Tie Brnupkatastrsphe in Fischiugen.
ji Oberndorf, 2i4 Febr. Der Schivarzmälörr Bote schildert das furchtbare Brandunglück von Fischiugen in einer ZonderausMbe wie folgt: Wer ! che Neckarbahn talabwärts gen StnttMrt fährt, er- I blickt unterhalb Sulz chm Zusammenfluß des Mühl- ! bach-s und des Neckars aus der rechten Seite, stolz den Bergvorsprunch krönend, inmitten schlanker j Tannen die ivoylerhaltenen Ruinen der einstigen l Burg Wehrftein und unterhalb am Fuße der Berg- I wand auf dem schmalen Bande zwischen Neckar und Felsen das freundliche Dörflein Fischiugen mit seinem schmucken Kirchlein. Nicht weit unterhalb ! des letzteren steht eine alte Mühle, im Jahre l8l9 erbaul und ursprünglich der fürstlich hohenzollern scheu Herrschaft gehörend. Seit Jahrzehnten ist : ' sie im Besitz Ser Familie Linsenmann, von Gene- i ratiouen aus Generationen sich vererbend. Die ge- f genwärtiAe bildete eine stattliche Familie, vier i hübsche schnnicke Töchter im Alter von 20, 1.6 und ! 8 Jahren, darunter zum Verwechseln ähnliche Zwil
! linge imd zwei Söhne im Alter von 19 und 1.4 j Juhren helfen den Eltern treu im Haushalt und ! schaffen in emsiger, fleißiger Arbeit Wohlstand n>ld i Wohlhabenheit. Bon dem patriarchalischen Verhältnis zwischen Familie und Gesinde zeugt die Tatsache, daß der alte Knecht, den vor ein paar Jahren ein anderer nblöfte, nahezu 80 Jahre Wohl und Wehe der Familie teilte. Es ist Samstag abend. Schon um 7 Uhr sind die Mahlgänge ab- gestellt. Die Familie hat sich zur Ruhe begeben und auch im übrigen Dorf ist. Ruhe eingsskehrt. Die Turmuhr schlägt 2 Uhr, als plötzlich giellende Hilferufe von der Straße her ertönten. Mit zerschmetterten Beinen liegt unter der Mühle der Knecht, der dem Feuer entfliehend vorn oberen Stockwert auf die Straße gesprunMr. Oben suchen die beiden Söhne, die das Feuer entdeckt hatten, die Eltern wachgurnfen. Sie rerhen die Türe zum Wohnzimmer aus, nicht ahnend, daß der dadurch ! geöffnete Durchzug, zum Verderben der ganzen Fa- ^ milie wird. Im Mahlgang' unten war das Feuer j ausgebrochen, hatte das dort lqgjerude Mehl er- ' griffen das explodierte und ungeheure Qualmwol- ! ken durch das Haus wälzte, die dann mit dem
! Durchzug freie Bahn in den oberen Wohnräumen ! bekamen. Man hört unten flehentliche Rufe: „Will ^ denn niemand zur Hilfe kommen?" Sie kommen vom unglücklichen Vater, der nach seinen vier ruhig schlummernden Kindern im anderen Teil des Hauses Vordringen will, uni sie zu wecken und zu retten. Nach einigen Minuten gelingt es einem beherzten Bürger, eine Leiter anzulegen. Liber schon ist alles im Hause verstummt, sechs Menschenleben liegen erstickt im brennenden Hause. Während der Paar Minuten, in denen sich die entsetzliche Katastrophe abspielte, sind die beiden Söhne in der Verzweiflung ebenfalls auf den Hof gesprungen, einer davon wurde so schwer verletzt, daß man stündlich auch seinen Tod erwartet, der andere ist glücklicher, einige Brandwunden sind die einzigen Verletzungen, die er davon trägt. Mit welcher Schnelligkeit der Rauch und das Feuer ihre Opfer erfaßten, geht daraus hervor, daß den nn,Kirchlichen Bewohnern nicht einmal Zeit zur Besinnung blieb, sich auf das über dem MühleinganK vorgebaute Blechdach zu retten, das leicht hätte erreicht werden können und von wo eine Rettung möglich gewesen wäre. Die Feuerwehr arbeitet emsig und es gelingt
Hatte, welch tödlicher Schlag mußte das für sie sein! Nein, nein, das durfte nicht geschehen. Es war entschieden ein besserer Beweis seiner Freundschaft für sie und auch für Erich, wenn er sie vorerst in Unkenntnis über ihres Mannes sonderbare Heimkehr ließ, wenn er dessen eigentümlichen Zustand einstweilen vor ihr verheimlichte. Natürlich nur für kurze Zeit suchte er wieder das sich meldende Gewissen zu beschwichtigen. Natürlich nur bis Erich sich einigermaßen erholt hatte, bis ihm die Erinnerung an die Vergangenheit und hauptsächlich an seine Heirat zurückkehrte. Vielleicht geschah dies bald, und dann war es viel, viel besser, daß die junge Frau nicht unnötigerweise erschreckt worden war. Dann wollte er ihr sofort Mitteilung machen, und sie würden dann zusammen versuchen, ihn dazu zu bringen, die Wahrheit über die verschwundenen Karten und Depeschen zu sagen.
Ja, so war's am besten. Für die ersten paar Tage sollte sie nichts erfahren, und so klingelte Rolf trotz der späten Nachtstunde noch einmal nach Kopp und schärfte ihm ein, daß es bei dem augenblicklichen Gesundheitszustand Herrn Martens' durchaus nötig sei, dessen Anwesenheit vorläufig geheim zu halten, da er sonst von Besuchern und ihren zudringlichen Fragen belästigt werden würde.
Der gute Kopp, der sehr an Herrn Martens hing, fand diese Anordnung sehr vernünftig und versicherte Herrn Stern, von ihm oder seiner Frau solle gewiß niemand erfahren, daß der arme Herr da sei.
Und so begab Rolf sich zu Bett in der festen Ueberzeu- gung, daß er aufs klügste und beste gehandelt habe. Aber trotz dieser Ueberzeugung fand er keine Ruhe: lange Stunden absoluter Schlaflosigkeit, in denen er die abenteuerlichsten Piüne schmiedete, wechselten mit wirren Träumen. In den endlos scheinenden Stunden des Wachens arbeitete sein aufgeregtes Hirn in fieberhafter Tätigkeit, und als er endlich gegen Morgen in einen traumlosen Schlummer sank, war sein Entschluß gefaßt. Sein guter Engel baue sich mit verhülltem Antlitz von ihm abgewandt, und oer
ihr wenigstens, die große unmittelbar neben der Mühle befindliche- Scheuer sowohl wie das gegenüber liegende aus Fachwerk gebaute Haus zu retten. Die Mühle aber ist verloren, krachend stürzte sie zusammen und begräbt in ihrem glühenden Grab die unglücklichen Opfer der noch vor wenigen Stun den ihres Lebens sich freuenden Müllersfamilie. Um die Brandstätte, aber staut sich eine von Stunde zu Stunde wachsende Menge, gaffend lind schwül zend. Bon Teilnahme ist jedoch wenig zu spüren,
ls Fischiugen, 28. Febr. In dein Befinden des bei der Brandlatastrophe so schwer verletzten ! 4 jährigen Christian Linsenmanu ist, wie heule gemeldet wird, eine kleine Besserung eingptreken und man hofft, wenn nicht weitere Komplikationen ein treten, ihn am Leben zu erhalten. l
Das Euguform.
* Stuttgart, 26. Febr. Die PrüjmvA des Hoff mannschen Verfahrens zur Bekämpfung der Maulund Klauenseuche ist, wie seinerzeit berichtet wurde, einer Sachverständigenkommission über- wiesen worden. Der „Staatsanzeiger" veröffentlicht heute das Urteil der Kommission. Danach wurden in 40 Gehöften mit insgesamt 404 Tieren Versuche gemacht. Die Kommission erklärt, daß das Hosfmannsche Verfahren in jeder Hinsicht versage. Jeder weiteren Anwendung des sehr kostspieligen Verfahrens fei zu widerraten. Die von Hoffman« berichteten Heilerfolge, dürften auf einer Selbsttäuschung beruhen. Alts den zur Begründung gegebenen Feststellungen sei heroorgehoüen: Heilung im Sinne Hoff man ns sei teilte Heilung,. I n dem Stadium, das Professor Hoffmanu als Heilung anspreche, zeigten die Tiere am Maul und an den Klauen noch mehr oder weniger frische Erosionen oder Geschwüre. Heilungen selbst im Sinne Hosf- manus seien in der von ihm angegebenen Frist von zweimal 24 Stunden nur bei ganz mildem Krankheitsverlauf beobachtet worden und außerdem nur, soweit die Behandlung erst nach mehrtägiger Dauer der Erkrankung eingesetzt hatte. Sonst brauchten die Tiere erheblich länger, nicht selten 6 bis 70 Tage. Weder hinsichtlich der Heilung der Veränderungen am Maul noch an den Klauen habe sich ein Unterschied zwischen mit Eugusorm behandelten Tieren und den nicht oder mit anderen Mit teln behandelten Kontrolltieren gezeiA. Die anscheinend guten Erfolge bei Behandlung des Euters seien als Fettwirkung zu betrachten. Bei der bösartigen Seucheusorm seien Todesfälle durch das Hosfmannsche Verfahren nicht zu verhüten gewesen. Nach diesen Versuchsergebnissen könne ans die Ab- sperrmaßregekn nicht verzichtet werden. Ueberdies wäre eine sehr eingehende tierärztliche Behandlung wie Hoffmanu sie verlange, bei großer Ausdehnung der Seuche praktisch undurchführbar. Die Kommission erklärt, daß auch die mit anderen Mitteln gemachten Versuche erfolglos geblieben seien und empfiehlt auch künftig als das beste ein in der Hauptsache diätetisches Verfahren.
Aus dem Reiche.
* Berlin, 26. Febr. Aus D e u t s ch - O st a fr i k a wird gemeldet, daß die erste Lokomotive, gestern in Tabora, dem Hauptplatz im Innern Deutsch-Oftafrikas, eingefahren ist. Die von Dar-es-Salam ausgehende Zentral- babn hat damit eine Länge von 350 Kilometern erreicht.
Böse hatte von seiner schwachen, haltlosen Seele gänzlich Besitz ergriffen. Als der neue Tag Heraufstieg, und Rolf sein Lager verließ, da dachte er gar nicht mehr daran, Angela in einigen Tagen Bericht zu erstatten, sondern er hatte sich fest vorgenonmien, sich Erichs eigenartige Verfassung zunutze zu machen und ihn auf irgendeine Weise wieder verschwinden zu lassen, ohne daß seine Frau jemals erfuhr, daß er in Deutschland und in seiner alten Woh- nung gewesen.
Diese Pläne wurden von Erich unwissentlich unterstützt, denn als dieser nach erquickendem Schlummer erwachte,
fühlte er sich wohl körperlich wohler, konnte sich aber ebensowenig wie gestern entsinnen, wo er während des verflossenen Jahres gewesen, und was mit ihm vorgegangen war.
Und Rolf hütete sich wohl, Angelas und Erichs merkwürdige Ehe mit ihr zu erwähnen oder Anspielungen aus die afrikanische Mission zu machen. Es war ihm jetzt gelungen, sein Gewissen völlig zum Schweigen zu bringen, und anstatt sich Mühe zu geben, Erichs schlummernde geistige Fähigkeiten nach und nach zu erwecken, arbeitete er im Gegenteil darauf hin, sie schlummern zu lassen. Er redete dem jungen Mann, der wohl fühlte, daß fein Gedächtnis :hn im Stich ließ, gut zu; meinte, das werde sich schon wieder geben, Erich solle sich nur recht schonen, sich gut pflegen und ordentlich ausruhen. Er riet ihm, den heutigen Tag ruhig zu Hause zuzubringen und auf keinen Fall allein auszugehen.
„Wenn jemand ihn sieht, ist mein Spiel verloren," sagte sich Stern. „Ich muß unter allen umständen sein Hiersein geheimhalten. Kopp steht es ja auch ein, daß es besser ist, keine Besucher zu ihm zu lassen. Ich muß ihn also ein paar Tage hier verbergen, und dann — ja, wa- dann?"
Rolf hatte noch so viel Anstand, daß er es nicht wagte, auch nur in Gedanken auf diese Frage die logische Antwort zu geben, wenn er sich auch jm. tiefsten. Innern
Ausländisches.
js Paris, 26. Febr. Hauptleule Periquet und Crepet von der Kolomalartiüerie, die gemeinsam mit der deutschen Mission die Arbeiten zur Abgrenzung des an Deutschland abgetretenen Kongogebietes leiten sollen, werden demnächst aus Aequatorialasrika in Paris eintreffen, um von dem Kolonialministerium genaue Weisungen zu empfangen und Vorbesprechungen mit den Mitgliedern der deutschen Mission zu pflegen. Die militärische Räumung des an Deutschland abgetretenen Gebietes hat bereits begonnen.
js Tunis, 26. Febr. Im Laufe eines Streites mit Eingeborenen ist ein Italiener getötet worden. Daraufhin fand eine Kundgebung vor dem üalienischen Konsulat statt. Patrouillen durchziehen die Straßen.
js Washington, 26. Febr. Nach späteren Meldungen ist bei Juarez ein heftiger Kampf zwischen Regierungs- truppen und Insurgenten im Gang.
Der ilLlimsch-Ärlnsche Skier.
ss Rom, 26. Febr. Der Marineminister teilte im Senat die bereits bekannten Depeschen über das Vorgehen der Flotte gegen Beirut mit und erklärte, das Unternehmen sei mit Entschlossenheit aber auch mit Mäßigung durchgeführt worden. Das Verhallen des Admirals, der Offiziere und der Mannschaften der beiden Schiffe sei zu rühmen. (Lang- anhaltender Bestall). Der Präsident verlas einen Brief Vitzkonli Venostas, in dem erklärt wird, daß der einzige ehrenvolle Weg für Italien der sei, auszuharren mit unbesiegbarer Ausdauer (lebh. Bestall). In der Kammer wurden unter lebhaftem Beifall entsprechende Erklärungen abgegeben.
ss Trapani, 26. Febr. In den südlichen Gewässern wurde heute der Dampfer Rescue aufgebracht, der 250 ts. Munition für das türkische Lager in Tripolitanien an Bord hatte.
ss Rom, 26. Febr. Zuverlässigen Nachrichten aus Beirut zufolge sind bei der Beschießung der türkischen Schiffe lediglich die Gebäude der Otlomanrschen Bant und der Bank von Saloniki und zwar ohne Absicht leicht beschädigt worden. Die Gesamtzahl der Getöteten oder Verwundeten beläuft sich auf 30 türkische Soldaten.
II Konstautinopel, 26. Febr. Nach einer hier eingelrof- fenen Konsulatsdepesche von gestern herrscht in Beirut vollständige Ruhe.
KerMschtes.
Liede macht erfinderisch. Den einfachsten Weg, um zu ihrem Bräutigam hinzugelangen, hat eine junge hübsche Amerikanerin, Miß Gladys Glendenning, kürzlich darin. finden wollen, daß sie sich, als Mann herausstasfiert, aus dem Rekrutierungsbureau zu Denver im Staate Kolorado für das in San Franzisko stehende Regiment ihres Verlobten anwerben ließ. Alles schien in Ordnung zu sein, bis .Charles L. Johnsrone aus Chikago" aickgefordert wurde, sich zur vorläufigen Untersuchung zu entkleiden. Ter Rock kam auch prompt herunter; als aber der Werbesergeant das „Ausschälen bis auf die Haut" befahl, gab es erst Tränen und dann das Bekenntnis zum schwachen Geschlecht. Wen aber die amerikanische Bundesarmee einmal in den Fingern hat, den läßt sie, bei dem schwachen Angebot, auch nicht gern mehr los. Und so einigte man sich mit dem Fräulein, es als. L a z ar e tt s ch w e ft e r zu verpflichten, wodurch sie schließlich doch zu einem Freibillett nach Kalifornien und zu der ersehnten Vereinigung mit dem Objekt ihrer Neigung kommen konnte. So erzählt ganz ernsthaft der „Denver Nepublican".
Verantwortlicher Rckxckteur: L. Lauk, Altenstrix.
Druck und Verlag der W. Nleker'schen Buchdruckerei tu Alteukeia.
<yon ganz nar oaruver war, was gescyeyen inutzie, nur )as Wie war ihm noch rätselhaft. Aber daß Erich aus Angelas Leben verschwinden mußte, um ihm Platz zu nachen, das stand für Rolf Stern nun unumstößlich fest.
Der arme Erich ließ alles ruhig mit sich geschehen, was sein Freund anordnete. Er war ganz zufrieden Samit, von morgens bis abends in ihrem Wohnzimmer zu sitzen und die kahlen Bäume zu betrachten oder die Hände an den Ofen zu halten, in dem jetzt immer ein Feuer vrannte, denn er fror beständig. Der Heimgekehrte sprach ehr wenig, er fühlte sich am wohlsten, wenn man ihn zanz in Ruhe ließ. An Stern und den stets gefälligen flopp hatte er sich bald gewöhnt, aber er empfand ein olches Grauen davor, mit fremden Menschen zusammenzukommen, daß Rolf gar keiner Ueberredungskunst bedurfte, am ihn zu veranlassen, nicht auf die Straße zu gehen. Er schien körperlich und geistig bis aufs äußerste erschöpft, and es war Stern ein Leichtes, ihn völlig nach seinem Willen zu lenken.
„Der Teufel selber arbeitet mir in die Hände/ sagte Rolf ein paar Tage nach Martens' Ankunft zu sich selbst, als er sich zum Ausgehen anschickte, nachdem er Erich bequem am Fenster installiert und mit Büchern, Zeitungen und Rauchmaterial versehen hatte. Dann schärfte er Kopp ein, den Kranken auf keinen Fall aus dem Hau» zu lassen und ging beruhigt fort.
„Bis heute abend fällt mir sicher etwas ein/ dachte er. „Ich weiß überhaupt nicht, wie es kommt, daß ich so lange dazu brauche, ich müßte schon längst etwas gefunden haben. Aber ich habe ja Zeit. Martens wird sich ganz ruhig verhalten, ich brauche nicht zu befürchten, daß er ausgeht. Dazu ist er viel zu müde und angegriffen, und außerdem scheint ihn eine geheime Angst zu bedrücken. Oer arme Kerl! er könnte mir beinahe lÄd tun, wenn es nicht um Angela ginge/
Fortsetzung folgt.
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