Hebungen über die Ar: de-:' Erdbebens vom >6. November anzilstellen. Erdstöße werden auch jetzt »roch jeden Tag verspürt. Sie haben aber an Stärke bedeutend nachgelassen, In Tailfingen wird der durch das Erdbeben vom 16. November angerich kete Schaden aus 25 000 Mk, geschützt,

Stuttgart, 28, Jan. Das Koltusmiinsterüim hat ini Dezember unter Zuziehung von Interessenten nrrt der Direktion der landwirtschaftlichen Anstalt und den Lehrern der Gartenbanschnle in Hohenheim eine Neilgestaltung der G a r t e n b au s ch u l e in Hohenheim beraten. Der Stundenplan soll künf tig auch iin Sommer vermehrt, die theoretische Aus Bildung stärker berücksichtigt und eine Verbesserung der zur Unterbringung der Zöglinge dienenden Räume geschussen werden. Auch ist die Erbauung eines neuen Kulturhauses umd einer neuen land schasts gärtnerischen Anlage nebst Gehölz lind Stau densammlnng vorgesehen. Die Neuordnung tritt am l, Oktober 1912 Hr Kraft, Die entstehenden Mehr­kosten sollen zum Teil durch ein jährliches Kostgeld von 800 Mk, gedeckt werden,

, Stuttgart, 29, Jan, Der Verein evangelischer Organisten Württembergs, der gestern im Herzog Christoph eine außerordentliche Mitgliederversamm lung abhielt, nahm folgende Resolution an:Der Perein erblickt in der Verwendung der Beutter'schen Resormnotenschrift im G e s a n g b u ch entwurf ein verfehltes Experiment, Er vermag in dieser No tationsweise eine organische Weiterbildung der bis­herigen Notenschrift nicht zu erkennen, wie sie, auch schon bis jetzt den lebhaften Widerspruch vieler Kir chenmusiker und Gesangspädagogen hervorgerusen hat. Und da er insbesondere wegen der zahlreickten Inkonsequenzen bei der Durchführung des Prin zips der Tvnikallinie die Hoffnungen Beutlers ans eine merkliche Hebung des Kirchen- und Volksgesangs durch die neue Notenschrift keineswegs teilen kann, so bittet er die Obertirchenbehörde, von der Ans nähme der Beutter'schen Notenschrift in die amt liehe Ausgabe des Notengesangbnchs absehen zu wollen,

ü Stuttgart, 29, Jan, <D e r Fall Ps ro m m e r. Gegen den Dieusttnecht Psrommer wird An klage erhoben werden wegen Verbrechens im Sinne des 8 214 R. St. G.B., der lautet: Wer bei Unter nehmnng einer strafbaren Handlung, um ein der Ausführung derselben entgegentretendes Hindernis zu beseitigen oder um sich der Ergreifung ans fri scher Tat zu entziehen, vorsätzlich einen Men'chen tötet, wird zu Zuchthaus nicht unter zehn Jahren oder mit lebenslänglichem Zuchthaus bestraft.

- Bietigheim, 29. Jan, Am Samstag nacht, kurz nach einhalb l 2 Uhr brach in dem Stall und Scheuuengebäuüe der Bierhalle ans bis jetzt noch unaufgeklärte Welse Feuer ans. Diese Gebäulich keilen sielen dem Brande gänzlich zum Opfer, wäh rend das frühere Branereigebäude teilweise noch erhalten werden tonnte. In großer Gefahr waren besonders auch das anstoßende Wirtschaftsgebäude, sowie die Sck>euer des Metzgermeisters Metz und das Gasthaus zur Rose,

r Heilbronn, 29, Jan, Aus Anlaß des Schlui ses der Bureaus der Brüsseler Weltausstellung >910 wurde Hosrat Peter Bruckmann in Hellbronn, der l, Vorsitzende des Deutschen Werkbundes, zum Os sizier des Ordens der belgischen Krone ernannt.

r Neckars ul m, 29, Jan, In vorletzter Nacht warfen in Kochertürn zwei betrunkene Elektrotech­niker einen am Bahnhof stehenden vierräderigen schweren Karren in den Kocher: sonne die fahrbare Viehverladerampe über die, Böschung hinab, Der ans Neuenstadt herbeigerusene Polizeihund verfolgte eine Spur bis in eine Wirtschaft in Degmarn, wo er die zwei Elektrotechniker verbellte. Sie verlegten sich zwar anfänglich aufs Leugnen, mußten sich nber schließlich doch zu einem Geständnis bequemen,

ff Heidcnheim, 29. Jan, Gestern wurde im Bahnhoshvtel der 7, württembergische Maler tag äbgehalten. Nach einem Rückblick über das abge- lausene Geschäftsjahr erstattete Malermeister Schind­lers-Göppingen einen eingehenden Bericht darüber, was bis heute in Bezug aus die Regelung des staat­lichen sowie des kommunalen Submisfionswesens ge schehen ist. Malermeister Haspeler-Nagold sprach über Einkaufsgenossenschaften, ihre zweckmäßigste Einrichtung und die Vorteile für den Einzelnen, Hieraus gab Malermeister Ewe-Stuttgark den Kas senbericht, aus den, hervorgeht, daß dem württem- bergischeu Malerbund zur Zeit rund 520 Maler meister angehören. Die Neuwahlen ergaben keine Veränderung, Zum Vorort für den Verbandstag im Jahre, 1914 wurde Reutlingen ansersehen und der nächstjährige Malertag soll im Anschluß an den in Stuttgart statrsindenden Verbandstag des Süd­deutschen Maler und Tünchermeisterverbandes statt finden,

H Buchau, 29, Jan. Der strenge Frost ist heii'e morgen unserer Lokalbahn gefährlich gewor­den, Der um 8,46 Uhr hier fällige Zug blieb beim Torswerk stecken, weil die Maschine kein Wasser mehr hatte. Der Zeiger des Wasserbehälters war eingefroren und orientierte infolgedessen das Ma-- schinenpersonal nicht mehr über den zu Ende ge­henden Wcckserstand im .Kessel. Nachdem das Manko durch ein viertel Dutzend Wasserträger in Eile not­dürftig ausgeglichen war, fuhr der bis aus einen Personenwagen verkürzte Zug mit Windeseile der hiesigen Endstation zu. Der beim Torfwerk zurück- gelassene Zngteil wurde soäter nachgeholt,

!s Ulm, 29, Jan, Der Kaiser stiftete der 8. Komp, des Jus!,-Reg. 120, die vor zwei Jahren den vom Kaiser für seine Le-breglmenrer ausgefetz-- ten Schießoreis gewann, ein prächtiges Gemälde vom Sturm der Württemberger ans Frösrhrveiler. Das Bild, das von Professor Röchling in Berlin au? ge führt wurde, ist im Auftrag des Kaisers gestern vom Festung-?»,ouverneur dein Regiment übergeben worden.

Die Tierärztliche Hochschule in Stuttgart.

* Tübingen, 27. Jan, In der heutigen Plenar Versammlung des landwirtschaftlichen Bezirksvereins Tübingen, der die Agitation zur Erhaltung der Tier­ärztlichen Hochschule in -Stuttgart schon vor einem halben Jahr eingeleitet hat und sämtliche landwirt­schaftlichen Vereine zur Stellungnahme aufforderte, regte Landtagsabgeordneter Feiger Tübingen) un­ter dem Beifall der von mehreren hundert Land­wirten besuchten Versammlung an, erneut für die Ansrechierhaltung der Hochschule einzutreten und sämtliche württembergische Gemeinden zu ersuchen, eine dahingehende Pilition an die Regierung zu rich­ten, Eine einmütige Kundgebung des württember gischen Landes werde die Regierung veranlassen., so

führte, der Redner weiter aus, bei den Ständen die Zurücknahme des Aushebungsbeschlüsses zu beantra­gen, Wie der hiesige Bezirksverein, so hat auch be­reits eine große Anzahl der übrigen württember­gische» landwirtschaftlichen Bezirksvereine um Er­haltung der Hochschule petitioniert.

Zur Mordtat in Rechberghausen.

!! Rechberghausen, 29, Jan, Zu dein Morde an der 75 Jahre alten Lehrerswitwe Eipperle geht uns folgende ausführliche Meldung zu: Als am Sams­tag abend gegen 7 Uhr ein Maurer, der am Kamin einiges ausbessern wollte, das Häuschen der Leh- rerSwitwe betrat, fand er die Tür zur Wohnung ossen und trat, da er keine Antwort auf sein Klop­fen und sein Rufen erhalten hatte, ein. Ei' sah die Frau tot zwischen Bett und Ofen liegen. Die Leiche hatte eine tiefe Stichwunde an der linken Halsseile, die bis auf die Wirbelsäule ging. Auch Kehlkops und Speiseröhre waren durchschnitten. Da- muß ein starkes, im Griff feststehendes Messer be­nutzt worden sein. Doch fand man weder ein solches, noch ein anderes Mordinstrnment am Ort der Tat. Ans dein Rückeri der angekleideten Leiche befanden sich Schmntzspuren, die aus einen Fußtritt schließen lassen, Staatsanwalt Dr. Heber-Ulm und Amts­richter Dr, Stierten trafen noch am Samstag zur Ausnahme der Untersuchung hier ein. Auch Medi­zinalrat Dr, Engelhorn und Photograph Zeller-Göp­pingen erschienen am Tatort zur Aufnahme des Tat­bestandes. Trotzdem die Untersuchung von der Staatsanwaltschaft, die fünf Landjäger hinzugezogen halte, die ganze Nacht hindurch und den ganzen gest­rigen Sonntag mit großem Eifer geführt wurde, konnte eine nähere Feststellung, die zur Ergreifung des mutmaßlichen Mörders führen könnte, nicht ge­macht werden, Der eine der zwei hierher gebrachten Polizeihunde nahm eine Spur ans, die nackt Ober­wälden führte, jedoch keine weiteren Anhaltspunkte gab. Die gestern nachmittag von Mezinalrat Dr. Engelhorn und Oberamtswuudarzt Dr. Gaupp-GSp- Piilgen vorgenommene Obduktion der Leiche ergab den angegebenen Befund, Der Stich klafft etwa 10 Zentimeter tief und muß mit einem scharfen Meiser, eventuell auch einem Rasiermesser, ausge- sührt worden sein. Da im Bert der Ermordeten Wertpapiere im Betrag von 25 000 Mk, Bargeld unberührt ansgesnnden wurden und auch die Ta­schenuhr der Verstorbenen an ihrem alten Platze Hing, ist ein Raubmord ausgeschlossen.

Aus dem Reiche.

* Berlin, 29. Jan. Die Taufe des vierten Sohnes des Kronprinzenpaares wurde gestern abend 7 Uhr im kronprinz- lichen Palais vollzogen. Er wurde auf den Namen Friedrich getauft, weiter erhielt er die Namen Georg, Wilhelm, Christoph.

* Berlin, 29. 'Jan. Die portugiesische Gesandtschaft ist zu der Erklärung ermächtigt, daß die Gerüchte über eine beabsichtigte Abtretung der portugiesischen Kolonie Angola an Deutschland vollständig unrichtig sind.

js Stettin, 29. Jan. Hier sind zwei Schüler­selb st morde vorgekommen. Ein 16jähciger Gymnasiast hat sich wegen Versetzungsschwierigkeiten erschossen; ein an­derer 19jähriger Schüler aus Greifswald, der hier in Pen­sion war, erschoß sich, weil er die Berechtigung zum ein­jährigen Dienst nicht erreichen konnte.

ss Thor«, 28. Jan. Im W e ich se l g e b ie t sank das Thermometer auf 25 Grad unter Null.

Mau engagierte Hose nach Grauverg geschafft worden, und es blieb Erich nun nichts zu tun, als ihr Billett zu be­sorgen, sie in einem Abteil erster Klaffe unterzubringen, ihre Reisetasche ins Netz zu legen und sie mit einer Aus­wahl Reiselektüre zu versehen.

Nachdem dies alles geschehen war, stand er am Waggon­fenster mit dein unbehaglichen Gefühl, daß er jetzt etwas Freundliches und Liebenswürdiges zun, -Abschied sagen müsse. Vergeblich zerbrach er sich de» Kopf, was für Worte er wohl wählen könne, es wollte ihm nichts Passendes einfallen. Jetzt, wo es zu spät mar, bereute er es, daß er seine Anordnungen nicht so getroffen hatte, daß es ihm möglich gewesen wäre, Angela nach Grauberg zu begleiten, anstatt vorher hinzureisen, wie er es getan. Es wurde ihm plötzlich klar, daß es für die junge Frau eine sehr trüb­selige Ankunft in der neuen Heimat bedeutete, wenn sie so ganz allein und verlassen dort eintras, und er begriff jetzt erst, warum der Justizrat ihn so erstaunt angesehen harte, als er ihm mitgeteilt, daß er eine halbe Stunde nach Angelas Abreise nach Hamburg fahren müsse, um seinen Dampfer rechtzeitig zu erreichen.

Der miftizrar yane es ogenvar lehr merkwürdig ge­funden, daß Erich seine junge Frau nicht selbst i» ihr neues Heini geleitete, und Erich gab ihm jetzt völlig recht. Aber es war jetzt zu spar, nun noch irgendeine Aenderung zu treffen, er »rußte den Dampfer benutzen, es war völlig aus­geschlossen, daß er sich in der elften Stunde anders besann. Aber der Gedanke, sie so allein ubsahren zu lassen, wur ihm schmerzlich. Er neigte sich näher zu ihr, und als sie sein feinacschnitkenes Profil sich so klar in dem Türrahmen abhebe» sah. ergriff auch sie plötzlich eine traurige Abschieds- stimmnng.

Vielleicht," meinte er zaghaft,schreibst du mir zuweilen und erzählst mir, wie dein Leben ans Schloß Hammerstein sich gestaltet. Ich würde mich für alles interessieren, was du mir schriebst."

Gewiß," versetzte sie, und das hefiige Klopsen ibres Herzens ließ ihre Stimme erbeben.Gemik meid" im

L-fefrirchr.

Gesell' dich einem Bessern zu,

Daß mit ihm deine bess'ren Kräfte ringen.

Wer selbst nicht weiter ist als du,

Ter kann dich auch nicht weiter bringen.

Rückert.

Angelas Heirat.

Roman von L. G. Moberly.

(Fortsetzung) Nachdruck verboten.

Es klang so traurig, wie sie das sagte, daß Erich die Empnudung hatre, als müsse er sie rrösien. Er hatte am liebsten ihre Hand ergriffen und ihr die Vers',che; mm ae- geben, wenn sie sonst niemand habe, so habe sie doch einen treuen Freuiw an non, wenn er ihr auch nicht mehr sein dürfe. Aber er schwieg, denn er ineinte, es sei nicht recht, dergleichen zu sagen, wo er doch wußte, daß sie die ganze Heirat nur als Geschäftssache ansah. Er begnügte sich daher mit der Bemerkung:

Ich hoffe, du wirsi in Granberg nette Bekaume finden. Mein Onkel sagte immer, es sei dorr eine sehr an­genehme Nachbarschaft. Ich kann darüber nicht urteilen, denn ich bin niemals bei ihm gewesen. Er war sehr eigen­tümlich, wie du ja weißl. and zog es vor, nach Berlin zu kommen, wenn er mich sehen wollte. Nacn Schloß Hammerslein hat er mich nie eingeladen. Ich weiß nicht warum, aber Tatsache ist, daß ich die Besitzung zum -rneiimal sah. als ich kürzlich dort mar, um alles für dich nsruud setzen zu lassen. Ich hoffe, du ivirst dort recht i,u..nch lein." mare er bium und n«u,ae sich vor nm

unter dem weichen, grauen Filchut ihr Gesicht besser er­kennen zu können.

Glücklich!" sie sah rasch zu ihm auf, und ihre Augen glänzten.Glücklich ist gar kein Wort dafür! Ich kann keine!» Menschen sage», wie ich mich freue, daß ich ans Berlin hinauskam und auf dem Lande wohnen darf. Ich hasse Berlin, und ich liebe das Land. Ach, ich werde ganz unbeschreiblich glücklich sein, das heißt wenn nicht Ein Beben lies über ihren Körper, und sie brach plötzlich ob.

Wenn nicht?" wiederholte er erskaum.

Wenn nicht die Dame in der Nähe ist, die in der Kirche war. Es klingt vielleicht lächerlich, nber ihre Augen starrten mich sv böse an und hatten einen so sonderbaren Ausdruck. Es ging mir durch und durch. So ungesähr muß es sein, wenn jemand den böten Blick hat, wie die Italiener sagen. Und ich kenne sie doch gar nicht. Was kann sie nur von mir gewollt haben?"

Ihre Summe klang ganz ängstlich, als sie forksuhr:

Jch weiß ganz bestimmt, daß ich sie nie in meinem ! Leben gesehen habe. Sie hat ein Gesicht, das inan nicht ^ leicht vergessen kann. Warum mag sie mich nur so an­gesehen haben?"

Wie sah sie aus?" fragte Erich rasch, und Angela be­schrieb ihin, so genau sic es vermochte, die lebhafte Färbung der Haut, das wundervolle Blau der Augen, das Helle Blond des Haares der merkwürdigen Erscheinung.

Kommt sie Ihnen dir bekannt vor, Erich?" fragte sie dann tief errötend.

Erich schüttelte den Kopf.Ich kann mich nicht er­innern, je eine Duiöe gesehen zu haben, die dieser Be­schreibung entspricht, lind wie du mit Recht sagst, würde man eine solche Erscheinung nicht leicht vergessen. Ich möchte wissen"

In diesen! Augenblick hielt der Wagen am Stettiner Bahnhof, und der Unterhaltung wurde dadurch ein gewalt­sames Ende bereitet. Angelas Gepäck war schon am Tage vorher durch eine von Frau Doktor Grüning für die junge