net hatten. Gegen die Kor Machtstellung, Preußens hätte seine Partei nichts, wenn das Deutsche Reich eme einheitliche demokratische Verfassung besäße,. Aber mit dieser Vormachtstellung hänge eine ge­wisse Rücksichtslosigkeit Preußens den anderen Bun desstaaten gegenüber zusammen. Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker wies diesen Vorwurf entschieden zurück und erklärte, er müsse die deutsche und lokale Haltung des Reichskanzlers immer wieder anerkennen, denn er habe täglich Gelegenheit, diese Haltung zn konstatieren. Er bitte das Haus, ihm mehr Glauben zu schenken, als den aus einem parteipolitischen Busen geschöpften Ausführungen des Abq. Keil. Nachdem die Redner der bür.gxrli chen Parteien sich dem Standpunkt des Munster Präsidenten angeschlossen hatten, erfolgte die Ab lehnung mit allen gegen die sozialdemotrati schen Stimmen. Darauf wurde stundenlang die Debatte betr. die lieb er nähme der Vokksschullasten auf den Staat rc. fortgesetzt. Schließlich wurde der Ms. 1 des Antrages Eisele in namentl. Abstimrn ung mit 40 «sjegerl 38 Stimmen bei einer Enthalt­ung «v. Gauß; angenommen, ebenso Ser Abs. 2 ldes Antrages mit 41. gpgeu 38 Stimmen. Der Abs. 3 (Antrag Heymann ; wurde in einfacher Ab stzmmung ebenfalls augpnommen, ferner der An trag des Ausschusses mit einem Abänderungsan trag Schick. Die übrigen Anträge sind somit ab gelehnt. Nach dem Antrag! Eisele-Heymann stellt 'sich die Kammer grundsätzlich auf den Standpunkt, daß die Kosten der Volksschulen auf den Staat zn übernehmen sind. Sic ersucht ferner die Re­gierung, nach einem Eintreten des Beharrungszu- Mndes in der Besoldnngsrefvrm die schrittweise Durchführung der persönlichen Bolksschullasten auf dpn Staat einzuleiten und weiter, für die tln trrstützung stark belasteter Gemeinden bei Volks schulneubauten größere Mittel als bisher im Etat einzusetzen. Nach dem Antrag des Ausschusses wird die Regierung ersucht, die Grundsätze für die Ver wtlligung von Staatsbeiträgen an bedürftige Ge­meinden zu den Gehalten und Belohnungen der Volksschullehrer in einer Beilage zum Etat zu ver­abschieden. Schluß 2 Uhr. Nächste Sitzung mor­gen vorm. 9 Uhr. Tagesordnung: Rechenschafts berichte und Anträge des volkswirtschaftlichen Aus­schusses und des Ausschusses für innere Verwalt nng zu verschiedenen Eingaben.

* *

Stuttgart. >9. Juni. Der volkswrrt s ch astlichc Äuss ch der Zweiten Kammer setzte heute seine Beratung fort und beschäftigte sich zunächst mit Eingaben die linksufrig,e Neckarbahn betreffend. Hierauf wurde die Beratung über das staatliche Submissionswesen fortgesetzt.

Tsndrsnschrichteu. ^

-n Ebhausen, l9. Juni. Der durch den Ha gelschlag am 7. ds. Mts. verursachte Schaden ans einem Teil der Felder unserer Markung stellt sich erfreulicherweise nicht so hoch, als man zuerst annahm, was heute die Borbesichtigung der Fel­der durch die zwei Vertreter der Nordd. Hagelver- sicherungsgesellschast Oekonom Dan neck er ans Busenweiler OA. Sulz und Oekonom Klenk von Mittelschöntal OA. Backnang ergab. Verschiedene

Wer ebne Pfade geht, wird nur bei Nacht Das Heer der ewigen Sterne leuchten sehen.

Wer aber einstieg in des Leidens Schacht,

Sieht auch um Mittag sie am Himmel stehen.

August Supper.

Melita.

Roman von Rudolf Elcho.

(Fortsetzung) "'achvruck verboien.

Melita erfuhr im Laufe des neuen Jahres, wie be rechtigt diese Warnung war. Frau Proctor begegnete ih> mir erheuchelter Höflichkeit und fuhr im Frühjahr wieder nach London, um sich mit neuem Putz für die sernon aus zurüsten und mit Alice Theater und Bälle zu besuchen.

Im Hochsommer erst, als Proctor längst mit Editl und Melita das Sommerquartier in Hillcastle bezogen hatte, kam auch sie mit Alice und Lord Leigh nach der Insel Wight.

Der Lord war überrasch; von der vorteilhaften Verwandlung seiner ihm lachend entgegenspringenden Schwägerin. Ais er ihre blühende elastische Gestalt unk ihre strahlenden Augen mit seiner in müder, schlaffe! Haltung umhergehenden Frau verglich, konnte er di« Bemerkung nicht unterdrücken:Wie schade, liebe Alice, daß du nicht auch eine solche Erzieherin hattest wie dein« Schwester!"

Auch der Lord war erholungsbedürftig, aber aus anderen Gründen wie seine junge Frau. lieber ein Jahr zehnt lang hatte er im Marinedienst weite See- und Landreisen unternommen und sich an freie Bewegung in der Natur gewöhnt. Als Verwaltungsbeamter aber -"ßte er in enaen Bureauräumen anaestrenat arbeiten

Besitzer von Feldern haben auch ihren zuerst bei dem Agenten vorgLbrachten Schadenersatzankrag wieder zurückgezogen. Aus eurem Teil der Mart ungen Rotfelden und Mindersbach scheint aber der Schaden größer zu sein, als auf den hiesigen Feldern.

Hochdors, 20. Juni. Der hiesige Ort Hai gegenwärtig sehr unter einer Fuchsplage zu leiden. Zahlreiche Hühner wurden in letzter Zeit weggeholt und dabei geht Reinecke recht verwegen vor. DemGr." tvird folgendes Meisterstück eines solch schlauen Fuchses berichtet: Ein Bauer sieht ihn etwa 20 Meter von seinem Hause entfernt im Grase lauern. Ein in der Nähe wohnender Jäger wird gerufen. Dieser erscheint und legt auf Reineke an. Damit dieser- näher komme, wer­den nun als Lockspeise die bis dahin ein gesperrten Hühner ins Freie gelassen. Reineke wagt »ich auch wirtlich aus dem Grase hervor, und zwei Ku gelu sausen an seinen Ohren vorbei. Allein, statt nun so rasch wie möglich seine Hank. in Si cherheit zn bringen, machte er noch einen Seiten sprung, um von der für ihn bereit gehaltenen Lockspeise eine Probe nsitzuneymen. Sv eifrig inan ihn setzt auch verfolgte, es half nichts, der kecke Räuber gab seine Beute nicht mehr heraus.

" Wildbad, !8. Juni. Einer Blutvergiftung, erlag hier ein blühendes Menschenleben, der 19 Jahre alte Karl Schraft, Derselbe hatte einem Furunkel zu spät Beachtung geschenkt. Enzt.

* Wildbad, l8. Juni. Am Samstag abend wurde das Automobil der Neuenbürger Gesellschaft etwa 2 Kilometer oberhalb Herrenalb von einem iu gleicher Richtung vorfahreuden Privatauto an- gerannt. Der Vorderteil wurde nach rechts über die Straßenböschung hinaus in den Rain geschleu­dert, wo sich die Räder tief eingruben. Abgesehen von einer Handverletzniig, die ein Arzt aus Her renalb davontrug, kamen die Passagiere mit dem Schrecken davon, obgleich sie durch ein her-abg.e lassenes Fenster den Weg ins Freie suchen muß. ten. weil sich die Tür nicht öffnen ließ. Das Auto, welches das Unheil anrichtete, fuhr unerkannt iu rasendem Tempo davon.

ls Schömberg, OA. Freude,istaüt, 19. Juni. Die hiesige Pfarrstelle wurde dem Pfarrer Wilhelm Zeller in Jaffa übertragen. Zeller, ein g.eborc ner Marburger, bekleidete das Pfarramt in Jaffa seit sechs Jahren.

!s Horb, !9. Juni. Bekanntlich zählt die alte Mannschaft beim Militär mit größter Pünktlich reit die Tage bis zur Entlassung vorn Militärdienst. Besonders denkwürdige Tage sind jene, an denen es denZweihnnderter oder Hunderter verreißt" wie die Soldaten sagen. Anläßlich dieses Ereig­nisses senden nun die nach der Heimat sich sehnen ­den -Löhne manchmal Ansichtskarten heim in Form einer Todesanzeige, in welcher die Mitteil­ung gemacht wird, daß derHunderter" gestorben sei. So erhielt kürzlich in einen, Orte des Gäues ein treubesorgtes Mürterlein eine solche Jnxkarte von ihrem bei der Marine dienenden Sohn. Die Frau besah die eigenartige Karte flüchtig, sah den Namen ihres Sohnes und das Wort gestorben. Ein jäher Schrecken durchfährt das besorgte Mutter- Herz und weinend und wehetlagend eilte die Frau zu Nachbarn und Verwandten und meldet den ver­meintlichen Tod ihres Sohnes. Auch das Pf.irr-

um die für sein Nestort erforderlichen Kenntnisse zu er­werben. Er hatte erwartet, daß Alice innigen 'Anteil an feinen Bestrebungen nehmen und ihn ermuntern würde, statt dessen beklagte sie sich den Einflüsterungen der Mutter Gehör gebend, daß er um eines Amtes willen, das ihm nicht so viel einbringe, als sie für ihre Kleider aufwende, sich tagsüber ihrer Gesellschaft entziehe und abends müde, abgespannt und zuweilen verdrießlich nach Hause komme.

Vergebens stellte der Lord ihr vor, daß es ihn, gar keine Befriedigung gewähre, ein hohles Genußleben zu führen, daß er seinen Beruf liebe, daß er den Ehrgeiz besitze, sich seinem Vaterlande nützlich zu erweisen und sich eine geachtete Stellung zu erringen, sie erwiderte in Uebereinstimmung mit der Mutter sie habe als Erbin vieler Millionen ein Anrecht auf alle Freuden der Jugend. Da er Alice liebte, so ließ er sich nur zu oft überreden, sie zu Festen zu begleiten und seine Verufspflichten zu oernachlässigen. Unzufrieden mit sich selber und seiner Frau, und geradezu empört über das törichte Verhalten seiner Schwiegermutter, hatte er London verlassen.

Bei seiner Ankunft in Ryde aber wurden die beiden Damen von einigen Bekannten aus den Kreisen des bigll öle begrüßt, mit denen sie in London Verabredung betreffs ver Sommerfrische getroffen hatten. Mit diesen wie sie der Lord verächtlich nannte unterhielt Alice, dem mütterlichen Beispiel folgend, lebhaften Verkehr und bereitete so ihrem Archibald, der ein innigeres Zusammen­leben erhofft hatte, eine neue Enttäuschung. Geärgert schloß er sich Melita und ihrem Zögling an, nahm an ihren Spaziergängen und sportlichen Unternehmungen teil, ,a zuweilen selbst an den Unterrichtsstunden.

Gleich seinem Schwiegerpapa, mit dem er sich durch gegenseitige Sympathie verbunden fühlte, schätzte er Melitas Anmut, Bescheidenheit und Begabung sehr hoch und freute ich anEdiths gesunder Entwicklung und muntereinPlaudern. r)a Alice seinen Wunsch, sie möge sich doch inniger an hre Familie anschließen, mit der Erklärung ablehnte, sie

amt wird in dieser Weise von dem Vorfall m Kenntnis gesetzt und am andern morgen nach der hl. Messe ertönt die Scheideglocke und die üblichen Gebete werden verrichtet. Schon macht man auch Pläne und stellt Erwägungen darüber an, ob und wie man den Totgeglaubten von Wilhelmshaven nach der Heimat verbringen könne, denn die gnre Mutier möchte ihren Sohn in die heimatliche Erde gebettet haben. Verwandte und Bekannte bezeigen ihr Beileid und suchen die Mutter zu trösten. Zu­fällig besieht nun einer die Karte mit der Trauerbotschaft näher und findet, daß Wohl einer dahiilgeschieden sei aber nicht der Sohn, sondern derHunderter" d. h. der lOO. Tag bis zur Ent­lassung vorn Militärdienst. Rasch ist aller Schmerz überwunden und die Tränen rinnen über Wangen, die sich zum Lachen verziehen.

l! Rottweil, 19. Juni. Ein Deserteur vom Weingartener Regiment, der hier unter falschem Namen beschäftigt war, ist gestern festgenommen worden. Er soll auch verschiedene Diebstähle ver­übt haben.

st Rottwcil, 19. Juni. Beim gestrigen Jo­hanni-Jahrmarkt wurden zwei schwere Taschendieb stähle verübt. Einem Bauern aus Aldingen wur­den ans vem Bahnhof aus der Brusttasche 5,00 Mark, ejuern Bauern ans Böhringen 300 Mk. aus der Tasche gestohlen. Der Täter wurde bis jetzt nicin ausrindig gemacht.

st Rottwerl, 19. Juni. Am letzten Oberndorfer Markt verlor ein reicher Bauer ans der Umgeg­end auf dem Heimwege fein Taschentuch mit lOOO Mark. Ein anderer Marktbesucher aus einem be­nachbarten Orte fand es und brachte es dem Verlierer eigenhändig ins Haus. Der hocherfreute Bauer bot ihm als Kinderlohn sage und schreibe - 20 Pfg - an. Der ehrliche Finder nahm

den noblen Betrag nicht an und verlangte den gesetzlichen Finderlohn.

st Stuttgart, 19. Juni. Heute vormittag, 10 Uhr 9 Minuten ist der bayerische Ministerpräsident Freiherr v. Hertling von hier wieder abgereist, uni sich beim Hose in Karlsruhe vorzustellen.

j; Stuttgart, 19. Juni. Die bereits erwähnte Verhaftung ans dem Hauptbahnhof, in der die Augenzeugen einen Fall von Mädchenhandel zu erblicke:! glaubten, stellt sich nach dem Polizei verübt als eine wesentlich einfachere Diebes- und Hehlergeschichte heraus. Das Mädchen wurde we gen Bestehens. Der Erinnerung an seine Grnnd- entrvendete Geld bei sich trug, flüchtete in den Züricher Schnellzug und wurde in diesem, wie gemeldet, durch einen Kriminalbeamten festgenom­men In Böblingen verließen beide den Zug und lehrten hierher zurück.

-- Stuttgart, 1.8. Juni. Der Württ. Tierschutz- verein beging gestern die Feier seiner OOsähri gen Bestehens. Der Erinnerung an seine Gründ­ung war eine besondere Ausschußsitznng gewidmet, welche durch den ersten Vorsitzenden Grafen Zep Velin geleitet wurde. In der Eröffnungsansprache saate Graf Zeppelin, der Verein dürfe mit Befrie­digung ans die zurückgelegten 50 Jahre schauen, er habe den schönsten Lohn für manche Mühe und Arbeit in dem Bewußtsein, daß er beigetragen habe zur Erhöhung des sittlichen Empfindens im Voll. -

,abe die Verpflichtung, sich ihren Freunden zu widmen, o ging er diesen Freunden, deren Vornehmheit seiner Schrviegermama, ihm aber gar nicht imponierte, nun trotzig ms dem Wege.

Nach einigen Wachen zeigte es sich, daß trotz aller gergnügungen, die den reichen Gästen in dem fafhicmavlen Sadeort geboten wurden, Lady Alice sich langweilte, während ihr Mann seine gesunde Gejichlssarve und gnb Laune wiedergefunden hatte.

Diese Beobachtung beunruhigte die junge Frau nn so mehr, als ihr körperliches Befinden ein übles wurde. Et stellten sich jene Kennzeichen ein, aus denen der Hausarz schloß, daß die Familie der Leighs einen neuen Sprößliip zu erwarten habe.

Alice wollte dem Gatten das bevorstehende Ereignis heimlich Mitteilen, die Mutter aber kam ihr zuvor. Die plumpe Art der Eröffnung hatte zur Folge, daß der Lord sie kühl aufnahm. Es mochten ihm auch Zweifel auf­steigen, ob Alice, die niemals ernste Pflichten erfüllt hatte schon imstande sei, ein Kind zu erziehen.

Seine nachdenkliche Miene aber verstimmte die beiden Frauen, und als sie allein waren, bemerkte Frau Proctor mit der Feierlichkeit eines Strafrichters:

Das seltsame Verhakten Archibalds bei einer An­kündigung, die jeder andere Ehemann mit Jubel aus genommen hätte, ist mir leicht verständlich. Ja, ja, mein Kind, trotzdem du mich so erschrocken ansiehst, muß ich dir doch einen wohlbegründeten Verdacht offenbaren: Archibald steht im Banne jener teuflisch-schlauen Erzieherin, die es meisterhaft versteht, Männer zu umgarnen."

Alice wußte wohl, daß eine Entfremdung zwischen ihr und dem Gatten, der sie heißgeliebt hatte, entstanden war, und sie verspürte auch eine Regung des Gewissens, allein, es war ihr bequemer, dem Hinweis der Mutter zu folgen, als sich die eigene Schuld einzugestehen.

Meinst du wirklich, Maina? Oh, das wäre schänd­lich! Wir lebten so glücklich-" ihre Augen füllten sich

mit Tränen.