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1877.

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U»-gade 1« AltrnsteiS'Stadt.

Eamstag, de« 15. Jmri.

Amtsblatt für Psal-grasemvetler.

1S1».

Die Behwrschmz der Naim.

Das vor hmidert Jahren gesprochene Wort des Philosophen:Ins Innere der Natur dringt tein erschaffener Geist" hat noch vor einem Menschen- alter ein Physiologe von dem Rufe Du Bois- Reymonds mit seinem berühmtenJgnorabimus", wir werden nicht wissen, in der Hauptsache be­stätigt Ueberschaut man jedoch die Errungenschaf­ten, die in allerneuester Zeit auf dem Gebiete der Naturerkenntnis und, was dasselbe bedeutet, der Naturbeherrschung verzeichnet werden konnten, dann ist man geneigt, dem kühlen Worte des gro ßen Chemikers A. W. v. Hosmann, des von der Kaiserin Friedrich ausgezeichneten Gelehrten, zuzu­stimmen, daß der menschlichen Erkenntnis Grenzen überhaupt nicht gezogen seien. Die bewunderns­werten Fortschritte, welche die Physik, die Chemie, die Technik und nicht zuletzt die Medizin in dem neuen Jahrhundert gemacht haben, beruhen zum Teil darauf, daß sich an der Lösung der hier vorliegenden Probleme alle Kulturvölker der Erde gleichmäßig beteiligen und Hand in Hand mit­einander arbeiten. Die Blüte der reinen Geistes­wissenschaften ist dagegen immer auf eng -um­grenzte Zeiten und bestimmte Völker beschränkt ge­blieben. Deutschland hatte seine beiden großen klassischen Literaturperioden zu anderen Zeiten als Italien, Spanien, Frankreich oder Englands, und wenn aucb jede frühere die spätere Schöpfung be fruchtete, und ein Göthe nicht möglich gewesen wäre ohne die alten Klassiker und die französi­schen und englischen Vorläufer, so ist die Ver­bindung hier doch eine wesentlich lockere als bei den Pionieren im Kampfe um das Naturerkennew Und bedenkt man, daß vereinte Kräfte nicht nur in arithmetischer, sondern in geometrischer Reife wachsen, dann kommt man den letzten Gründen der überwältigenden Errungenschaften unserer Tage nahe.

Die Wunder der Elektrizität sind es in er­ster Reihe, mit deren Hilfe eine ganz neue Welt geschaffen wurde, obwohl wir noch nicht am Ende, sondern erst am Anfang der Beherrschung jener geheimnisvollen Naturkraft stehen, die den alten Völkern in der ihnen allein bekannten Gestalt des Blitzes das stärkste Grauen einslößte. Es sind noch teine acht Jahrzehnte vergangen, seitdem Gauß u. Weber in Göttingen ihre ersten Versuche mit der elektrischen Telegraphie anstellten, und heute tele­graphiert und telephoniert man drahtlos über un- gemessene Entfernungen. Wie lange wird es noch dauern und man sieht einander auch aus Hun­derte und tausende von Meilen. Welche Vervoll­kommnungen liegen aber nicht nur im Bereiche der Möglichkeit, sondern der höchsten Wahrschein lichkeit! Der Phonograph und der Kinematograph werden zweifellos einmal den Geschichtsunterricht in lebensvollster Form vermitteln. Welche Berei­cherung Hai die Chirurgie von der Durchleucht­ungsmöglichkeit des menschlichen Körpers mittels Röntgenstrahlen erfahren! Wie kann die moderne Wissenschaft vermöge ihrer jüngsten Errungenschaf­ten ans das Zentrum des Lebens, aus das Herz einwirken! Welche Segnungen und an das Wuu derbare grenzenden Wirkungen dürfen wir noch von der Anwendung des Radiums erwarten! Ja, wenn wir alle diese und. tausend andere Triumphe des menschlichen Geistes überschauen, so dürfen wir es für möglich halten, daß dieselbe Kultur, die das Leben und die Kraft der Naturvölker kürzte, in ihrer höchsten Entfaltung die menschliche Le­bensdauer zu verlängern und dem menschlichen Organismus seine Jugendkrast zu erhalten im­stande sein wird. Logisch wäre diese Entwicklung, denn sie vermittelte der Menschheit die Herrschaft über alle Kräfte der sie umgebenden Natur und führte sie gleichzeitig zu ihrem Ausgangspunkt, der urspünglichen Gesundheit und Kraft zurück.

Württembergischrr Landtag.

Stuttgart, 14. Juni.

Die Zweite Kammer trat heute den Anträ­gen des Finanzausschusses ans Zustimmung zu der Üebersicbl über die Zulagen und Neben be­zug e tzer in die Gehaltsordnung ausgenomme- uen Beamten und Lehrer au höheren Schulen, sowie der ständigen Lehrer und Lehrerinnen au Volksschulen bei und nahm auch die Resolutionen an, die Zulagen und Ne- benbezüge künftig im Etat ersichtlich zu machen und ihre Verwilligung in einem Gesetzentwurf grundsätzlich zu regeln. Sodann wurden die meist ans Zustimmung lautenden Anträge des staats­rechtlichen Ausschusses zu den Beschlüssen der Er­sten Kammer über das Gesetz delr. die israeli­tische Religionsgemeinschaft augenomm?n. Hervorzuheben ist die Ablehnung eines Antrags Heymann, der Beharrung bei den Beschlüsse» der Zweiten Kammer forderte. Nach ziemlich unwesent­licher Debatte ging sodann die Beratung zu der Streitfrage über, inwieweit die Volks sch ul la­sten von den Gemeinden aus den Staat über­zuwälzen sind. Eisele Vp. verlangt, die Kammer solle sich grundsätzlich auf denStaudpuukt stellen, daß der Staat die Votksschullaste» zu übernehmen habe. Auch Löchner (Vp. fvröerte, daß der Staat, der die Schulen verlange, für ihre Kosten auf- lomine. Namens des Zentrums verwahrte sich Abg. Schick gegen diesen Versucb, die Schute zu verstaat­lichen und beantragte, zwecks weitgehender Unter­stützung bedürftiger Gemeinden die Staatsbeiträge zum Gehalt der Lehrer und zu den Schulhaus­bauten zu erhöhen. Heymann >Soz.( und Röder (D. P. warfen der Regierung vor, sie verschanze sich stets hinter der Behauptung, daß der Staat bereits einen Teil der Schullasten trage. Kulimi- nister v. Fleischhauer erklärte den Grundsatz für falsch, daß der Staat zur Ueberuahme der Schut- lasteu verpflichtet sei. Die Ueberuahme würde eine jährliche Mehrbelastung von mindestens bis 7-8 Millionen ausmacheu, die nur durch eine Er­höhung der Staatssteueru bestritten werden könn­ten. Er sei der Ueberzeugung, daß die den Be­dürfnissen entsprechenden individuell gewährten Bei­träge des Staates den Verhältnissen am besten ge­recht würden. Abg. Dr. Wolfs (B. K.) begründete daraus einen Antrag seiner Partei, der "den be­rechtigten Wunsch nach schrittweiser Ueberuahme der persönlichen Bolksschullasten durch den Staat und nach ausreichender Unterstützung der Volks- schulhausueubauten mehr als bisher ausspricht. Nach kurzen Bemerkungen des Abg. Hornung (Soz. i wird die Weiterberatung ans Dienstag nachm. 3 Uhr vertagt. Tagesordnung: Novelle zu Nr. 94 des Sporteltarifs, Beratung des Ausführungsge setzes zur Reichsversicherungsordnung nach den ab­weichenden Beschlüssen der Ersten Kammer, 4. Nach- tragselat für 1912/13.

Zlkkenfleig, 15. Juni.

* In den nächsten Tagen kommt der Postbote,

uin bei denjenigen Abonnenten, welche unsere Zeit­ung durch die Post, beziehen, das Zeitungsgeld für das bevorstehende neue Quartal einzuziehen. Es empsiebll sich, diese Gelegenheit nicht vorüberge- hen zu lassen und das Abonnement aus unsere Zeitung rechtzeitig zu erneuern, damit keine Un­terbrechung in der Zustellung eintritt.

* Vom Wetter. Die Zeit der Heuernte ist her­beigekommen. Es bedarf nur noch gutes Wetter und mit vereinten Kräften geht es dann an die Heuet. Der heutige Beit verspricht zwar nach der alten Bauernregel kein gutes Weller, es regnete heute früh ordentlich, im übrigen ist aber Auf­heiterung angesagt und wir wollen hoffen, daß diese bald eintritt und die Heuernte bei günstigem Wetter vor sich gehen kann.

st Dorustette», OA Freudenstadt, 14. Juni. Ge­stern nachmittag versammelten sich um den aus dem Bezirk scheidenden Oberlehrer Häußler in Glatten dessen Kollegen sehr zahlreich zu sei­ner Abschiedsseier. Der Vorsitzende des Bezirks-- lehrervcreins, Oberlehrer Walz-Baiersbronu, gab seiner Verwunderung Ausdruck, daß nach einer 16- jährigen Tätigkeit in einer Gemeinde, aus deren Friedhof zudem noch sein Erstgeborener ruht, der Scheidende dem Schwarzwald den Rücken kehre und bedauerte lebhaft dessen Weggang aus dem Bezirksverein, dem er ein treues Mitglied mit ruhigem und treffendem Urteil war. Hauptlehrer Vogel-Kälberbronn widmet dem einstigen Seminar­genossen anerkennende Worte und Hauptlehrer Walz-Glatten gedachte des allezeit hilfsbereiten Kollegen. Oberlehrer. Häußler dankte für die ehr­enden Worte und gelobte, seine Schwarzwaldkolle- gen in treuem Andenken behalten zu wollen.

* Freudenstadt, 15. Juni. Heute wurden die Auto mobil) ährten Freude n st adt- -Baden Ba­den wieder ausgenommen. Die Abfahrt von hier ist aus 7.40 Uhr morgens und 5.00 Uhr nachm.j die Ankunft in Baden-Baden aus 10.45 Uhr vor­mittags, bezw. 7.50 Uhr abends, festgesetzt), für die Rückfahrt Baden-Baden, Restauration Kreuz ab 8.30 Uhr morgens und 6.10 Uhr abends, Ankunft Marktplatz hier 12.05 Uhr mittags und 9.30 Uhr abends. - Am letzten Sonntag feierte in Mit­tel tat Matth. Haist alt, Unternehmer, mir seiner Ehefrau Johanna, geb. Faißt das Fest der gol­den e n H o ch z e i t.

! s Stuttgart, l 4. Juni. (Internationaler Kongreß für Heimatschutz. Heute nachmit­tag sind die Teilnehmer des Kongresses nach Tüb­ingen gekahren, wo nach einer Begrüßung durch die Stadt im Rathaus unter Führung von Prof. Dr. v. Lange das Schloß Hohentübingeu, die herr­liche alte Stiftskirche und andere Baudeukmale be­sichtigt wurden. - Für die zahlreich anwesenden österreichischen Delegierten hat die Stuttgarter Tag­ung ein besonderes erfreuliches Ergebnis gehabt, nämlich die Gründung des Verbands österreichischer Heimatschutzvereine.

* Stuttgart, 14. Juni. Das Jnsanterie-Reg^ Kaiser Friedrich (7. Württ.) Nr. 125 wurde heute nach dem Truppenübungsplatz Münsingen verlegt,« wo es zur Erledigung des Regiments- und Bri­gade-Exerzierens bis zum 9. Juli verbleibt.

Il Ludwigsburg, 14. Juni. Mit dem Sanitäts­wagen ist ins hiesige Garnisonslazarett der aus Aalen stammende und im ersten Jahre dienende Ulan Barth eingeliefert worden, der bei Pionier­übungen am Enzviadukt einen Unfall erlitten hatte. Ein Pferd, dessen Zügel er um sein Handgelenk geschlungen hatte, scheute und schleppte Barth ne­ben sich her, sodaß er mehrere Rippenbrüche und schwere sonstige Verletzungen erlitt. Wäre der Zü­gel nicht gerissen, so hätte ihn der Unfall sicher­lich das Leben gekostet. Er war längere Zeit be­wußtlos, beftndet sich aber jetzt außer Lebensge-. fahr.

Marbach, 14. Juni. Der Bezirksrat hat für die N a ti o n a l s l u g s pe n d e einen Beitrag von 100 Mk. aus der Oberamtspflege verwilligt.

s! Göppingen, !4. Juni. (Zum Bundes- kriegertag. Die Stadt Göpvingen ist gerüstet, die Gäste für die vom Samstag bis Montag dau­ernde Tagung des Württ. Kriegerbundes zu emp­fangen. In geradezu künstlerischem Schmuck pran­gen schon die Straßen und auch an den Häusern wird emsig bekränzt. Aus dem idealen, von den Höhenzügen der Alb umrahmten, an einem anmu Ligen See gelegenen Festplatz ist alles auss beste vorbereitet. Alle Freunden mögen beachten, daß ihnen die Jugend des Jungdeutschlandbundes, die besonders gekennzeichnet ist, bereitwilligst zur Ver jügung steht und ihnen auf Wunsch den Weg in der Stadl unter persönlicher Führung auweist