reichs, der Türkei, Englands, Amerikas und Japans. Jedem . einzelnen Botschafter reichte der Kaiser die Hand und wechselte freundliche Worte mit ihm. Während der Cour empfing der Kaiser auch das vollzählig erschienene Präsidium des Abgeordnetenhauses. Nach der Cour nahm der Kaiser die Glückwünsche des Staatsministeriums entgegen.

* Berlin, 27. Jan. Um 12 Uhr begab sich der Kaiser im Automobil, mit dem Bande des Schwarzen Adlerordens über dem Paletot, nach dem Zeughaus, wo er militärische Meldungen entgegennahm. Um 1 Uhr verließ er das Zeug­haus und kehrte nach dem Schloß zurück.

js Berlin, 28. Januar. Anläßlich des Geburtstages des deutschen Kaisers fanden nicht nur im Deutschen Reich, sondern auch im Ausland Feiern statt. In Hamburg ! hielt der Bürgermeister eine längere Rede bei dem Festmahl r» des Senates. Auch in Washington, Madrid und Prag und in anderen Städten wurden Festbankette veranstaltet.

ss Paris, 28. Januar. Der von dem deutschen Bot­schafter und Gemahlin zum Geburtstag des Kaisers gegebene Empfangsabend nahm einen sehr angeregten Verlauf. Zu dem Fest waren über tausend Mitglieder der deutschen Kolonie sowie zahlreiche auf der Durchreise befindliche Lands­leute erschienen. Das von dem Botschafter ausgebrachte Kaiserhoch fand begeisterten Widerhall.

Eine Stiftung des Kaisers.

Zur Förderung des deutschen Flugwesens stiftete der Kaiser aus seiner Schatulle für den besten deutschen Flugzeugmotor einen Geldpreis von LO 000 Mark, der am nächstjährigen Geburtstag des Kaisers verliehen wird.

Die Reichstagswahlen.

* Köln, 27. Jan. Dem Führer der rheinischen Zen- trumspartei, Justizrat Trimborn, sind nach seiner Nieder­lage in Höln von mehreren Inhabern rheinischer Mandate ihre Sitze zur Verfügung gestellt worden. Auf das Drängen der Zentrumspartei har sich Trimborn entschlossen, eines dieser Mandate anzunehmen. Die Wahlkreise Trier und Bernkastel, die genannt wurden, kommen aber dabei nicht in Frage. Nach der Konstituirung des Reichstags wird die Angelegenheit ihre Erledigung finden.

' Berlin, 26. Jan. Geheimrat Prof. v. Liszt, der gestern in Glogau als fortschrittlicher Reichs tagsabge- ordnseter gewählt worden ist, wurde heute, als er seine Vorlesung wieder aufnahm, von den Studenten mit Beifall begrüßt, worauf er mit folgenden Worten dankte: »Meine Herren! Ich sage Ihnen für die freundliche Begrüßung meinen herzlichsten Dank. Lassen Sie mich gleichzeitig ein paar Worte über das politische Leben sagen: Schon lange ^ bin ich der Ueberzeugung gewesen namentlich aber, seit-

f dem ich an der Berliner Universität als Lehrer wirke,

l daß es für das politische Leben eines Volkes ein schwerer

Fehler ist, wenn alle diejenigen Männer, die sich so gern die »Intellektuellen" nennen hören, abseits vom politischen Leben stehen Allerdings ist die parteipolitische Tätigkeit das weiß jeder, der im politischen Leben tätig gewesen ist nicht immer eine reine Freude, aber der Ge- , bildete darf sich trotzdem nicht von ihr abwenden, will er

seine Pflichten als Staatsbürger voll und getreulich erfüllen. Für mich war immer der Gedanke entscheidend, daß die Alten den Jungen mit gutem Beispiel vorangehen müssen, damit die akademische Jugend nicht nur lernt, für das Vaterland zu sprechen, sondern auch als tätige Mitarbeiter zu handeln. Dabei handelt es sich nur scheinbar um die Tätigkeit für eine Partei; in Wahrheit bedeutet es eine Arbeit und eine Leistung für das Vaterland!

ss Nerv-Uork, 27. Jan. Der neugewählte sozialdemokra­tische Abg. Liebknecht (der der radikalsten Gruppe seiner Partei angehört. Red.) erklärte einem amerikanischen Jour­nalisten gegenüber, die Sozialdemokraten würden V orsicht gebrauchen und alles vermeiden, was einen Vorwand zur Auflösung des Reichstags geben könne. Der Weltfrieden fei jetzt gesichert.

Ausländisches.

ss Wie«, 28. Jan. Gegenüber den über die De­mission des Grafen Aehrenthal verbreiteten Nach­richten ist das Wiener Korrespondenz-Bureau ermächtigt, sestzustellen, daß Graf Aehrental zwar nach seiner Rückkehr vom Semmering den Kaiser unter Hinweis auf seinen un­befriedigenden Gesundheitszustand mündlich um Enthebung von seinem Posten gebeten habe, daß der Kaiser sich jedoch nicht bestimmt gefunden habe, dieser Bitte zu willfahren in der Erwartung, daß eine längere Erholung die Gesundheit des Ministers wiederherstellen werde.

ss Mo de Janeiro, 27. Jan. Den letzten Nachrichten aus Bahia zufolge herschen dort anarchistische Zustände. Der Gouverneur Amelio Vianna hat sich in das französische Kon­sulat geflüchtet, das von Bundestruppen bewacht wird. Die Provinz Bahia ist ohne Leitung. Die Stadr ist den Sol­daten und dem Pöbel ausgeliesert. Der Handel stockt.

Marokko.

s> Rabat, 28. Jan. Oberst Simon, der am 25. Jan. von Suk el Arba mit Schützen, Spahis und Gebirgsartillerie ausgebrochen war, um den häufigen Angriffen der Posten aus der Etappenstraße von Mekines nach Rabat ein Ende zu machen, brachte den feindlichen Abteilungen im Süden von Suk el Arba Verluste bei und wies mehrere Nachtan­griffe zurück. Beim Morgengrauen war der Feind ver­schwunden. Die Franzosen verloren 4 Tote, 15 Mann wurden verwundet. Die Kolonne ist nach Suk el Arba zurückgekehrt.

Der Wiemsch-Mtische Weg.

* Mailand, 27. Jan. DerCorriere della Sera" hatte einen in Tunis wellenden Korrespondenten beauftragt, über das Schicksal der im türkischen Lager gefangenen Italiener eine Untersuchung zu veranstalten. Dieser Korrespondent hatte sich daher an Neschad Bey, den Kommandanten der türkischen Truppen in Tripolitanien gewandt. Die fünf in Garran gefangenen Italiener haben am 12. Januar dein Korrespondenten geschrieben, daß sie von den türkischen Offi­zieren und Aerzten mit Liebe und Sorgfalt behandelt werden. Sie fügen hinzu, daß einige von ihnen einen Malaria-Anfall haben, aber von den türkischen Aerzten gut behandelt werden. Zwischen den Gefangenen und den türkischen Soldaten herr­schen friedliche und freundschaftliche Beziehungen. Neschad Bey hat diesem Briefe ein eigenes Schreiben beizelegt, in dem er versichert, daß die Anklage, die Türken und Araber hätten Grausamkeiten an den italienischen Soldaten verübt, auf Verläumdung beruhe. Tie Anklagen, die Neschad Bey widerlegt, beziehen sich auf die bei Henny von italienischen Soldaten gefundenen verstümmelten Leichen.

* Ssax, 26. Jan. Der deutsche Dampfer »Pera" hat die Mitglieder der Expedition des deutschen Roten Kreuzes bei El Bibau an der tunesisch-tripolitanischen Grenze glücklich gelandet.

ss Tripolis, 28. Jan. In der vergangenen Nacht gegen halb 4 Uhr unternahm der Feind einen Vorstoß gegen Gar- garelsch, der sofort zurückgewiesen wurde. Zu derselben Stunde fand ein Angriff des Feindes aus die italienischen Schanzen bei Ainzara statt, der bis zum Morgen durchgeführt wurde. Gegen Tagesanbruch setzten die türkischen Streitkräfte von mehr als 3000 Mann auf Ainzara ein, die gegen halb 8 Uhr mit bemerkenswertem Nachdruck angriffen, aber durch das Feuer der Italiener auf der ganzen Linie zurückgeschlagen wurden. Um 8.40 'Uhr trat der Feind den Rückzug in südlicher und südwestlicher Richtung an, verfolgt von den italienischen Geschossen. Die Verluste der Italiener betragen 2 Tote und 8 meist leicht Verwundete, die des Feindes sind sehr viel größer.

Die Beilegung des französisch-italienischen Zwischenfalls.

* Rom. 26. Jan. Die Agenzia Stesani veröffentlicht folgende Note: Der französische Botschafter Barrere und der Minister des Äußern Marchese di San Giuliano haben die Umstände, die vor und nach der Beschlagnahme und der Durchsuchung zweier auf der Fahrt von Marseille nach Tunis befindlicher französischer Dampfer durch einen italienischen Kreuzer eingetreten sind, in dem Geiste großer Herzlichkeit geprüft und sind erfreut gewesen, vor jeder anderen Ueber- legung übereinstimmend feststellen zu können, daß bei keinem der beiden Länder irgend eine Absicht daraus hervorgeht, die den Gefühlen aufrichtiger und beständiger Freundschaft, die sie verbinden, zuwider sei. Diese Feststellung hat beide Regierungen ohne Schwierigkeiten zu folgenden Beschlüssen geführt:

1. Die Fragen, die sich aus der Beschlagnahme und Festhaltung des Dampfers »Carthage" ergeben, werden ent­sprechend dem 1908 erneuerten französisch-italienischen Schieds- abkonimen vom Jahre 1903 einer Prüfung durch den Haager Schiedsgerichtshof unterworfen;

2. Was die Beschlagnahme des Dampfers »Manuba" und die Festhaltung der an Bord des Schiffes befindlichen türkischen Reisenden anbetrifft, Handlungen, die nach Ansicht der italienischen Regierung auf Grund der ihr nach den all­gemeinen Grundsätzen des Völkerrechts und nach dem ihr nach Artikel 47 der Londoner Deklaration von 1909 zu- stchenden Rechte erfolgt sind, so werden die besonderen Um­stände, unter denen diese Handlungen vorgenommen wurden, und die Folgen, die sich daraus ergeben, ebenfalls der im Haag eingerichteten hohen internationalen Jurisdiktion unter­worfen ;

3. Um bezüglich der sesigehaltenen türkischen Reisenden den status guo ants wiederherzustellen, werden diese dem französischen Konsul in Cagliari übergeben werden, um durch

»Mit bösartigen Augen? Oh, Fräulein" er unter­brach sich plötzlich, errötete und lächle verlegen.

.Nein so etwas! Ich wollte wahrhaftig Fräulein Karberg sagen, und das geht doch jetzt nicht mehr, jetzt wo Sie meine Frau sind."

Und wieder überkam ihn das Gefühl ihrer Schutz­bedürftigkeit wie vorhin in der Kirche, und er war in Versuchung, die kleine Hand zu ergreifen, die in ihren: Schoß lag. Aber er wagte es nichr, ahnte er doch nicht, wie die Wortemeine Frau" sie erschüttert hatten, wie ihr Herz zum Ersticken klopfte, so daß sic nicht imstande ge­wesen wäre, ein Wort hervorzubringen.

Es war gut für sie, daß Erich gleich wgiiersprach, ohne ihre Antwort auf seine erste Bemerkung abzuwarten.

Aber ich kann Sie doch auch nicht gut Frau Martens nennen. Wäre es Ihnen unangenehm ich meine, ge­statten Sie, daß ich Angela sage ? Haben Sie envas dagegen?"

Nein," versetzte das Mädchen leise,ich habe gar nichts dagegen, ich halte es sogar für das richtige, daß Sie mich Angela nennen, und ich"

Sie werden Erich zu mir sagen und du, ja? So schick: es sich doch für Gatten. Es wird Ihnen dir merkwürdig Vorkommen, aber ich habe wirklich keinen Menschen, der mich bei meinem Vornamen nennt. Vater und Mutter habe ich beide verloren, als ich noch ein ganz kleiner Junge war, Geschwister habe ich keine gehabt, »nd seit mein alter Onkel tot ist, habe ich den Viainen Erich noch nicht wieder gehört. Ich besitze nicht einen einzigen näheren Verwandten auf der Welt."

Ich auch nicht," erwiderte Angela.Weder mein Vater noch meine Mutter hatten Geschwister, und ich stehe ganz allein."

Fortsetzung folgt.

die von diesem zu treffenden Maßnahmen wieder an den Ort ihrer Einschiffung zurückgebracht zu werden und zwar unter Verantwortlichkeit der französischen Regierung, die die erfor­derlichen Maßnahmen zu treffen hat, um zu verhinderst, daß die türkischen Reisenden, die nicht dem Roten Halbmond an­gehören, sondern Kombattanten sind, sich nach dem französi­schen Hafen Tunis oder auf den Schauplatz der kriegerischen Operationen begeben.

' Paris, 28. Jan. Die Agence Havas meldet aus Cagliari aus privater Quelle: Der Präfekt lieferte heute früh die 29 türkischen Passagiere aus. Der Dampfer »St. Augustin" ist mit den 29 türkischen Passagieren der ,Ma- nuba" nach Le Frioul in See gegangen.

* Paris, 28. Jan. Die Agence Havas veröffentlicht folgende Note: Ministerpräsident Poincarä hat den französi­schen Geschäftsträger in Rom Legrand nach Paris gerufen, um ihn um Auskunft über die Gründe zu ersuchen, die ihn bewogen haben, zu der Ausschiffung der türkischen Passagiere in Cagliari die Ermächtigung zu erteilen.

Ein neuer Zwischenfall.

Kaum ist der französisch-italienische Zwischenfall erledigt, gesellt sich diesem schon wieder ein neuer Zwischenfall hinzu. Dieser scheint zwar von geringerer Bedeutung zu sein. Der Dampfer »Tavigniasto" wurde am Donnerstag Nachmittag 9 Metten östlich von Zanzur nahe der tripoli- tanischen Grenze angehalten. Dieses Schiff wurde von dem italienischen Torpedobootszerstörer »Fulmine" nach Tripolis begleitet, nach Kriegskontredande durchsucht und, da solche nicht vorhanden war, wieder freigelassen.

* Paris, 28. Jan. Ministerpräsident Poincare empfing gestern abend den Deputierten Thierry des Departements Bouches-du-Rhöne, der lebhaft gegen das Vorgehen der italienischen Kriegsschiffe den französischen gegenüber und insbesondere gegen die Beschlagnahme des PostdampfersTavignano" pro­testierte. Poincare erklärte, daß er sich bis er ge­naue Einzelheiten über den Zwischenfall des Damp­fersTavignano" erfahre, Vorbehalte, bei der ita­lienischen Regierung Vorstellung zu erheben.

* Tunis, 28. Jan. Mehrere tausend Personen veran­stalteten heute früh vor dem Residentschaftspalast eine Kund­gebung unter Hochrufen aus Frankreich. Darauf überreichte eine Anordnung eine Adresse der französischen Kolonie be­treffend die Beschlagnahme dreier französischer Dampfer durch die Italiener. Die sranz. Regierung wird darin aufgefordert, der unerträglichen Lage ein Ende zu machen, die den Ein­fluß Frankreichs in Nordafrika gefährde.

* Mulden, 27. Jan. Der Vorsitzende der revolutionär gesinnten Vereinigung zur Beschleunigung der Reformen ist ermordet worden. Die Tat ist auf politische Motive zuräckzüführen. Unter der Bevölkerung herrscht Erregung.

* Peking, 27. Jan. Gegen den früheren Mandschu- Kommandanten der Kaifcrgarde, Liangpi, warf ein Chinese in Offiziersuniform eine Bombe, als Liangpi vor seinem Hause vom Wagen stieg. Liangpi wurden die Beine ge­brochen, auch erlitt er andere Verletzungen; ein Bein mußte amputiert werden. Der Zustand Liangpis ist ernst. Der Angreifer, wahrscheinlich ein Revolutionär, kam bei der Ex­plosion um. Liangpft pxr Reaktionär ist, war kürzlich ver­dächtigt worden, zu dem Angriff aus die Chinesen in Peking geraten zu haben.

* Peking, 27. Januar. Gegen den Kommandeur von Tientsin, General Tschunghuallschi, der als entschiedener Gegner der Revolution bekannt ist, wurden heute, als er von Peking zurückkehrend im Wagen von der Station zur Eingeborenenstadt von Tientsin fuhr, von einem jungen Chinesen zwei Bomben geworfen. Der Wagen des Generals wurde beschädigt, dieser selbst blieb unverletzt. Der Attentäter suchte zu entfliehen und feuerte aus seine Verfolger, wobei ein Polizeibeamter verwundet wurde. Schließlich gelang es, den Fliehenden festzunehmen.

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