Ter Fall Pfrommer.
sj Stuttgart, >4. Juni. In der Strafsache ge gen deit Doppelmörder Pfrommer hat. wie ermner ticti. das Gericht von der durch K 317 der Straf- Prozeßordnung verliehenen Befugnis Gebrauch gemacht und die Sache, soweit sie die Tötung des Forstwarts Rees betrifft, zur neuen Verhandlung vor das Schwurgericht der nächsten Sitzungsperiode verwiesen, weil sich die Geschworenen durch ihren in diesem Fall aus Mord lautenden Wahr- sprach zum Nachteile des Angeklagten geirrt ha ben. Die dadurch nötig werdende neue Verhand lang des Falles Rees findet am l. und 2. Juli unter dem Vorsitz des Landesgerichtsdirektors von Fischer vor dem Schwurgericht statt. An dieser neuen Verhandlung darf kein Geschworener teilneh- men, der bei dem früheren Spruche beigewirkt hat. Eine abermalige Verweisung vor die nächste Schwurgerichtsperiode ist ausgeschlossen, vielmehr ist das Gericht an diesen Spruch der Geschworenen gebunden. Wenn die Geschworenen also abermals auf Mord erkennen, dann muß Pfrommer vom Gericht zum Tod verurteilt werden. Erkennen die Geschworenen auf Totschlag oder Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode, so erhebt sich, da Pfrommer bereits zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt ist,' die ebenso interessante, wie in diesen! Falle be sonders bedauerliche Tatsache, daß die Strafe Psrommers nicht erhöht werden kann, denn 8 c4 Abs. 3 des Strafgesetzbuches schreibt vor, daß die Gesamtstrafe löjähriges Zuchthaus nicht überstei gen darf. Bloß dann, wenn die Geschworenen Len Pfrommer als eines Verbrechers im Sinne des K 214 (dieser lautet: Wer bei Unternehmung einer strafbaren Handlung, um ein der Ausfuhr ung derselben entgegentretendes Hindernis zu beseitigen oder um sich der Ergreifung ans fri scher Tat zu entziehen, vorsätzlich einen Menschen tötet, wird mit Zuchthaus nicht unter zehn Jahren oder mit lebenslänglichem Zuchthaus bestraft schul dkg erachten würden, könnte er zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt werden.
Eine neue Fassung der Richtlinien des Hansa bnnbesj.
Am Mittwoch, an dem Tage, an dem sich die Gründung des Hansabundes zum dritten Male führte, trat der Gesamtausschuß in Berlin zu einer Tagung zusammen. Von 300 Ausschußmitgliedern waren 220 von allen Teilen des Reiches anwesend.
Bei dieser Tagung wurden insbesondere den Richtlinien des Hansabundes eine neue Fassung gegeben. In dieser Fassung sind die Forderungen des Hansabundes fester Umrissen als in den bisherigen Thesen. Jur einzelnen sei daraus folgen des hervorgehoben: Der Hansabnnd wird mit al ler Kraft dahin wirken:
1. Daß Deutschlands Gewerbe, Handel und In dnstrie die ihnen auf Grund ihrer Wirtsch'aftlw chen Bedeutung Ankommende Gleichberechtigung sowohl in der Gesetzgebung wie in der Verwaltung und Leitung des Staates nicht nur theo retisch. sondern auch praktisch cingeränmt und der gewerblichen Arbeit, ihren Vertretern und Angestellten eine bessere Würdigung im Staatsleben zu teil werde: 2. daß der für eine gesunde wirtschaftliche Entwicklung der Nation, für den F-rie den im Innern und für unser Verhältnis zu dem Auslande gleich unheilvolle Einfluß jener einstigen a g r a rd e m a g o g i s ch e n Richtung beseitigt
werde. 3 daß den berechtigten Interessen der im Hansab-md vereinigten Erwerbsstände, unter vol ler Achtung der berechtigten Interessen der übri gen Erwerbsstände, sowohl bei dem Abschluß von Handelsverträgen und bei dem Erlaß von Gesetzen, Verordnungen und Verfügungen, wie bei deren Durchführung Rechnung getragen werde.
In der Finanzpolitik tritt der Hansabund ein für eine gerechte Verteilung der direkten Steuern und Lasten unter sämtliche Erwerbsstände und unter die Einzelnen nach Besitz und Leistungs fähigkeit und für die Einführung sachgemäß aus zugestaltender allgemeiner Besitzsteuern, wie einer Erb ansallste ner mit denjenigen Vorsichtsmaß regeln, welche gegen eine unbegrenzte Erhöhung und eine die wirtschaftlichen Interesse schädigende Art der Einziehung geboten sind, und gegen das Herausgreifen einzelner Steuerobjekte in der Ab sicht oder mit dem Erfolg einseitiger Belastung einzelner Erwerbsgruppen: zwecks gerechter Ber anlagung der direkten Steuern für eine von der politischen Verwaltung völlig, nnabhän gige Einschätzungsbehörde, in welcher alle gewerb liehen Kreise, einschließlich der Landwirtschaft, gleich mäßig als mitentscheidende Faktoren vertreten sein müssen. -
In der Wirt s ch astspolit i t lehnt der Hau sabund entschieden eine weitere Erhöhung der Agrarzölle und den sogenannten lückenlosen Zolltarif ab. i
Der Hansabund wird alle auf die Verschärfung der Klassengegensätze und auf die Vernicht ung unserer k o n st itutio n e l l in o n asr ch i s ch e n Staatsordnung und unserer Wirts ch achts ordnung gerichteten Bestrebungen mit aller Entschiedenheit bekämpfen und gleichzeitig die Voraussetzungen und Grundlagen dieser Bestrebungen, welche im schärfsten Gegensatz zu den Grundsätzen des Hansabundes stehen, zu beseitigen »er suchen, insbesondere durch Herbeiführung einer ge rechten, das heißt allen Erwerbsständen gleicher maßen gerecht werdenden Politik auf sämrlicheu Gebieten des Staatslebeus, und ausschließlich die gemeinsamen berechtigten Interessen und Fordern» gen der in ihm vereinten Erwerbsaxnppen einschließlich der Angestellten vertreten,"fördern und vor Angriffen und Schädigungen schützen, nicht aber irgendwelche Svnderfvrüerungen oder Sonderinter essen einzelner Erwerbsgruppeii oder ihrer Angehörigen. Er wird jedoch im allgemeinen, stäat lichen und nationalen Interesse auf die tunlichste Ausgleichung oder Annäherung der verschiedenen, in ihm vertretenen wirtschaftlichen und sozialpolitischen Richtungen und Interessen hinwirken, um eine mittlere Linie zwischen den sonst zum Schaden der Gesamtiuteressen und des Staates leicht aus einanderstrebenden Forderungen zu finden. In sozialpolitischen Fragen unter Jnnehaltnng strenger Neutralität wird sich der Hansabnnd jeder Tätigkeit da enthalten, wo die Vertretung entgxgenge- setztcr Interessen nach obigem Sache der für diese Ausgabe bestehenden Sonderverbände sein muß. Der Hansabnnd wird seine Reihen jedem, gleichgültig, welcher bürgerlichen politischen Partei er angehört, und ohne Unterschied der religiösen Ueberzengmig oder des Geschlechts, offen halten, welcher durch seine Beitrittserklärung die Satzungen und die Richtlinien des Hansabundes zu den seinigen macht, svdaß insbesondere auch jede Austragung rein Po
Mischer oder konfessioneller Gegensätze oder Interessen dem Hansabund fernliegt. In der Sozial- pvl: li k fordert der Hansabnnd für die zur Sicherung der Zukunft und Erhaltung der Arbeitsfren- digkeil aller Arbeitnehmer notwendige Fortführung einer sozialen Gesetzgebung, welche auf die gemeinsamen berechtigten Interessen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer unter Vermeidung bnreaukrati- scher Auswüchse- Rücksicht zu nehmen hat, deren Tempo, Inhalt und Kostenlast aber sowohl der Konknrrenzmöglichkeit der deutschen Industrie auf dem Weltmarkt wie der inneren wirtschaftlichen Lage Rechnung tragen muß. Ebenso tritt er ein für internationale Vereinbarungen zur Erreichung eines tunlichst gleichmäßigen Umfangs der sozialen Lasten, für einen wirksamen Schutz des für Arbeitgeber und Arbeitnehmer «Angestellte und Arbeiter) gleich unentbehrlichen Grundsatzes der Wi! lens und Gewerbefreiheit, für energische Bekämpfung des politischen und wirtschaftlichen Zwangs- unü Racheboykotts und für die Anerkennung der Streikklausel bei Aufträgen des Staates und der öf s e ntl i chen Körpers ch aste n.
Ausländisches.
jl London, 14. Juni. Das Armeelnstschiff Camma, das schon so viele Unglückssälle zu verzeichnen hatte, fiel gestern in sich zusammen.
jf Peking, 14. Juni, lieber >000 chinesische Soldaten haben gestern abend in Tai- nansu (Schantnilg- gern entert. Es kam zu Plünderungen und B r a u d stils t u n g en. Fremde sind anscheinend nicht verletzt worden. Schließlich wurde die Ordnung wieder her,gestellt.
Tie Unruhe» auf Kuba.
st Hamburg, 14. Juni. Nach einem heute beim hiesigen kubanischen Generalkonsul eingegcmgeneu Telegramm, haben die Truppen der Regierung gestern abend tu Jarahneea die Hanpttruppe der Aufständischen, die von ihren beiden Hauptführern befehligt waren, geschlagen. Die Zahl der Toten, die die fliehenden Neger auf dem Schlachtfelde ließen, ist grvß. Nach diesem Kampfe haben sich die Neger nach allen Richtungen zerstreut und fliehen in kleinen Gruppen, verfolgt von den Truppen. i
Voraussichtliches Wetter
am Sonntag, 16. Juni: Allmählige Aufheiterung, Wieder- erwärmunz, kein wesentlicher Niederschlag.
Verantwortlicher Redakteur: L. Lank, Menstetg.
Druck nnd Verlag der W. Rleker'schen Buchdruckerei ia Alteuftri».
Die Meinung eines asthmakrankcn Arztes
über Apotheker Nenmeier's Asthma-Pulver und Asthma- Cigarillos. Derselbe schreibt wörtlich:
„Ich kann nichtgenug danken für die gefällige Sendung des Asthma-Pulvers, das gerade zu einer Zeit eintraf, als ich schwer an Asthma zu leiden hatte. Die Wirkung war eine vorzügliche." Dr. Kirschnsr, Arzt, Polzin, Pommern.
Erhältlich nur in Apotheken, Dose Pulver Mk. 1.50 oder Karton Cigarillos Mk. 1.50 Apotheker Neu meier Frankfurt a. M.
Best.: Mir. Brachycladus Kraut 45, Lobel. Kraut 8, Salpeter Kali 25, salpetrig!. Natron 5, Jodk. 5, Rohrzucker 15 Teile.
Altensteig. Ltadt.
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Im Konkurse über das Vermögen der Witwe des Rotgerbers
Heinrich Schoider von hier
bringe ich am
Dienstag, -en 25. Juni -s. Is., nachm, z Uhr
am dem hiesigen Rathause zur öffentlichen Versteigerung:
s K.Forstamt Pfalzgrasenweiler.
Wiesen-
Derpachtrmg.
Am Montag den L7. Jnui
nachmittags 5 Uhr wird in der »Kinde" in Erzgrube die Wiesen- parzclle Nr. 1152 der Markung Grömbach im Mcßgehalt von 0,22 tia auf 2 Jahre verpachtet.
ein Wohnha«- mit «orbsrotwsrrstatt, Loh- und Holzhütte, Trockenschuppen und Hofraum an der Bahrhofstraße; Gemetnderätlicher Anschlag 22000 Mk. 1/3 an Geb. Nr. 261 etner Scheuer mit Hof und 1/2 an einem Scheuernanbau an der Bahuhofstraße,
3000 Mk.
Parz. Nr. 969/2 7 a 71 ym Gras- und Baumgarten in der Halde, 1000 Mk.
Gestorbene.
Stuttgart: Eugen Jäger, Kaufmann, 43 I.
Eßlingen: Emilie Digel, geb. Herr- mann, Missionars Gattin, 69 I.
Ludwigsburg: Albertine Gaßmann, geb. Dengler, Gerichtsnvtars We., 69. I.
Hruchtpreis«,
AUensteia-Stadt.
In dem Hause wurde seither eine Gerberei, sowie eine Spezereihandlung betrieben. Vermöge seiner sehr günstigen Lage eignet sich dasselbe zu einem Geschäftshaus jeglicher Art.
Liebhaber sind eingeladen.
Alteusteig, den 14. Juni 19>2.
Konkursverwalter:
Bezirksnotar Beck.
Schrannenzettel vom 12. Juni 1912.
VS-LMr
Preis
MurewreiS
Mederir:
Preis
Neuer Dinkel .
Haber. . . Gerste . . .
Roggen . . Welschkorn.
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10 5!
Viktualienyreise.
Butter Kilo 1.10 Mk. Eier 2 Stück 14 Pfg.
Gemeinde Ueberberg.
Bauakkord.
Die bei dem Wiederaufbau des Wohnhauses für Jakob Fr. Welker, Weber in Znnnveiter vorkommenden Bauarbeilen wie:
Maurer- und Betonierungsarbeiten, Gipser-, Schreiner-, Glaser-, Schloffer- und Schmiede- Arbeiten. sowie Flaschner-, Anstrich- und Tape- zier-Arbeiten
sollen im Submissionswege verakkordiert werden.
Lustlragende Unternehmer wollen ihre Offerte mit entsprechender Aufschrift versehen, spätestens bis
Mülttag, de» l7. Ls. Mir, abends« llhr
bei dem Unterzeichneten einreichen, woselbst Plan, Voranschlag und Bedingungen zur Einsicht aufliegen.
Zuschlagsfrist 3 Tage.
Den >3. Juni 1912. ' ,
A. A.
Sta-tbaumeister Aenßler.
W WINl
liefert in schönster Ausführung billigst die 28. Aaekerffche Buchdrutkorei.