Gegründet

1877.

Fernsprecher Nr. 11.

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»«Sgabe i« Altensteig-Stadt.

DisnStag, de« S0. Januar.

Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

isir.

Tagrs-Aundschau.

Lsndesnschrichrrn.

Attensteig, so. Januar.

Fm Februar und März

werden Neu-Bestellungen aus die ZeitungAus den Tannen* bei der Expedition, unseren hiesigen Austrägern, von allen Postanstalten, Briefträgern und Landpostboten, sowie von den Agenten entgegengenommcn.

Der me ReiMz.

Daß der neue Reichstag ungeachtet seines Be­standes von llo Soziatdemviralen arbeitsfähig ist, wenn tein böser Wille dies verhindert, wird allseitig von den Organen der linken wie der rechten Leite des Hauses zugegeben. Die Magdeburgische Zeitung erklärt bereits als eine der führenden national­liberalen Zeitungen, daß ihre Partei nicht mit den Sozialisten durch Dick und Dünn gehen werde, und dasselbe kann man auch von der Fortschrittspartei sagen, deren einer Führer, der Abg. Dr. Müller- Meiningen, gegen einen Sozialdemokraten gewählt ist und der mit der radikalen Richtung noch nie ans sehr intinem Fuße stand. Eine offene Frage bleibt es nur, wie der Reichstag arbeiten wird, und das soll sich zuerst bei den neuen Heeresvorlagen zei­gen, die neben dem Etat das Hauptarbeitspensum der kommenden Session der neuen Gesetzgebung? Periode bilden werden.

Die zu erwartende Thronrede wird keine lieber raschungen bringen. Da das üblicheNachspiel'" zum letzten Wahiresultat ohnehin genug Zeit in Anspruch nehmen wird, so ist es natürlich, wenn die Reichs­regierung das tatsächliche Arbeitspensum zu be­schränken sucht. Größere Vorlagen als die soeben genannten sind daher nicht bevorstehend, es bleibt auch zweifelhaft, ob die Deckung für die innen Mehrausgaben jetzt schon definitiv beschlossen wer­den wird. Selbstverständlich wird sie aber erörtert werden, und es mag darüber zu sehr lebhaften Auseinandersetzungen kommen, wenngleich für die Forderungen selbst eine feste Mehrheit vorhanden ist. Die Melsungen, daß die neuen Ausgaben aus einer Erweiterung der Erbschaftssteuer bestritten werden sollen, ist bisher nicht in Abrede gestellt worden, also wohl zutreffend. -

Die neuen Wehrvorlagen gehen, wie schon mit­geteilt wurde, sowohl die Armee wie die Marine an. Für die letzteren Neubewilligungen bieten die eigen artigen englischen Flottenbewegnngen in der Nord see, die im letzten Sommer stettsanden, eine nicht offen ausgesprochene, aber tatsächliche Begründung. Londoner Zeitungen hatten damals sich! gerühmt, die britischen Geschwader hätten die deutschen Ueb- ungsschiffe in Fächersorm derartig umgeben, daß der Fächer nur hätte zngeklappt zu werden brauchen, um die deutsche Seemacht zu vernichten. Das war genau solche. Torheit, wie die Nachricht von der beabsichtigten Demolierung der Zufahrtstraße zum Kriegshafen Wilhelmshaben, aber jedenfalls haben sich die englischen Kriegsschiffe im Nordwesten in einer Weise breit gemacht, daß wir Anlaß haben, uns ebenso einzurichten, wie der Herr Vetter an der Themse es vorgemacht hat. Eine ernstliche Mein­ungsverschiedenheit kann hierüber kaum bestehen, und eigentlich müßten selbst die Mannen Bebels zu­stimmen. Die Armeevorlage fällt weniger ins Ge­wicht, da sie vornehmlich neue Organisationen be­trifft.

Die Erweiterung der Erbschaftssteuer, durch welche diese neuen Ausgaben gedeckt werden sollen, betrifft, wie behauptet ist, die Besteuerung der Erb­schaften der Kinder und Eltern, der Deszendenten und Aszendenten. Es ist die Streitfrage, wegen deren Fürst Bülow s. Z. seinen Rücktritt nahm. Daß die damaligen Gegner, die Parteien der Rechten- ihren Standpunkt geändert hätten, ist nicht bekannt geworden, doch ist heute eine Mehrheit dafür vor­handen, wenn die Sozialdemokraten zustimmen.

Eins steht fest: Mögen die Verhältnisse im neuen Reichstag auch noch so verwickelt sein, es mnß doch von vornherein Klarheit über die neue Belastung geschaffen werden.

Ter Reichskanzler Helfer der Sozialdemokratie.

* Die agrarisch?Deutsche Tageszeitung"" und andere Blätter haben ans der Such? nach den Schul­digen an der Niederlage des schwarzblauen Blocks und nach den Helfern der Sozialdemokratie n. a. festgestellt, daß sich auch der Reichskanzler unter den Schuldigen befindet. Oben genannte Zeitung schrieb:Und dann die Sozialdemokratie hat noch andere höherstehende Helfer, und zu diesen Helfern gehört an erster Stelle der Herr Reichskanzler v. B e t h m a n n-H o l lw eg, und zwar weil er in der Marvtkoüebakte die bekannten scharfen Worte der Abwehr gegen den Abgeordneten Heydebrand ge­braucht hat, jene Worte, daß er das Schwert im Munde führe, den Patriotismus kompromittiere und die Interessen des Reiches schädige."" Darauf hin bemüht sich nun die Nordd. Allg. Ztg. die Regierung zu rechtfertigen. Das offiziöse Blatt beruft sich darauf, daß die Regierung dauernd eine Versöhnung der Gegensätze versucht habe, ihre Bemühungen aber an der Verbitterung der Parteien gescheitert seien. Eine Parteinahme für die eine oder andere Seile wäre aussichtslos gewesen. Sie habe die gün­stigen Ergebnisse der Reichsfinanzreform dargelegt, soweit sie erkennbar waren, und auch ihre Stellung gegen die Sozialdemokratie bis zuletzt zum Aus­druck gebracht. An ihr liege es nicht, daß es nicht zu einer Einigung des Bürgertums Aekommeu sei.

Wer erhält das Reichstagspräfidium?

Um diese Frage drehen sich gegenwärtig, manche Auseinandersetzungen. Als stärkste Partei hätte die Sozialdemokratie nun Anspruch darauf. Zur Frage der Beteiligung der Sozialdemokratie am Reichstagspräsidium schreibt derVorwärts"", er möchte den Blättern, die sich darüber äußern, au­heimstellen, die Entscheidung darüber der sozialdemo irakischen Partei zu überlassen, und er fährt fort: Die Sozialdemokratie hat, das wird allgemein zuge- stauden, Anspruch auf einen Präsideuienposten. Die sen Anspruch ihr vorznenthalten, wäre durchaus un­gerechtfertigt, ebenso ihn an irgendwelche besondere Bedingungen zu knüpfen, die über die Verfassung oder Geschäftsordnung hinausgehen. Der Entscheid steh: ausschließlich der sozial-e mo lrati scheu Fraktion zu, und der Versuch einer Einmisch­ung anderer Parteien müßte von vornherein als de­in ü tagend mit aller Entschiedenheit abgewiesen wer­den. - Gewiß steht es der Sozialdemokratie frei einen Kandidaten für die Präsidentenwahl aufzu­stellen. Ob dieser aber von den anderen Parteien gewählt wird, das ist eine andere Frage. Die her­kömmlichen Repräsenlationspflichten werden auch weiterhin von dem Präsidenten des Reichstags ans- geübl werden müssen und daraus werden die anderen Parteien zu Gunsten der Sozialdemokratie nicht ver­zichten.

Eine Reichstags« ahlreform

* In der Frankfurter Zeitung tvird für eine Reichswahlreform eingelreten. Es wird u. a. gesagt, daß die diesmaligen Wahlen, bei denen die Schei­dung zwischen rechts und links klarer als je znni Ausdruck kam, das Mißverhältnis zwischen Wähler­zahl und Abgeordneten besonders kraß hervortreten lasse. 7 einhalb Millionen Wähler haben sich ge­gen und nur 4 einhalb Millionen für den schwarz- blauen Block entschieden. In der Volksvertretung müßte« also rund 250 Abgeordnete der Linken 150 der Rechten gegenüberstehen. Statt dessen ist der Stimmenunterschied zwischen beiden Gruppen nur 5. Der Wille der Wählerschaft hat also nücht den starten Ausdruck gesunden, der ihm zukam, und es liegt auf der Hand, daß hier Mängel im System vorliegen, die eine Reform erheischen. Als Ursache wird die W a h lkr eis ein tei l u ng bezeichnet, die längst nicht mehr passe. Es wird das Proportio­nal-Verfahren befürwortet, das allein die Ge­währ dafür biete, daß die Volksvertretung wirklich auch der Willensausdruck des Volkes sei.

* Amtliches Ergebnis der Reichst«,gsstichroaW im «. Wahlkreis. Nach dem amtlichen Ergebnis haben bei der am 22. Januar stattgefundenen Stich­wahl im 7. Wahlkreis von 24 302 Wahlberechtig­ten 18 298 abgestimmt. 156 Stimmen jvaren un­gültig. Aus Heinrich Schweick Hardt, Kauf­mann in Tübingen, sielen l l 280 Stimmen, auf Otto Steininay e r, Gewerkschastsbeamter in Stuttgart <>862 Stimmen.

* Die Maul- und Klauenseuche ist ausgebrou

in Oberlengenhardt, OA. Neuenbürg und in Wenn im Dorf, OA. Leonberg.

* Frendenstadt, 27. Jan. Nach einem ErlaH

des K. Oberschulrats soll die hiesige Mädchens Mittelschule, ähnlich wie in anderen Städten, weiter ansgebaut werden. Die Erweiterung geschieht durch Einführung eines 8. Schuljahrs, wie es int neuen Volksschulgesetz sestgelegt ist. Die Schüler­innen würden also dann erst im 15. Lebensjahr die Schule verlassen. Der 2 jährige, gesetzlich be­stimmte Besuch einer Fortbildungsschule wird durch! das 8. Schuljahr nicht berührt, d. h. die Mädchen müssen nach der Schulentlassung noch zwei Jahre die Fortbildungsschule besuchen. Die Eltern der zu künftigen Mittelschülerinnen haben die Verpflichtung emzugehen, ihre Kinder bis zum 15. Jahr in der Schule lassen. Als neues Unterrichtsfach kommt, im 8. Lchutjahr jedenfalls die englische Sprache in Betracht. Auch an den Volksschulen größerer Städte sind 8. Schuljahre vorgesehen. Grs.

* Calw, 29. Jan. Der Bezirksobstbauverein hielt gestern im Bad. Hos seine Hauptversammlung ab. Der Vorstand, Privatier Schoenlen, erstattet« einen eingehenden Rechenschaftsbericht, dem zu ent­nehmen ist, daß der Verein im letzten Jahr eine er­sprießliche Tätigkeit entfaltet hat. An Obstbäumen sind allein 740 Stück und an Edelreisern 290tz Stück bezogen worden. Der Verein hat ein neues Normalobstsorrtmeut zusammengestellt. Zur Be­kämpfung der Obstschädlinge sind zwei Baumspritzen und zur Vertilgung der Mäuse ein Mäusetöter an- gcschafft worden. Die Bereinsbibliothek enthält eine große Zahl nützlicher Werke und ist allen Mitglie­dern zugänglich. Der Verein wird sich an dem Be- zirtsfest des landwirtschaftlichen Vereins mit einer Obstausstellung und einer Anlage eines Mustergar­tens beteiligen. Nach Abwicklung des geschäftlichen Teils hielt Obstbauinspektor Winkelmann.Ulm einen sehr lehrreichen Vortrag überrationelle Düngung der Obstbäume in Feld und Garten"".

* Neuenbürg, 29. Jan. In den letzten Wochen haben sich, im Gemeindewald in Gräfenhausen beim Holzmachen verschiedene Unfälle ereignet. Kurz nach Neujahr wurde ein Mann schwer verletzt, am letz­ten Mittwoch wurde dem Fr. Nittel der Fußknöchel abgeschlagen, und gestern abend verunglückte Wags, ner Ad. Fieß. Er war bei einer Partie von Mann, die kurz vor dem Feierabend um 6 Uhr noch eine Bucke an einem Abhang umwarfen. Als der Baum geworfen war, schlug der schwere Stamm zu­rück und traf den Fieß am rechten Bein, welches vom Knie bis zum Fuß hinab stark gequetscht wurde und dessen Knochen mehrfach gebrochen wurden.

st Rortweil, 29. Jan. (Folgen des Erd­bebens.« Eine größere Eckstenkung wurde am Freilag früh von Pulverarbeitern im Stiftungs- watd Spitelstann entdeckt. Aus dem Rauhtalsträßle in der zwischen der Villingendorserstratze und Zim­mern gelegenen Waldung war an einem freien Platz beim sogenannten Känzele das Erdreich etwa 3 einhalb Meter tief eingesunken. Die Senkung er­streck! sich von Ost nach West auf etwa 3 Meter und von Süd nach Nord auf über 2 Meter. Das von den Arbeitern benachrichtigte Forstpersonal war durch sofortige Umschränkung der Einbruchstelle für Verhütung etwaiger Unfälle besorgt.

st Ebingen, 29. Jan. Seit einigen Tagen weilt Professor Dr. Mack aus Hohenheim hier, um Er-