, so kann man sich nur an den Knöpfen abzählen, was die Wahrheit ist.
Immerhin kann man annehmen, daß die Neigung der Türkei gegenwärtig nicht sehr groß sein kann, auswärtige Verwicklungen herbeizuführen. Wogegen es durchaus der montenegrinischen Tradition entsprechen würde, die Schwierigkeiten der Türken zu einem kleinen Beutezeug auszunützen, zumal Montenegro mit seinen Grenzen höchst unzufrieden ist und schon lange danach strebt, einen ordentlichen Zugang zum Meer zu erhalten. Ein rundes Stück von Albanien, womöglich Skutari, würde den Söhnen der Schwarzen Berge ausgezeichnet behagen.
Es fragt sich nur, was im hohen Rat der Großmächte beschlossen ist. Montenegro schießt nur, wenn es Rußland erlaubt, und es fragt sich sehr, ob es dem russisch-französisch-englischen Dreibund angenehm sein kann, wenn jetzt die Balkaufrage aufgerollt wird. Denn, wenn es an der montenegrinischen Grenze losgeht, so marschiert Bulgarien ganz von seck st' in Mazedonien ein, und Serbien wird auch nicht zurückstehen wollen. Bei einer Teilung der Türkei aber wird ein Riß zwischen Rußland und England sich auftun, den alle Bemühungen der französischen Entente-Wächter nicht überdenken können. Konstantinopel in den Händen der Russen, das würde eine Verschiebung der Machtverhältnisse herbeiführen, die England niemals zu- geben könnte. Man kann deshalb hoffen, daß ein kalter Wasserstrahl nach Centinje nicht ausbleiben wird Immerhin: das Spiel mit dem Feuer in der Nahe der Pulverfässer bleibt höchst gefährlich, auch wenn Löschgeräte bereit stehen: Und niemand weiß, was die nächsten Wochen noch bringen können.
Aus der Eifersucht der Mächte, auf dem ge- a-:.witigk n Uebelwollen der guten Freunde beruht, wie schon so oft die einzige Hoffnung der Türkei, aus all den Wirren und all den Anfeindungen und Kämvfen halbwegs unversehrt hervorzugehen. Freilich wäre es erwünscht, daß der Frieden mit Italien bald zustande käme. Dann könnte der Dreibund in voller Einigkeit dahin wirken, daß der Türkei in Europa eine neue Lebensfrist gegönnt wird. Und damit wären auch die albanesischen Konfliksmölichkeiten zwischen Oesterreich und Italien, von denen man in Paris mit großem Eifer redet, glücklich vertagt. Ein Ziel, aufs innigste zu wünschen!
s. August.
* Die Witterung macht unseren Landwirten und Lustkurgästen gegenwärtig einen bösen Strich durch ihre Rechnung. Die Ernt' ist da, es winkt der Halm, dem Schnitter in das Feld — aber das Wetter macht Schwierigkeiten und so ist der Bauer auf das Warten angewiesen. Auch die Luftkurgäste, die sich hier, und besonders zahlreich in den verschiedenen Nachbarorten aufhalten, warten mit Ungeduld auf schönes Wetter. Die Temperatur ist wesentlich gesunken und bei der unfreundlichen Witterung hat die Stimmung etwas gelitten. Die heutige Wetterprognose läßt aber hoffen, daß es vald anders wird. Es soll nun „ziemlich heiter, trocken, warm" werden. Hoffentlich geht diese Vorhersage bald in Erfüllung.
* In Mohnhardt ist gestern abend das Anwesen des Anwalt Wurster total niedergebrannt. Die Entstehu.rgsursacye ist bis jetzt unbekannt.
st Sternschnuppen. Einen besonders reichen Schwarm von Meteoren trifft die Erde auf ihrem Jcchreslauf um den 10. bis 12. August. Sie verlaufen durchschnittlich schnell und hinterlassen auf ihrer Bahn Schweife. Die Sternschnuppen, die das Volk unter den: Namen „die feurigen Tränen des heiligen Laurentius" kennt, kommen alle aus derselben Richtung her, die für unseren Standpunkt durch das schöne Sternbild des Perseus bestimmt ist. Da Heuer um die Zeit der Maximalfreguenz der Pers den der Mond schon in der Phase Neumond sich nähert, wird deren Beobachtung durch sein Licht keine wesentliche Störung erleiden.
st Ein schlechtes Honigjahr. Daß die Imker im laufenden Jahr im ganzen Lande eine nahezu vollständige Mißernte zu verzeichnen haben, geht daraus hervor, daß auf Anfrage des Vorstandes des Lande sbiencnzuchtvereins nach dem Bedarf der Mitglieder an denaturwrtem Zucker (zur Notfütterung für den Winter) im ganzen 12 416 Ztr. Kristallzucker bestellt wurden. Das bedeutet einen Wert von mehr als eine viertel Million Mark. Die Zuk- kerfcbrik Stuttgart in Cannstatt, die den steuerfreien Zucker liefert, teilt mit, daß es ihr nur mit äußerster Anstrengung möglich sein wird, zu dem vorhandenen Bestand von 2000 Doppelzentner noch weitere 4000 Doppelzentner zu liefern. — Für die Honigkäufer ist jetzt doppelte Vorsicht geboten, denn in einem solchen Jahr suchen die Honigfabrikanten ihre Schäfchen zu scheren.
st Niefern, 8. Ana. Das 8jährige Söhnchen des Postagenten Karl Schroth wurde abends plötzlich vermißt. Man suchte die ganze Nacht nach ihm aber ohne Erfolg. Als der Fabrikkanal der Papierfabrik, in dessen Nähe das Kind zuletzt gesehen worden war, abgelassen wurde, fand man es als Leiche.
st Balingen, 8. Aug.) (Alpines aus der Alb.) Auf dem Plättenberg hatte sich, wie jetzt erst bekannt wird, ein Tourist so heillos verstiegen, daß er nicht mehr rückwärts und vorwärts wußte. Es gibt dort in den Rutschen einige Partien, die fast alpinen Charakter haben. Der Wandersmann mußte in seiner schwierigen Stellung ausharren, bis die Feuerwehr aus dem nahen Ratshausen alarmiert war und einige Mitglieder ihn mit Hilfe eines langen Seiles wieder auf sicheren Grund und Boden brachten.
st Balingen, 8. Aug.s Außer dem durch die Feuerwehr am Plättenberg geretteten Touristen hatten am vergangenen Sonntag drei weitere Wanderer ein schlimmes Erlebnis. Sie hatten unterwegs Beeren oder Pilze genossen, die sich nachher als giftig herausstellten, und ein schweres Unwohlsein hervvrriefen, sodaß die Touristen in hilflosem Zustande aufgesunden wurden. Durch ärztliches Eingreifen wurde die Lebensgefahr abge- wcndet.
st Reutlingen, 8. Aug., In der unteren Wilhelmsstraße war ein Schneider von Betzingen und sein gegenwärtig beim Militär dienender Bruder so eifrig im Gespräch, daß sie die Warnungssignale der die Wilhelmsstraße herunterfahrenden neuen elektrischen Straßenbahn unbeachtet ließen. Mit einem etwas unsanften Stoß wurden sie von dem Motorwagen aus dem Bereich der Gleise aufs rechtseitige Trctloir geschleudert. Der Schneider erlitt eine leichte Gehirnerschütterung, der Soldat eine unbedeutende Knöchelverletzung am Fuß. Ernstere Folgen hatte diese Karambolage jedoch nicht, denn beide konnten unmittelbar nach dem Unfall zu Fuß nach Betzingen gehen. Abgesehen von verschiedenen Störungen durch Anhalten vor in die Quere gekommenen Fuhrwerken hat sich der elektrische Straßenbahnbetrieb im übrigen bisher glatt abgewickelt und keinen Anlaß zu besonderen Beschwerden gegeben.
st Stuttgart, 8. Aug. Am 12. August beginnt hier der 6. Internationale Buchdruckerkongreß. Tags zuvor wird in der Liederhalle ein Begrüßungsabend veranstaltet.
st Stuttgart, 8. Aug, Die heute von Hagen und Dortmund in Stuttgart und Friedrichshafen eingetroffenen Feriensonderzüge waren zusammen von 864 Personen benützt.
st Stuttgart, 8 Aug. In dem mit einer Bäckerei verbundenen Gasthaus zur „Krone" von K. Krank in Birkach ist heute nachmittag Feuer ausgebrochen, das den Dachstock und den ersten Stock völlig zerstörte. Der Mobiliar- und Gebäudeschaden wird auf 12 000 Mk. geschätzt.
* Stuttgart, 8. Aug. Im Anschluß an den vom Samstag auf Sonntag 10./11. Aug. verkehrenden Feriensonderzug von Stuttgart nach Friedrichs- Hasen wird die K. Württ, Dampfschiffahrts-Jn-t spektion eine Sonderfahrt nach Lindau-Bregenz zu normalen Preisen abfertigen: Friedrichshafen ab 4.15 Uhr vorm., Bregenz an 5.50 Uhr vorrst., Anschlüsse nach Bezau und dem Arlbergschnellzug, Kerner wird eine Bodenseerundfahrt veranstaltet, die bei außerordentlich billigem Preis Gelegenheit gibt ,den ganzen See oder nur die eine oder andere Hälfte kennen zu lernen.
st Stuttgart, 8. Aug. (Weinberg-, Wald- und Landarbeiter» erband.) Bekanntlich haben die freien Gewerkschaften seit einiger Zeit auch einen Verband der Land-, Wald- und Weinberg-Arbeiter, der nach Mitteilungen der soz. Tagespresse Ende 1911 an Mitgliedern 15096 zählte. Die Generaltommission der freien Gewerkschaften ließ ihm im vergangenen Jahre einen besonderen Zuschuß von 30 000 Mk. zukommen. Jetzt hat sich mit dem Sitz in Nierstein (Rheinhessen) auch ein christlichnationaler Deutscher Weinberge-, Wald- und Landarbeiterverband mit dem Anschluß an die christl. Gewerkschaften gebildet. Der Zweck dieses Bundes ist: Förderung des Gemeinsinnes,' Hebung des Standesbewußtseins und der Berufs- tückitigkest. Wchrung der Wirtschaft!, und sozialen Interessen seiner Mitglieder. Ueber den Charakter der Organisation sag: das Statut: Der Bund rußt auf dem Boden der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung. Im übrigen läßt er feinest Mitgliedern Bewegungsfreiheit im politischen Leben. Er achtet in seiner Praxis die religiös-sittliche Ueberzeugung seiner Mitglieder; religiöse und parteipolitische Aufgaben stellt sich der Bund nicht. Zum Vorsitzenden der neuen Organisation wurde August Eckert in Nierstein (Rheinhessen) gewählt. Die Geschäftsstelle befindet sich vorläufig in Köln, Eintrachtstraße 147. Eine Anzahl Winzerlokalvereine haben sich bereits dem Bunde angeschlossen. Tie Vereinigung gibt auch eine Bundeszeitung heraus.
st Stuttgart, 8. Aug. stDas Cannstatter Volksfest- lim dem diesjährigen Volksfest eine besondere Anziehungskraft zu verleihen, bereitet die Volksfestkommission die künstlerische Vorführung eines farbenfrohen Festzugs, die vier Jahreszeiten darstellend, vor.
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