»esriudel

1877.

Die LageSauSgabe kostet oirrreljührlkch Bezirk Nagold und K-chLsrortSverkeSr M. 1.LK

tutzerhalb Mk. 1,85.

DK Woä-MimSgabe (SHwarzwälder EoankagSblaLt) kostet vierteljährlich Pt«.

FrrujPrecher Nr. 11.

Arrzeig«NP«tt»

bei einmaliger Ein­rückung ist Pfg. die einspaltige Zeile; oe> Wiederholungen entsprechender Rabatt,

IttenML.^taöl.

unü'AnterhültungFblLtt

oberen ck/aqolä. M

MW

Aligemeine5 Knzelge-- ^

/ön ösn

Reklame rd Ptg, di- Textzetle

Amtsblatt für Pfal-srafemoeuer.

Frettag, de« 14. Juni.

Ausgabe tu Alteusteiß-Stadt

Tages-Rundschau.

Kongreß für Heimatschutz.

Der internationale Kongreß für Heimatschutz, der in diesen Tagen in Stuttgart startsludet, wurde mit einem zwanglosen Begrüßungsabend im Re. siaurantSilber" eingeleitet, in dessen Verlauf der Syndikats des Wnrttembergischen Vereins, Dr. Marquard, die Schönheiten des Schwabenlandes in hübschen Lichtbildern den fremden Vertretern und Gästen vorführte. Die Beteiligung an den, Kongreß auch aus dem Ausland ist eine sehr rege. Es sind Vertretungen Lugemeldet bezw. erschienen von der belgischen, niederländischen, französischen, norwegischen und der japanischeil Regierung, fer­ner von den Landesausfchüssen von Tirol, Sleier niark, Salzburg und Krain, dem österreichischen Ministerium für öffentliche Arbeiten, von den Ge sellschasten für Heimatschutz in Frankreich, der Schweiz, Holland nsw. Dazu kommen viele Ver­treter deutscher Bundesstaaten und von Vereinig­ungen.

Sndwestdcntschc Konferenz für innere Mission.

Zn der 2. Hauptversammlung sprach Profefsvr Dr. Schoell-Friedberg in feiner bekannt klaren u. frischen Art überVo lks a p o l v g e tis ch e Auf­gaben der Gegenwart". Der Redner ging von der Tatsache aus, daß gegenwärtig die reli Hiösflttliche» GrnndüberzeuMtugen des Christen Lums wie seine geschichtlichen Grundlagen viel fach erschüttert sind. Die Gesanitentwicklnug des geistigen Lebens hat diese Krisis herausgesührt und eine zielbewußte antichristliche Agitation hat sie verstärkt. Wie ist die Gefahr abzuwenden, die dem Geist unseres Volkes -und der Volkskirche droht'? Es muß offenbar werden, daß der Unglaube das Einzel, und Volksleben zerstört, der christliche Glaube aber keinen wirklichen Fortschritt hemmt, vielmehr das wahre Leben fördert, d. h. der Kamps muß im letzten Grund praktisch entschieden wer­den. Die verstaudesmäßige Auseinandersetzung diebt zur Erschütterung der antichristlicheil. Zuversicht, zur Ueberwiudung der christlichen Unsicherheit lind zur Verhinderung einer unchristliche» Gesamtatmv sphäre. Ausgabe dieser Apolpgjetit kann es nun nicht sein, den Glauben wissenschaftlich auznde monstrieren; was sie leisten kann und soll ist vielmehr negativ die Zerstörung des Scheins, als sei der Unglaube das reine und notwendige Er­gebnis des wissenschaftlichen Denkens, positiv die Aufzeigung der eigentlichen Wurzeln und Gründe der christlichen Welt- und Lebensauffassung und der Nachweis der Vereinbarkeit von Glauben und Wis­sen. Die literarische Arbeit von Apologetik besteht nicht bloß in der Herausgabe aktueller saßlicher Flugschristen für die verschiedenen Bildnngsschich teil, sie mxrß auch- mit der Tagespresse Fühlung halten und Bücher verbreiten, die ohne direkt apo­logetisch undchristlich" zu sein, einen gesunden und kräftigen Geist ausströmen. Die mündliche Apologetik fängt im Religionsunterricht und der Predigt an mit ernsthafter Pflege klarer christ sicher Erkenntnis und findet ihre besondere Aus gestaltung in der Veranstaltung von Serienvorträ gen über aktuelle Themen mit möglichst weitge- saßter Einladung in neutralen Räumen, sowie in der Einrichtung von Distnssionsabeiiden in. kleine­rem Kreis. Das Auftreten in gegnerischen Ver­sammlungen, bei denen es sich nicht bloß um Reden und Reklame handelt, ist wünschenswert. Da­bei muß aber immer der doppelte Grundsatz gel­ten, dem Gegner gegenüber sachlich gerecht und weitherzig zu sein, den eigenen Standpunkt aber ohne schwächliche Konzession und ohne Buhlen um Augenblicksersokge überzeugt und entschieden zu ver­treten. Soll diese Arbeit sachkundig, planmäßig und stetig getrieben werden, so bedarf es der Ge winuung und der Ausbildung' geeigneter Persön stchleiten und der planmäßigen Organisation. - Dem Vortrag schloß sich eine lebhafte «Erörterung

an. Einstimmig wurde eine Erklärung angenom­men, die die Zustimmung zu den im Referat ent­haltenen praktischen Vorschlägen ausspricht und eine Organisation der apologetischen Arbeit im südwest­deutschen Gebiet anregt. -

Tie Friedensapostel sterben dahin.

Erst vor wenigen Wochen ging mit derTi­tanic" der bekannte englische Schriftsteller Stead unter, dessen Lebenswerk in der Propaganda für die Erhaltung des Weltfriedens bestand, und so­eben verstarb in Paris der greise Friedrich Passt», einer der eifrigsten Vorkämpfer Frankreichs für die Friedensbewegung, Zm Fahre 1901 erhielt er den Nobelpreis; er war Mitglied des Instituts und Kommandeur der Ehrenlegion. Ende Mai feierte er seinen neunzigsten Geburtstag. Passy war, im Unterschiede etwa zur Baronin Suttner, der ge lehrte Friedenstechniker, der den Krieg ans volks­wirtschaftlichen Gründen bekämpfte. Seinen Be mühungen, die zur Gründung- der Friedensliga führten, war es W bauten, daß 4867 der drohende deutsch-französische Krieg wegen Luxemburgs ver­hindert wurde. Der Verstorbene, der 1881 in die Deputiertenkammer gewählt wurde, gründete 1889 die Interparlamentarische Union, ans der die Haa ger Friedenskonferenzen erwuchsen. Auch der Ab­schluß des englisch-französischen Schiedsvertrages ist aus eine, allerdings schon 15 Jahre vor Erreich ung des Zieles ergangene Anregung Passys zu r netz »führen.

Morcrurigsamritt der Grotzherzogin Marie von Luxemburg.

Die älteste von den sechs Töchtern, die Groß Herzog Wilhelm von Luxemburg, der letzte Sproß des Hauses Nassau Oranten, hinterließ, die Groß Herzogin Marie von Luxemburg, wird jetzt die Regierung autreten. Heute wird sie achtzehn Jahre alt und damit großjährig; es endet die Regent schaft, die ihre Mutter, die Großherzogin Maria Anna, schon am 19. November 1908 an Stelle ihres durch ein unheilbares Leiden zur Unbeweg lichkeit verurteilten Gemahls übernommen hatte. Und am 18. Juni wird die junge. Großherzogin feierlich den Eid auf die Verfassung ihres Lau des leisten. Großh-erzog Wilhelm verstarb, wie er innerlich im März dieses Jahres. Die Mutter der jetzt regierenden Großherzogiu Maria Anna, ge borene Prinzessin von Portugal, vollendet im kom inenden Monat ihr 5l. Lebensjahr.

Die Friedensliebe Grey's.

DieKöln. Ztg." veröffentlicht in der Ueber setzung ein hinterlassenes Schriftstück des Londoner Friedensapostels Stead, aus dem hervorgeht, daß sich der englische Minister des Auswärtigen Grey zwar gelegentlich für den Gedanken der Rüstnngs- einschränkung aussprach, mit der Tat jedoch nie­mals den Gedanken unterstützte. So mußte Stead z. B. die Erfahrung machen, daß die englischen Vertreter im Ausland ohne Ausnahme die schlimm sten Gegner des Friedens- und Abrüstungsgedau lens waren, zu dem sich- der Leiter der engli scheu auswärtigen Politik ihm gegenüber bekannt hatte, weil sie anders von Grey instruiert wur den, als er selbst sprach. Auch für die Haager Friedenskonferenz hatten die englischen Bevoll­mächtigten seltsame Anweisungen erhalten, so daß Stead klagt: Alles, was Grey zu tun mir ver­sprochen hatte, hatte er offenbar ihnen gesagt, nicht zu tun. Da man Stead, wie man auch über seine Friedensbestrebungen im einzelnen denken mochte, einer Lüge nicht für fähig halten kann, so hat der englische Minister des Auswätrsgen tatsächlich ein sonderbares Verhalten in der Abrüstungsfrage bekundet. Und Sir Edward Grey leitet heute noch die auswärtige Politik Englands und wird es vor allssichtlich noch recht lauge tun.

Württembergischer Landtag.

Stuttgart, 13. Juni.

Zum Beginn der heutigen Sitzung erledigte die Zweite Kammer die sozialdemokratische An­frage weg-en der Zeituugsgerüchte über den Ver­laus des Forst Hauses Lichtenstjein samt dem anliegenden Areal. Finanzminister v. Geßler erledigte die Angelegenheit durch die Erklär­ung, daß der Herzog von Urach wie schon 1894 ein Kau fang eb ot gemacht, es aber wieder zu­rückgezogen habe. Daraus wurde der Kamps um die Tierärztliche Hochschule in stundenlanger Debatte fortgesetzt. Für die Aushebung der Hoch­schule sprachen Rembold Aalen (Z.) und Heymann (Soz. >, für die Beibehaltung oder Angliederung nach Tübingen erklärten sich mit gleicher Ausführ­lichkeit mit den zumeist schon aus der gestrigen Debatte bekannten Gründen Schock (Vp.) und Keß­ler (Z-). Abg. Maier-Blaubeuren sprach sich ge­gen die Erhaltung der Hochschule aus, »vorauf Kultminister v. Fleischhauer sich aus seine gest­rigen Ausführungen bezog. Nachdem Abg. Frhr. v. Perglas im Gegensatz zu seinem Fraktionskollegen Ströbel für die Erhaltung der Tierärztlichen Hoch­schule eingetreken war, wurde ein Schlußcmlrag angenommen, worauf in namentlicher Abstimmung der Antrag l b er ge r - Ei se he, der die aus die Belassung der Tie r ärzstli chen Hoch­schule gerichteten Eingaben der Regierung zur Berücksichtigung, die übrigen zur Kenntnis­nahme überweisen will, mit 44 Nein gegen 37 Ja abgelehnt und in einfacher Abstimmung der erste Antrag des Ausschusses angenommen wurde, ebenso Antrag 2 des Ausschusses in namentlicher Abstimmung mit 56 -gegen 23 Stimmen bei 3 Enthaltungen (Dr. v. Mülberger und Maier-Blau- beuren). Damit ist also die Anfhejbung der Tierärztlichen Hochsschule beschlos­sen. Nack; unwesentlicher Diskussion wurde dar ans der Antrag 3 des Ausschusses angenommen, der die Bereitwilligkeit ausspricht, die erforder­lichen Mittel zu bewilligen, um den Professoren und Angestellten an der Hochschule einen entspre­chenden Ausgleich für die ihnen durch die Aus­hebung entstehende Minderung ihrer Bezüge zu ge­währen und ferner ein Zusatzantrag Ströbel-Hauß- mann, der sich für die Unterstützung einer Tier- Heilanstalt mit Beiträgen im Bedürfnisfalle aus­spricht. Um dreiviertcl 2 Uhr vertagte sich das Haus aus morgen vormittag 9 Uhr. Fortsetzung der heutigen Tagesordnung

LandesnschnchLen.

14. Jmri.

- Unglückssall. Gestern siel die etwa 13jähr. Tochter des Gerber Stiehl hier 3 Stock hoch vom elterlichen Haus auf die Erde, ohne dabei großen Schaden zu nehmeil. Sie kam mit einem Loch im Kops davon. Der Sturz ereignete sich dabei, als die Kinder, die mit Ausziehen von Holz b«> schästigt waren, im Uebermut einen kleinen Kcka- ben in die Höhe zogen. Als der Kleine noch un­terwegs am Seil hing, ließ das untenstehende Kind das Seil fahren, so daß das oben am Seil befindliche Mädchen herabgeschlendert wurde. Bor einigen Tagvn wurde in der Rosenstraße ein klei­ner Knabe von einem im strammen Trapp die Rosenstraße fahrenden hiesigen Gefährt überfahren. Auch dieser Fall lies glücklich ab.

* Die Maul- und Klauenseuche ist erloschen in Sulz, OA. Nagold.

// Nagold, 13 Juni . Die hiesigen bürger­lichen Kollegien haben beschlossen, die Einweihung des neuen Schulhauses an der Calwerstraße auf 22. Juli sestzusetzen und mit demselben ein Kin­derfest zu verbinden. Unmittelbar demselben vor­an wird die Fahnenweihe des hiesigen Sänger­kranzes gehen, die am 21. Juli mit einem Preis- singen abgehalten werden wird. Zu diesem Fest