Deutjchrr Reichstag.
Berlin, 2-t April.
Vizepräsident Dr. Penschr eröffnet die Sit zmig jum-> l. lö UHv. Auf der Tagesordnung. steht zu nächst der schleunige Antrag der Reichspartci betres send die Sicherheit für den deutschen Secschisfsver- kchr. Abg. Arendt Rpl. führt ans: Das grüße Unglück im Atlantischen Ozean hat in der ganzen Kutturwelt und insbesondere auch in Deutschland gewaltige Beunruhigung hervorgernfen. Es ist hier nichr der Ort, hiie Ursache des Unglücks und die Schuld daran zu erörtern. Besonders aber liegt die Frage nahe, ob unsere Gesetzgebung Gewähr bietet, daß derartige Unfälle, soweit es in, Bereich der Möglichkeit liegt, vermieden werden. Ferner muß gefragt werden, ob bei Unfällen auch genügend Rettn ngsgele.genheir vorhanden ist. Ist die Behaup tung der Presse richtig, daß nur der Dampfer „Kai ser Wilhelm II." mit der vollen Anzahl der nö lägen Rettungsboote ausgerüstet ist? Das muß im Interesse unserer Schiffahrtsgesellschaften fesche- stellt werden. Wenn die Frage bejaht wird, dann liegt es im Interesse der Allgemeinheit, so schnell als möglich Abhilfe zu schaffen. Aufgabe und Pflicht des Reichstags ist es, bei solcher Erregung der öffentlichen Meinung io schnell wie möglich Schritte zur Beseitigung et wacher Mißstände zu tun. Vielleicht ist das Bedienungspersonal der drahtlosen Telegraphie auf nuferen Schiffen nicht aus reichend. Ich hoffe, daß die Regierung unserem An trag Folge geben wird. Staatssekretär Dr. Delbrück: Wir sind uns alle einig in der ausrich lägen und herzlichen Teilnahme für alle von der furchtbaren Katastrophe Betroffenen. Wir werden auch alle einig sein in der Verpflichtung, aus die fer Katastrophe Lehren zu ziehen. Bravo! Ich halte es aber nicht für angängig, heute an dieser Stelle in eine materielle Erörterung dieser Frage einznlreten. 'Sehr richtig links. Es würde ohne eine Kritik von Borgängen nicht ab,Achen, die uns noch nicht hinreichend betannt sind. Sehr gut. Die zürn Schutze der Mannschaften und Passagiere unserer Dampfer gegebenen Vorschriften sind sei nerzeir erlassen worden unter sorgsamer Berücknchti gnng des damaligen Standes der Technik. Ich habe aber angesichts der dauernden gewaltigen Entwick lung unserer Technik sofort eine Revision der ge! lenden Bestimmungen in die Wege geleitet. Auch die SchiffahrtsgeseLIsttnifreii nud die Seebernfsge nossen'cbast beschäftigen sich zurzeit mit diesen Ge danken. Es wird auch getingen, alle diese Vor schrislen zu erlaßen, die nach dem Stand der Tech nit nur irgendwie möglich sind. Zn internationalen Abmachungen in dieser Sache sind wir gerne de reit. Bravo. Wir bedürfen im übrigen nicht -auch der selbstverständlichen Pflicht der Volksvertretung, besonders aufmerksam gemacht zu werden. '(Beifall. Dr. Arendt Rpt. zieht, da die be geits unternommenen Schritte im Sinne seines An träges seien, diesen zurück. Damit ist dieser Ge geustand erledigt.
Etwas vom Honig.
Vvn B. Wellner.
Noch immer schätzt man in weiteren Volks kreisen Deutschlands den Honig lediglich unter dem Gesichtspunkte einer auserlesenen Delikatesse, einer besonderen Leckerei ein, deren Genuß noch dazu nn verhältnismäßig teuer sei. Aber der reine Bie uenhonig stellt keineswegs nur eine Delikatesse dar. dir außerdem durchaus nicht so sehr teuer ist, son dern auch ein recht wertvolles Nahrungsmittel ist, dem dringend nur eine größere Verbreitung zu wün scheu wäre, als dies jetzt vielfach noch der Fall ist: außerdem darf der Honig auch als Heilmittel in verschiedenen Erkrankungsfällen nick: unterschätzt werden. Der Bienenhonig zeichnet sich als Nah ruugsinittel vor allem durch seine leichte Verdau lichteit aus, was ihn in erster Linie für Rekon- vate'zenten und für Leute mit schwachem Magen sehr schätzenswert macht, denn er geht direkt ins Bim über. Aber auch für ganz gesunde Menschen ist der fortgesetzte Hvnigg.enuß ungemein zuträglich. Honig sollte daher bei uns weit mehr, als dies bis 'laug geschieht, besonders zum Frühsnick gpnosfen werden, anstatt Butter ans Weiß nud Schwarzbrot gestrichen, wie dies namentlich in Frankreich und Italien gerade in den unteren Voltsklasse» viel ver breitet ist. Schon die Völker des Altertums muß len die Bedeutung des Honigs als Nahrungsmittel zu würdigen. An vielen Stellen des Alten Testa ments, hie und da auch im Neuen Testament, wird des Honigs rühmend gedacht, ebenso im Koran, Ho mer, Euripides, Ovid, Vergib besingen den Honig wegen seiner trefflichen Eigenschaften: vielen Völ kern des alten Jialieus war er die Hauptnahrung. Auch die alter Perser, Meder und Egyvter hielten den Honiggennß in Ehren, auch bei den alten Ger Manen spielte er eine hervorragende Rolle. Aber durch die Einführung des Zuckers und ferner auch infolge der Verminderung des Wachsverbrcinchs zu
Es folgt ein Antrag des Zentrums betreffend Aendcrung des Strafgesetzbuchs. Es handelt sich um die Paragraphen, die sich ans Haustriedens brnch, Entführung minderjähriger Personen, Dieb stahl oder Unterschlagung geringwertiger Gegen stände ans Not nsw. beziehen. Die Vorlage wird sofort ln erster und zweiter Lesung angenommen.
Das Haus setzt hieraus die zweite Beratung des Eisenbnljnetats fort. Nach kurzer Debatte tritt Vertagung ein. Nächste Sitzung Montag nach miltag 2 Uhr. Tagesordnung: Wehr und Deck- tnngsvvrlage». Schluß nach '> Uhr.
Lsndrsnschrichtrn.
IM-rick«ig. SS April.
- Uebertrageu wurde die Stelle des Stations- rerwaliers in Ä l lenste ig dem Eisenbahuassisten ten Bautz in Fenerbach. Uebertragen wurde ferner eine ständige Lehrstelle in Fellbach, Bez. Es; lingen, dem Hairptlehrer Leins in Zwercknb erg.
* Prüfung im Wafferbausache. Auf Grund der am l l. März ds. Is. und an den folgenden Tagen vorgenommeneu Prüfung im Wasserbaurache sind für die in Paragraph I der K. Verordnung, betreffend die Prüfung im Wasserbanfache vom 29. November 1902 bezeichneten Verrichtungen als de fähigl erklärt worden und haben die Bezeichnung „Wasserbauiechniier" erlangt: H a u ß rn ann, Emil, von Cresbach, Herr, Jakob, von Wende n.
* Künstler-Konzert. Gestern abend hätten wir wieder einen Kunstgenuß, den uns Opernsänger Franz Jäger Bariton und Konzertsängerin Frh. E. Blocher Sopran ans Heilbronn im Saale des grünen Baum verschafften. Das Programm war ein sehr 'vielseitiges und verzeichnet!' hervorragende Stücke. Herr Jäger, der über ein kräftiges Organ verfügt, dessen Stimme aber etwas belegt erschien, erntete reichen Beifall für feine gediegenen Darbietungen. Frl. Blocher ist eine hervorragende Sängerin und brachte ihre Lieder in vollendeter Weise zürn Vortrag. Sie erntete reichen Beifall damit. Herr Jäger übernahm die KlavierbegleitnnH für sich und Frl. Blocher in der Hauptsache selbst, im übrigen hatte sich Herr Hanptlehrer Böhmler zur Verfügung gestellt.
* Die Maul- und Kl aue n sc u chc ist »veiler in E j t r i n g e u OAs Nagold und Rtze u h e n g st e t. t OA. Calw ausgebrochen. In Haiterb a ch wurde am Samstag das an der Seuche erkrankte Vieh zwei Kühe abgefchlachtet. Ebenso wird aus Re rin gen gemeldet, daß dort der gesamte Viehbestand des Handelsmannes, bei dem die Seuche ausgebrochen ist, durch gemeinsames Vorgehen der dortigen Han delslentr, geschlachtet wurde.
( Haitcrbach, 20. April. Gestern nachmittag wurde der» ltt Jahre alten W. Mohr in der unteren Sägmühle durch einen rollenden Stamm das linke Bein abgeschlagen. Es trifft niemand ein Verschulden.. :
Kerzen ist die Bedeutung des Honigs als Volts nahrungsmittet gesunken, und erst in neuester Zeit hat man mit der zunehmenden Produktion von Bienenhonig begonnen, ihm wieder mehr Beachtung zu 'chenten und es kann nur lebhaft gewünscht werden, daß er bald die allgemeine Wertschätzung wie in früheren Zeiten wiedererlange. z
Außer als bloßes Genußmiltel wird der Ho nig auch zur Herstellung von Backwaren, wie Ho nigkuchen, Lebkuclzeu, Pfefferkuchen nsw., und zur Fabrikation von allerlei Konfitüren benutzt. Man verwendet ihn ferner zur Konservierung von Früch ten und zur Herstellung verschiedener Getränke, z. B. von Honigwein. Honigbier, Met und Litören, schließlich auch zur Herstellung gewisser Präparate, so des Rosenhanigs, des Sanerhonigs usw. -schließlich bil der der Honig ein gutes Heil- und Borbeugungs mitte! hauvtiächlich bei Erkältungen und bei Er trankung der Atmungsoraane, indem man ihn entweder direkt und etwas angewärmt löffelweise ein - nimmt oder ihn gewissen medizinischen Tees, wie z. B. dem Fencheltee, beimischt und dann genießt.
Der Honig wird bekanntlich aus dem süßen Nektar gewonnen, welchen die Bienen ans den Kel- chen zahlreicher Blumen und Blüten saugen, der sich daun im Magen dieser nützlichen und fleißigeil Insekten in Honig umwandelt und von ihnen schließ lich in den Zellen der Waben aufgespeichert wird. In den Handel kommt der Honig in verschiedenen Sorten. Der Scheibenhonig gelangt ohne weitere Zubereitung in den aus dein Stock genommenen Waben in den Handel. Jungfernhonig nennt mau jenen Honig, welcher nach Zerschneiden der Waben frei ausfließt. Bienenhonig wirb gewonnen, indem man die Waben auspreßt'und hierauf den dergestalt erhaltenen Honig auskocht. Schleuderhonig ist der Honig, welcher mit der Zentrifugalmaschine gewonnen wird, er ist neben dem Scheibenhonig die beste Honigsorte. Weiter wird noch der Mai Honig, welchen die Bienen im Frühjahr ansetzen, und der Herbsthonig unterschieden, elfterer über
* Obrrault Frendenstadt, ld. April. Die Heidelbeeren sind bisher ohne Schaden davongekom- meu, was für die ärmeren Sclpvärzwäldgemein- den vor? großer Bedeutung ist. Die Auerhahujaaö hat begonnen. Aus dem Kniebis erlegte Graf Adelmanu den ersten Auerhahn.
st Entringe „, OA. Herreuberg, 20. April. Bei der Etnsabrt in den Bahnhof ist gestern ein nn besetzter Eisenbahnwagen 2. nud 9. Klasse e n t gleist, sodaß die Gleise nach Tübingen mehrere Stunden gesperrt waren und die Züge BersvätuiMen erlitten. Es wurde niemand verletzt. Die Ursache des Unfalls ist noch nicht aufgeklärt.
h Margrcih.iuskn, 20 , April. Die Sicherunge,! gegen ein Wiedereinlreten bezw. Weiterschreiten der Erdrnischnngen sind nun nahezu vollendet. Durch Einlegung vieler nach verschiedener Richtung lausender Draiiiagrzüge, die lief ans die die Ursache der Schiebungen bildenden Lehmschichien versenkt sind, dürfte wohl genügend Vorsorge für die Abführung großer Walser mengen getroffen und eine gefährliche Stauung anKgeschlossen sein. Die - Ränder der durch die Erdfchiebungen verursachten Spal ten wittern allmählich ab und die Spalten schließen sich so »ach und nach wieder. Unentwegt zieht da und dort der Landmanu bereits seine Furchen über die zerrissenen Flächen und nicht zu lange, dann wird junges Grün die ueugebilde en Böschun gen und Raine überziehen und das Bild der Zerstörung verschleiern. Die ruinierte Wegstrecke au der Straße nach Ebingen wird nicht wieder hergestellt, durch eine kurze Umleitung wird die Ebin- ger in die Lantlinger Straße ei »geführt und so die Verbindung nach Ebingen auf einfache und billigere Weile bewerkstelligt.
st Stuttgart, 2!». April. Der in 29 Landes und Provinz,^verbänden rund 7äOOO Mitglieder zählende Bund Den t sch er Militär an Wärter wird von? ö. bis 8. Juni hier seinen Bundestag abhatten.
st Stuttgart, 20 . April.. (Der Lehrermangel ist noch nicht gehoben. In den letzten Wochen ging mehrfach eine 'Notiz durch die Zeitungen, wonach die Zahl der geprüfter! Kandidaten für den evangelischen Volksschuldienst das augenblickliche Bedürfnis übersteige, woraus dann weiter der Schluß gezogen wurde, es werde mancher der Geprüften einige Zeit auf Anstellung warten müssen. Hält inan jedoch mit dieser Annahme die Tatsache zusammen, daß zur Zeir noch verschiedene Unterlehrerstellen von ständigen Lehrern stellvertretend versehen werden müssen, so kann daraus ohne Zweifel 'geschlossen werden, daß die Wartezeit für die nicht sofort verwendeten Kandidaten jedenfalls kaum nennenswert sein wird. -
st Geislingen a. St., 20. April. Die Durch - ar beils zeit an den Samstagen findet nun auch rn den Werkstätten d.er Großindustrie Einführung. Während des Sonnnerhälbjahrs läßt die württ. Metallwarenfabrik au den Samstagen von früh 6 Uhr bis mittags t Uhr mit einer viertelstündigen Vesper
trifft letzteren an Wohlgeschmack. Das nämliche gilt vom Kraul und Landhonig, den die Bienen aus vielen verschiedenen Blumen sammeln, er überlrifft den Heidehonig, der vom Heidekraut (Calluna) und vom Buchweizen stammt, an Güte. Als bester Honig gilt der Lindeublüten'honig, von vielen Honiglieb- habcrn wird indessen als schönster aromalischer Honig der aus der Blüte der Anispflanze gewonnene erachtet-, auch der Akäzienp ln ten Honig wird wegen keines Wohlgeschmacks und seines Aromas vielge rühmt. Im übrigen richten sich Farbe wie Geschmack und Geruch des Honigs bemerkbar nach den Pflan zen, von denen er stammt. Weiter wird seine Färbung wenigstens auch durch die Art der Gewinnung beeinflußt: so ist Schleuderhonig Heller als Preß und Bienenhonig. Giftige Pflanzen können auch giftigen Honig, geben, was z. B. mit denn De tibal genannten Honigprodukt der Fall ist, das in Kletuasien von den Bienen aus dem Safte des von - tinifchen Seidelbastes, einer anerkannten Giftpflanze gewonnen wird.
Was die hauptsächlichsten H onig Pr oduktionsg e- biete aubelaugt, io wären als solche zu nennen Rußland, Polen, Ungarn, Griechenland, Spanien, Frankreich Deutschland und Nordamerika. Altern in Deutschland ist der jährliche Ertrag der Bienenzucht au Honig auf etwa 90 Millionen Mark zu veranschlagen. Nach den Produktionsgebieten pflegt man auch die Handelssorten des Honigs zu unterscheiden, von denen folgende als die bekanntesten zu nennen wären: Havanna- und Jlliuios- honig, der Valparaiso Honig, der San Dvmingp- honig, der polnische Honig, der Narbonnehonig und der holsteinische Honig. '
Verfälschungen von Honig sind sehr häufig!, sie werden meistens bewirkt durch Vermischung des echten Bienenhonigs mit Stärkemehl, Malz, Kartos felsirup usw.: indessen läßt sich in Deutschland seit dem Bestehen des Nahrungsmittelgesetzes doch ein Nachlassen der Honigfälschnugen feststellen. Dagegen ist die Fabrikation von Kunsthomg: sehr in