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1877.

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«r. 1A

LnSgnbe t» «ltenstrig.Stadt.

Vamstag, dm 25. Mai.

»mtStlatt für Pfalrgrafenweiler.

LSI».

Die «ächfte Nummer unseres Blattes er« schsrnt am -Dienstag.

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ZUM Pfingstfest 1912.

-Seit dm großen Pfingsttagen in Jerusalem dürfte selten -eure Zeit so reif gewesen sein für das .Verständnis des Heiligen Geistes, wie die uns- rige, weil selten ein so allmächttgps Suchen nnd Sehnen danach durch die Reihen der Menschheit geschritten i st, wie heute. Reif für ein Verständnis, i sagen wir, worin cuisp-e drückt ist, daß dies Verstand ^ nis selbst noch fehlt. Fehlte es doch auch noch den ) verschüchterten und verängstigten Jüngern, nach dem der Meister von ihnen geschieden war, obwohl er ihnen die große Verheißung) des baldigen ent' i scheidenden Sieges in der Wahrheit hinterlassen, hatte! Das Charatterislikuin der heutigen Lage der Menschen läßt sich! in einen Satz zuiawinen fassen:Haben die Teile in ihrer Hand fehlt leider nur das geistig? Band!" Eine Unmasse Gei ' ,.ster und Geistesströmniigen, aber wirr dtircheinander gejagd, scharf aufeinander platzend, ohne jede hö­here, versöhnende Einheit. Daher auch jene er­schütternde Verständnislosigtcit des einen für die innersten Wünsche und Nöten des andern. Eine ganze Strecke Wegjt will's scheinen, als hätten sie sich im tiefsten Sein ihres Wesens gefunden, dann plötzlich ein klaffender Abgrund, über den es leine Brücke der Verständigung mehr zu geben scheinst Und dieser tiefe Riß, dies Fremde, Trennende drängt sich in allen öffentlichen und selbst priva ten Verhältnisse. Ein gigantisches Ringen der Gei ster im großen und kleinen wie kaum je, ein Auseinanderprallen heterogenster' Weltanschauungen mit der traurigen Gefolgschaft von Unfriede und .Haß, und zu gleicher Zeit Riesenfortschritt? in allen geistigen Disziplinen, in der Behandlung der Kräfte der Natur und Her Geheimnisse der Ma- ! terie, sodaß spätere Geschlechter unsere Zeit viel s leicht als eine neue Uenaissance-Perivde der Ge schichte bezeichnen werden! In der Wett des Gei­stes und des Stoffes eine Gährung von so ringe henrer Wucht, daß sie mit innerster Notwendigkeit zu einer baldigen Klärung fahren muß! Und nach welcher Richtung ist sie allein möglich, da die­ser so wundervoll aufgebaute Kosmos und alle ihn so folgerichtig und genial durchwalteuden Kräfte und Mächte nicht ein ungeheurer Nonsens, ein zur Weltvernichtnng treibender Unsinn sein tonnen'? Einzig in der Richtung eines neuen Pfmgftgeistes, heiligen Geistes! Heiliger Geist ist der Geist Got­tes selbst, des ursprünglichen, ersten und letzten Prinzips des Seins überhaupt, welches als höchste sittliche Persönlichkeit das. Band allumfassender Liebe wirkt. Nur in Gott lösen sich alle Rät­sel, nur die von ihm ausstrahlende Liebe behebt alle Mißverständnisse, überbrilckt alle Gegensätze, öffnet das Äuge des Geistes für die Erkenntnis der innersten uuheitlichen Harmonie, welche das All durchströmt u. in welche sich daher alle schein bare» und wirklichen Disharmonien des Daseins letzten Endes doch immer wieder anflösen müssent Die Grundlage für solche Auffassung des letzten Sinns des Seins wird aber immerdar jenes erste Pjmgsterlebnis in Jerusalem bilden. Es ivegzu schieben, weil wir es nicht in all seinen Einzel heilen verstehen, geht nicht an! Wer versteht das eigentlichste Wesen von Geist und Stoff? Nicht einer! Wird er deswegen behaupten wollen, sie existierten nicht ? So steht es auch, wie mit jedem göttlichen Eingreifen in die Weltgeschichte, mit je vem ersten Pfingsten. Es war gleichsam nur ein Keim, die Erscheinung einer neuen Weltordnung/ aber es kehlt je und je, wenn die Zeit erfüllt/ ist, wieder, mit immer mächtigeren Triebkräften^ immer weitere Wellenringe in die Welt des Men schengeistes werfend, überweltlrch in seiner Ursache,

aber schließlich weltbezwingend in seinen Folgen. Vor solch einem Pfingsten mit immer riesen haftereu Ausmessungen steht unsere heutige Zeit. Sie ist reif dafür, denn ihr Sehnen ist unaussprechlich^ Und Er hält Wort, wie Er es dem engen Kreis seiner Jünger hielt, so auch der ganzen Mensch­heit gegenüber: Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit kommen wird, welchen ich euch senden werde, vom Vater, der wird euch in alle Wahrheit Leuen!"

Seit 4* Jahren haben wir das Jesu.itenge.setz, das im ^ i besagt:

Der Orden der Gesellschaft Jesu und die ihm verwandten Orden und ordensähnlichen Kongre gationeu sind vom Gebiete des Deutschen Rei ches ausgeschlossen. Die Errichtung von Nieder lassnngeu derselben ist untersagt."

Dieser Paragraph besteht noch bis zum heuti­gen Tage zu Recht, während der 8 2 vor dem immer nnederhvlteri Drängen der Zentrnmspartei endlich gefallen und im Jahre 1904 aufgehoben worden ist Ueber ausländische Jesuiten konnte Ausweisung verhängt werden, inländischen konnte der Aufenthalt in bestimmten Bezirken oder Orten versagt oder angewiesen werden. Ein dritter Pa ragraph besteht noch:Die zur Ausführung und zur Sicherstellung des Vollzugs dieses Gesetzes er forderlichen Anordnungen werden vom Buudesrat erlassen". Demgemäß hatte der Bundcsrat am -ä Juli 1.97? verordnet, daß den Angehörigen des Jesuitenordens die Ausübung einer Ordenstätig lcik, insbesondere in Schule und Kirche, sowie die Abhaltung von Missionen nicht zu gestatten sei."

Seit 4>l Jahren war kein Mensch und keine Re giernng darüber im Zweifel, was unterAnsüb ung einer Ordenstätigkeit" zu verstehen sei bis das .Ministerium Härtling in Bayern fand, dieser Begriff könne auch in einermilderen" Weise aus- gekear werde», gebe es in Deutschland keinen Je­suitenorden, sv gebe es auch, keine jesuitische Ordeüstätigkcit. denn die einfache Ausübung prie- sterlicher Funktionen, Predigten, Seelsorge, Beicht- hören usw. sei keineOrdLnstätigteit". Als ob der Jesuit aushörte, Jesuit zu sein und seinem auswärtigen Vorgesetzten unbedingt verantwortlich, ja ein blindes Wertzeug in seiner Hand, wenn er zu vinsterlicher Tätigkeit nach Deutschland ab kommandiert ist!

Diese ganzeAuslegung" ist so unmöglich^ daß die ganze Presse aller Parteien außer der Ultramontanen sich förmlich! darüber lustig machte,

! obwohl die Sache so ernst ist. Auch der svzial- demotraiischeVorwärts" schrieb in diesem Sinne:

Wir sind grundsätzliche Gegner eines jeden Ausnahmegesetzes, also auch des Jesuitengesetzes und vertangen seine Beseitigung. Aber reicht durch die Hintertüren und Tricks derAusleg­ung", sondern offen und ehrlich im Wege der G e se tzes a uf hebu ng."

Damit ist gut gxsagt, um was es sich han­delt. Das Jesuitengesetz soll aufgjehoberi werden, aber nicht offen sondern auf Umwegen mit der Miene des Biedermanns, der unschuldig seines We ges und von nichts Bösem weiß. Sv einfach c;ing das nun Allerdings nicht. In Bayern wie nn Reichstag wurde interpelliert, und da erklärte der Reichskanzler,daß eine so verschiedene Ans legung. in der Anwendung eines Reichstagsgeseb zes selbstverständlich nicht angängig sei. Ich habe sogleich an die bayerische Regierung das amt­liche Ersuchen gerichtet, mir den Wortlaut der in der Presse als geheim bezeichneten Anordnung mit­zuteilen. Die bayerische Regierung) ist diesem Er­suchen nachgetommen. Dem Bnndesrat liegt

ein Bayerischer Antrag vor, den Begriff der ver botenen Ordenstätigteiten zu definieren. Hierairs ergibt sich: Bis zum Ergehen des Bundesratsbe schlusses wird der P i des Jesuitengesetzes im pan j

zen De,«Ischen Reiche ans Grund der bestehenden Uebung gleichmäßig angewendet werden, für die Zeit darnach ivird der vom Bund es hat zu fassende Beschluß die einheitliche Grundlage bilde n" Nun ist die Fragte:

Wie wird dieser BnndeSrarsbeschluß gussallen A Formell Hai Bayern iiachgeben müssen: es mußte gestehen, daß seineAuslegung" ans eigene Faust eine Uebereikung war.

Aber ist es so ganz ausgeschlossen, daß Bayern bezw. sei!« ultramontaner Milli ster in der Sache Recht behält ? Daß er seine Ausfasslmg ganz oder teilweise im Bnnd'esrat durchsetzen wird! ? Dünn würde der u«offene Angriff ans das Jesuitengesetz vielleicht im ganzen Reiche zu seiner Abbröckeln ung führen. Kann dem der protestantische Volks- reit gleichgiltig zusehen? Nimmermehr! Man lache sich doch einmäl klar: Protestanten, die noch irgend etwas auf ihre Sache halten, tön neu die Jesuiten nicht hereinlassen. Sie erblicken nun einmal an ihnen ihren schärfste!« und gefährlichsten Geaner und selbst wenn diese Ueberzeugung Un­recht hätte, dürste die katholische Minorität diese Gi-sülche der zwei Drittel Protestanten schonen und im Interesse des Friedens der Konfessionen die Jesuitenfrage begraben fein lassen. Ein Irrtum ist aber ausgeschlossen: die ganze Geschichte des Ordens beweist es, daß Jgnazius der Antikuther ist. Spanien, Frankreich, Ludwig XIV., der 30- Mrige Krieg zeugen dafür. Niemand kommt von seiner Vergangenheit los, auch die Gesellschaft Jesu nicht.

Wenn aber die protestantischen Gefühle keine Berücksichtigung finden und der Wunsch eines Teils der katholischen Minorität mehr bedeuten soll, dann müßten sich schon die Politiker fragen, ob denn der Jesuitenorden mit seinen Lehren und Grund­sätzen in einem modernen Staate Platz haben kann. Der beste Kenner des Jesuitenordens, der frühere Jeinit Graf von Hönsbröch, hat noch unlängst ans der neuesten j esu irischen Literatur uachgewiesen, daß der Jesuitenorden vollkommen unmöglich ist in einem modernen paritätischen souveränen Staat, weil vb diesem Staat grundsätzlich die Daseinsberechtigung acspricht. Ihm steht die Kirche über sein Staat, und der Staat hat nur genau so viet Recht, als die Kirche ihm znertennt. Das ist bekanntlich eine uralte Lehre der Kirche, am entschiedensten ver­treten wird sie in der Gegenwart von den Je­suiten. Wer über solche Theorien lachen wollte, als über bare Unmöglichkeiten, der übersieht den gewaltigen Einfluß der Priesterschast auf das Volk. Er übersieht die mit Sicherheit zu erwartende nn- endliche Reche von Konflikten zwischen Staats- und Kirchengewalt, er übersieht, wie da eine nie ver­siegende Quelle von Beunruhigungen ins Bolt ge­leitet wird. Daß der Jesuitenorden das friedliche Zusammenleben der Konfessionen fördern würde, das mute uns doch niemand zu, zu glauben.Die Bekämpfung des Protestantisinus ist der natürliche, sofort nach der Gründung und der ersten Wirk­samkeit sich ergebende Lebenszweck und das Ar- beitsznl der Gesellschaft Jesu." Jgnazius selbst fordert Todesstrafe für die Ketzer. Nie soll man sic Evangelische nennen, bei Strafe nicht, nur Keb, zer. Und heute noch verfechten die Jesuiten die Berechtigung der Todesstrafe für Ketzer; z. B. der Jesuit de Lnca 1998, der deutsche Jesuit Brors u. 6.

Und darum fragen Protestanten und Deutsche mit dem katholischen Fürsten Chlodwig zu Hohen-, lohe Schillingsfürst, der» späteren Reichskanzler: können wir ein Institut in 'unserer Mitte dulden, das uns dise Grund tasgv unserer Existenz unter den Füßen weg-- ziehen will?" und urteilen mit dem badischen Katholiken Baumstark:wo die Gesellschaft Jesu innerhalb zivilisierter, moderner Staaten auftritt, da ist ihre Wirksamkeit tatsächlich, sie mag nun wollen oder nicht, u nv e rein b ar mi t d em in­nersten Wesen unserer Zeit" .'.