Württembrrgischer Landtag.

Stuttgart, 24 Mai.

Bei der heutige» Weiterberatniig des Lehree- grsetzes befaßte sich die Zweite Kammer zunächst stundenlang mit denk jogpnannten Heirat? an trag des sozialdemokratischeri Abgeordneten Hey manu, der im Anschluß an Art. k die Streichung des ganzen Artikels beantragt und für die Leh r e i i n n e. n das Recht gefordert hatte, auch als Verheiratete weiterhin tätig zu sein. Die Debatte drehte sich insbesondere um die Krage, ob eine verheiratete Lehrerin eventuell im Zustande der Schwangerschaft geeignet sei. Unterricht zu ertei ten. Auch hatte die Sozialdemokratie den Antrag gestellt, die Lehrerinnen zum Unterricht an den oberen Knadenklassen zuzutassen. Seitens des Zent rums betämpste Abg. Dr. Späth-Mbmach diese Kor derung, worauf von sozialdemokratischer Seite noch der Antrag einlief, durch Einfügung eines Art. Oa zu bestimmen, daß vor Anstellung eines Lehrers öder einer Lehrerin aus Lebenszeit die Gemeinde lollegie» zu Horen seien. Bon konservativer und deutsch parteilicher Seite wurde die sozialdemokra tische Forderung gleichfalls bekämpft. Die Volks Partei beantragte die Wiederherstellung, der Re gierunasvorlage. Schließlich wurde der Antrag Heymann, den ganzen Art. 8 zu streichen, ebenso wie der volksparteiliche Antrag, die Regierung« Vorlage wieder herzustellen samt dein Antrag Heu mann aus Einfügung eines neuen Artikels 0 a abgetehnl und der Ausschußantrag angenommen, der dahin geht, der Regierungsvorlage bezüglich der Abs. ! und 4 des Art. 8 zuzustimmen und den Abs. - cibzulehnen. In namentlicher Abstimmung wurde sodann mit 60 gegen 14 Stimmen auch der Heymaunsche Heiratsantrag zu Art. 0 samt eurem Eventualantrag akgsslehnt und der Art. t) in oer Fassung des Entwurfes mit geringen redaktionel­len Aenderungeu des Ausschusses angenommen. In der weiteren Beratung wurden die Art. Uh ll und l 2 betreffend die Fachlehrer und Lehrerinnen verbunden. Nach langer Debatte wurden di? Art. rcach dein Antrag der Kommission, die auf Zu­stimmung lautet, angenommen, mit Ausnahme des Abs. 2 de« Art. 11, für den die Kommission eine neue Fassung vorgeschtagen hatte und der nach einer Umformulierung nach dem Antrag G-itz be stimmt:Für die Rechtsverhältnisse der Fach lehre« und -Lehrerinnen sind die Bestimmungen des Dienstvertrage.s, in dein die Unter richtsver pslichtung und das definitiv zu gewährende Ent geld zu regeln sind, maßgebend. Es finden auf sie die für Bolksschullehver und Lehrerinnen gel lenden Borschristen sinngemäße Anwendung.". Zu Art. 16, der die Rechtsverhältnisse der Lehrer lind Lehrerinnen an Lehrerbildungsanstalten regelt, sie gen zwer Resolutionen vor. In der ersten wird verlangt, in einer Anlage zum Beamtengesetz ein Verzeichnis der aus Lebenszeit anzustelleuden Leh rer und Lehrerinnen an Staatsanstalten auszuuey men, in der zweiten, in Erwägung zu ziehen, ob nicht auch die Voltsschullehrer und Lehrerinnen in der Anlage zum Beamtengesetz Ausnahme finden tonnen. Nach unwesentlicher Debatte wurde 'Art.

4 6 in der Fassung des Entwurfes angenommen, ebenso die erste. Resolution in einfacher Abstsin mung. Bei der Abstimmung über die zweite Re solution blieb das Ergebnis zweifelhaft. Es mußte deshalb namentliche Abstimmung erfolgen. Für die Retoluion stimmten 62, dagegen 62 Abgeordnete. Durch Stichentscheid des Präsident v. Payer wurde die zweite Resolution ebenfalls angenommen, Um einviertel 2 Uhr vertagte sich das Haus «ruf Milt lvoch nachmittag 6 Uhr. Wegen Behinderung des Kultmsinsters und des Berichterstatters an diesem Dag wurde die Weiterberatuug des Entwurfs aus- gesetzt. Auf die Tagesordnung kam deshalb die voltsparteiliche Anfrage betreffend die Donau Versickerung, ferner die erste Beratung der Novelle zur Aekiderung der Nummer 04 des Spor- teltarifs, sowie 5. Nachtrag für 1012/16 und An träge des Ausschusses für innere Verwaltung zu verschiedenen Eingaben.

Lsnüesnschrichten.

MA«nst«ig, 34. Mai.

^ Heute vormittag ist die ganze Post mit den ne uesten Nachrichten für unsere Zeitung ansgebliebcn.

Der am Donnerstag, den 60. ds. Mts. fällige Viehinartt lPsingstmarkt) wird voraussichtlich, wie uns au« zuverlässiger Quelle mitgeteilt wird, ab­geh alten werden.

ep. Eine württembe rgrsche Landes-Mifsions- -Kouserenz soll jn der Psingstmoche in Stuttgart ins Leben gerufen werden. Zwar bestanden schon bisher verschiedene Missions-Konferenzen in Wärt temberg, so in Stuttgart, Heilbronv, Ulm, Hall: sie sind jedoch mehr oder weniger Beranstsitun- gev der Basler Missions-Gesellschaft. Ohne in ihre besondere Tätigkeit einzug-reifen will sich die Lau

des Misiions Konferenz altgemeinere Ziele stecken: Weckung nnd Pfleg« des heimatl. Missions-Wesens durch regetmäßigp Abhaltung von Missionstursen, Schaffung von Jahrbüchern, Pflege des wissenschaith Studiums, Missionsstttdienrereii ins Ausland u. a. Der itzründungsversamniltlng, die ans den 20. Mai, nachmittags 6, Uhr ausgeschrieben ist, geht ein Bortrag von Prof. D. Mi rbt Göttingen über: Stand und Aufgaben der ev. Mission in den deutschen Kolonien" voraus.

ep Mehr weibliche Kräfte für Kranken- nnd 6si,»leindedienst. Je mehr sich in weiten Kreisen die Erkenntnis von der Wichtigkeit der Diakonissen sache durchsetzt, desto schwieriger wird die Frage der Gewinnung der geeigneten Kräfte. Beim 8 ah ressest der Stuttgarter Diakonissenanstatt, das am Himmelsahrtstag unter großer Beteiligung von Stadt und Land stattfand, konnten 67 Diakonissen für den Kranken und Gemeindedienst eingesegnet werden. Dem Bedürfnis ist aber damit nicht ge­dient. Die Nachfrage der Gemeinden steigt und kann immer weniger befriedigt werden. Denn der scheinbar großen Zahl neu eingesegnerer Schwe­stern steht auf der anderen Seite immer wieder ein großer Abmangel durch Krankheit, Todesfälle und andere gegenüber. I-m vergangenen Austattssahr konnten von öl» wartenden Genieinden nur drei eine Gemeindeschwester erhalten, obwohl 2 bishe­rige Schwesteru-Stationen aufgegeben wurden. Trotzdem arbeitet die Stuttgarter Matoiiisseuaustalt nun schon auf 184 Arbeitsfeldern, darunter m 100 Gemeindevslegeii, O l Krankenhäusern, 22 son stigen Anstalten, 0 Krippen mit im ganzen 070 Schwestern. Eine besondere 'Aufgabe der letzten Zeit war die Pflege der Pockenkranken ni Mühlacker, Die Gesamtausgabe des Jahres beläuft sich auf 751 524 Mt., der eine Einnahme von 75! 865 Ml. gegenübersteht, während die Gesamtfchnld der An­stalt noch 600 807 Mt. beträgt. Anstelle des aus I>. Kuli zurücktretendeu bisherigen Leiters der Anstalt, Dekan Leyooldt wurde der seitherige 2< Geistliche, Pfarrer Ris, gewählt.

* Nagold, 24. Mai. Staötvsarrer Merz hier hatte das Unglück, beim Turnen erneu Arm zu brechen.

* Frcudenstirdt, 24. Mai. lieber die Obstans- sichten wird demGr." von sachverständiger Seite geschrieben: Die Birnbäume haben bereits verblüht und zeigen reichlichen Fruchtansatz. Mit wenig Ausnahmen prangten Heuer fast alle im .Blüten schmuck, wie schon lange Jahre nicht mehr. Bon Frostschaden ist nichts zu bemerken. Die Apfel bäume mit Ausnahme einiger für hiesig« Gegend unpassender Sorten stehen zurzeit noch in Blüte: die günstige Witterung befördert die Baumblüte. Bei den Apfelbäumen sind einige Sorten dom Mehltau befallen. Im große» ganzen dürste die Avfelerute etwas geringer ausfatlen wie bei den Birnen.

st Schramberg, 24. Mai. Der unter dem Ber dacht der Unterschlagung verhaftete Rechtsagent Ruggnber wurde wieder freigetassen.

st Bondors, OA. Herrenberg, 24. Mai. Der siebenjährige Sohn des Bauern G. Knßmaul fiel von der Tenne herab und erlitt einen Schädel brach Er wurde gestern im Bezirtstraukenhaus Nagold operiert. Au seinem Auskommen wird ge zweifelt. >

b Horb, 2 1, Mai. Der im Jahre 1867 ge­gründete hiesige Liedertrauz begeht am t. und 2. Juni das Jubiläum seines 75sährigen Bestehens-. Aus diesem Anlaß findet am Sonntag den l. Juni ein Festbankett im Lindeiihos statt, bei dem verschiedene Männer und gemischte Chöre zum Bor trag gelangen. Tie Tübinger Militärkapelle hat ihre Wirkung zugesagt. Ter zweite und eigent­liche Festtag wird besonders glanzvoll begangen wer den mit Tagwache, feierlichem Kirchgang, Orgettvu zert nebst Mannerchor, Frühschopven und Nachmit­tagskonzert auf dem oberen Marktplätze.. Abends schließt ein Ball die ganze festliche Veranstaltung,

* Stuttgart, 2 4. Mai. Der Besuch des Luft­schiffsSchwaben" in Stuttgart wird am Pfingstsonntag statrfsiiden, unter der selüstverständ sichen Voraussetzung, günstiger Weiterverhältnisset Es ist geplant, den Aufstieg in Oos um 7 Uht früh, dre Landung auf dem Cannstatter Wasen etwa uni 0 Uhr vorzuuehmen und vorher eine Schteisenfahrt über Stuttgart auszusühren. Hoffeut sich wird's diesmal etwa«!

st Stuttgart, 24. Mai. Gewertschasissetretär Krug in Stuttgart tritt am l. September von der Leitung des württembergischen Sekretariates des Gesamtberbauües der christlichen Gewerkschaf­ten Deutschlands zurück, um die Leitung des Parteisekretariates der Deutsch-Konservativen Würt- temoergs zu übernehmen. Das Sekretariat lag bis­her in den Händen des Abg. S ihre mp s, der aus Gesundheitsrücksichten seit einiger Zeit in sei­ner erfolgreiche» Wirksamkeit als Parteisekretär ge­hemmt war, sich aber auch ferner sin potirischen Leben aktiv betätigen wird.

st Adstatt, OA. Heilbronn, 24. Mai. Bei dein letzten schweren Gewitter wurde die Frau des Louis Utz, als sie vom Felde heimgiug, vom Blrtz erschlagen. Ter sofort herbeigerufcne Arzt tonnte nur den Tod der Frau, die Mutter von 6 unversorgten Kindern ist, konstatieren.

""" st Nereshdim, 24. Mai. Der bei Guts Pachter Locher im Schloß Neresheim bedienstete ledige Gott­fried Wiedemann von Förtlingen verunglückte heute früh tödlich. Er wurde von einem ausschlagende« Pferde derart au den Kops getroffen, daß der Tod sofort eintrat.

st Holzhausen, OA. Göppingen, 24. Mai. Seit Mittwoch wurde der I Ijährige Sohn des Schreiners .Karl Bahr vermißt und tonnte trotz eifrigen Su­che ns nicht gefunden werden. Der Knabe wurde nun gestern abend tot aus der Fils beim Uhiuger Wehr herausgezoAn. Wie er hineingesallen ist, ist noch unbekannt.

st Urach, 2 4. Mai- Am 18. Juni tagt hier der Verband selbständiger Condi koren Würt­tembergs. Mit Rücksicht auf die Wichtigkeit der Tagesordnung kann der Besuch nicht allein sämt­lichen Verbandsmitgliedern sondern auch jedem selbständigen Conditor empfohlen werden.

Z Biberach. 24. Mai. Im nahen Ioxdantal brach gestern vormittag 10 Uhr im Speisesaal un­weit des großen Kurhauses Kelter aus. Es war durch einen Kamindefekt entstanden. Die drei Feuerwehren von Biberach, Ummendorf nnd Ber- gerhausen leisteten rasch Hilfe und beschränkten den Brand auf seinen Herd. -

Zur Nietallarbeiteraussperrung.

st Stuttgart, 24. Mai. Zahlreiche hier und in den umliegenden Orten abgehaltene Versamm­lungen von Metallarbeitern nahmen Stellung: zu der 60prozentigen Aussperrung in der Metallin­dustrie. In übereinstimmenden Resolutionen wurde beschlossen, daß über all da, wo die Aussperrung erfolgt, der Rest der Arbeiterschaft die Kündigung einreicheu oder die Arbeit einstellen soll.

Lus dem Reiche.

^ Berlin, 24. Mai. Wie derTagt. Rundschau" mitgeteilt tvird, soll Lord Haldane während sei­nes Aufenthalts in Deutschland Gelegenheit finden, mit dem neuen Botschafter Freiherr v. Mar­sch a! l zusamimenznlreffen. Freiherr v. Marschall wird voraussichtlich zu Pfingsten nach Deutschland kommen, um sich einige Zeit ans seinem Stamm­sitz :n Baden aufzuhalten, wo Lord Haldane den Botschafter aufsucht und mit ihm über schwebende politische Fragen spricht. Ob Lord Haldane nach Berlin kommen wird, steht noch nicht fest. Es hängt, wie verlautet, davon ab, welches Ergebnis seine Unterredung mit Marschall haben tvird.

* Wien, 23. Mai. Der Minister des Äeußern, Gras Berchthold, ist heute abend nach Berlin abge­reist.

* Rom, 26. Mar. Die Zeitungen bringen aus­wärtige Meldungen über eine angeblich bevorste­hende Konferenz der Mächte zur Beilegung des Krieges. Me Kommentare der Blätter verhalten sich durchaus ablehnend.

* Fez, 24. Mai. ^Gestern vormittag fand un­ter Ausschluß der Oessenttichteit unter Anwendung ailer Sicherheitsmaßregeln die Hinri cht u n g der bisher vom Kriegsgericht zum Tode verurteilten 48 Marokkaner statt. Abteilungen der Tabors wurden beordert, der Exekution beizuwohnen, tun ihnen ein abschreckendes Beispiel zu geben.

Voraussichtliches Wetter

am Sonntag, 26. Mai: Allmähliche Aufheiterung und Wieder- erwärmung.

Verantwortlicher Rckakteur. L. Lauk, Meostch.

Druck u. Verlag der W. Rieker'scheu Buchdruckers, L. Lauk, Nltenk eig.

Im Interesse jedes Bauende» liegt es, über einige Spezialartikel der Firma R. AvenariusLCo., Stuttgart, Hamburg, Berlin und Köln unterrichtet zu sein. Das Avenarius Carbolineum schützt die der Witterung ausgesetzten Bau- und Nutzhölzer gegen Fäulnis und Schwamm. In geschlossenen Räumen, wo der Carboli- neum-Geruch nicht jedem angenehm ist, konserviert man das Holz und bekämpst Hausschwamm, Schimmelpilze, Trocken­fäule und Maurerfraß mir dem geruchlosen, als wirk­sam bewährten Raco, das im Gebrauch sehr billig ist. Auf neuem Kalkverputz, Zementverputz und anderem passenden Untergrund erzielt man haltbare, freundliche, sichtspendende, nicht abfärbende Innen- und Außenanstriche mit der Dauer­farbe Jnd u r i n - Id i n e, die in Pulverform verkauft und nur mit Wasser streichfertig gemacht wird. Jndurinanstriche sind sehr billig und ersetzen in vielen Fällen die teuren Oel- farbenanstriche. Näheres in hiesiger Gegend durch die Herren Paul Beck, Eisenhandlung in Altensteig, Fr. Schmid in Nagold u. Georg Schechiuger, Zimmergeschäft in Tetuach.