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1877.

Dlt TsseSauSgabe kostet vürteljLhrlich »» B-jlrk Nagold und MchbarsrtSverkehr Mk. 1.2»

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DK WöchmsuSgabe (SchwarzwLlder Sonnt Lgsülatt) kostet vierteljährlich SS Pst.

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Fernsprecher Nr. 11.

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Ks. 147

AnSgabe 1» Attenstrig'Ttadt.

Mittwoch, de« 2 «. J««i.

Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

1912 .

auf untere Zeitung

Aus de« Tannen-

für das 8. Quartal

nehmen alle Postanstallen, Postboten, unsere Agenturen und die Exp. dieses Blattes entgegen.

Bor hmderl Zahreu.

Vom 24. bis 2b. Juni t8!2 führte Napoleon 1. seine über 400 000 Mann starke Armee, bas größte Heer, -welches bis dahin die Wett gesehen

hatte, über den Niemen znm Kriege gegen Ruß­

land, den einzigen Staat in Europa, der dem damals aus der Höhe seiner Macht stehenden sar nocl Trotz zu bieten wagte. DerHerr der Erde", wie der französische Kaiser damals ge normt wurde, hatte? Soldaten aus dem ganzen Erdteil für diesen Krieg vereinigst, von denen ein halbes Jahr später nur ein schwacher, halb er­frorener Rest ans den russischen Eiswüsteu heim, tehren sollte. Fast durch Zufall waren die Ruf sen zu jenem hinhaltenden Feldzüge gekommen, an deni das militärische Genie des Motze» Heer­führers scheitern sollte. Was die Waffen nicht

vermocht hatten, tat der Winter. Die heute ver­bündeten Russen und Franzosen werden in kühlen luftortschen Rückblicken auf diese Tage scharren, aber denkende Geister werden sich doch der ehernen Wahrheit erinnern, daß die Weltgeschichte das Weltgericht ist. - .

Dieser Uebergaug über den Riemen war der verhängnisvolle Schritt im Leben des Eroberers, der zu seinem Untergang führte. Augenzeugen je­ner Zeit berichten, daß Napoleon selbst in diesen Tagen eine sonst bei Ihm nicht bemerkte Nun cherheit gezeigt habe, auch seine Armeebefehle ent­behrten des früheren Schwunges. Als der Kaiser das Flußgebiet rekognoszierte, um die Marschroute für seilte Truppen festzustellen, sprang ans dem Gras ein Hase auf. Napoleon's Pferd scheute, und der Kaiser, der bekanntlich ein sehr mäßiger Rei­ter war, stürzte zu Boden. Obwohl er nur unbe­deutend verletzt war, machte dieser Unfall doch eilten tiefen Eiridruck auf ihn, auch aus seiner Umgebung wurden Stimmen laut, die den Vorfall als eine Warnung bezeichneten, von dem Fluß­übergang abznsehen. Dazu war es angesichts der versammelten Truppenmassen natürlich zu spat, lt. so nahm das Verhängnis seinen Laus.

Beinahe ein Vierteljahr später erst erfolgte nach den furchtbar blutigen und wenig entschei­denden Schlachten von Smolensk und Bvrodino der Einzug der Franzosen in Moskau, wo Napoleon zwe> kostbare Monate nutzlos verbrachte, verge­bens auf Friedensvorschläge des Zaren Alexanders l. wartend. Er schrieb sogar selbst an seinen Feind, um ihn zum Entgegenkommen zu bewegen, aber alle seine Hoffnungen blieben unerfüllt. In zwischen begannen in Moskau die Feuersbrünste, die von den Russen selbst veranlaßt, einen großen Teil der Stadt in Asche legten, und der besonders strenge russische Winter machte sich geltend. Düster und voll Ahnungen kommenden Unheils starrte Na­poleon vom Kreml in das Flammenmeer, das seine Soldaten vergebens zu dämpfen suchten. Am l9. Oktober ward der Rückzug augetreten, am 8. De zember schied der Kaiser nach den furchtbaren Win terwochen von seiner in voller Auflösung begris ftnen Armee, die abgerissen und zerlumpt durch Deutschland der Heimat entgegenwankte. Das Strafgericht war, das merkten die Völker, voll bemessen, die Zeit war gekommen, wieder an die Freiheit zu denken.

Der Rückblick auf die nun ein Jahrhundert zurückliegende Zeit, in der es einem fremden Welt­eroberer möglich war, in deutschen Landen als

Herr zu schalten, fordert doch einen jeden zum Vergleich der heutigen mit den damaligen Zu ständen auf, dessen Ergebnis uns mit Stolz und hoher Freude erfüllt.

Tag es-Rundschau.

Tic Duellsorderung nach dem deutschen Derby n Hamburg,

die der frühere hervorragende Herrenreiter Graf Walter v. Königsmarck, zuletzt Rittmeister bet den münsterschen Kürassieren, an sämtliche Mitglieder des Hainburger Rennklubs durch den Major von Goßler überreichen ließ, erregt weit über die Sportstreise hinaus das allergrößte Aussehen und iänn, wenn der Fall nicht noch friedlich beige Legt wird, für den deutschen Rennsport von un­absehbaren Konsequenzen sein. Gras Königsmarck, ein eifriger Sportsmann und großer Pferdekenner, der während des Aufstandes in Dentschsüdwestas- rika dem dortigen Remontewesen vorgestanden hatte, verfolgte die Rennen vom Dache der Klnb- tribüne aus, was ihm von einem Beamten un­tersagt wurde. Da der ehemalige Herrenreiter, der als Gardehusar und Königsulan manchen Sieg im Sattel errungen hat, darüber sehr erregt wurde, erhielt er einen Brief mit der Aufforderung, so­fort die Bahn zu verlassen. Diesem Ersuchen lei­stete der Gras leine Folge, worauf er durch einen uniformierten Schutzmann von der Bahn abgeführt wurde. Gleich daraus ließ Graf Königsmarck samt lache Herren des Vorstandes des Hamburger Remi- klnbs fordern.

Tie neuen Versicherungsbehörden.

In einem 6. Nachtrag zum Finauzgesetz wer­den 83 645 Mk. für die neuen Bersichernngsbehör den gefordert. Nach Abzug der für die Einrich­tung der neuen Behörden entstehenden einmaligen Kosten berechnet sich der jährlich? dauernde Mehr­aufwand für die Versichernngsämter auf zusam­men 140 740 Ml. und derjenige- für das Ober­versicherungsamt nach Abzug, der Ersparnisse und der bisherigen AusMben für das Landesversicher ungscnnt und die SchiedsHerichtsv 0 rsitzenden auf 63 84 0 Mk. Der gesamte jährliche Mehraufwand für die neuen Versicherungsbehörden kann daher angenommen werden ans 174 580 Mk. Nach einer zwischen der Reichsleitung und den zuständigen einzelstaatlichen Ministerien getroffenen Verabred­ung sind die neuen VersichernugKbeyörden späte­stens bis 1. Januar 1913 ins Leben zu rufen'. Der Nachtrag setzt eine Organisation mit 1 Ober- versichernngsamt und mehreren detachierten Spruch tammern voraus, wie sie vom Ausschuß der Zwei len Kammer beim Ausführungsgesetz zur Reichs- versicheruugsvrdnuttg beantragt war: der Umstand, daß der Nachtrag aus diese Organisation zurück­kommt, -tmn nur als ein Fingerzeig, dahin an­gesehen werden, daß eine Verständigung beider Kammern über das Ausfuhr»ngsgesetz ans dieser Grundlage erhofft wird und versucht werden sott.

Eine lothringische Fortschrittspartei.

In Metz wurde von den Delegierten der li­beralen Vereine die lothringische Fortschrittspartei gegründet. Sie besteht selbständig neben der et sässischen Fortschrittspartei. Ihr Ziel ist die Einigung aller lothringischen Liberalen und Ge­winnung des einheimischen Bürgertums. Der loth­ringische Partikülarismus und die lothringische Tra­dition werden von ihr nicht als Hindernis fin­den deutschen Gedanken, sondern als Brücke zwi­schen den Neudeutschen und den Altlothringern be trachtet. Vor vierzehn Tagen war in Straß bürg eine elsässische Fortschrittspartei gegründet worden. Die beiden neuen Parteien, die an die Stelle der alten liberalen Landespartei treten, hoffen, durch ihre Tätigkeit eine Annäherung El­saß-Lothringens an das Reich herbeiführen zu tön nen. - ' '

Vereitelter M orda »schlag aus den Erzherzog JosepH Ferdinand von Oesterre-ch.

Die zuerst als unglaubwürdig bezeichneten Meldungen von einem Mordanschlag auf den Erz­herzog Joseph Ferdinand haben nach einer Wie­ner Meldung derDeutschen Tagesztg." einen sehr ernsten Hintergrund. Bei einer Durchsuchung der Wohnung des in Haft befindlichen Täters Jpa- vic wurden mehrere Bomben gesunden. Bei der Verhaftung schrie Jpavic: Laßt mich los und ver­haftet lieber den Vikar von Sredaje, der mich gedungen hat! Der Vikar heißt Cantinaro und ist Reichsitaliener. In seinem Pfarrhaus« hatten italienische Offiziere, die jn Zivil über die Grenze kamen, ihre Zusammenkünste. Jn trunkenem Zu­stande hatte Jpavic einem Frennde den ganzen Attentatsplan verraten und erzählt, er werde auß das Automobil Nr. 64, in dem der Erzherzog Joseph Ferdinand an der Alpensahrt teilnahm, eine Bombe schleudern. Die Untersuchung ergab- auch schwerwiegende Verdachtsmomente gegen den Priester Cantinaro, der verhaftet wurde und in Görz gefangen gehalten wird. Erzherzog Jo­seph Ferdinand, der im 38. Lebensjahre steht und »»vermählt ist, gehört der toskanischen Linie des Hanfes Habsbnrg an und ist ein Bruder der Grä­fin Mont'gnoso, jetzigen geschiedenen Frau Tvsetti.

Die olympischen Spiele in Stockholm

werden am kommenden Samstag mit den Lawn- Tennis- und Fußball-Spielen offiziell beginnen, nachdem bereits das Hallenturnier die Veranstal­tung eingeleitet hat. Die Vertreter der meisten Nationen sind bereits unterwegs nach der schwe­dischen Hauptstadt. Die Deutschen haben in ver­schiedenen Abteilungen gute Aussichten auf die Er­oberung des olympischen Kranzes; zumal in der Leichtathletik sind in Deutschland große Fortschritte zu verzeichnen, und noch soeben konnte der Mün­chener Hanns Braun die englische Halbmeilen Mei­sterschaft gewinnen. Das erste Gartenfest beim König Gustav findet am 6. Juli, das Abschluß- fest in Stadion ist ans den 14. Juli festgesetzt.

Württernbergischer Landtag.

Zweite Kammer.

Stuttgart, 25. Juni.

In einer heute nur I einhalb Stunden dau­ernden Sitzung beschloß die Zweite Kammer zu­nächst, ans der Streichung des Art. 6 im Lehrer- geseH betr. die Strafversetzung zu beharren. Die Erste Kammer hatte den Regierungsentwnrf wieder hergestellt. Das Zentrum brachte einen früher ge­fallenen Vermittlungsantrag ein, die Strafver­folgung ohne Verlust an Gehalt beizubehatten. Im Gegensatz zum Regierungsentwnrs wollte aber der Antrag die Zuständigkeit zur Einleitung eines Ver­fahrens statt den, Öüerschulrat dem Ministerium übertragen. Der Kutttninister verwandte sich für diesen Vermittln»gsantrag. und nahm im übriges den Referenten der Ersten Kammer, Präsident v. Habermaas, gegen die Angriffe des sozialde­mokratischen Abgeordneten Heymann in Schutz, der Habermaas vorgeworsen habe, daß er den Lehrern weniger Wohlwollen als sein Amtsvorgjänger D'rs v. Sandberger entgegenbringe. Der Bermittlungs- antrag des Zentrums wurde mit 43 gegen VA Stimmen kn namentlicher Abstimmung cch.ge lehnt und sodann kn der Schlutzabstimmung 'Vas ganze Gesetz unter Streichung des Art. 6 angenommen. Der 7. Nachtrag cetat, dem sich die Beratung, P-dann zuwandte, und der 220 000 Mk. zur Ausbesser­ung der Hochwasserschäden an den Jlternsern for­dert, wurde nach kurzer Debatte in erster unL> ohne weitere Debatte in zweiter Lesung angenom- men. Der 6. Nachtragoetat, der die Mittel für die neu zu errichtende Versicherungsbehörde for­dert, wurde dem Finanzausschuß überwiesen. Nächste Sitzung morgen.

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