^ HaSersleben, 12. Juni. Ein Motorboot aus Scherrebek, mit 50 Personen nach BekluM unter- tveqs, ist in der Nordsee heute nachmittag geken­tert Zwei Damen und drei Herren aus Scherrebek sind ertrunken.

Ausländisches.

ss Budapest, 12. Juni. Der König empfing heute in Lchönbrunn die Mitglieder des Präsidiums des Abgeord­netenhauses. Er drückte dem Präsidium seine Hochachtung aus für die Aufopferung und den moralischen Mut, die es bewiesen habe, und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Mitglieder des Präsidiums ihre Belohnung in der Arbeits­fähigkeit des Abgeordnetenhauses und darin finden würden, daß das Ansehen des Abgeordnetenhauses erhöht werde. Nach dem Empfang des Präsidiums wurde Graf Tisza in besonderer Privataudienz empfangen.

H Paris, 12. Juni. Die Deputiertenkammer hat die Gesetzesvorlage betreffend die Bewilligung eines Kredits von 550 OVO Frcs. für die Entsendung einer Kommission zur Feststellung der Grenze zwischen der Aequatorialprovinz und Kamerun einstimmig angenommen.

js Southampton, 12. Juni. Infolge des Streiks kann die White-Star-Line ihren DampferNajesty", der heute nach Newyork abgehen sollte, nicht expedieren. Die Post und ein Teil der Passagiere ist auf den Dampfer des Nord­deutschen Lloyd .Kaffer Wilhelm II. übergegangen, der auch die Post des französischen Dampfers .La France" mitnimmt. Die Arbeit in den Docks ist völlig lahm gelegt.

» Nrw-York, 12. Juni. Der Seemann Richter von der .Stettin" drang mit unbekannt gebliebenen Kameraden unter schwerer Lebensgefahr in ein brennendes Haus und rettete eine Frau mit einem Säugling.

Ter italieirrschi-lürkische Kriege

>s Rom, 12. Juni. Der .Agenzia Stefam" wird aus Tripolis gemeldet: Die Oase Zanzur wurde gestern von dem Feinde verlassen vorgefunden. Späher berichten, daß außer den bekannten Stämmen auch die Mahallas weiterer Stämme an dem Kampfe am 6. Juni teilgenommen haben. Es wird versichert, daß die Verluste des Feindes über 1000 Tote und zahlreiche Verwundete betrugen. Die Mahalla Eharian allein soll 140 Tote gehabt haben, unter denen sich der Scheck befindet. Unter den anderen Verwundeten befinden sich Führer der Mahallas Chariun und Soff.

* Mailand, 12. Juni. Der hiesige Automobilklub schenkte der Militärverwaltung zwei gepanzerte Automobile, die mit Geschützen versehen sind und unter dem Namen .Die Kreuzer der Wüste" für die Kriegführung in Tripolis verwendet werden sollen.

* Saloniki, 12. Juni. Die ausgewiesenen Italiener sind bis gestern früh mit wenigen Ausnahmen abgereist. Alle Bahnzüge und Dampfer waren überfüllt. In Saloniki verblieben nur Personen, die eine besondere Erlaubnis dazu hatten, sowie Kranke und Gebrechliche und die zu ihrer Pflege durchaus nötigen Verwandten, Witwen mit ihren Ernährern und einige Spezialärzte. Die Polizei ist beauf­tragt, gegen alle anderen in diesen Kategorien nicht inbe­griffenen Italiener nunmehr gewaltsam vorzugehen und ihre Entfernung aus der Türkei zu veranlassen.

Ter Seemannsstreit in den französischen Hafen'

zieht immer weitere Kreise und hat schon jetzt eine schwere Schädigung der Schiffahrt im Gefolge. Mehrere große Ozeandampfer mußten ihre Ausreise nach Amerika verschieben. Bis jetzt haben die Dampfergesellschaften den Forderungen der Strei­kenden gegenüber eine ablehnende Haltung gezeigt;

war ihres Zöglings Vollmondgesicht länglich und puterrot geworden

Ich esse keine Quakeroats-Suppen," rief sie trotzig. Du lieber Himmel, ich sehe gar nicht ein, warum ich auf alle gute» Dinge verzichten soll; ich bin doch kein Stiefkind."

Ohne diesem Protest seiner Tochter Beachtung 'zu schenken, richtete der Hausherr an Melita die Frage:

Und Sie wollen sich die Entbebrungen gleichfalls auserlegen, die Sie für Ihre SchülerininDorschlag bringend

Gewiß. Ich ziehe einfache, schmackhafte Kost den üppigen Tufelgenüssen vor und hoffe, Fräulein Edith wird bald einsehen, daß ein krustiger, elastischer Körper durch den Verzicht auf Leckereien nicht zu teuer erkauft ist."

Nach einer kurzen Besprechung im Familienkreise erklärte der Hausherr, er sei mit Melitas Erziehungsplau voll­kommen einverstanden und ersuche Edith, demselben keinen Widerstand entgegenznsetzen. Frau Proctor bestimmte aber, daß ihr Liebling und Melita jeden Sonntag, an dem sich Gäste aus Hillcastle einfänden, an der gemein­samen Tafel speisen sollten.

Eine Stunde nach dieser Familienberätung begegnete Lord Leigh Melita und Edith auf einem Spaziergang. Er bat seine Schwägerin, ooranzugehen, und sagte dann zu Melita :Ihr Programm und dessen Begründung ist vor- trerflich. Ich bitte Sie dringend, es streng durchzuführen. Edith muß der Verweichlichung entrissen werden. Ihre Vor­gängerinnen magren esnicht, das hohe Gehalt und die gute Verköstigung aufs wpiel zu setzen, und bequemten sich ganz die Wünschen ihrer Herrin und den Launen Ediths an. Dazu kam, daß durch die Rücksicht auf meinen an Schlaf­losigkeit schwer leidenden Schwiegerpapa sich die Langweile oder wie soll ich es nennen? ein einschläferndes Element hier eingenistet hat. So ist meine kleine Schwägerin ein rechter Faulpelz geworden. Wenn Sie, Fräulein Wismar, Ihre Absichten mit Festigkeit durchführen, werden «ie dem gutmütigen, aber total verwöhnten Mädel eine rechte Wohltat erweisen."

sie erwarten Abhilfe von der Regierung, wie das in Norwegen der Fall ist, wo nur durch Abkom­mandierung von Kriegjsschisfmaschinisten der not­wendigste Küstenverkehr aufrecht erhalten werden kann.

Marokko.

jj Tanger, 12. Juni. Wie aus Fez gemeldet wird, hat der Khalif Mulai Jussef sich mit dem Protektoratsver­trag einverstanden erklärt und sich ferner bereit erklärt, mit Lyautey an dem Werke des Friedens und der Zivilisation mitzuarbeiten. In Fez herrscht Ruhe. Lebensmittel treffen in Menge ein. Die Preise sinken.

Der Regerausftand auf Kuba.

* Nerv-Port, 12. Juni. Der Negergeneral Fronet griff Guantanamo an. Die Bevölkerung floh, indessen wur­den die Aufständischen von kubanischen nnd amerikanischen Truppen zerstreut. Admiral Osterhaus, der jetzt in Havanna ist, berichtete, die Lage sei so bedrohlich, daß es ratsam sei, das Geschwader dort zu lassen.

Vermischte«.

8 Tas Simulantenwesen hat die Krankenkassen schon viel geschädigt. Soeben wurde ein Arbei­ter in Bleicherode (Hannover), der, trotzdem er Krankengeld bezog, bei einem Landwirt arbeitete, zu acht Tagen Gefängnis verurteilt.

H Das Denkmal dreier Freunde. Die kleine französische Eisenbahnstation La Faloise war am Sonntag der Schauplatz einer ungewöhnlichen Feierlichkeit: mit einem Stabe von höhen Regier­ungsbeamten traf der französische Ministerpräsi­dent Poincare in Begleitung des Ministers des Auswärtigen in dem kleinen Landstädtchen ein, um hier ein Denkmal zu enthüllen, das die Er­innerung an eine grausige Tragödie aus dem Jahre 1910 wieder aufleben läßt. Es war am 20. September. Drei Eisenbahnarbeiter, Hein, Gras und Foy, arbeiteten hier, nahe an der Somme» an dem Schienenstrang. Hein war damit beschäf­tigt, eine Teersilzunterlagtz unter eine der Schienen zu legen. Plötzlich ertönte der Ruf:Attention!" Der Eisenbahnarbeiter Hein, der mitten auf dem Bahnkörper liegt, blickt zurück und 'sieht den Schnellzug mit rasender Geschwindigkeit um die nahe Krümmung der Strecke heranstürmen. Gleich seinen Gefährten will er sich in Sicher­heit bringen. Er reißt die Winde, mit der er die Schiene emporgehvben hat, zurück, aber die Beweg­ung ist zu hastig, noch hat er nicht die linke Hand zurückgezogen, da packt das Stahlband seine Fin­ger, die zerquetscht werden: er steckt in einer Falles. Umsonst sucht er sich mit aller Kraft und Ver­zweiflung der stählernen Umschlingung zu eutrei ßen, die furchtbare Klammer gibt ihn nicht frei. Die beiden Kameraden sehen den Arbeitsgesährten dem sicheren Tode preisgegeben, der Zug ist kaum noch hundert Meter entfernt, jetzt nur noch achtzig, siebzig. . .; Und in diesen Sekunden siegt in den Beiden der dunkle Drang den Kameraden zu ret­ten, über jede Ueberlegung. Ohne sich Rechenschaft zu geben, stürzte Gras auf den Freund zu, um­schlingt ihn und sucht ihn mit Anspannung aller Kraft von der Schiene zu reißen und in Sicher heit zu bringen. Auch Foy vergißt in diesem; grausigen Augenblick die Sorge um sich; vergißt sein Heim, seine Kinder, mit hocherhobenen Ar

"Freundlich und ermutigend, wie der Lord, erwies sich auch dessen junge Frau gegen die neue Erzieherin. Sie erkundigte sich nach deren Garderobe, als Gäste aus Sou­thampton am Sonntag zum Besuch eintrafen. Da sie nun erfuhr, daß es damit übel bestellt sei, erklärte sie, ihre Mama halte viel auf eine gefällige Gesellschafts­toilette bei Tisch. Weil es nun zu spät sei, um neue Kleider anfertigen zu lassen, so bitte sie Melita, einige der ihren auszuwählen. Ihr Trousseau sei so reichlich aus­gefallen, daß sie wohl ein Dutzend Roben beiseite ge­schoben habe, um sie gelegentlich zu verschenken; vielleicht fänden sich einige passende darunter.

Das Anerbieten wurde so liebenswürdig gestellt, daß Melita sich gern dazu verstand, zwei gutsitzende Kleider anzunehmen; es waren die einfachsten der reichen Samm­lung. Als die Hausfrau sie dann ihren Gästen oorstellte, berührte es ihr weibliches Empfinden wohltuend, daß sie in deren Blicken und Mienen Ueberraschung las.

Edith aber stellte sich ihrer Erzieherin feindselig gegen­über und glaubte deren Reformeifer beschränken zu müssen. Gleich am ersten Tage ließ sie einen Handschuh fallen und warf Melita einen gebietenden Blick zu. Diese rührte sich nicht.

Sehen Sie nicht, daß mir der Handschuh entfallen ist, Miß Wismar?"

Gewiß, daraus folgt, daß Sie ihn wieder aufheben müssen."

Edith warf den Kopf zurück, um sich eine hoheitsvolle Haltung zu geben, und rief:Nein, "daraus folgt, daß Sie ihn aufheben müssen. So gut wie meine Mama, haben Sie auch mich zu bedienen, denn Sie werden reichlich dafür bezahlt. Mir scheint, Sie verkennen Ihre Stellung, Miß Wismar."

Durchaus nicht; wer seine Stellung verkennt, das sind Sie, Miß Edith. Ich bin ebensowenig Ihre Dienerin, wie Sie meine Herrin. Ich bin Erzieherin und werde für die sehr schwierige Aufgabe bezahlt, aus einem frechen, anmaßenden und auf seines Vaters Millionen pochenden

men eilt er dem heranbrausenden Schnellzug ent­gegen, will dem Führer ein Zeichen zum Halten geben, will seine Kameraden retten. Umsonst. Die ganze Szene dauerte kaum fünf, sechs Sekunden; Dann ist der Zug donnernd und fauchend über den Schauplatz d cchingeglitten und entschwindet brau­send in der Ferne. Auf den Schienen aber liegen zerschmettert zwei Menschen urü> ein Paar "Schritte weiter ein dritter im Sterben. Ueber diesem furchtbaren Unglück aber liegt verklärend ein Schimmer menschlicher Größe: in den Augenblik- ken der Gefahr, in diesen Momenten, da nicht Ueberlegung- sondern nur der Jnstikt den Men­schen leitet, haben die beiden Freunde und Ar beitsgenossen des Unglücklichen, der den Tod vor Augen sah, nur dem Drang gehorcht, der ihnen gebot, den Freund zu retten. Die französische Re­gierung hat nun diesen drei Opfern heldenhafter Treue ein würdiges Denkmal gesetzt, eine von dem Bildhauer Albert Rose geschaffene Gruppe, zu de­ren Enthüllung der Ministerpräsident selbst nach! dem abgelegenen Flecken eilte, um so als Vertre­ter der Nation dieses wohl einzig dastehende Bei­spiel von schlichtem Heldentum zu ehren. ,

8 Tergeflügelte" Arzt. Der Doktor Alden in Hammondsport in der englischen Grafschaft Steu­den ist der erste Arzt, der in seiner Praxis einen Aeroplan verwandt hat. Alden wurde telephonisch benachrichtigt, daß ein 11jähriger Junge aus einer Höhe von 35 Fuß gefallen wäre. Um zu der Un- sallstelle zu gelangen, hätte Dr. Alden einen See überqueren und einen großen Umweg machen müs­sen: Dr. Alden wandte sich deshalb an den Chef­piloten der Glen Curtiß-Flieger mit der Bitte, ihn mit seiner Maschine über den See zu transpor­tieren. Der Aviatiker bestieg sofort mit dem Arzt einen Wasseräroplan und in 10 Minuten befand sich der Arzt an der Unfallstelle. Er hatte auf diese Weise eine Stunde gewonnen. Durch das schnelle Erscheinen des Arztes wurden dem Jun­gen große Schmerzen erspart. ,

Handel nnd Vermehr.

* Eine Ermäßignag deS Diskontsatzes. Die Württ.

Notenbank hat ihren Diskontsatz auf 4h- Proz. und ihren Zinsfuß für Darlehen auf gesetzlich zugelaffene Wertpapiere auf 5', Proz. ermäßigt.

Kurzer Getreide-Wochenbericht der PreiSberichtSstelle deS dentsche» Landwirts chaft-rsts

vom 4. bis 10. Juni 1912.

ES stellten sich die Preise für inländisches Getreide am letzten Markttage in Mark pro 1000 Kg. je nach Qualität, wobei das Mehr (-ft) bezw. () Weniger gegen­über der Vorwoche in ( ) beigefügt ist, wie folgt:

Weizen Roggen Hafer

Frankfurt a. M. 235() 207'ft2'/-) 220()

Mannheim 342'r(ft2'.ft 207'/,() 222' -() Straßburg 237'ft") 207'-(2'/H 225(2'-H

München 244() 221(-1) 228()

Voraussichtliches Wetter

am Freitag, 14. Juni: Bewölkt, regnerisch, Abkühlung.

Druck u- Bals, ker W. Rieker'schen Buckdruckerri, L. Lauft Altaffietz.

Backfisch eine gesunde, bescheidene und liebenswürdige jung« Dame heranzubilden. Als ich den Fächer Ihrer Mama aufhob, tat ich es nicht in knechtischer Demut, sondern aus der höflichen Rücksicht, die eine junge, bewegliche Perso« einer älteren, durch Körperfülle und ein allzu langes Korsett am Bücken verhinderten Dame schuldet. Sie aber sind jung und kräftig, darum verlange ich, daß Sie sich fortan selber bedienen."

^ Edith hatte nichts Etliaeres zu tun. als sich bei d« Mutter über die erfahrene Beleidigung zu beklagen. Dies« zürnte Melita, sah ober von einem Verweis ab. Als Edith jedoch am nächsten Abend sie auf eine Blase ihrer zarten Hand hinwies und bitter klagte, daß Melita sie ge­zwungen habe, bis zur Erschöpfung ihrer Kräfte zu rudern, stellte Frau Proctor die Verklagte in Gegenwart ihres Töchterchens zur Rede und erklärte zornig, sie wünsche nicht, daß Ediths Hände durch harte Arbeit denen einer Bäuerin gleich würden. Ihre Töchter seien dazu berufen, in der vornehmen Gesellschaft zu verkehren, und hätten es, Gott sei Dank, nicht nötig, ihr Brot als Tagelöhnerin zu ver­dienen.

Die Gescholtene wurde der Verteidigung durch den Hausherrn, den Ediths laute Anklage ins Zimmer gelockt hatte, überhoben.

Edith," sagte er und schloß die Tür.Dein Verhalten ist kindisch und tadelnswert. Ich bin überzeugt, daß Fräu­lein Wismar dein Bestes will und den richtigen Weg ein- fchlägt, um dich zu einem gesunden, beherzten und auf­geklärten Menschen zu erziehen. Vereitelst du ihre Absicht und beklagst du dich noch einmal bei deiner allzu schwachen Mutter, so stecke ich dich in die Mortonsche Erziehungs­anstalt zu Southampton und ersuche den Leiter, "dich mit rücksichtsloser Strenge zu behandeln."

Fortsetzung folgt.