LLNdrsnachrichLrrr.
Aüenckeig. 24. Februar.
' Frühe Jahrgänge. Der Jahrgang 10! 2 mmnu cken Anlauf, mil dem Frühling eher nri ziifangril als seine Bor,Länger. Ana ja Heuer die ersten Frühlingsbvlen, die Liare, etliche Wo chen bälder daran als sonst. Es hat aber auch in früheren Fahrhundertea solche frühen IahrgLn-M gegeben. To >vird vom .Jahre l 32^ berichtet, daß ein so armer und gelinder Wiaier mar, daß die Bäume im Januar und die Weinreben im April geblüht haben. Um Pfingsten war Ernte, vierzehn Tage nach Jakobi 23. Juli, Herbst und ein so reiches Jahr, daß an Frucht und Wein dazu ein Ausbund, auch allein Obst und anderen Erdge wüchsen ein großer Uebersluß gewannen. Anno 1617 war ein sehr früher Jahrgang, darin man in der fünften Woche mit Pflügen, Hacken und Habersaeu das Feld angegriffen. Es war köstlich Wetter bis zur Blüte, welche durch Regen und vermischten Sonnenschein verderbt worden, daß sie vier Wochen lang gewährt. Dem l. Oktober siel Reifen ein und fing man den 8 . an das niedere Feld zu lesen, 'v bis den 18. fortgedauert. Danach ging man an dir Berge, und brachte ganze drei Wochen damit zu. Des Weins wurde so überflüssig viel, daß man ihn aus Mangel an Faß in die Zuber einschlagen mußte, er war aber auch so sauer, daß er vor drei Jahren nicht zu genießen gewesen. Diese Zeit hat es nicht allein in Deutsch land, sonder» auch in Italien eine große Menge Mäuse von allerlei Farben gegeben, welche an dem Getreide großen Schaden getan, die Halme entzwei gelüsten und die Aehren unter die Erde geschleift haben. Man kann hieraus entnehmen, daß da? einemal der frühere Jahrgang ein segensreicher, das anderemat ein schlechter war.
- Höfe», 23. Febr. Heilte früh brach in der Schreinerwerkftätte des Georg Rohrer Feuer ans, dem die innere Einrichtung samt den vorhandenen Wrrren znm Opfer sielen. Der Gebäudefchaden benagt etwa 600 Mt. Die Entstehn nMlirs,Me ist noch nicht bekan.lt.
3 Brcirenholz, OA. Herrenberg, 23. Febr. Als der 7 l Jahre alte Michael Ran seinen! Sohne beim Hinabwerfen von Stroh in einer Scheuer behilflich war, geriet er in ein zweites Zugloch und stürzte so schwer ab, daß er gleich tot liegen blieb.
3 Alpirsbach, 23. Febr. Wie schon vor längerer Zeit berichtet, hat die ev. Kircheng.ememde die Anschaffung einer .lenen Orgel mit einem Ko stenanfwand von etwa 18 000 Mk. beschlossen. Es handelt sich um ein ganz modernes Instrument mit Fernwerk, 12 Registern jind 3 Mannaten, so wie elektrischem Antrieb. Nach längerem hin und hrr wurde die Lieferung der Orgel nunmehr der Firma Friedrich Weigle in Echter dingen übertragen.
si Ebingen, 23. Febr. Gestern abend ist, als er von einem Gang aus der Stadt znrnckkehrte, Sanitätsrat Dr. Palm infolge eines SchlaMnsalles gestorben. Palm stand in vorgerücktem Älter, erfreute sich aber einer seltenen Frische und Rii stigkeit und ging noch täglich seiner ärztlichen Pr.a xis nach. Jeden Svmmer führte er während seines Urlaubs noch seine Alpentonren ans. Er war ein biederer Charakter und durch seine Menschenfreund lict)e, bescheidene Art ein allgemein beliebter und geächteter Mann.
3 Tübingen, 23. Febr. Bon der Universität. Der Vorstand der Frauenklinik Pros. Dr. Sellheim, hat einen Ruf nach Düsseldorf als Direktor der Akademie für praktische Medizin, an der er schon früher tätig war, erhalten. Sellheim ist 1871 in Hes'en geboren und kam 1007 als Nachfolger Doedalein's nach Tübingen.
3 Tübingen, 23. Febr. (Schlechter Scherz,/ Ohne Roheiten kann es natürlich zur Fastnacht nicht abgehen. Hier trieb ein maskierter Zopsab schneider am Fastnachtsdicnstag sein Unwesen. Vier Mädchen wurden aus der Straße die Zöpfe ab ge schnitten, ohne daß es gelang, den .Bnr-chen zu fassen.
!: Stuttgart, 23. Febr. In den Abteilungen des Reichstages sind von den 17 württembergischen Mandaten l 6 ohne weiteres für gültig erklärt wor den. Nur eine Wahlansechlung war der Mandats Prüfungskommission zu überweisen. Es handelt sich um das Mandat des nationaltiberalen Abgeord neten List im fünften Wahlkreis. Demnach hat sich die Blättermeldung, daß von nativnalliberaler Seite die Wahl des Sozialdemokraten Hildenbrand im ersten württembergischen Wahlkreis angesochtra werden solle, als unrichtig erwiesen. Es hieß damals, daß ans falschen Namen gewähl! und große Wähler schiebungen vom 2 . nach dem l. Wahlkreis vorge nvminei! worden seien. Auch war die Aufdeckung weiterer Wahlsclmnndeleiei! in Aussicht gestellr worden.
" Stuttgart, 23, Febr. Mit dein Abbruch der Markthalle wird am I. April begonnen tverden. Der Markthallennelibau dürste etwa l einhalb Jahre in Anspruch nehmen. Für die Zwischenzeit wird der Markt, wwetr er sich bisher
in und bei der alten Markthalle absvielte, aus den Marktplatz vor dem Rath-aus bezw. ans den hinter ch'm Rathaus liegenden Eickplatz verlegt.
3 Cannstatt, 23.. Febr. Die Frau des itatie nischen KalMmniizers konnie nicht in Hast genom men werden, wmt eines ihrer drei Kinder zur Zeit an Diphterie schwer erkrankt ist. Gestern mittag wurde ferner noch ein Schwager des Italieners unter dem Verdacht der Mitschuld tu Hast genom inen. Weitere Hausfiichnngen stehen bevor.
si Eßlingen, 23. Febr. Der iO Jahre alte Sohn des früheren Bantdieners Friesch vergnügte sich heute mittag mit Scheibe»schießon. Während er die Waffe untersuchte,, entlud sie sich plötzlich und das Geschoß drang dem jungen Mann in die Stirne, was seinen sofortigen Tod znr Fol,ge hatte.
st Hcilbronn, 23. Febr. Gestern nachmittag hestiegen vier junge Burschen eine mechanische Leiter an der elektrischen Hochspannungsleitung. Diese stürzte und schlug dem lijährigen Sohn des Vorarbeiters Bect beide Füße und einen Arm ab und außerdem sämlliche Zähne ein. An einem Fuß war der Knochen durch den Strumpf gedrungen.
st Hcilbronn, 23. Febr. Ans der Straße nach Großgartach rapnte gpftern abend in der Dunkel heit das Auto des Heiibronuer Zimmermeisters Klenk ans ein entgeMnkommendes Fuhrwerk aus. Während Klent unverletzt blieb, drang dem Len ker des Wagens, Glaseruieister Seitz, die Deichsel in die Brust und traf ihn so schwer, daß er heute vormittag im Krankenhaus gestorben ist.
st Mcimshcim, 23, Febr. Gestern nachmittag wurde der hochbetagte Pfarrer a. D. Moser, der Erzieher des Grasen Zevpelin, zu Grabe getragen. Gras Zevpelin selbst, oer am versönlichen Erscheinen verhindert war, hatte zu seiner Vertretung den Direktor Uhtanü mit einer prächtigen Kranz svende und einer blanweißen Schleife mit der Widmung! „Seinem treuen Freunde und Erzieher in dankbarer Liebe Gras Zeppelin", entsandt.
st Göppingen., 23. Febr. Zwischen Rechberg. haiisen und Faurndau unweit der Barkenbacher Sägmühle sind n e n e D a m m r u : s ch u n .4 e a von solchem Umfange ernzplreten, daß in sachverständigen Kreisen mit einer Verschieb-.:.l,g der Eröffnung der Bahn von hier nach Wäschenbeuren bis in den Juni hinein gerechnet wird.
st Langenbnrg, -23. Febr. Die Reiher an der Morsteinerhalde sind wieder znrückgekehrt. allerdings nicht so zahlreich wie ur srüheren Jahren. Nur etwa 20 Paare bevölkern den Horst. Die K. Zentralstelle für die Landwirtschaft har, wie sie in einer Bekannimachnng initteilt, die bisher- aus der Staatskasse bezahlte Schußprämie für Fisch reiher, die sich iäbrlich ans äoo Mt. belief, ooin l. Avril ds. Is. ab ansgehoben, nm so die Reiher, die früher zu Hunderten die Gegend bevölkerten, vor dem gänzlichen Aussterbcii zu bewahren.
i Bi brr ach, 23. Febr. Den, von Buchau nach Schnssenrieo abends fahrenden Zug drohte ein schwe rer Unfall, weil von verbrecherischer Hand wenige hundert Meter vor der Haltestelle Schnssenried-Ort einige Pfähle zwischen die Schienen eingeramml und eine Schiene über das Gleis gelegt war. Die Ge fahr wurde rechtzeitig entdeckt und so ein schweres Unglück verhütet. Der verbrecherische Urheber des Anschlages ist leider noch nicht ermittelt.
3 Min, 23. Febr. Gestern nachmittag um 2 Uhr, also an, Hellen Tag, wurde in der Wohnung des Lehrers Abröll in der Donaustraße in Neu Ulm ein Einbruch verübt. Dem Dieb sielen 23<> Mart in die Hände. Während des Einbruchs waren die Angehörigen des Lehrers zu Hanse. Der Täter, der anscheinend mit den Räumlichkeiten der Parterrewohnung bekannt war, konnte bis jetzt noch nicht ermitrelt werden.
3 Vom Bodensee, 23. Febr. Der 06 jährige Pächter des Badischen Hofes in Konstanz, Franz Glaris, hat sich erschossen. Als Motiv der Tat werden finanzielle Schwierigkeiten angenommen. Glaris hat im Dezember v. I. den Badischen. Hos von der Stadt um einen Iahrespacht von 30N0 Mark übernommen. Der Vertrag märe bis znm Januar >017 gelaufen. Die baulichen Veränderungen ain Badischen Hose wäre,! noch nicht beendet.
Lus dem Reiche.
!j Btüncheu, 23. Febr. Den M. N. N. zufolge hat die Sektion München des Deutsch-Oesterreichischen Alpenvereins den Bau einer neuen Angerhütte an der Zugspitze mir einein Kostenaufwand von 30 000 Mark beschlossen.
* Berlin, 23. Febr. Die m der Presse verbreiteten Einzelheiten über das Reiseprogramm des Staatssekretärs des Reichskolonialamtes Dr. Solfs nach Südwestafrika sind nur Vermutungen. Tie Reise war schon seit Wochen geplant und hat mit irgendwelchen deutsch-englischen Verhandlungen nichts zu tun. Sie ist vielmehr daraus zurückzuführen, daß der Staatssekretär diese Kolonie nicht kennt und ihre mannigfaltigen Probleme aus eigener Anschauung kennen zu lernen bestrebt ist.
- Rudolstadt, 23. Febr. Als Antwort uns die g-estnAe Thronrede wird die s 0 zialdem 0 krn- tische Landtugssrakti 0 n, die seit den letz
teu Wahlen die Mehrheit hat, heute abend der R e g i e r u n g ein Utti m a t n m in Fo nn eurer Reihe sozialdemokratischer Forderungen stellen. Falls diese Forderungen abgelehnt werden, wird die Genehmigung des Etats als unmöglich und weitere Verhandlungen für zwecklos erklärt.
* kiöln, 23. Febr. Alls amtlicher Quelle erfährt die „Köln. Ztg/E Die Kaiser-jach t „Hohe n z 0 t 1e r n" erhielt den Beseht, am 20 . Februar die M i tr e lm e er reis e anzntreten. Die Jacht wird Venedig anlaujen, ivo der Kaiser sich znr Fahr! nach Korsn einschisft. Ein Hochseetor- pedobvot ntld ein Kreuzer begleiten die Jacht.
* Wilhelme Hasen, 22. Febr. Die Pfändung eines Geschützes durch einen Gerichtsvollzieher wird hier viel besprochen. Ein Dachdecker Harke Arbeiten für das kaiserliche -Arkilleriedepok ausge- sührl und dafür auch Bezahlung erhallen bis ans eine Rechnung von Mer.200 Mk., welche die Behörde nickst anerkannte. Infolgedessen klagte der Dachdecker gegen das Artilleriedevol, das vom Gericht zur Zahlung verurteilt wurde. Da daZ Artilleriedepot keine Zahlung leistete, be aus nagte der Dachdecker einen Gerichtsvollzieher mit der Zwang-s- eintreibnng. Dieser pfändete hierauf ein kleines Armstrong-Geschütz im Wert von reichlich 300 Mk., das am 16. März zur öffentlichen Versteigerung cur den Meistbietenden getaagpn soll.
AusLärMschrs.
* Budapest, 22. Febr. Tie sozialdemokratische Parteileitung beschloß heute, für den 4. März den Generalstreik aller organisierten Arbeiter als Demonstration für das allgemeine, gleiche Wahlrecht Gleichzeitig veranstalten die Arbeiter einen Aufzug vor dem Parlament.
* Budapest, 22. Febr. Beim Uebersetzen der Donau zwischen Semlin und Panesova wurden drei Flöße, auf denen sich der Wanderzirkus Bernabo befand, von Eisschollen umgekippt. Mehrere Mitglieder der Gesellschaft und alle Tiere ertranken.
ss Paris, 23. Febr. Ter Gesandte Regnault, der am 1. März von hier nach Fez abreist, wird u. a. von dem gegenwärtigen französischen Konsul in Stuttgart, Chouülier, und von dem Direktor der öffentlichen Arbenen in Algerien, Bouvogne, begleitet sein.
* Haag, 23. Febr. Wie amtlich gemeldet wird, brachen aus Java gelegentlich der Feier des chinesischen Neujahrsfestes Unruhen aus und zwar in Batavia, da Befehl gegeben war, die republikanische Fahne niederzuholen, ebenso in Soera- baya ohne besonderen Grund. Jetzt ist die Ruhe in beiden Städten iviederhergeftellt, doch ist der Geschäftsverkehr noch nicht ganz normal.
Die Beisetzung des Grase« Aehreuthat.
Doxa« (Böhmen), 23 Febr. Heule nachmittag fand hier die Beisetzung des Grasen Aehrenthal in der Familiengruft statt unter imposanter Beteiligung von zahlreichen Freunden und Verwandten, sowie der Bevölkerung. Auch der Minister des Aeußern Graf Berchtold befand sich umer den Trauergäsien.
Der Tunnel-Durchschlag am Jungfrau-Joch.
Eigergletscher, 21. Febr. Eine Stunde nach dem Durchschlag führte ein Extrazug die Leiter der Jungfraubahn und die Gäste nach dem 3457 Meter hoch liegenden Jungfrau- Joch. Die Durchschlagstelle war inzwischen so erweitert worden, daß etwa ein Dutzend Personen durchkriechen und sich auf dem Felsplateau sammeln konnten, dessen Dach heute früh durch den letzten Schuß in die Tiefe geschleudert wurde. Alan steht die Schußwirkung noch deutlich. Zum Jungfrau- firn hinunter zieht sich eine Schuttrinne, die den Neuschnee schmutzig gefärbt hat, und das Felsmaterial, das über dem Loch hängt, ist zerklüftet und zerrissen.
An einem wundervolleren Tage als dem heutigen hätte der Durchschlag gar nicht erfolgen können. Nebelfrei und lückenlos präsentiert sich das Kolossalpanorama, das sich nach Süden bietet. Greifbar nahe liegt die gewaltige Jungfrau mit ihren felsigen Oftabstürzeir; -er Trugberg, die Walliser Fiescherhörner und das Eggishorn schließen sich an; jenseits des RhonetaleS grüßt der Monte Leone herüber, lieber dem Marjelensee schwebt eine zarte Wolke; der Jungfraufirn, von strahlender Sonne beleuchtet, zieht sich zum Aletschgletscher hinunter. Wie wundervoll muß erst das Panorama werden, wenn der Weg zum Joch hinaus erstellt ist, von wo aus nach Norden die Aussicht bis Thun und Bern, nach Süden bis in die Walliser Alpen dringt.
Jetzt erst ist das grandiose Werk der Jungfraubahn gekrönt, jetzt erst das Ziel seines Schaffens erreicht. Jungfrau, Münch und Eiger sind der Allgemeinheit erschlaffen, und schon diesen Sommer wird man die Wunder schauen. 1807 wurde mit dem 7,5 Kilometer langen Tunnel begonnen, 1007 im Oktober mit dem letzten Stück vom Eismeer (3161 Meter) zum Jungsraujoch (3457 Meter), das man in 1580 Tagen bezwang. Voll ausgesprengt und betriebsfertig ist die Strecke bis zu Kilometer 8,8; betriebsfertig ab- zuüauen bleiben nur noch ca. 500 Nieter.
Handel und Verkehr.
- Altensteig, 24. Febr. N ad e l st a >nmh 0 lz v er- kauf vom 22. Februar des Kgl. Forstamts Altensteig: 2279 Festm. normal und Ausschuß mit einem Erlös von 120 Prozent für normal, 113 Prozent für Ausschuß und einem GesamtdurünchniUSerlös von 110 Prozent. 2274 Festmeter nicht zugeschlagen. Gesamtausgebol 49 960 Mark; Erlös 59438 Mk.
Verantwortlicher Rrdaktrur: L. Lau!, XUerrftriz.