LegrSudet
1877.
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Ausgabe i» Ulteufteig-Gtadt,
Donrrerttag, d»« 8. August
Amtsblatt für Pfalzgrafeaweiler.
rsiL.
Tages-Rundschau.
Ter deutsche Botschafter in London, Freiherr Marschall von Biberstein,
hat sich zu längerem Urlaub nach Deutschland begeben, den er zum größten Teil aus dem Familienstammsitz Neuershausen bei Freiburg im Breisgau verleben wird.
Deutsch-Neuguinea.
Ueber die Expedition zur Erforschung des Kaiserin Augusta Flusses (Sepik) veröffentlicht daK „Deutsche Kolonialblatt" folgenden Bericht des Bergassessors Stolle:
Die Arbeiten der Expedition haben sich bisher hauptsächlich auf die Erforschung des Hun- steingebirges erstreckt. Ungefähr 3 Kilometer südlich von Malu stießen wir auf einen etwa 3 einholb Hektar umfassenden See, mit einer durchschnittlichen Tiefe von 6 Meter. Von diesem „flachen See" wurde ein Vorstoß zu einer durch seine zuckerhutähnliche Form ausgezeichneten Bergkuppe, deren Höhe auf 520 Meter festgestellt wurde, gemacht. Die Kuppe gewährte einen guten Ausblick auf die südlichen Gebirgszüge. Am Fuße des „Zuckerhutes^ trafen wir auf ein Dorf von 5 großen Häusern mit einer Einwohnerzahl von wohl 50 Seelen. Die Sprache und die Kultur scheint eine andere zu sein wie in den am Flusse liegenden Dörfern, mit denen die Eingeborenen nach ihren Aussagen in Fehde leben. Die Eingeborenen verhandelten verschiedene Schädel ihrer erschlagenen Feinde. Der Kannibalismus herrscht auch dort, denn die Eingeborenen erklärten uns durch nicht mißzuverstehende Zeichen, daß die Schulterblätter und die Oberschenkel am besten mundeten. Fünf Dörfer weiter im Gebirge gelegen, wurden gezeigt und namhaft gemacht, alle aber als feindlich bezeichnet. Man kann daher wohl annehmen, daß auch das Hinterland des Flusses bevölkert ist.
Das Verhältnis zu den dem Hauptlager benachbarten Dörfern Malu und Sambun ist gut. Eine große Reibungsfläche ist dadurch vermieden worden, daß vom ersten Tage an das Betreten unseres Lagers den Eingeborenen untersagt worden ist.
M Lefefrucht. M
Wandre, lerne In der Ferne Viel und gerne.
Uebe die Zunge und den Sinn.
Aber bleibe in deiner Haut,
In deinen Knochen, wie sie gebaut.
Sprich, wie es wahrhaft dir zumut Im. eignen Fleisch, im eignen Blut.
Bischer.
Urkraft drr Kirke.
Roman von Karl Engelhardt.
(Fortsetzung.) Nachdruck verboten.
Am Nachmittag kam Karla, voll freudiger Spannung ans die Segelpartie.
Als sie Maja sah, rief sie:
,,O — du bist ja noch nicht zum Ausgehen fertig! Du Langeweile!"
»Ich gehe nicht mit, Karla?"
„Was-? Nein, liebe Maja, das gibt's nicht. Du
gehst mit, sage ich! Nicht wahr, Meister Erich?"
Dieser hob die Schultern. „Maja will bei mir bleiben."
Karla war verblüfft.
„Bei Ihnen-? Ja, sagen Sie, wollen Sie v>»Heahi
auch nicht mit?"
,/Nein, Fräulein, so leid es mir tut. Ich kann nicht. Ich leide schon den ganzen Tag an Magenschmerzen."
„Das tut mir leid. Aber sind sie wirklich so schlimm?"
Der Gesundheitszustand der Expeditionsmitglie- der ist bisher, abgesehen von einzelnen Fieber ainfällen, die trotz streng eingehaltener Prophylaxe auftraten, zufriedenstellend. Auch die Soldaten und Träger halten sich gesundheitlich gut, nur die chinesische Besatzung der Fahrzeuge leidet sehr stark unter Fieber.
Im Kriege um Tripolis
nahmen die Italiener nach der während der größten Hitze gebotenen Ruhe ihre Operationen mit einem Vorstoß gegen die Oase Süara, die zwischen der Hauptstadt Tripolis und der tunesischen Grenze liegt, wieder auf. Eine Division in Ferua und das ohne Schwierigkeiten gelandete Schiffsgeschwader drangen gegen die gleichnamige Hauptstadt der Oase vor und nahmen sie ein. Die Türken gaben ihre Absicht, Widerstand zu leisten, wegen der Gefahr, eingefchlossen zu werden, schnell auf und traten den Rückzug an, so daß es zu Kämpfen überhaupt nicht kam.
Tie Lage in der Türkei.
Herrscht zunächst auch nur der bewaffnete Frieden in der Türkei, so darf doch erwartet werden, daß die Regierung sich behaupten und imstande sein wird, die Ruhe im Innern wiederherzustellen. Diese Erwartung ist auch dann berechtigt, wenn eine Erhebung Monrenegros und Bulgariens die Lage noch erschweren sollte. Ja, gerade für diesen Fall ist ein Zusammenschluß des augenblicklich zerrissenen Osmanentums und eine gemeinsame nationale Tat zu erwarten. Trotz des Vormarsches der Albanesen auf Uesküb und trotz der starken Opposition des Jungtürkentums ist das Kabinett Mukthar Pascha augenblicklich durchaus Herr der Lage.
In China
sind erneut Christenverfolgungen cusgebrochen. In der Mission Schensi wurden laut „Köln. V.-Z." 30 Christengemeinden zerstört, 5000 Christen ausgeplündert, ein chinesischer Pater wurde ermordet. Die Provinzialbehörden erklären den Bedrängten, unter dem Kaiserreiche seien die Christen beschützt worden, unter der Republik gelten jene Gesetze, nicht mehr.
„Ziemlich. Auf das Meer will ich jedenfalls nicht mit hinaus. Ich habe auch keine Lust dazu. Ich würde durch meinen notleidenden Verdauungsapparat doch nicht in Stimmung kommen."
„Das ist aber schade. Ich hatte mich so auf die Partie gefreut!" bedauerte Karla. Doch dann schlug sie mit der Hand in die Lust und sagte unbekümmert: „Aber meinetwegen. Was nicht heute ist, kann morgen sein. Hoffentlich sind Sie bis dahin in der Reihe."
„Aber was wollen Sie denn?" tat Erich erstaunt. „Sie werden doch die Partie nicht aufgeben?"
„Ja-soll ich denn vielleicht allein-?" Da trat
Walter einen Schritt auf sie zu.
„Ah-mit Ihnen?" fuhr sie fort. „Nein, nein, das ist
mir zu gewagt."
„Aber weshalb denn nicht, Fräulein Fannemor?" überredete Waller. „Ich bin nicht so gefährlich wie ich aussehe."
„O-o, was das anbetrifft!" lachte Karla." „Aber
nein. Wenn Maja und ihr Mann zu Hause bleiben, wollen wir nicht die Vergnügungssüchtigen sein. Dann bleiben wir auch."
„Aber, das will ich nicht," wehrte Erich ab. „Sie würden mich ärgern, wenn Sie meinetwegen auf das Vergnügen verzichten wollten. Sie haben sich nun einmal darauf gefreut. Und wenn auch wir Sie nicht begleiten, io schicken wir doch wenigstens einen Verwandten als Stellvertreter."
„So, als Stellvertreter-?" scherzte Karla, während
ihr das Herz klopfte, daß sie seine Schläge fühlte. „Ich will aber keinen Stellvertreter."
Erich kannte seine Pappenheimer und sagte schlau:
«Ach, das sind alles Ausreden. Ich weiß, warum Sie sich sträuben?"
„So. na und?"
„Sie fürchten sich allein mit Walter."
In Marokko
konnte über das Schicksal des Deutschen Opitz noch immer nichts genaues festgestellt werden. Im ^-us- .gebiet find die Unruhen so groß, daß Agadier von den Franzosen beschossen wurde; die beabsichtigte Wirkung wurde damit jedoch nicht erzielt.
TÄNdeNnschrrchren.
8. August.
* Hcrbstgesellenprüfungen 1812. Die Handwerkskammer Reutlingen macht im Inseratenteil unserer heutigen Nummer auf die Veranstaltung von Herbstge»ellenprüfungen aufmerksam. Vom kommenden Jahr ab ist die Zulassung zur Mei- stmvrnfung an das vorausgehende Bestehen der Gesellenvrüfung geknüpft. Wir wollen nicht verfehlen, noch besonders auf diese Bekanntmachung Hinzuweiien.
-ü- Ueberberg, 8. Aug. Der verheiratete Bauer I. G. Rentschler von hier hat sich gestern beim Holzfällen durch einen Hieb in den Fuß so schwer verletzt, daß seine Uebersührung in die Klinik nach Tübingen notwendig war.
* Neuenbürg, 7- Aug.- In Büch.enbronn ist heute nacht die Wirtschaft zur „Blume" vollständig nieder-gebrannt.
st Liebenzekl, 7. Aug. In den benachbarten Schwarzwalddörfern Salmbach und Bieselsberg treiben sich wieder Einbrecher herum von der Art der Karl Fischer von Gmünd und Karl Mößner von Dillstein, die dieses Frühjahr die Gegend unsicher machten und die soeben in "Tübingen für ihre Tat zu 2 einhalb Jahren Gefängnis verurteilt wurden. Besonders werden Stallhasen und Hühner gestohlen. So wurden in Bieselsberg in einer Nacht allein 25 Hühner entwendet.
* Bad Liebenzell, 8. Aug. Die für letzten Sonntag geplante italienische Nacht mit Kunstfeuerwerk konnte leider eines Gewitters wegen nicht abgehalten werden. Die Beleuchtung der Kuranlagen mit Kunstfeuerwerk ist nun mit Rücksicht auf die vielen auswärtigen Besucher auf Sonntag, 11. Aug.,, verschoben
st Horb, 7. Aug. Im benachbarten AhlDorf kam gestern nachmittag der Metzger Reinhard Rug- gaber in seine Mähmaschine und wurde so schwer
Er yane stch mcyl verrechnet. Sre 1 Haute einen Augen- blick verwirrt, dann siegte ihr Trotz:
„Holla, von der Seite dürfen Sie mir nicht kommen." Sie wandte sich rasch zu Walter. „Kommen Sie, wir fahren allem. Sie können doch segeln?"
„Selbstverständlich."
Maja und Erich lächelten verstohlen. Walter aber sprang vor Freude und war im Nu bereit.
Die beiden gingen zum Strande. Erich hatte am Ta» vorher ein Segelboot gemietet. Es lag auf dem Strande, hell- braun angestrichen, sein« schlaffe Leinwand flatterte träg am Maste. Der Besitzer ging auf und ab.
Bald war das Boot klar gemacht. Karla saß am Steuer. Walter hatte das Segel gewandt. Ein günstiger Wind blähte es. Sich neigend glitt das Schiff hinaus.
Beide schwiegen zuerst. Unter dem Eindrücke des Alleinseins auf der weiten, ruhigen Fläche, und auch ergriffen von der schweigenden Majestät des Meeres.
Karlas Augen blickten träumerisch in die Ferne und ihre Lippen murmelten: „Das Meer-l"
Walter hörte den leisen Ton.
„Sie lieben das Meer, Fräulein Fannemor?"
Sie wandte ihm ihre schimmernden Augen zu.
„Ob ich das Meer liebe? Ich bin doch eine Schwedin, Herr Lichten. Und ich hänge an meiner Heimat, an meiner Vaterstadt. Nicht umsonst wird Stockholm das nordische Venedig genannt. Rechts und links bohren sich ihm der Mätarsee und der Saltsjön in die Seiten und zerreißen es zu Inseln und Zungen. O — Stockholm ist schön. Im Sommer die fröhlichen Tummelpartien auf dem Wasser. Und im Winter binausaleiten vom Schlitlschubläuferklub auf Kastell. Holmen aus über das weite blinkende Eis! Und ich sollte die See nicht lieben?"
„Sie kehren wieder in ihre Heimat zurück?" fragte er unvermittelt.