! Stuttgart, 10. Febr. .Gestern ntchmitsttH svurde aus dem Hegelplatz der 55 Jahre alte Gip ser Anton Ltuinvp beim lleberfchreiten der Gleiie von einem Straßenbahnwagen der Linie 0 erfaßt und überfahren. Ein Fuß oberhalb des Knö che Id wurde ihm glatt abZesrhnitten, allch erlitt er schwere innere Verletzungen, denen er heute früh im Katharinenhosvital erlag.

fl Stuttgart, 10. Febr. Am Samstag- niittag wurde im Mttseum der bildenden Künste in An Wesenheit des Königs und der KöniMn, des Her zog- Wilhelu, von Urach, des Kuttministers von Fleischhauer, des Oberbürgermeisters Lauteufchla ger, der Professoren der Akademie, des Malers Hans Thoma ans Karlsruhe u. a. die Schönleber ausstell urig eröffnet.

st Stuttgart, >9. Febr. .Heute früh ist uner­wartet rasch nach längerer Krankheit Oberbergrat Richter im Alter von 55 Jahren gestorben.

st Stuttgart, l9. Febr. Wie verlautet, soll die Eröffnung deS neuen Hoftheaters Mitte Setz­te,über dieses Jahres stattjindem Es sind große Feierlichkeiten vorgesehen, darunter zwei Festvor- stellungen, die eine am Erössnnngjsabend im gro­ßen Overnhanse, die andere daraus als Matinee im Scix.tusvi.elha.us.

st Ludwigsburg, 10. Febr. Im Vorort Pflug- feldeu ereignete sich am Sani Stag abeud ein töd­licher Unglückssall. Der 14 dreiviertel Jahre alte Sohn des Muern Gottlieb Noz führte seines Va­ters Pferd. Das Tier schlug aus und den Jungen an den Kopf, so daß er zn Boden stürzte und nach kurzer Zeit tot war. Der Arzt konstatierte einen Bruch der Halstvirbelsäule. Nach vorausgegange- nen Streitigkeiten im Gasthaus zum schwarzen Rößle stier versetzte am Samstag abend der 20 fahrige Milchknifcher Bernh. Winter dein 50fahrigen Fa­brikarbeiter Hermann Köhl aus Hemmingea einen Stich ins Herz. Der Gestochene wurde ins Be zirkskrankenhaus verbracht, sein Instand ist ;ehr bedenklich. Der Täter tvurde in .Hast genommen und dem Amtsgericht übergeben.

i Neckarsulm, l 0. Febr. Als am Samstag abend nach acht Uhr Schultheiß Krebs in Unter­griesheim das Rathaus verließ um nach Hause zu gehen, wurde er aus der Straße von einem Herz schlag betroffen und auf der Stelle getötet. Als er zur gewohnten Zeit nicht nach Hause kam, wur­den seine Angehörigen unruhig, suchten nach ihm und fanden iha auf der Straße liegend tot vor.

g Gmünd, 10. Febr. Die hiesigen Kinematv graphenbesitzer haben sich entschlossen, allen Per­sonen unter l 4 Jahren den Eintritt in die gewöhn­lichen Vorstellungen zu verweigern und für die Kin­der Familienvorstellungen mit einwandfreiem Pro­gramm einzuführen. Es hat sich jetzt herausM- stellr, daß diese Familienvorstellungen sehr schlecht besucht werden, daß dagegen die jungen Leute zu den übrigen Vorstellungen sich geradezu drängen.

st Ellwangen, 10. Febr. In Bergheim wurde der Knecht des Farrenhalters Lutz derart von einem Farren an die Wand gedrückt, daß er mit schweren Verletzungen vom Platze getragen werden mußte.

- Friedrichshofen, Id. Febr. In der gestrigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien ist die Fortsetzung der Uferstraße vom neuen Postamt bis zum Svi tat beschlossen und der Firma Baresel um rund 05 ONO Mk. übertragen worden.

Aus dem Reicke.

st Bon der badischen Grenze, 10. Febr. Die Verluste, welche die Bretteuer Spartas'e aus den Betrügereien und Urkundenfälschungen des vorma ligen Schultheißen Bösest in Stochheim erleidet, be nagen nach Abzug, einer U prozentigen Konkurs- dividende noch rund 50 000 Ml. Für diese Summe hastet der Württ. Staat nicht, weil die Betrügereien begangen wurden in der vor 1000 liegenden Zeit, als Bosch Hilssbeamter der Unterpsandsbehörde war und die Geschäfte unter Verantwortung der Ge meinde vertreten durch den Gemeinderat er­ledigt wurden. Nachdem eine gegen die Gemeinde eingereichte Schadenersatzklage kostensällig abgewie­sen wurde, trifft nun die Brettener Sparkasse -er­gänze Schaden. Indirekt haben rhu aber die dar tigen Steilerzahler zu leiden, denn die Stadttasse erhält zu den Umlagen von den Ueberschüssen der Svarkasse, und bis zur Deckung der Differenz hört die Zuführung solcher ans.

* Vom badischen Schwarzwal-, 10. Febr. Der gesamte Schwarzwald ist nunmehr bis zu eiuer Höhe. von 1000 Metern vollständig schneefrei, eine Erscheinung, wie sie seit Jahrzehnten nicht um diese Jahreszeit beobachtet wurde. In den höchsten Ge­birgslagen iFeldberg, Belgien, Herzogenhorn) liegt noch eine etwa dreiviertel Meter mächtige Schnee decke, die sich infolge des leichten Frostes vorerst zu behaupten vermag.

* Offenburg, ! 0. Febr. Heute früh ist auf dem hiesigen Hauvtbahnhof ein Güterzug, von Ba sei nach Appenweier aus einen anderen nach Kon stanz bestimmten Güterzug aus gefahren. Von dem letzteren wurden 5 Wagen zertrümmert, von dem erstereu die Maschine, Tender und 0 Wa gen. Der Materialschaden ist sehr groß, Personen sind nicht verletzt.

* Konstanz, lO. Febr. Heute nacht l Uhr brach

in der Fabrik Gabriel .Herose Großfeuer aus, dein in kurzer Zeit das Fabrikgebäude und das La boratorium zum Opfer sielen. Der Schaden be trägt mehrere l 00 000 Mart. Der Betrieb der Fabrik, die hauptsächlich Ta-cheutücher herstellt, ist aus Monate hinaus lahmgelegt. Mehrere 100 Arbeiter sind brotlos. Mitverbraunt ist das ganze Archiv, in Sein die Zeichnungen und Muster ausbewahrt werden. Man vermutet Brandstiftung. Bei den Löscharb-eiteu wurden mehrere Feuerwehr­leute und Angestellte der Fabrik verletzt. In

Immenstaad ist gestern nacht das Anwesen des Land­wirts Jbrich gänzlich niedergebraunt.

* Dortmund, l K Febr. In Unna hat der Bergmanu Luke gestern beim Wildern einen sechs­jährigen Knaben an geschossen und, damit die­ser ihn nicht verrate, ihn erhängt.

fl Berlin, l 0. Febr. Die Generalv e r s a m m lung d e s B u nbcs der Landwirte fand heute im Sportspalast unter ungemein zahlreicher Be teiliguirg statt. Der Vorsitzende Dr. Rösicke eröff­net? die Versammlung mit einer längeren Rede, die mit einem dreifachen Hoch auf den Kaiser und die deutschen Bundessürstei! schloß. Nach einer wei­teren Ansprache des zweiten Vorsitzenden, Freiherr von Wangenheim, erstattete der Bundesdirektor Dr. Hahn den Geschäftsbericht. Sodann gelangte eine längere Resolution zur Annahme, in der die be­kannten Ziele des Bundes zum Ausdruck kommen.

st ^Berlin, ! 0. Febr. Heute nachmittag erschoß -er 5 c Jahre alte Kvhleuarbeiter Karl Antonius seine von ihr« getrennt lebende 50 sah rüge Ehe­frau Hedwig, die sich geweigert hatte, wieder zu ihm zu ziehen. Der Täter verletzte sich selber dar­aus schwer durch einen Schuß in den Kopf.

st Berlin, l 0. Febr. Mil dem neuen Luft­schiff P. L. 1 das später den Namen P. 5. führen wird, ist heute nachmittag um 5 einhalb Uhr vom Tegeler Schießplatz eine Fahrt a»getreten worden, die eine Darier von 20 Stunden haben soll und bei der das Luftschiff fünf Stunden lang in eine Höhe von 1500 Meter gehen soll. Der Kurs geht über Spandau Nauen Hannover und zurück nach dem Tegeler Schießplatz. Die Führung hat Oberleut­nant Stelling. Außerdem befinden sich noch in der Gondel : Ingenieur Schubert, als Navigations­offizier Kapitän Wippich, als Reichskommissar Haupt­mann Jena und zwei Chauffeure. Der Ausstieg ging glatt von statten.

Ter Meineidsprozeß Wächter.

Nach Meldung aus Deutsch-Ostasrika ist das Urteil des kaiserlichen Obergerichtes in der Bernfuugssache des Frei Herrn v. Wächter, des früheren Referenten des Gouverneurs, gefällt worden, v. Wächter war wegen Meineids ange­klagt und in der ersten Instanz zu 10 Monaten Ge­fängnis verurteilt worden. Er wurde gestern frei- gesprochen und die Kosten wurden der Staats­kasse aus erlegt.

Ter Entwurf eines Schutztruppengesetzes.

st Berlin, 10. Febr. Der Entwurf eines Schutz- lruppengesetzeS ist dem Reichstage zngegangen. Er­bringt unter anderem folgende neue Vorschriften: Es ist in Zukunft zulässig, der aktiven Dienstzeit in der Schutz truppe zu geuü- g e u , soioie U e l> u u,ge-r bei d e r S ch u tz t r ppp e abzu leisten. Es wird ein Beurlaubtenstond der Schutztruppe gebildet, zu dem die Offiziere und Mannschaften, die in der Schutztruppe gedient ha­ben und die Mannschaften des Benrlaubtenstandes, die in den Kolonieen ansässig sind, übertreten. Die Organisation der Kontrollbehörde liegt in der Hand des Gouverneurs. Die Bewilligung: von Reiseko­sten bei Bestellungen in KontrollanMlegenhetten ist zulässig. SchutztruppenauZehörige können in das Heer zurückkreten. Dabei sind sie hinsichtlich des Dienstalters nicht schlechter zu stellen, als wenn sie im Heere oder der Marine geblieben wären. In das Schutzkruppengesetz sind ferner ausgenom­men Bestimmungen über Heiratskonseus, Ablehn­ung von Vormundschaft, Gewerbebetrieb, Soldaten- testament, Entrichtung von Staatssteuern, An­nahme von Aemtern.

NiWlFrMscke«.

is London, 10. Febr. Nach einer Meldung des Reuterschen Bureaus haben die Italiener 500 Mann in Farsan gelandet. Vor einigen Tagen find auch 200 Anhänger Said Jdris zu Schiss dorthin abgegangen.

st Mexiko, 10. Febr. Die Aufständischen sind jetzt in l 5 Staaten mit kriegerischen Operationen beschäftigt. In einem Gefecht am ! 7. bei San Pedro sind 27 Mann gefallen.

Let-frucht. W

Tc. Glaube an Gott ist keine Wissenschaft sondern eine Tugend.

F. H Jacobi-

Angelas Heirat.

Ro-.nan von L. G. Moberln.

(Fortsetzung > Nachdruck verboten.

So vergingen die Tage und wurden zu Wochen, und es kam keine Nachricht von dem Vermißten. Angelas Herz wurde immer schwerer, und eine bange Furcht nahm Besitz von ihr. Diese unheimliche Angst, gegen die sie nicht anzukämpfen vermochte, hatte zwei Ursachen. Erstens wurde es der jungen Frau täglich mehr zur Gewißheit, daß in den wilden Ländern, die Erichs Ziel gewesen, ihm etwas Furchtbares widerfahren sein mußte, denn nur so war sein Schweigen zu erklären.

Und zweitens wurde ihre namenlose Angst noch da­durch gesteigert, daß sie sich der Ueberzeugung nicht ver- schließen konnte, daß dies geheimnisvolle schweigen seine Feinde in ihrem Verdacht bestärkte, und daß nicht ein Mensch mehr an Erichs Schuldlosigkeit glaubte als sie und vielleicht Rolf Stern. Sie zweifelte sogar zuweilen daran, ob Sterns Glauben an seinen Freund angesichts der geradezu drückenden Schuldbeweise unerschüttert ge­blieben, denn sie hatte in der letzten Zeit bemerkt, daß Rolf, wenn sie sich trafen, es vermied, das Thema zu be­

rühren, das ihnen doch beiden das Nächstliegende sein sollte, und daß er von allen möglichen Dingen unter der Sonne sprach, nur nicht von ihrem Gatten und den gestohlenen Papieren.

Angelas Leben auf Schloß Hammerstein fing an, ge­radezu unerträglich für sie zu werden. Acht oder vierzehn Tage nach dem Besuch des Geheimrats hatte sie zu ihrer unaussprechlichen Ueberraschung entdeckt, daß die Beschul­digung des Hochverrats gegen ihren Gatten zur Kenntnis der Nachbarschaft gekommen war. Es war ihr unbegreiflich, wie dies hatte geschehen können, aber die Wirkung, die die Nachricht auf die Gesellschaft von Graub.erg gehabt, wurde ihr nur allzubald in sehr unangenehmer Weise klar, und die arme junge Frau bekam es deutlich zu fühlen, was es heißt, unter der angeblichen Schuld eines andern zu leiden.

Wahre Freundschaft hatte man ihr in Grauberg über­haupt nie gezeigt, aber nachdem Frau von Trent sich sehr liebenswürdig, ja sogar freundschaftlich über Angela ge­äußert hatte, da hatten sich auch die Frau Bürgermeister Scheibler und ihre Freundin, die Frau Rittergutsbesitzer Perers zu einer kühlen Freundlichkeit gegenüber der jungen Schloßherrin aufgeschwungen. Die Freundlichkeit war ja zu den besten Zeiten sehr steif und förmlich gewesen, aber immerhin hatte sie existiert. Aber jetzt, nachdem das Ge­rücht von den gestohlenen Papieren und Erichs angeblicher Schuld nach Grauberg gedrungen war, begegnete man ihr in den Kreisen, in denen die obengenannten Damen die leitende Stelle einnahmen, nur noch mit eisiger Kälte.

Die beiden Busenfreundinnen hatten die Angelegenheit wieder und wieder besprochen und waren endlich zu dem Schluß gekommen, daß man die Frau eines Verräters nicht anders behandeln könne, als sie gänzlich zu schneiden und jede Bekanntschaft mit ihr zu verleugnen. Und so kam es, daß, wenn Angela auf einem Spaziergang oder bei Be­sorgungen im Städtchen eine der Damen traf, diese tat, als ob sie die junge Frau niemals gesehen hisste.

treoer diese femdttcye Halbing der Damen Scyewlei und Peters hätte Angela sich mit Leichtigkeit hinweggesetzt, aber als auch die kleine Witwe in der Ahornvilla ihr gegen­über eine kühl abweisende Haltung anzunehmen begann da fühlte die junge Frau sich tatsächlich verletzt. Die an­deren Damen hatten ihr, wie schon erwähnt, nie wirklich, Freundschaft gezeigt, ihr Abfall war nur ein vorübergehen­des Aergernis; aber daß Frau von Trent, die ihr doch so liebenswürdig entgegengekommen war, sich jetzt so eng­herzig und so wenig freundschaftlich zeigte, das fiel An­gela schwer zu begreifen. Und doch war es so. Sie wurde nicht mehr zu den kleinen netten Teegesellschaften in Villa Ahorn eingeladen, und Frau von Trent kam nie mehr über die Wiese, und durch den Park nach dem Schloß, um ein trauliches Plauderstündchen mit dessen einsamer junger Herrin ab.rukialten.

Man ließ Frau Erich Marlens von auen Selten fühlen, daß man sie nicht mehr als gleichberechtigt be­trachte, und gab ihr deutlich zu verstehen, daß sie aus Ver­güten Gesellschaft ausgestoßen sei. Und diese Lage war für die arme junge Frau wirklich kaum mehr zu ertragen. Es gab Stunden, wo sie sich danach sehnte, ihren ganzen Hausstand auflösen zu können, um den Ort zu fliehen, wo man sie mied wie eine Pestkranke. Aber das Haus, das ihr und Erich gemeinschaftlich gehörte, war ihr ans Herz gewachsen, und überdies hatte sie das bestimmte Ge­fühl, daß ihr Gatte, wenn er je zurückkommen sollte, und wenn das Unwahrscheinliche einträfe, daß er sie aufsuchen wollte, an den Ort kommen würde, den er ihr zum Wohn­sitz bestimmt hatte. Diese Umstände in Verbindung mit einem Gefühl des Trotzes gegen die verhaßten Menschen, die es darauf anlegten, sie zu vertreiben, veranlaßten sie, auf Schloß Hammerstein auszuhalten, obgleich sie sich elend und unglücklich dort fühlte, und eine verzehrende Unruhe sie erfüllte.

Fortsetzung folgt.