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! Southeim, OA. Heilbronn. 19. Jan. Die Wichttqteit einer blühenden Industrie für den Ge jmeindehaushalt eines Ortes erhellt mn besten aus ibew Steuerzahler:, die hier von der Industrie ge­genüber den übrigen Steuerpflichtigen geleistet wer­den. Sv bringen die hier ansässige mechanische 'Zwirnerei 65 Proz., die mechanische Schuhfabrik 16 Proz., die Firma Schneider und Döst <<,.92 Proz. und das Nettel Cameraweck 0,62 Proz. sämtlicher Steuerlasten aus, während die übrige Bürgerschaft zusammen nur noch > 7,46 Proz. zn tragen hat. Da­bei ist der Prozentsatz der Gemeindeumlage ein sehr günstiger. Er beträgt aus die Ertragstataster 5,85 Proz. und auf die Einkommensteuer 59 Proz. Aus obigen Zahlen spricht der Segen einer gut ren­tierenden Industrie für die betr. Gemeinden ganz deutlich.

s Metzingen, 19. Jan. Was ein unbedachter Scherz für schlimme Folgen haben kann, haben in reiner nachbarlichen Gemeinde die zwei Mädchen einer Witwe erfahren. Letztere ging täglich in ein Geschäft und ließ die Kinder allein zu Hause. Diese erhielten nun eines Abands Besuch von verkleideten Buben und gerieten so in Schrecken, daß eines der Mädchen vor Angst den Berstend verlor .und nach Tübingen verbracht werden mußte. Man vermutet, daß der Bubenstreich von jungen Leuten, die die Nachischule besuchten, ansgeführt wurde.

Is Ulm, 19. Jan. Der flüchtig gegangene Direk­tor der hiesigen Bereinsbankfiliale, der nun an der Reihe wäre, in den Bürgerausschuß nachzurücken, hat durch seinen Generalbevollmächtigten erklären lassen, daß er auf alle ihm übertragen gewesenen Ehren­ämter und aus seine Berufung in den Bürge rau - schuß verzichtet. >

st Zwiefaltendorf, 19. Jan. Als der Knecht des Johann Walter von Mörsingen mit einem schweren Holzsnhrwert die Steige oberhalb des Bahnhofes hinuntcrsuhr, kam dies durch Bruch des Sperrstückes ins Rutschen n. Wagen u. Pferde fielen in den Gra ben am Abhang. Der 24 jährige Knecht Martin Gauch von Großengstingen geriet so unglücklich unter den Wagen, daß er das Genick brach und als Leiche hervortzezogen wurde.

Die Beerbiguugcn Ser Opser.

sj Möhringen, 19. Januar. Gestern fand in Sreiuenbronn und Rohr die Bestattung der von Mör­derhand erschossenen Opfer statt. Die Beliebtheit beider kam an ihrem Grave in großem Maße zum Ausdruck durch zahlreiche Beteiligung und warmes Mitgefühl an dem großen Unglück. In Steinen- bronn hielt bei der Beerdigung des Maurers Otto <^rob Pfarrer Weitbrecht eine zu Herzen gehende Grabrede. Kränze mit Ansprachen wurden nieder gelegt von den Arbeitskollegen, den Schulkamera deu und von dem Bauarbeiterverband Zahlstelle Stuttgart. In Rohr wurde der Sarg des Forst- war:s Rees vom Tranerhause bis zum Friedhof von Kollegen getragen. Der Mänaergesangverein Rohr sang einen Choral. Kränze legten nieder: Oberförster Keller von Böblingen, ein Vertreter des .'Herzogs Robert,, .Hauptmann Frhr. v. Hügel im Na men des Ofsiziers-Jagdvereins des l. Regiments, -Hanvtmann Sprösse: im Auftrag des Offiziers Jagdvereins des 7. Regiments, von den Forstwar teil des Bezirts Böblingen, vom Landessorstwart verein, vom Fremdenverkehrsverein Rohr, vom Schwab. Albverrin Vaihingen, sowie von den Holz Hauern.

Zum Erdbeben.

H Stuttgart, >9. Jan. Der Erdstoß, der heute früh überall da wahrgenominen wurde, wo auch die Erde am 16. November gebebt hat, ist, einzel neu Mitteilungen zufolge, nicht immer so leicht empfunden worden, wie in Stuttgart und im ttn :ertaub. Die Hvhenheimer Erdbebenwarte reg: strterle den Stoß 6,16 Uhr, eine genauere Zeitan gäbe liegt noch nicht vor. Besonders traftig war das Beben wieder in Hohenzollern, am schwäbischen Alb traus, und im oberen Neckartat. Im Basinger Bezirk kam es zu leichteren Beschädigungen oder teilweiser Erneuerung der kaum reparierten Schäden vom No vemberbebeu. Größerer Schaden wurde auch dies mal nirgends angerichtet. Bloß wird allerorts die Besorgnis taut, ob die Erdstöße sich nun häufiger wiederholen und an Heftigkeit zunehme,: werden. Der Glaube an die seinerzeit von Hohenheim aus gegebenen beruhigenden Versichernagen ist durch die neueren ^ttöße gleichfalls erschüttert worden.

st Pforzheim, I 9. Jan. Durch den schon gemel demn Brand de. Gvlöwarensabrit von Kohle uad Wildt in Mühlhausen bei Pforzheim wurden im ganzen 80 Arbeiter brotlos. Der Gesanitschaden betrüg: einviertel Million. Die Arbeiter mußten sich zum Teil durch das Fenster flüchten und mußten Hüte, Ueberröcke und Uhren zurücklassen. Man fürchtete eine Dampskesselexplvnon, doch hatte der -Heizer im letzten Augenblick sämtliche Ventile ge öffnet. Die Fabrik lieferte auch die elektrisch Kratt und Licht für den Ort, doch ist eine Reservestativn vorhanden, sodaß der elektrische Bezug nicht ganz unterbrochen ist.

Zu den Stichwahlen.

Es wird uns geschrieben:

Im Reichstagswahklamvs ist mehrfach die Krage aufgetaucht, ob der Kandidat Schweickhardt zur Zeit noch Gemeinderat in Tübingen sei oder nicht. Die Sache verhakt sich folgendermaßen:

In Tübingen sind die politischen Parteien auch für die Gemeinderatswahlen ausschlaggebend. Aus dem fortschrittlichen Gedanken heraus, daß auch die Gemeinderatsmitglieder nichtlebenslänglich" sein sollen, Hachen diese Parteien die bindende Vereinba ung getroffen, daß die Gemeinderäte jeweils nach Ablauf einer Wahlperiode wieder vom Rathaus her­unter und mindestens 2 Jahre anssetzen müssen, ehe sie wieder von ihrer Partei in Vorschlag gebracht werden dürfen. Auf Grund dieser Vereinbarung konnte Herr Schweickhardt, der bis Ende Dezember >911 Gemeinderat war, für die Neuwahl zum Ge meinderat nicht wieder kandidieren. Er muß viel­mehr warten, bis 2 Jahre vorüber sind. Manche Genreirrde dürfte die Tübinger um diesen zweck mäßigen Brauch beneiden.

st Rottwett, 19. Jan. Die beiden zur Stich­wahl stehenden Parteien des 9. Wahlkreises, Fort­schrittliche Volkspartei und Sozialdemokratie haben ihre gesamte Bersammlnngstätigkeit und jede weitere Agitation gegeneinander in allen vier Bezirken Ba­lingen, Rottweil, Spa.ickii.ngeu und Tuttlingen ein­gestellt.

* Wien, 19. Jan. Die Korrespondenz Wilhelm meldet aus Saybusch iGalizien': Die Erzherzogin Marie Theresia, die Gemahlin des Erzherzogs Karl Stefan, erlitt gestern ans einer Schlittenfahrt einen schweren Unfall. Sie siel mit voller Wucht auf die Stirn gegen- auf. ' Der aus Wien berufene Pro­fessor Effelsberg nahm heute eine Operation vor und entfernte zahlreich.' Knochensplitter. Die Erz Herzogin ist aus der Narkose gut erwacht.

* London, 19. Jan. Der Cuna rd d amp ferBaria" ist auf der Höhe von Swansea mit einem unbekannten Dampfer z u s a m m e n g e st o ß e n, der mit der gesamten Besatzung, die auf 11 Mann geschätzt wird, gesunken ist.

* Scnlis, 19. Jan. Der Flieger Leutnant Börner ist heute nachmittag aus einer Höhe von 100 Metern abgestürzt. Sein Zustand ist hoffnungslos.

* Gukyaqrtt, 19. Jan. Die Armee der revoln tionären Regierung har die Armee dor provisorischen Regierung bei Jaguachi geschlagen, lieber lausend Mann-sind gelötet oder verwundet worden.

Reife v. Kiderleu-Wächters nach Italien.

* Rom, 19. Jan. Nach einer Meldung der Agencia Stefani aus Berlin wird Staatssekretär v. K i d e r l e n - Wächter morgen vormittag in Rom eintreffen und in der deutschen Botschaft abffeigen.

- Rom, 19. Jan. Der de Nische Staatssekretär von Kiderlen - Wächter wird morgen vom König empfangen und zur Hof:äset zugezogen werden. Am Somuog wird Marquis di San Ginliano zu Ehren des Staatssekretärs ein Frühstück geben.

* Rom, 19. Jan. Die Tribnna begrüßt den Staatssekretär von Kiderlen-Wächter als Gast Ita­liens, der im milden. Mn:erilima Ruhe suche. Wenn sein Besuch in Ron: auch leinen politischen Charakter habe und Herr von Kiderlen-Wächter nur dick Per­sönliche Beramttschast des Marquis di San Guilianv machen wolle, so habe der Besuch doep eine bemer lenswerle Bedeutung, weil er beweise-, wie herz­lich die Beziehungen zwischen den beiden verbün decken Mächten seien.

Marokko.

* Paris, 19. Jan. Der französische Konsul Gaillard in Fez, dem ein Urlaub von vier Wochen erteilt worden war, hat vom Ministerpräsidenten Poincard Anweisung er­halten, sofort auf seinen Posten zurückzukehren.

* Melitta, 19. Jan. Bei dem gestrigen Vorstoß, den mehrere spanische Truppenabteilungen gegen die Aufständische» unternahmen, wurden auf spanischer Seite zwei Soldaten getötet und fünf verwundet. Die Truppen besetzten schließlich die Anhöhen, die die Ebene in einer Ausdehnung von 400 Kilonieter beherrschen.

- Melitta, 1 9. Jan. Es besteht Hoffnung, den gestrandeten Kreuzer Reina Regente, der bereits zu sinke n droht, und seine Besatzung zu retten. Ein Panzerkreuzer, ein Kanonenboot und ein Dampfer sind eifrig bei den Reitnngsarbeiten tätig.

Tie Revolution in China.

" Peking, 19. Fan. Heute früh wurde im Pa- last eine längere Beratung abgehalten über die Ab­dankung des Thrones. Sie mußte jedoch vertagt werden, ohne ein Ergebnis erzielt zu haben. Die führenden Prinzen sprachen sich für eine beding­ungslose Wdanlung aus, während sich drei jüngere Prinzen und der ehemalige Tartarengeneral Tig- licug von Nanking nicht damit einverstanden er­klärten, daß der Hof nach Jehol gehen soll. Es ist sehr schwer die Einzelheiten der Abdankung zu be­stimmen.

Vom ttalieUifch-türkischeu Krieg.

* Tripolis, 19. Jan. Da das Oberkommando die Er­richtung zweier Schanzen zum Schutze der für die Hafen­arbeiten in Tripolis Material liefernden Steinbrüche -von Gargaresch angeordnet hatte, ging gestern früh eine unter dem Kommando des Oberst Amari stehende, aus etwa vier Bataillonen Infanterie und mehreren Batterien zusammen­gesetzte Truppenabteilung, der auch Pioniere und andere technische Truppen zugeteilt waren, vom kleinen Fort 8 da­hin ab. Zwei Schwadronen Kavallerie ritten der Kolonne voran. An der Grenze der Oase von Gargaresch angekom­men, erhielt die Kavallerie von dort verborgenen arabischen und türkischen Truppen Feuer, säuberte aber, unterstützt von der nachrückenden Infanterie bald das Borgelände, so daß die Pionierkompagnie an das Abstecken der Richtungslinien der beiden Schanzen gehen konnte. Inzwischen kehrte der Feind gegen 12.30 Uhr mit viel beträchtlicheren Streitkräften zurück. Er griff die vorgehenden Grenadiere heftig an und begann zu gleicher Zeit eine Vorwärtsbewegung, um den rechten Flügel der Italiener gegen das Meer hin einzu­schließen. Die wiederholten Angriffe des Feindes wurden aber durch das italienische Infanterie- nnd Artilleriefeuer er­folgreich zurückgewiesen, so daß um halb 4 Uhr nachmittags die Türken in vollem Rückzug gegen Fondukeltoger begriffen waren, wobei ihnen das Feuer der Geschütze sichtlich bedeu­tende Verluste zufügte. Inzwischen waren auch die Stellungen der Italiener durch zwei gegen das Kleinfort 8 entsandte Reservebataillone verstärkt worden und General Fara hatte die Leitung der Operationen übernommen. Nach 5 Uhr zogen sich die Feinde in Unordnung zurück. Aus italienischer Seite waren die Verluste leicht. Gegen Abend hätte das Gewehrseuer auf und die Truppen, die an dem Kampf teil­genommen hatten, kehrten in ihre Quartiere zurück.

* Tripolis, 19. Jan. Der Kampf bei Gargaresch dauerte bis 6 Uhr abends nnd endete mit dem Rückzug der Araber. Bei den Italienern sollen 50 Mann außer Gefecht gesetzt worden sein.

* Rom, 19. Jan. Um die Einwohner und die Besatzung von Zuara, die sie kleinen italienischen Schiffe auf ihrer Kreuzfahrt in der Nacht vom 16. zum 17. d. mit Gewehr­feuer empfangen hatten, zu bestrafen, fuhren gestern die ita­lienischen Kriegsschiffe Carlo Alberto, Jride, Fulmine, Cigno und Canvpe von Tripolis ab, um Zuara energisch zu bom­bardieren. Das Feuer wurde gegen 8 Uhr aus einer Ent­fernung von 150 Pietern gegen Gruppen von Arabern und Türken eröffnet und hatte guten Erfolg. Darauf wurde das Land selbst mehrfach mit ausgezeichnetem Erfolg be­schossen. Durch das Bombardement wurden die Kaserne und die Residenz des Kamaikams zerstört. Gruppen von Arabern zu Fuß und zu Pferd und reiterlose Pferde stürm­ten in sinnlosem Schrecken nach allen Seiten und fielen unler italienischen Granaten. Das Feuer, das für kurze Zeit vormittags unterbrochen worden war, wurde gegen ein Uhr mit Nachdruck wieder ausgenommen und gegen die Schanzgräben gerichtet, die aus einer Entfernung von weni­ger als 700 Metern von Artillerie und Gewehrfeuer der kleinen italienischen Schiffe getroffen wurden. 'Auf italieni­scher Seite sind keine Verluste u: verzeichnen.

, Ter fra»zvsisch-italicnische Zwischenfall.

* Paris, >9. Jan: Trotz oer optimistischen Auf­fassung des Ministeriums des Aeußern ist die Frei­gabe des französischen PostdampfersCartage" noch keineswegs von der ff.cttienischen Regierung zu­gestanden. Es ist im Gegenteil im Lause des Nach­mittags bekannt geworden, daß die italienischen Tor­pedoboote aus der Strecke zwischen Marseille und Tunis einen wetteren Dampfer der französischen Gesellschaft Tonache aufgehalten und nach dem Ha­jen von Cagiiari dirigiert haben. Dieser Dampfer Manuba" hak 28 Krankenwärter des Roten Halb­mondes au Bord.

* Marseille, 19. Jan. Der Kapitän der Manuba telegraphierte, daß seine Weigerung, dem italieni­schen Kreuzer die 29 türtischen Passagiere auszulie- sern, die durch ihre Eigenschaft als Krankenpfleger des Roten Halbmondes sowie durch die französische Flagge geschützt seien, die Ursache gewesen sei, wes­wegen die Manuba nach Cagliari gebracht und dort zurückgehalten wurde.

Eine selten günstige Gelegenheit bietet sich der noch schwer unter den Folgen der vorjährigen Trockenheit leiden­den Landwirtschaft. Zu der staatlicherseits gewährten be­trächtlichen Notstandsfrachtermäßigung für Düngemittel, die bis Ende April gewährt wird, ist beim Thomasmehl über­dies noch eine erhebliche Verbilligung hinzugekommen. Der Preis für 1 Kg. Phosphorsäure im Thomasmehl stellt sich für das 1. Halbjahr 1912 um zwei Pfennige niedriger als im letzten Halbjahr 1911. Dies macht bei einem Doppel­waggon Thomasmehl je nach der Gehaltstage an und für sich 30 bis 40 Mk. aus. Hierzu tritt dann noch die Ver­billigung der Frachten für Thomasmehl. Jetzt bietet sich daher die günstigste Gelegenheit zur Düngung nicht nur der Wiesen, Viehweiden, Klee- und Futterschläge, sondern jetzt ist es auch schon an der Zeit, an die Düngung des Acker­landes für die Frühjahrsbestellung zu denken. Je zeitiger hier eine kräftige Düngung gegeben wird, um so besser kommt sie zur Wirkung. Frühzeitige Beschaffung der Kunstdünger ist doppelt notwendig, weil der vorjährige, trockene Sommer die Schiffahrt brach gelegt hat, so daß dadurch, und durch die Verbilligung der Bahnfrachten größter Waggonmangel im Frühjahr bestimmt zu ermatten ist.

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