durch Schußwaffen wieder ein Unglüchsfalt. Eurer Maske, die eine Zrrmnerfkinte in ihrem Rucksacke trug, wurde von einer anderen Maske, die einen Jux machen wollte, die Flinte herausgezogen. Der Uebermntige legte aus den Besitzer des Gewehres an und schoß, ohne daß er wußte, daß es geladen war, ihm eirre Kugel in die Stirn, die zum Glück den Schädel nur streifte. Man weiß nicht, wem an den, Vorfall die wirkliche Schuld trifft, den Täter oder den Besitzer der Flinte, der so unver­nünftig war, sie geladen mit auf den Ball zu nehmen. '

* Bom Bodensee, 19. Febr. Nach den letzten starken Schneefällen am Bodeasee und in den Alpen tonnte inan bald nachher wieder sehr milde Lüfte spüren: der Föhn zog über die Alpen. Nach eint gen Tagen nun zeigte sich das merkwürdige Schau­spiel, daß auf den Höhen der Borberge der Schnee zuerst vollständig verschwaird, während er im Tale liegen blieb. Diese Wahrnehmung wurde z. B. ge­macht aus der Höhe des Nöllen, des Rüßbühl, des Fiiilsländerblick u. a. Das alte geogxäphische Verhältnis war also gerade umgekehrt: die Höhe war wärmer als das Tal und das Schneervasfer der Schueegivfel rieselte über die Eisfelder am Fuße des Berges. Es ist dies eine geologisch sehr sel­tene Erscheinung und eine neue Art der vielen mög­lichen Bilder, die der Föhn im Gefolge haben kann.

Lus dem Leiche.

Berli«, 19. Febr. DieNorddeutsche Aüg. Zeitung" schreibt: Mit tiefem Bedauern wurde in Deutschland die Kunde vor dem Ableben des Grafen Aehrenthal ausgenom­men Bis zur letzten Stunde auf das unerschütterliche Ver­träum des ehrwürdigen Herrschers der Habsburgischen Mo­narchie gestützt, konnte Graf Aehrenthal in fünfjähriger Wirk­samkeit als Leiter der auswärtigen Politik Oesterreich-Ungarns eine bedeutsame Tätigkeit entfalten und die Erwartungen vollauf rechtfertigen, die an seine Berufung nach Wien ge­knüpft worden waren. Jetzt liegt der unbestreitbar geschicht­liche Beweis vor, daß chm die schon damals nachgrsaglen hervorragenden staatsmännischen Eigenschaften in hohem Maße eigen waren. Seine Tätigkeit in leitender Stellung zeigte darüber hinaus, daß Graf Aehrenthal bei der Verfolgung klar erkannter und bestimmt ins Auge gefaßter Ziele auch über Entschlußkraft, Festigkeit und Zähigkeit verfügte. Der Standort, von dem aus er die österreichisch-ungarische Staats­kunst orientierte, war und blieb der Dreibundgedanke. In den Beziehungen zwischen Deutschland und Oesterreich Ungarn, die während der Annerionskrisis die Belastungsprobe glän­zend bestanden hatten, gab es auch im letzten Jahrfünft kein Moment, dessen Behandlung hätte Schwierigkeiten bereiten können. Ein hohes Verdienst des Grafen Aehrenthal ist es, daß er die Bemühungen der italienischen Regierung, die öf­fentliche Meinung des Landes mit den großen wirklichen Interessen des Königreichs im Einklang zu halten, durch be­hutsame Pflege der Beziehungen zu der südlichen Nachbar­macht unterstützte. Im Geiste des mitteleuropäischen Friedens­bündnisses suchte Aehrenthal das Verhältnis der Habsburgi­schen Monarchie auch zu den übrigen Mächten auf dem Fuße freundschaftlicher Gesinnung zu bewahren und etwaige Trüb­ungen zu beseitigen. Trübungen solcher Art blieben Oester­reich-Ungarn nicht erspart, als es sich im Herbste 1908 ent­schloß, aus dem europäischen Mandat zur Besetzung der ehedem türkischen Provinzen von Bosnien und der Herzego­wina die letzte Schlußfolgerung praktisch zu ziehen und zur endgültigen Angliederung der beiden Gebiete an die Monarchie zu schreiten. Mit diesem diplomatischen Unternehmen, dessen

erfolgreiche Durchführung den: Grasen Aehrenthal die dank­bare Anerkennung des Kaisers eintrug, wird sein Name in der Geschichte Oesterreich-Ungarns engverbunden fortleben. So ist Gras Aehrenthal als treuer Diener des kaiserlichen Herrn, als ein ergebener Sohn des Landes, als ein erfolg­reicher Staatsmann und Förderer der Interessen Oesterreich- Ungarns durch das Leben gegangen. Auch in Deutschland wird nian ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

st Berlin, 20, Febr. Die Fürstin Fürstenberg, die mit dem Fürsten und der fürstlichen Familie seit Anfang Januar im Hotel Esplanado wohnt, ist erkrankt, und hat sich einer Ohrenoperation wegen einer Mittelohrentzündung unterziehen müssen.

Ausländisches.

' Paris, 20. Febr. Wie aus Ssax gemeldet wird, ist dort eine aus 7 Mitgliedern bestehende Abordnung des eng­lischen Roten Kreuzes eingetroffen. Sie begibt sich morgen an Bord des Dampfers Tavignon zuerst nach El Biban und von dorr nach Tripolis.

ff Schanghai, 20. Febr. Tangschaoyi wird sich morgen mit anderen von hier nach Peking begeben, um Juanschikai nach Nanking zu begleiten, wo dieser in das Amt des Prä­sidenten eingesetzt werde» wird.

ff Kalkutta, 20. Febr. Das SchleppschiffChinghow" der Errawaddi Flottilla Co. scheiterte gestern einige Meilen von Rangoon. Ungefähr 50 Personen ertranken. Man glaubt, daß das Schiff in einen starken Strudel ge­raten ist.

* Nerv-Port, 20. Febr. Nach einem inCapHaitien eingetroffenen Bericht hat am 14. Februar nahe der Grenze von San Domingo ein schwerer Kampf zwischen Revolu­tionären und Regierungslruppen stattgefunden. Die Regie­rungstruppen verloren 40 Tote und zahlreiche Verwundete. Der Ausgang des Kampfes ist noch unbekannt. Die Land­verbindungen über die Grenze sind unterbrochen.

Marokko.

* Meüila, 20. Febr. Spanische Kolonnen unternahmen gestern eine Razzia auf El Twain, wohin die Urheber meh­rerer Angriffe aus die Spanier geflüchtet waren. Auf die Eingeborenen des Lagers von Arruit wurde ein lebhafter Angriff eröffnet, durch den diese zurückgeschlagen wurden. Die Eingeborenen ließen viele Tote zurück. Die Spanier hatten 6 Tote und 28 Verletzte.

Vermischtes.

8 Ein schreckliches Familiendrama spielte sich in Par- venehre, einem kleinen russischen Dorfe zwischen Pillwischken und Wilkowischken ab. Von dort war vor zehn Jahren ein damals 12jährigsr Knabe mit Verwandten nach Amerika aus­gewandert und erst jetzt in die Heimat mit einem großen Vermögen zurückgekehrt. In der Schänke am Bahnhof in Parvenehre wurde er vom Wirt erkannt, dem er auch von seinem Reichtum erzählte. Dann trat er den Weg nach sei­nem Heimatdorfs au. Im Elternhaus war der Vater ab­wesend und Mutter und Schwester erkannten den Heim­kehrenden nicht. Er logierte sich dort als unbekannt ein, zahlte gut und erzählte auch von dem in Amerika erworbe­nen großen Barvermögen. Am nächsten Tage kam er immer noch unerkannt wieder, um zu nächtigen. Inzwischen war bei den Logisgebern der teuflische Plan gereist, dem Leben des reichen amerikanischen Gastes ein Ende zu machen. Der inzwischen heimgekehrte Familienvater wurde von der Frau und der Tochter zur Mittäterschaft angestiftet. Er zögerte zwar, wurde aber schließlich überredet, die Tat auszuführen und schlug dem Fremden mit einem schweren Hammer den

Schädel ein. In der Wirtschaft, wo der Mörder abends zu Gaste weilte, erfuhr er dann, daß sein Sohn von Ame­rika zurückgekehrt sei. Es war also der eigene Sohn, den er niedergeschlagen hatte. Mann, Frau und Tochter wurden verhaftet. Die Mutter ist wahnsinnig geworden.

Handel und Verkehr.

* Dornstettea, 21. Febr. Bei dem am 17. Febr. ab­gehaltenen Nadelholzstangenverkauf des K. Forstamts Dorn­stetten wurden erlöst für fichtene Baustangen I» Klaffe 2 Mk., Id Klaffe 1.40 Mk., II. Klasse 1 Mk., III. Klasse 74 Mg. je per Stück: für fichtene Hagstangen I. Klasse 76 Pfg-, II. Klasse SO Pfg., III. Klaffe 35 PsS- i M tannene Bau­stangen I» Klasse 1.72 Mk., Id Klaffe 1.31 Mk., II. Klaffe 91 PsS-, HI- Klaffe 70 Pfg.- für tannene Hagstangen l. Klaffe 65 Pfg. per Stück. Das Gesamtausbot betrug 6996.70 Mk., der Erlös 8373.50 Mk. ^ 119,7 Proz. der Taxpreise.

ff Stntrgart, 20. Febr. (Schlachtviehmarkt.) Zugetriebea 226 Großvieh, 200 Kälber, 1010 Schweine.

Erlös aus stg Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qua« ») ausgemästete von 91 bis 94 Mg., 2. Qual, b) fleischig« und ältere vonbis Pfg- - Bullen (Farren) 1. Qual, a) vollfleischige, von 83 bis 35 Pfg-, 2. Qualität b) älter« und weniger fleischige von 78 bis 82 Pfg., Stiere uns Jungrinder 1. Qual, a) ausgemästete von 94 bis 97 Pst- 2. Qualität b) fleischige von 90 bis 93 Mg., 3. Qualität

o) geringere von 85 bis 89 Pfg.; Kühe 1. Qual. ») jung»

gemästete von bis Pfg-, 2. Qualität b) älter«

gemästete von 63 bis 73 Pfg-, 3. Qualität o) geringere

von 42 bis 53 Mg-, Kälber: 1. Qualität») beste Saug­kälber von 105 bis 110 Mg- 2. Qualität b) gute Saug­kälber von 96 bis 104 Pfg. 3. Qalität o) geringere Saug­kälber von 86 bis 95 Pfg-' Schweine 1. Qual. ») jung« fleischige 66 bis 68 Mg-- 2. Qualität b) jüngere fette von 63 bis 65 Pfg., 3. Qualität o) geringere von 59 bis 62 Psg-

Verantwortlicher Rckxckdnr: L. Lank, Altenkeig.

Druck und Verlag der W. Rlekerffchev Buchdrnckeret in Altensteig.

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ihrem Mann darüber. Vottrag hielt, trotzdem sie halte wissen müssen, dm; dies eine sehr unfruchtbare Ausgabe war, denn der gute Büge, mi-ister war ein außerordentlich milder, großdeukendt r Mensch, der für die kleinlichen H>tzereien seiner innen Gattin so unempfänglich war wie für den Klatsch überhaupl.

m neues Rind/' jagte er eines Tages, als seine ,.n wieder einmal den angesammelten Klatsch über oie Person auf Schloß Hammerstein zutrug, ..ich ineine wirklich, du solltest nicht so hart über die arme Frau Martens urteilen. Ich habe immer gefunden, daß sie ein sehr feines Benehmen hat, und kann durchaus nicht glauben, daß sie sich während der Abwesenheit ihres Gatten in eine Liebelei mit einem jungen Mann eiriläßt, der noch dazu, wie ich höre, Herrn Martens' Freund ist. Du beurteilst sie ganz falsch, liebes Kind, ja, ganz falsch, und es würde dir viel sehr besser anstehen, wenn du sie in dieser schweren Zeit ein wenig bemuttern und unterstützen wolltest, anstatt aus den unschuldigsten Dingen, die sie tut, ein Kapitalverbrechen zu machen."

Bemuttern! Na, das wäre ja noch schöner," schnappte Frau Scheibler.Du scheinst deine Bürgermeisterwürde ganz zu vergesse«, wo es sich um diese alberne Person handelt. Ich weiß ja wohl, daß du dich schon von jeher von jedem hübschen Gesicht hast beeinflussen lassen, aber die schöne Frau Martens scheint es dir ganz besonders an­getan zu haben und dich um den kleinen Finger wickeln zu können. Und trotzdem behaupte ich, es ist sehr unpassend, daß sie diesen jungen Mann empfängt, wenn sie auch ver­heiratet ist, ja gerade weil sie es ist. Und wenn du auch erklärst, er sei der Freund ihres Gatten, ich finde es des­halb doch skandalös und werde mich nicht dazu hergeben, solche Dinge zu unterstützen. Mir hat diese Frau Erich Martens überhaupt von vornherein nicht gefallen, und ihr 'eht ja jetzt, daß ich recht hatte."

Der Bürgermeister seufzte und wunderte sich wieder ein- nal tief im Grunde seines guten Herzens, wie es eigent­

ucy jemerzen gerammen ^em mocyie, vay er wayreno des langet! Brautstandes mit seiner Klara es war eine Studentenliebe gewesen nie gemerkt hatte, wie eng­herzig ihre Anschauungen waren, und daß sie sogar zu­weilen ein wenig ein ganz klein wenig niedrig dachte, ja niedrig trotz ihres vornehmen Namens und ihrer langen Ahnenreihe. Aber er war seiner Frau, die viele gute Eigen­schaften hatte, zu treu ergeben, um einen solchen Gedanken in seiner Seele Wurzel fassen zu lassen, und er verbannte ihn wieder daraus, ehe er noch recht heimisch geworden. Doch mit dem sanften Eigensinn, den er seiner verehrten Klara manchmal entgegenzusetzen pflegte, verharrte er auch diesmal auf dem Standpunkt, daß die junge Frau Martens so rein und unschuldig sei, wie sie aussähe.

Die Antwort seiner Frau war zunächst ein höhnisches Schnauben, dann meinte sic in säuerlichein Ton:Na, ich kann mich mit den Manieren der Person nicht befreunden. Zch habe mir nie was aus Leuten gemacht, die merk- MÜrdige Dinge tun. Und ihre Heirat war doch merkwürdig, )as kannst du nicht bestreiten, sehr merkwürdig sogar, aienn man das überhaupt eine Heirat nennen kann, daß aer Mann am Hochzeitstage aus und davon geht, und cein Mensch weiß, an welchem Ende der Welt er sich be­endet. Und daß sie hier wie eine Einsiedlerin lebt und keinen einzigen Verwandten hat, du wirst mir zugebeu, daß das auch mindestens sonderbar ist!"

Scheibler murmelte etwas, das klang wie, es sei doch eigentlich nicht die Schuld der armen kleinen Frau, wenn sie so allein dastehe, aber seine Gattin fuhr unbeirrt fort:

Und nun gar die Geschichte mit dem Mann! Ein Hochverräter ist er, der sein Vaterland für Gold verkauft hat, der reine Judas, und dabei trägt die Person den Kopf höher, als je. Es ist unglaublich! Nein, nein, du magst jagen, was du willst, ich habe keine Geduld mit solche» Leuten. Ich habe sie von Anfang an für eine Abenteurerin gehalten, und die Besuche dieses Herrn Stern bestärken mich nur in meiner Ansicht. Und du würdest ganz ebenso

denken, wenn sie ein häßliches altes Weib wäre, aber weil sie zufällig jung und in deinen AuKen hubjch ist, Halts« du sie für einen fleckenlosen Engel."

Frau Scheibler schnappte nach dieser langen Rede nach Luft, aber da sie eine Mcinungsdifferenz mit ihrem Gauen immer nur dann als beendet ansah, wenn sie das letzte Wort behielt, so wartete sie gar nicht auf seine Antwort sondern lief schnell aus seinem Arbeitszimmer hinaus unk schlug mit dem triumphierenden Bewußtsein die Tür hinter sich zu, daß ihr guter Mann wieder einmal den kürzeren gezogen habe.

Der Frühlingssonnenschein fiel auf die blühenden Hyazinthenbeete in, Garten der Bürgermeisterei, wohin sich Frau Scheibler nach dem Wortgefecht mst ihrem Mannc zurückgezogen hatte, und derselbe Frühlingssonnenschein vergoldete Angelas Haar, als sie mit gesenktem Haupt aus der Terrasse des Schlosses rastlos hin und her wunderte

Der Frühlingshauch, der weiche blaue Himmel, der Dust der Hyazinthen, den der Lenzwind vom Rasen herauf- wehtc, das alles weckte in ihr ein unbestimmtes Sehnen, ein Wunschgefühl, für das sie keinen Namen hatte. Die Jugend in ihr schrie nach mehr als diesem öden Leben, das sie führte, und in dein sie nie das Gefühl verließ Keiner braucht dich, keiner liebt dich, keiner kümmert sich um dich. Während der Wintermonate mit den kurzen Tagen, den lustigen Feuern, den Beschäftigungen im Hause, hatte sie die Einsamkeit nicht so gefühlt, es war ihr auch alles noch so neu gewesen. AVer jetzt, wo laue Lenzeslusw wehten und die Vögel ihre süßen Lieder sangen, wo die Blumen blühten, und die Tage immer länger wurden, wo alles von neuem Leben erzählte, da tat ihr das Herz ;»»i Kerlvrinaen weh. Mit brennenden Augen, denen die Tränen sehr, sehe nahe waren, blickte sie sehnsuchtsvoll über den Gatten, Park und die Wiese bis zu den fernen Hügeln.

Fortsetzung folgt.