Allerlei.
8 Kaiser!» CuKestke !«t ZutckE. M der ses- silndeu Studie, die der bekannte Pariser Schriftsteller Lucien Daudet der Kaiserin Eugenie kürz- tich gewidiuet hat, wird die traurige Pilgerfahrt der entthronten Kaiserin und der unglücklichen Mutter an bas Grab ihres einzigen Sohnes gesclsildect, der bekanntlich in englischem Dienste im Kampfe gegen die Zulus den Tod fand. Im Jahre 1880, kurz nach dieser traurigen Katastrophe, die Eugenie ihren letzten Stolz und ihre letzte Hoffnung raubte, beschloß die Kaiserin, die Stätte zu besuchen, wo ihr Sohn den Tod gefunden hatte und in dev Erde ruhte. Bei dieser Reise ereignete sich ein eigentümlicher Borsall. Die Kaiserin hatte mit ihren Begleitern nach beschwerlicher Reife eine Stätte erreicht, die von dem Grabe ihres Sohnes nicht mehr weit entfernt war. Noch eine Rast, und am kommenden Morgen sollte der Marquis von Bafsano und Sir E. Wood die trostlose Mutter an die Stelle sichren, wo Prinz Lulu linier den Sperren der Zulins den Soldatentod gesunden hatte. Noch am Abend mußte Eugenie einen Trupp Zulus empstrn- gen, der im kriegerischen Aufzuge kam, um die Kai- ferm feierlich zu begrüßen. Bor den Augen der in Trauerkleider gehüllten Frau führten die. schwarzen ihre dämonischen Kriegstänze ans, dieselben Zulus. die bei dem. Ueberfalte ans den Prinzen beteiligt gewesen waren. Und die Kaiserin vermochte ihren Schmerz nicht niederzukämpsen und mußte bei den seltsamen Zeremonien ihr Gesicht in den Händen verbergen, um ihre Tränen nicht sehen zu lassen. Der Abend war heiß, feucht und schwül, die Kaisern! vermochte keine Ruhe zu finden, schmerzliche Erinnerungen hielten sie wach und schließlich erhob sie sich, verließ leise das Zelt und suchte einsam in der Stille der Nacht Ruhe und ein wenig nächtliche Kühle. Allein wandelte sie im Dunkeln durch die fremde, öde Ebene. Sie entfernte sich dabei ziemlich weit vom Lager. Als sie umkehren Witt, fühlt sie plötzlich um lieh erneu Duft, den sie liebt und zugleich fürchtet: einen Duft von Eisentraut. Das war das Lieblingsparsüm ihres Sohnes, und er trug es stets bei sich. Die Erinnerungen, die diese Stätte und nun dazu noch dieser Dust austösten, mochten die Kaiserin wie durch Zauberkraft weiterzteheu. wie traumwandelnd setzte sie ihren Weg fort. Sie wußte nicht, wohin sie gingn sie wußte nicht, wohin sie wollte, sie gab sich ganz diesem Gerüche hin, der ihre so schwer heimgesuchten Muttergesühle immer weiter zog. Schließlich kam sie au einen flachen Stein, wo sie stehen blieb,' ganz in Gedanken an ihren Sohn versunken. Sie atmete tief den seltsamen Duft ein. aber plötzlich/ mir der Geschwindigkeit einer Lternschnuppe, ist der Geruch wie durch Zauber verflogen. Die Kaiserin war seltsam erregt, und in diesem Zustande überkam sie das Gefühl, daß der Geist ihres Sohnes sie bis zu dieser Stelle begleitet habe. Als sie den Rückweg antrat, vermochte sie nur mit Mühe die Richtung zum Lager wiederzusinden. Bei den Zelten hatte man inzwischen ihre Abwesenheit bemerkt und mit Fackeln zogen die Diener und Freunde umher. um die Kaiserin zu suchen. Man traf sie auch bald und führte sie zum Zelte. Am nächsten Morgen übernahm es der englische General, die trauernde Mutter zu der Stelle zu führen, wo der Prinz den Tod gesunden hatte. Nach langem Wege blieb die Kaiserin plötzlich stehen: sie erkannte jenen flachen Stein wieder, auf den sie während ihrer nächtlichen einsamen Wanderung gestoßen war. Das Gefolge kniete still nieder: es war genau die Stelle, wo Prinz Lnln im Kampfe mit den Feinden gefallen war.
ß Die galante Legislatur. Aus Pewport wird geschrieben: Unter den stärkteistigen Damen von Kalifornien haben sich, so seltsam es auch klingt, immerhin noch so manche befunden, die bei den Wahlen den Wcihlbeamteii gegenüber nur zögernd ihr Alter angaben und dann auch .gewöhnlich das, was früher einmal wahr gewesen war: ja manche blieben sogar den Wahlurnen fern, weil sie dieses Wissen überhaupt für sich behalten wollen. Uml den Damen nun das Wahlgeschäft zu erleichtern, hat jetzt die gesetzgebende Körperschaft bestimmt, daß die Mtersangabe nicht mehr notwe.rdia ist.' Die Damen haben einfach zu beschwören, daß sie majorenn feien, dann tut sich ihnen die Tür des Wahllokals sperrangelweit aus. Ein hübscher Zug politischer Galanterie, den die Wählerinnen von Kalifornien sicher zu schätzen -wissen werden.
8 Ter Tee hat nicht nur als LieblingSU'tränk in vielen Ländern den Kaffe geschlaMn, sondern auch den allgemeinen Verbrauch an Bier zurück- g cd rängt. Es hat vieler Jahre bedurft, uni dem Tee Eingang; in alle Länder zu verschaffen, und wiederum Jahre, um dieses endlich eingeführte Getränk allbekannt zu machen. Ob die Verfeinerung des Geschmacks und die Bequemlichkeit des Anfbrühens die Hauptnrsachxn dieser Volkstümlichkeit sind, wie behauptet wird, ist schwer zu sagen. Jedenfalls hat der Teeverbrauch einen großen Einfluß ansgeübt auf die Lebenshaltung vreler
Kreise, nicht nur in England, sondern auch in Ländern wie Deutschland, die früher den Tee nur als das Vorrecht der Reichen angesehen haben. Es befinden sich auf der Erde ungefähr 5 Millionen Morgen Land bedeckt mit Deepflanzungjen; der größte Teil davon in Indien und Ceylon, wo allein Teeanpslanzungen besteh»», die mit 80 Millionen Pfund Sterling englischen Kapitals arbeiten. Die Tätigkeit dieser Riesengesellschaften verschafft t einhalb Millionen Kulis, Männern, Weibern und Kindern, die Möglichkeit, ein für ihre Verhältnisse glücklichles, wenn auch arbeitsreiches Leben zu führen. Der einzelne Teearbeiter verdient allerdings nur 2.50 Mk. die Woche, mit welchem Betrag er Weib und Kind ernähren muß. Aber die Bedürfnislosigkeit dieser Leute ist so groß, daß bei diesem Einkommen tatsächlich noch Ersparnisse möglich sind. Die für Europäer fast unausführbare Arbeit verlangt die Verwendung- der Eingeborenen. So werden diese allmählich von Halbsklaven zu Arbeitnehmern, in allerdings nur beschränkt europäischem Sinne. Denn der Arbeitgeber, der den Wert der Leute zu schätzen weiß, ist nicht mehr wie früher Fronvogt, sondern ein wohlwollender Selbstherrscher der sich bewußt ist, f einen eigenen Interessen zu dienen, wenn er für die Gesundheit, Arbeitswillig- keit und angemesflene Lebenshattunst seiner Leute sorgt. Die Kulis sind jetzt in Arten Hütten untergebracht, aus den Klanen wucherischer Schurken befreit und in Krankheitsfällen nicht mehr auf die schauerlichen Zauberkünste der Tenfelsärzte angewiesen, sondern dem Wissen und der Sorgfalt erfahrener Aerzte anvertrant. Also kann man auch vom sozialen Standpunkt das Anwachsen der Teeindustrie nur freudig begrüßen. 1.870 war die Einnahme, die die Teepflanzungen in Ceylon buchen konnten, etwa 22 Millionen Mark groß. Heute beträgt sie bereits 75 Millionen. 1800 exportierte Ceylon etwa 45 Millionen Pfund Tee, die einen Wert vou 23 Millionen Rupien ans machen' in noch nicht 20 Jahren ist der Export in runden Ziffern auf 200 Mllionen Pfund im Werte von 70 Mil lionen Rupien gestiegien. Die sämtlichen 5 Millionen Morgen Teepslanzungen produzieren die stattliche Summe von 125t) Millionen Pfund Tee im Jahre. Das Interessante dabei ist, daß das Wachsen des Konsums nicht, wie man glauben sollte, die Qualität herabgedrückt hat, im Gegenteil: je umfangreicher der Handel in Tee geworden ist, desto mehr Garantien für die Reinheit der Ware werden geboten. Schlechter oder unsauberer Tee findet keine Abnehmer. London, das der größte Platz im Tee welchandel ist and im Jahre jetzt etwa 50 Millionen Pfund exportiert, hat auch die grüßten Anlagen für die Sortierung! und Verpackung der Ware. Im letzten Jahr sind elektrische Maschinen, die den Handbetrieb vollkommen ersetzen, eingeführt worden. Staub, fremde Teilchen, kleine Steine und andere Zusätze werden sofort entdeckt und ausgeschieden durch magnetische Kraft. In Deutschland sind Hamburg und Bremen bedeutende Teeimportplätze.
>s Obstspaliere. Das Haus selbst, sowie die Umfassungsmauer sind dem Obstbau nutzbar zu machen und zwar durch Anpflanzung von Spalierbäumen. Dadurch, daß man die Bäume an Latten- oder Drahtspaliere zieht, vermeidet man eine Schädigung des Manerwertes. Man wählt für südliche und südwestliche Lage Weinreben iri Form senkrechter Kordons, für die Nord und Westseite gute Birnsorten in derselben Form oder einfacher und doppelter lbform, während sich die Aepsilbäuwe besser ?ür nordöstliche, nordwestliche, teilweise auch für nördliche Lagen eignen. Pflaumen und Kirschen möchte ich nicht raten, an die Wände zu bringen, denn deren Ertrag wird hier stets nur ein mäßiger sein und, nach den; seltenen Borkommen gut gehaltener Spalierbäume dieser Obstart zu schließen, ist das Verständnis für deren Behandlung noch wenig verbreitet. Größere Flächen an Mauern, dce nach Ost. Süvost oder Wett gerichtet sind, bepflanzt man mit Paimeuen von Aprikosen. Pfirsischen, weniger günstig gelegene mir Birnen, während nördliche Wände auch mit Brombeeren in den großsrüchligen amerikanischen Sorten, wie: Loivwn, Mammouth, Dorchester usw., in Entfernung von 2—4 Dieter von einander gepflanzt, eine willkommene Ernte geben. Die Pflanzlöcher sind an den Mauern sorgfältig)! oorjubereit.cn. da sich an diesen Stellen meist Stcingeröile vocstndet, ein Matena!, das Nährstoffe kaum enthält und etwa nur bei zu nassem Untergrund mit Vorteil verwendbar ist.
Sachverständige vor Gericht.
Viele Gerichtsurteile entfernen sich nur deshalb von dem, was in sachkundigen Kreisen für recht und billig an,Metzen wird, weil die urteilen den Richter nicht jedes Gebiet menschlicher oder wirtschaftlicher Betätigung, aus eigener Anschauung ken neu können. Um solchen Mangel an Kenntnis aus zngteichen, besteht bekanntermaßen die Einrichtung des Anhörens von Sachverständigen. Dies wäre natürlich geeigsnet, jenen Mangel zu beseitigen bezw. unschädlich zu machen, wenn dieses Anhören von Sachverständigen richtig; gehandhabt würde. Daß es aber nicht richtig Mhandhabt wird und deshalb einer Reform dringend bedarf, sucht mit beachtenswerten Gründen des Rechtsanwalt beim Oberlandesgericht
Karlsruhe, Ernst Fuchs, in einem Aufsatz des neuesten HefteADder Zeitschrift „Recht und Wirtschaft" auszuführen. Er wendet sich vor allen Dingen gie- gen die Gepflogenheit, den Sachverständigen außerhalb der mündlichen Verhandlung mit den Parteien zu stellen. So gibt der Sachverständige sein an sich sachkundiges Urteil auf Grund der Akten und der Information durch den Richter ab, die bei allem guten Willen doch sehr leicht subjektiv gjefärbt sein kann, statt daß er in. Frage- und Antwort-Austausch mit den Parteien und dem Richter steht. Anstatt also die notwendigen tatsächlichen Informationen von den Kennern der Sache und der Verhältnisse einzuholen/ erhält der Sachverständige, der im allgemeine» Natürlich eine Sachkunde besitzt, seine speziellen Informationen, die oft das ganze Bild verschieben können, aus unzulänglichen Quellen: aus zweiter und dritter Haud. Denn alles> was ihm zur Vervollständigung des Sachbildes noch fehlst, muß er sich in seiner eigenen Sphäre^ seien dies nun Bücher, private Erkundigungen oder was sonst? zusammensuchen. Bedenkt man, daß das Schicksal sehr vieler Prozesse gerade von der Auswahl des Sachverständigen abhänM, der ja ganz eigenartige Ansichten — gerade als Fachmann! über eine bestimmte Sache haben kann, und daß er einerseits dem Richter seine Auffassung suggerieren kann, ähnlich wie auch er der Suggestion durch die Auffassung des Richters ausgesetzt ist, so ergibt sich schließlich ein Kompromiß zwischen Laien- und Fachauffassung. Dieser Kompromiß kann sich unter Umständen recht weit von dem konkreten Fall entfernen und denr Recht der Parteien schädlich werden. Rechtsanwalt Fuchs weist cnit Recht ans Fälle hin, in denen ein Richter selber sachkundig auf einem Gebiete lvar, über das prozessiert wurde, und wie da mancher Richter sich ganz anders in die Sache eingtz- fühlt, mit ganz anderer Anteilnahme, mit ganz anderem Scharfblick geurteilt und das „richtige Recht" gefunden habe. „Der Milieurichter ist immer überlegen," sagt der Verfasser und fährt fort: „Der Vorsitzende Richterspezialist oder, in den oberen Instanzen, die mitwirkenden Richtersvezialisten werden sich in ihrenc Zusammenwirken mit den Laiensachverständigen als Beisitzern stets in ihrem eia/ent- tichen Element fühlen und die reine Begriffsjnris- prudenz wird vor einem solchen sachkundigen Gericht keine Stätte haben. . I Die entscheidende Hauptsachkunde gehört in das Gericht und nicht vor die Barre oder gar in die private Gelehrtenstube oder das Privatbureau. Der Verfasser fordert daher, daß die Heranziehung der SachverständigM schon bei der ersten Verhandlung geschehe, wozu das Gericht die Befugnis habe, daß also der Sachverständige den Parteien gegenüber gestellt werde, die ja doch auch sachkundig sind, und daß durch solche reformierte. Begutachtung! eine Uebereinstimmung zwischen Wahrheits- und Rechtsfindung herbeigseführt werde. Mit diesen Ausführungen ist in der Tat der Fingier in eine Wunde gelegt. Wieviel hängt von der Auswahl des Sachverständigen ab! Sachverständigje sind manchmal praktische Leute mit offenem Blick für die Verhältnisse des Lebens und die Bedürfnisse des Verkehrs. Manchmal aber sind es auch Stubengelehrte. Theoretiker, die sich eine wissenschaftliche Ansicht gebildet haben, 'über die die Praxis vielleicht schon hinweggegangen ist oder die auf den vorliegenden Fall gerade nicht anwendbar ist. Den Spruch des Sachverständigen kann dann aber keine Partei korrigieren oder ihm die erforderlichen tatsächlichen Grundlagen für die Beurteilung an die Hand geben, wenn sie ihn nicht leibhaftig vor sich hat, mit ihm reden kann. Man hat die Abhilfe gegenüber diesen Schwierigkeiten iu der Ausbildung des Rtchterspezialistentums gesucht, hat versucht und angeregt, einzelne Richter mit besonderen Branchen und Gebieten bekannt zu machen, damit ihnen die praktische Kenntnis des betreffenden wirtschaftlichen Gebiets behilflich sei bei der Beurteilung der rechtlichen Streitfragen. Das ist aber natürlich immer nur im beschränkten: Maße möglich und in beschränktem Maße ja auch jetzt schon vorhanden.
In ländlichen Gegenden wird der Richter notgedrungen init dein landwirtschaftlichen Betrieb Bescheid wissen, in Jndnstrtegegjenden bestimmter Art mit den betreffenden Industriezweigen, iu Bergbau- gegenden mit dem Bergwerksbetrieb, in Leipzig mit dem buch händlerischen Recht usw. Aber das sind nur Bruchstücke, und vor allen Dingen härxgjt es immer vom Zufall ab, ob gerade der Richter, an den man kommt, schon länger an dem Platze ist, sich also die erforderlichen tatsächlichen Einblicke schon verschafft hat oder nicht. Selbst wenn es also möglich wäre,! das Richterspezialistentum zum Vorteil der recht suchenden Parteien mehr auszubilden, so wird dies erstens noch einige Zeit dauern, zweitens aber auch nie so gründlich werden können, daß die Befragjung vou Sachverständigen dadurch gsanz überflüssig gemacht würde. Der Vorschlag, den ein Sachkenner also hier gemacht hat, verdient forgjsältige Beacht tung, und die Parteien können da selber nachhelfen, wenn sie in einem Prozeß beantragten, den Sachverständigen gleich zur mündlichen Verhandlung hin- zuziehen, wo sie ihm selber gegjenüberfteheu.