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1877 .

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NxSgabe 1» Llleustrig-Stadt.

Eamßtag, d»v 20. April.

Tages-Rundsthau

Die englischen Angrisseplärre 1K11 nnd dir Flotten-

vorlage. '

Im Königsbau in Stuttgart sprach am Diens­tag auf Veranlassung des Flottenvereins Korvetten kapikän a. D. Gercke vor einer großen Zuhörer­schaft überDie englischen Angriffspläne UNI und die Flottenvorlage." Der Redner betonte, daß er keinHetzer" sei und die Größe der englischen Ra tion sowie ihre Verdienste aus mancherlei Gebie len gern anerkenne. Znm Beweis, daß auch in Eng land an manchen Stellen Verständnis für das Anfstreben Deutschlands vorhanden sei, verlas er einen Artikel eitles angesehenen englischen Kolonial- Politikers, der Englands Politik in der Marokko angekegenheit einer strengen Kritik unterzieht und erklärt, es sei unmöglich und unsinnig, Deutsch lands friedlicher Entwicklung einen Riegel Vvrzuschie- ben. Da:::: zählte der Redner die Punkte auf, die aus engl. Angriffspläne im vergangenen Jahr schlie ßen lassen, besprach die Neuverteilung der englischen Flotte, die Veränderungen in der englischen Heeres und Flottenleitung und wies ans Widersprüche in den offiziellen englischen Kundgebungen über das Verhältnis zu Deutschland hin. Angriffspläne Eng londs haben nach Ansicht des Redners sicher bestan­den, bestehen noch und werden so lange nicht aus hören, bis England gezwungen sein werde, Deutsch­land mit der einer Großmacht gebührenden Ach­tung zu begegnen. An verschiedenen.Karten wurden denn -die (nördlich und nordöstlich gerichteten Verschie bangen der englischen Flotte im Juli, August, und September vor. Jahres erläutert und auch erwähnt, wie auffällig sich um dieselbe Zeit die in Ostasien stationierten englischen Kriegsschiffe konzentrierten. Halte man damit das damalige Verharren der deut­schen Flotte zusammen, so sei es unbegreiflich, daß die Engländer sich immer als den bedrohten Teil betrachten. Wie ernst man jenseits des Kanals mit einem Krieg gegjen Deutschland gerechnet habe, be­weisen noch heute die in der englischen Fachpresse a»gestellten Erörterungen über taktische Einzelhei­ten des damaligen Feldzugs-Plans. Mit einer Reihe von Beispielen ans der Geschichte begründete Herr Gercke seine Auffassung, daß England, wie dies Admiral Fisher erst kürzlich ausgesprochen, sich durch keine Verträge u. dergl. hindern lassen werde, in jeden Augenblicke die Interessen des britischen Rei­ches zu wahren, d. h. die Suprematie zu behaup­ten. Diese wolle Deutschland anerkennen, nicht aber die Alleinherrschaft, die England beanspruche und zwar immer nur Deutschland gegenüber. Deutsch­lands Rech! auf Seegeltung lasse sich gjanz einfach mit den Zahlen unserer neueren Handelsenkwicklnng, unserem verhältnismäßig rascheren Wachstum ans diesen Gebieten begründen. Gerade dagegen aber richte sich der Zorn und Neid der Engländer, wenn ger gegen die deutsche Kriegsmacht. Im weiteren Verlauf des Vortrages behandelte der Redner noch die Marinevorlage, die er schon zu Beginn seiner Ansführungen alsnichtssagend" bezeichnet batte. Dasmaritime Gewissen Deutschlands", der Flotten Verein, wünscht eine Beschleunigung des Bautempos, und lege vor allem größten Wert ans die Verineh rung der Panzerkreuzer, die bei den modernen Bedingungen des Aufklärnttgsdienstes unabweislich sei. Als Grundsatz für eineil etwaigen Seekrieg mir England stellte der Redner den Grundsatz der lettischen Offensive bei allgemeiner Defensive ans.

Ungarns Politik und seine Nationalitäten.

Deutschlands Beziehungen zu Ungarn beruhen wesentlich- darin, daß das Gebiet der Stefanskrone zum Dreibund gehört, daß ein erheblicher Teil der ungarischen Staatsanleihen sich Ln deutschen Händen befindet und daß große deutsche Kapitalien in der ungarischen Industrie arbeiten, nicht znm wenigsten aber darin, daß mit den Madjaren mehr als Leinhalb Millionen Einwohner deutscher Zunge seit Jahrhunderten in einem Staatsverban.de leben. Außer unseren Stammesgenossim gehören zur Bevol kernng des Landes noch- Rumänen, Kroaten, Serben,

Slowaken, Rulhenen, Zigeuner u. n. Boa der Ge­samtheit der Einwohner bilden die herrschenden Madjaren nur 40 Prozen:, die übrigen 60 Prozent zerfallen in die geuannlen zahlreichen Volksbestand teile. Gegen diese Mehrheit führen nun Regie rung und Parlament seil Jahrzehnten einen un­unterbrochenen Kamps. Tie Madjaren nennen ihm Durchsetzung des ungarischen Slaatsgxdankens", die NationalitätenUnterdrückung ihrer. Art und Sprache." Unter jenen: Kampf haben die Deutschen als das unzweifelhaft stärkste und deshalb den Mad­jaren anscheinend am meisten bedrohliche Kultur elemenl von jeher besonders schwer zu tragen ge­habt. Das System der fortgesetzten Feindseligkeit des offiziellen Ungarn gegvii die eigenen Landes linder anderer Abstammung als der madjarischen lrill in Rechtsprechung und Verwaltung, bei den Wahlen, in wirtschaftlicher Benachteiligung und vor allem in Schnlsragen zutage. Dieses System be ginnt i» neuester Zeit bedenkliche Konflikte hervor zurusen. Seine sichtlichen Wirkungen legen mehr und mehr eine Abkehr von der Politik nahe, die der kleine, isolierte, aber energische und begabte Madjarenstamm bisher für die einzig richtige ge­halten hat. Wie ist henke die Lage in Ungarn ? Der altehrwürdige König hat in feierlicher Erklärung deutlich ans die Niederlegung der Krone hinWwie sen, falls ein Beschluß des ungarischen Reichstages in einer für das Staats recht der Dvppelmonarclste fundamentalen Frage aufrecht erhalten würde. Die Zerrissenheit und Gegensätzlichkeit der parlamenta­rischen Parteien tann sich kaum noch steigern. In Kroatien Hai die madjarische Regierung mitte:: in: Frieden den Ausnahmezustand verhängt. Das Ber semmlnngsrecht ist aufgehoben, die gesamte Presse ist unter schärfste Zensur gestellt, die Bürgermeister aller Städte deS kroatischen Landes sind durch staatliche Kommissare ersetzt. Sollten da dierit­terlichen Söhne Arpad's" bei ihrer sonst traditio­nellen Begabung für Slaatskunst ckicht zu der Ueber zeugung Klangen, daß es zweckmäßig, ja nvtwen big :ei, mi! ihren eigenen Staatsangehörigen Frie den. zu schließen und mindestens den Deutsche», de­nen die volle Erfüllung aller staatsbürgerlichen Pflichten niemand bestreiten kann, ungehinderten Gebrauch ihrer Muttersprache in .Kirche, Schule und Hans zu gewährleisten 7 Nach denMitteilungen des Vereins für das Deutschtum in: Ausland" verbrei­tet sich im Lande Ungarn solche Hoffnung in wach sende:» Maße, weil die Weitsichtigen unter den Mad­jaren wahrzunehmen beginnen, daß ihre heutige Politik sie unaufhaltsam in eine politische und wirk sch-.fftliche Vereinzelung gefährlichster Art hinein- l reibt. '

Württembergischer Landtag.

Erste Kammer.

Stuttgart, > o. April.

Die Erste Kammer setzte heute vormittag ihre Beratung über das Ausführunge-gesetz znm Vich- finchkttgesetz fort. Berichterstatter Sttratsrat Frei Herr von Ow erstattete über den Art. -d, der die Frage des ans Staatsmitteln zu hastenden An­teils an den Entschädigungen regelt, längeren Be richl. Der Entwurf sieht an Entschädigungen aus Staatsmitteln für getötete Tiere vor, die Hälfte, wenn sie mir Maul und Klauenseuche behaftet wa reu, ein Drittel, wenn sie mit Tuberkulose behaf tet waren. Freiherr von Ow beantragte namens des Ausschusses, die Hälfte der Entschädigung ans Staatsmitteln auch für Tiere zu ersetzen, die mit Tuberkulose behaftet waren. Gegen diesen Antrag wandte sich Staatsminister Dr. von Pischek. Staats rat von Kern brachte einen der Anregung des Staatsministers entsprechenden Abändernngsaiitrag ein. Der Ansschnßantrag wurde schließlich mit 17 nein gegen 15 ja abgielehnt, der Antrag Kern an genommen. Die übrigen Artikel wurden mit uner heblichen Abänderungen nach dem RegiernnMenl Wurf angenommen. Die nächste Sitzung findet vor anssichtlich Mitte Mai statt.

Amtsblatt für Pfalzgrafcmveiler.

rsi».

Zweite Kammer.

Stuttgart, 10 . April.

Es bedurfte :» der heutigen Sitzung der Zwei :en Kammer wiederholter Mahnungen des Präsi- denren zur Mäßigung, dann: nicht die Besprechung, der Anfragen zu», Tportelgesctz eine längere Zeit in Anspruch nehme, als seiner Feit die ganze Bera­tung des Gesetzes. Die heutige Debatte drehte sich i» der Hauptsache »in den Streit zwischen dem Zeiilrum und der Volksparlci, wer die Härten des Gesetzes, besonders des Ar:, 04 verschuldet habe. Im einzelne» sprachen, nachdem im Einlauf eine kon­servative Anfrage betreffend den Schutz unserer! Brennereien bei der Aendernng des Branntwein? steuergesetzes bekannt geworden war, die AbM- Gai - se r iVsi.-, der ebenso wie seine gestrigen Vorredner! für ein: Aendernng des Tarifs eintrat nick» an eini­gen Beispielen dessen Harle Wirkungen illustrierte, Keil -Soz.!, Lindemann Svz. und Mülberjgeri D. P.- lediglich zur Sache. Die Polemik wurde ge­führt von den Abgg. Gras ' Ftr. , der sei: Nach­weis erbrachte, daß nicht er und das Zentrnm den hohen Prozentsatz bei der Bespöttelung der Wirt sch asten verschuldeten und S l a u d e:: m e y er (V.), der Dr seine Partei das Verdienst in Anspruch «ahm, in den früheren Verhandlungen die Interessen der Wirle gewahrt zu haben. Auch der Abg. Rem bald Aalen <Zlr. - hielt der Voltspattei vor, daß, wer in: Glashaus sitze, nicht mit Steinen Wer­sen dürfe. Letztere Auffassung gegenüber der Volks Partei vertrat auch Keil -Soz.: Der Finanzmini ster v. Geßler bestätigte schließlich dem Abg: Graf ausdrücklich, daß er und seine Freunde seiner Zeit bei einer Reihe von Punkten Anträge auf Ermäßigung gestellt haben.

Nachdem der Streit so sei» Ende gesunden harte, entspann sich bei der lamvflnstigen Stimmung des Hauses alsbald ein »euer, bei der zweiten Beratung des Gesetzentwurfs über die israelitische Religiorrs- gemcinschlfft. Der Abg. Wolfs B.K. nahm gjegen den Antrag des staatsrechtlichen Ausschusses, i» Art. l statt Religionsgemeinschaft ' Landeskirche zu sagen, Stellung mit der Begründung, daß dadurch das christlich religiöse Empfinden

verletz! werde. Das Judentum sei keine

Kirche. -Kiene Ztr.- befürwortete, Heymann (Soz. z bekämpfte, wenn mich aus anderen Gründen als Dr. Wolfs, den Kommissionsaulrag. Der Kultmrnister überlieft die Entscheidung der für ihn unerheblichen Frage den: Hause, das sich nach weiterer Debatte über den Umerschied zwischen Judentum und israe lilischer Religionsgemeinschaft für den Antrag Wolfs enlschied. Nach weiterer Debatte über Befugnisse und Zusammensetzung der israelitischen Oberkirchen- behörde wird der Artikel L mit den dazu gestell­ten Abänderiingsaitträgen des Ausschusses angpnom men, ebenso Artikel 3, l und 5. Hier wird abge brochen. Morgen vormittag Fortsetzung, außerdem Anfragen betr. Erdbebenschüdenversicherung und zlveite Beratung des Berufsvormnndschastsgesetzes. Schluß eineinviertel lkln.

Deutscher Reichstag.

B^kkr, I S ME -

Präsiden! Dr. Kämpf eröffnet die Sitzung um l.15 Uhr und verliest ein Dankschreiben des grvß-- brilanmschen Botschafters für die Beikcidskundge- bung des Reichstags anläßlich des Unglücks derTi­tanic". Das ,Haus setzt hierauf die Beratlmg des Justizetats fort. Bei der Debatte, an der sich zu nächst die Abg. Heine (Soz.-, Peiffer (Ztr.) und Richthosen -null - beteiligten, forderte letzterer, im Hinblick auf die Flucht des Hauptmann-s Lux aus der Festung Glatz, daß für Spionage nicht auf Ke stnngshast erkannt, sondern für solche Verbre­chen besondere Gefängnisabteiltmgen geschaf­fen werden sollten. Staatssekretär Lisko führte daraus ans. daß das Spionagegesetz näch den Anregungen der jetz! arbeitenden Strafrechts kommission mehrfach erweitert und verschalst wer den solle. Ablaß -Fortschr. V. verlangt, daß die