st FrieLrichshafen, 18. April. Auch in diesem Sommer findet wieder bei den Schifiskursen auf dem Bodensee hie zollamtliche Abfertigung des Reise gepä-cks zur Bequemlichkeit der Reisenden während der Uebersahrt statt und zwar ans den Strecken zwischen Romaushorn und Rorschach einerseits und Friedrichshafen andererseits. Auf einzelnen Dämp­fern werden außerdem Eisenbahnfahrkarten und Ge päckscheine für die hiesigen Anschlußschnellzüge ans­gegeben.

Zur LandtagswaM.

jj Reutlingen, 18. April. Da Präsident v. Payer endgültig die Wiederannahme einer Kandidatur zum Landtag' abgellehnt hat, hatte die hiesige Volks- Partei die Kandidatur denc FabMgnten Robert Wan dei au ge tragen, der sie aber ablehnte, lieber die Persönlichkeit des nunmehr anszustellenden Kandi­daten ist noch nichts bekannt

II Leonberg, 18. April. Die Sozialdemokra üichr Partei hat den Genossen Schumacher von Keuerbach wieder als Landtagskandidaten aufge stellt. Außerdem wurde der Frage der Gründung einer eigenen Bezirkspresse, von der schon lauge die Rede war, diesmal soweit nähergetreten, daß die Ausführung des Planes wohl noch vor den Wahlen zu erwarten ist. Die Zahl der sozialdemokratischen Blätter des Landes würde sich, wenn bis dahin das Tnttlinger Projekt gleichfalls zur Ausführung ge langt, ans 8 belaufen. Vor zwei Jahren existier­ten nur die Parteiblätter in Stuttgart und Heil- brvnu und vor vier Jahren überhaupt nur das Stuttgarter Organ.

Alls dem Reiche.

II Halberstadt, 18. April. Gestern fand auf dem Exerzier­platz ein Duell zwischen dem Oberleutnant v. Puttkammer, kommandiert als Adjutant zum Bezirkskommando in Aschers- lebeu, und dem Leutnant v. Heeringen vom Infanterie­regiment 27 in Halbcrstadt statt. Leutnanl v. Heermgen erhielt einen Schuß in den Unterleib.

Ausländisches.

II London, 18. April. In der heutigen Sitzung des Unterhauses fragte Hall (llnionifr) ob Deutschland zu verstehen gegeben habe, daß es bereit sein würde, in ein Offenfiv- und Defenfiv-Bündnis mit England einzutreten, als einziges Mittel, dem Rüstungswettftreit ein Ende zu machen. Parlaments-Untcrsekretär Acland erwiderte, daß die Frage mit Nein zu beantworten sei.

Zm UntergW derDtmic".

II Newyork, 18. April. Der Newyork American ver­öffentlicht eine drahtlose Depesche, nach der der Kapitän der Garpathia erklärt habe, er wisse bestimmt, daß außer den Ueberlebenden, die sichanBordderCcirpathia befinden, niemand gerettet sei.

Zm Untergang da .Titanic".

Zu der furchtbaren Schifiskatastrophe wird aus seemännischen Kreisen geschrieben:

DieTitanic" gehört zu den englischen zrey hounds, welche mit einer Schnelligkeit von 25 See­meilen die Stunde den Nord-Atlantik durchpflügen und dasblaue Band", die Rekordflagge den Eng­ländern sichern sollen. Nach dem Grundsätze: Bri- tannia rnle the waves Britannien beherrscht die Meere mußten die Engländer es sehr bitter empfinden, als die Deutschen mit ihren großen SchnelldampfernDeutschland" der Hamburg-Ame­rika-Lime und den 4 Schnelldämpfern des Nord­deutschen LloydKronprinzessin Cecilie",Kaiser Wilhelm II",Kronprinz Wilhelm" undKaiser Wil­helm d. Gr,." die Dampfer alter Nationen an Größe, Schnelligkeit und Sicherheit übertrasen. Dampfer mit 45 000 Pferdekrästen und einer Schnelligkeit von 28 Seemeilen waren etwas kaum Glaubliches, als Deutschland in diesen Wettbewerb trat und so­fort dasblaue Baud" den Engländern abaahni. Da war es natürlich, daß Misere Vettern jenseits des Kanals sogleich bestrebt waren, ihre Suprematie aus See wiederzugewinnen, und es gelang ihnen, zum Teil dank staatlicher Subvention, vier Dampfer zu erbauen, die uns das blaue Band wie­der entrissen. Diese Dampfer werden namentlich von solchen Personen benutzt, denen Zeit Geld ist;. So pflegen die vielen Kcmsleute, welche lediglich Zwecks Einkaufs für die nächste Saison nach Europa müssen, diese schnellen Dampfer zu benutzen. Am sechsten Tage nach Abfahrt von Newyork sind sie in. London, dort erwarten sie die bereits benach­richtigten Geschäftsleute, in ein bis zwei Tagen sind die Geschäfte hier abge wickelt, dann geht es wer rer nach Paris, Wien und Deutschland. Alles ist innerhalb acht Tage« persönlich erledigt, am fol­genden Donnerstag schiffen diese Reisenderl sich wieder ans dem Dämpfer der Ausreise ein, be­nutzen die sechs Tage der Rückreise zur gründlichen Erholung und treffen nach achtzehn bis zwanzig Tagen wieder in Newyork ein. >

T>ie größere Schnelligkeit bedingt aber größere Sicherheit in der Navigation. So lange es sichtiges

II London, 18. April. Ter deutsche Geschäftsträger ist heute nachmittag im Auswärtigen Amt vorgesahren und hat der britischen Regierung die Beileidskundgebung des deutschen Kaisers aus Anlaß des Unglücks der .Titanic' überbracht. Dann begab er sich in dss Büro der White Star-Line, der er die Teilnahme der deutschen Kaiserin aussprach.

II Washington, 18. April. Das Handelskomitee des Senats hat ein Unterkomitee von 7 Mitgliedern ernannt, welches eine genaue Untersuchung über den Unfall der .Titanic' anstellen soll. Das Komitee hat sich bereits nach New-Uork begeben.

II Washington, 18. April. Das Marinedepartement hat von dem KreuzerSalem" der dem Schiff mit den Geretteten entgegenfuhr, folgende heute früh um 8 Uhr aufgegebme Depesche erhalten: Wir können keine Nachricht von der Carpathia" erhalten, obgleich sie sich im Bereich leichter funkentelegraphischer Verständigung befindet. Sie gibt zu­weilen auf Anrufe Zeichen, antwortet aber nicht. Wir können nicht glauben, daß sie die Mitteilungen, die wir ihr sandten, nicht verstanden hat. Das Schiff befindet sich innerhalb des Bereiches der Torpedostation Newport. Da­her wird der Salem heilte nachmittag nach Bradford weiter­gehen.

New-Uork, 18. April. Der Kreuzer.Chester' meldet, die Carpathia habe seine drahtlose Anstage nicht beantwortet. Hier wird vielfach behauptet, Ismail habe Ordre ge­geben, kerne Einzelheiten der Katastrophe der Oesrentlichkeit zu übergeben. Ismail wird sofort die Rückreise nach England antreten. Die White Star Line hat mit den Hospitälern die Sendung von Kran­kenwagen für die Ueberlebenden vereinbart. Mehrere draht­lose Meldungen deuten an, daß viele der Ueberlebenden in­folge der Aufregung und Leiden erkrankt sind. Aus an­deren Telegrammen von Ueberlebenden an ihre Angehörigen geht hervor, daß viele Frauen nicht wissen, daß ihre Män­ner beim Untergang der Titanic ums Leben gekommen sind.

II Rom, 18. April. Der Papst hat dem Präsidenten Taft, .dessen Adjutant Butt bei dem Untergang der Titanic ums Leben gekommen ist, telegraphisch sein Beileid ausge­drückt. Major Butt kehrte von Rom zurück und sollte Präsident Taft ein Handschreiben des Papstes überbringen.

Der Mimisch-MW Krieg.

Tripolis, 18. Avril. Heute kam es zu einem Kamps zwischen zwei feindlichen Abteilungen. Die Araber sollen einen Verlust von 100 Verwunde ten und 50 Toten erlitten haben. :

Tic Aktion zur See begonnene

II London, 18. April. Lloyds Agentur teilt ein Telegramm mit, wonach bei der Einfahrt in die Dardanellen Kanonendonner gehört wurde. Man vermalet einen italienischen Angriff. Zuverlässige Information steht noch aus. Auch aus Paris lie­gen Depeschen vor, wonach die italienische Flotte in Kumkalesi angekom men ist. Ein italienisches Schiff ist gefunken

Wetter ist und man den ganzen Horizont frei über­sehen kann, hat es keine Gefahr, Aber sobald Ne­bel eintritt, ist die größte Vorsicht geboten. T>as Ge setz sagt:Bei unsichtigem Wetter ist mit reduzierter Geschwindigkeit zu fahren." Das ist aber ein sehr relativer Begriff. Der Frachtdampser, welcher 0 bis 10 Meilen läuft, kann ans vier Merlen redn zieren, und das Schiss gehorcht bei dieser geringen Fahrt noch dem Steuer. Das aber ist durchaus notwendig, um bei gefahrvollen Kollisionen ma növrieren zu können. Ein Schnelldampfer mit 25 Meilen Geschwindigkeit muß aber immer noch >0 bis 42 Meilen laufen, wenn die Wirkung des Steu­ers genügend zum Manövrieren sein soll. Stoppt ein solches Schiff plötzlich, so läuft es noch immer eine Viertel Seemeile voraus, ehe es steht und inzwischen ist dann die Kollision schon erfolgt. So kann bei eintretendem Nebel nicht genug Vorsicht an­gewandt werden und Nebel verbreiten die großen Eisberge meistens um sich infolge der starken Ab­kühlung der sie umgebenden feuchten Atmosphäre. Die kolossalen Massen eines Eisberges kühlen auch das Meer in größerem Umkreise ganz bedeutend ab. Man muß also nicht nur langsam fahren, son­dern auch beständig die Temperatur des Wassers messen. Plötzliche Abkühlung von mehreren Gra­den lassen immer aus die Nähe eines Eisberges schließen. Diese aber trifft man stets in der Nähe der Bänke von Neufundland. Von Grönland he­runter treiben die durch ihre Schwere angebrochenen Gletscher mit dem Polarstrome nach Süden. Bei den Bänken von Neufundland verflacht sich die Strö­mung sau den Bänken entlang südwärts getrieben, bis sie dann in den Golfstrom gelangen und schließlich schmelzen.

So kam es wohl, daß bei dichtem Nebel die wachthabenden Offiziere derTitanic" den ver­derbenbringenden Eisberg nicht zu sehen vermoch­ten. Der Eisberg schwimtnt so ruhig und unbe­weglich, als ob er ein Fels im Meere wäre, die Wogen brechen sich wie an hohen Klippen, sprit­zen hoch auf und ringsherum sieht man die cha rakteristische weiße Klippenbrandung bei schönem Wetter Wehe dem Schiss, das mit größerer Fahrt dagegen fährt; es ist als ob man Kegen einen Fel­

-I Parts, 18. April. Die Agence Havas mei­det aus Konstantinopel, daß die italienische Flotte bei Kunialesi am Eingang der Dardanellen einge-- trossen sei. Ein italienisches Schiss soll gesunken sein.

II Koustaintinppel, 18. April. Hier sind Ge­rüchte verbreitet, daß 27 italienische Kriegsschiffe» vor den Dardanellen erschienen sind und das Bom­bardement auf die Befestigungen von Kumkalesi be­gonnen haben. Ein Geschoß der Befestigung soll ein italienisches Schiss getroffen haben.

st London, 18. April. Lloyds melden aus Te- nedos von 4.30 Uhr: Eine italienische Flotte, die all« ca. 15 Schiffen bestand, ist von Jmbros kom­mend, gesichtet worden. Man hört hin und wieder Kanonenschüsse.

II Pajris, 19. April. Wie die Agence Havas von den Dardanellen meldet, hörte die Beschie­ßung des Forts durch die italienischen Kriegsschiffe um ßeinhalb Uhr nachmittags auf. Das ital. Ge­schwader ging dann wieder in Ser. Die im In nern der Meerenge befindlichen s ch w i mme ndle n Minen wurden losgemacht. Die Handels- schisfahrl ist nnterbrochen.

Ein Aufruhr in Fez.

Aus Marokko laufen Nachrichten ein, daß in Fez ernste Unruhen ausgebrochen sind. Ein Teil der Truppen des Sultans ist im Aufruhr. Die! Ursache soll, darin zu suchen sein, daß eine Aen- derung ihres Besoldungssystems eingeführt wurde. Die französische Regierung hat sofort umfassende Maßregeln getroffen. Die meisten Europäer ha­ben sich in das franz. oder span. Konsulat geflüch­tet. Der deutsche Konsul befindet sich in Sicher­heit. Das Gewehrseuer zwischen den französischen Truppen und den Meuterern dauert fort. Mehrere Soldaten wurden getötet.

st Tanger, 18. April. Nach hier eingetroffenen Nachrichten wird der Sultan in seinem Palast in Fez durch Meuterser belagert. Mehrere Jnstruktionsoffiziere und -Unteroffi­ziere sind getötet. Die Gesandtschaft und das Konsulat sind unversehrt. Der Kampf dauert noch an. Ein Teil der Hilfstrupperr aus Mekines ist eingetrofsem ^ ^

Voraussichtliches Wetter

am T-rmewg, den 20. April: Teils bewölkt, teils beiter, meist trocken, mild.

Verantwortlicher Redakteur: L. Laust Wteuftetg.

Druck mrd Verlag der W. Rieker'lchrn Buchdruckerei in Bltenstrp,

M die SomWnWmer destinmie Anzeigen

bitttn wir wöalictm frühzeitig bei uns ausiuaebcn

die Exped. ds. Bl.

sen läuft. Da Helsen alle wasserdichten Kornparte- lnents nicht, denn es werden bei solchem Anprall gewöhnlich mehrere derselben zerstört. So scheint es leider auch bei derTitanic" gewesen zu seilt.

Beim Schreiben dieser Zeilen erinnere ich mich eines ähnlichen, aber glücklich verhüteten Vorfalls: Der Schnelldampfer des ^ Nordddentschen Lloyd, Saale", war im Juni l8lä» ans der Fahrt nach Newyork begriffen. Auf dei: gleichen Stelle, wie bei der unglücklichenTitanic" trat dichter Nebel ein, so dicht, daß mau von einer Seite der Kommando­brücke nicht bis zur anderen sehen konnte, geschweige bis zum Bug des Schisses oder gar noch voraus; Der Vorschrift gemäß wurde langsam gefahren, Kein Laut stingsurn, Windstille, kein Nebelsignal eines anderen Dampfers oder Segelschiffes. In der An­nahme, daß Eisberge die Ursache des Nebels sein könnten, wurde dauernd die Temperatur des Was­sers gemessen. Diese nahm beständig ab, siel von 13 Grad aus 14, 10, 9, dann plötzlich auf 3 Grad. Jetzt war es zur Gewißheit geworden, daß wir uns in der Nähe eines Eisberges befanden.Stop!" wurde nach der Maschine telegraphiert, das Schiss verlor die Fahrt im nächsten Augenblick ein plötzlicher Stoß, Poltern und Donnern von herab- s allenden großen Eisstücken.Volldampf zurück!" zeigte zugleich der Maschinen Telegraph: da das Schiss keine Fahrt machte, gehorchte es äugen blicklich, und in einer Minute glitt der Dampfer rückwärts und war frei vom Eisberge. Die Pum - pen wurden sofort angestellt, Wasser gepeilt, aber alles war dicht, dem Schisse war- nichts passierst Auch die auf dem Verdeck gefallenen riesigen Eis stücke es war glücklicherweise nachts und somit niemand von den Passagieren an Deck hatten keiir Unheil angerichtet nnd die Passagiere erfuhren zum größten Teil erst beim Frühstück, in welcher Gefabr sie geschwebt hatten. Nur die große Vorsicht des Ka pitäns Richter hakte dieSaale" vor einem Unglücks wie es jetzt passiert ist, bewahrt. Oberstes Gesetz der Navigation muß immer bleiben: Zuerst die Sicherheit des Schisses wahren! Dann erst kann Schnelligkeit der Reise in Frage kommen. l