Gegründet

1877.

Die Tagesaufgabe kostet vierteljährlich im Bezirk Nagold und Nachbarortsverkehr Mk. 1.25

außerhalb Mk. 1.35.

Die WochcnauSgabe t Schwarzwälder SonntagSblatt) koste: vierteljährlich 50 Psg.

AmtBlatt für

Allgemeine 5 Än^lge-

Von ösn

enMig.Madt.

unöUnterhaltungzblatt-

oberen >R/a.Hc>.

Fernsprecher Nr. 11.

Arrzeig-npr?is

bei einmaliger Ein­rückung 10 Pfg. di, einspaltige Zeile; bei Wiederholungen entsprechender Rabatt.

Reklame lb Pfg. die Textzeile

LUeszeiiM

»t». 18

SomiWklan.

Ausgabe 1« Alteusteig-Stadt.

Freitag, de« 18 Ja««ar

Amtsblatt für Pfalzgrafrnweiler.

i9ir

!l

Die definitive Stellungnahme der Parteien zu den «Stichwahlen liegt nun vvr.

Tic Stichwahlprirole der Fortschrittlichen

Vollspur ci. >

* Berlin, 17. Jan. Der geichäftsführende Aus­schuß der Fortschrittlichen Voltspartei erläßt heute folgenden Ans ruf: An die Wähler der Fortschritt­lichen Volksparkei! Die Hauptwahl am 12. Januar hat eine endgültige Entscheidung über die Znsain mensetznng des Reichstags nicht gebracht. Das Ziel des Wahlkampfes, die Zertrümmerung des schwarz- blauen Blocks, ist auch bei den Stichwahlen fest im Auge zu behalten. Die erste Ausgabe ist überall die Förderung der eigenen Partei. Die mit uns Verbündete nationalliberale Partei ist gegen jeden Gegner zu unterstützen. Im übrigen gilt die Lo­sung: Keine Stimme für ein Mitglied der dentsch- kvchservativen Partei, der Reichspartei, des Zen­trums, der Wirtschaftlichen Vereinigung oder einer anderen antisemitischen Gruppe. Auf zur Wahl! Die reaktionäre Mehrheit darf nicht wiederkehren.

Tie Stichwalstparole der württ. Konservativen und des Bundes der Landwirte.

Zs Stuttgart, 18. Jan. Der Landesausschuß der württ. Konservativen und des Bundes der Landwirte hat heute in einer Versammlung im Herzog Chri stoph zu den Neichstagsstichwahlen -einstimmig fol genden Beschluß gefaßt: Die in Berlin zwrschen den Vorständen der bürgerlichen Parteien unter Mit­wirkung der Regierung gepflogenen Verhandlungen über ein gemeinsames Handeln aller bürgerlichen Parteien bei den Stichwahlen sind an dem Wider­stande der Fortschrittlichen Volkspartei gescheitert. Die. Demokraiie erweist sich damit immer offener als Schutztruppe der Sozialdemokratie und hat denn auch die Parole ansgegeben:Keine Stimme für ein Mitglied der Konservativen Partei, der Reichs­partei, des Zentrums usw. !". Aus dieses Verhalten gib: es nur eine richtige Antwort: Kein Mitglied der konservativen Partei und des Bundes der Land­wirte darf für einen Demokraten' stimmen. Wir fordern daher im Einverständnis mit den Hauptleit­ungen der konservativen Partei und des Bundes der Landwirte im Reiche unsere Freunde dringend auf, bei den Stichwahlen im 6., 7.,- 9. und 10. württ. Reichstagswahlkreis strengste Wahlenthaltung zu üben. Dagegen ist mit der Leitung der national-

M Lek-frucht. M

Des Lebens Kunst ist leicht zu lernen und zu lehren: Du mußt vom Schicksal nie zu viel begehren.

Der, welchem ein bescheidnes Los genügt,

Hat einen Schatz, der nie versiegt.

Angelas Heirat.

Roman von L. G. Moderig.

(Fortsetzung) Nachdruck verboten.

Der Kampf ums Dasein," fuhr der alte Herr fort, ist schon für ein weibliches Wesen schwer, das mit der erforderlichen Vorbereitung und guten Zeugnissen ausge­rüstet ist, aber für ein armes Ding, das nichts dergleichen besitzt und das zu vornehm ist, um sich vorzudrängen, ist der Kampf von vornherein aussichtslos. Man kann ein solches Mädel nur der Gnade des Himmels empfehlen, die Welt hat kein Mitleid mit ihr."

Der Justizrat wqr von Angelas Jugend und Hilflosig­keit, von ihrem trotzigen Mut mehr gerührt worden, als er eingestehen mochte, und er ließ sich jetzt von seinem Mitleid mit ihr weiter fortreitzen, als es seine Gewohn­heit war.

Erich fühlte sich wider Willen von den beredten Worten des alten Juristen ergriffen. Er war von Natur ritterlich und warm empfindend, und der Justizrat halte ihn von der richtigen Seite zu packen gewußt. Des jungen Mannes Herz war noch unberührt, das heißt, noch hatte kein be­stimmtes Weib sich einen Platz darin erobert, aber das

kiber'äkcii'(DviOschsist Partei eine Verständigung' da­hin «erziel: worden, daß die deutsche Partei im 8. Wahlkreis Heilbronn die Parole für Dr. Wolfs aus­gib: und wir unsere Freunde ersuchen, im 4. und 5. Reichslagswahlkreis für die Kandidaten Keinath und List zu stimmen.

Tie Wahlparole der württ. Zentrumspartei

ff Stuttgart, 1'8. Jan: Nach dem deutschen Volksblatt har die Landesversammlung der würt tembergischen Zentrumspartei am 16. Januar über die Stellungnahme bei den Stichwahlen zum Reichs­tag folgendes beschlossen: im 6. Wahlkreis: Ein­treten für Dr. Wolfs -Bund der Landwirte , im 4., 5 6. und 7. Wahlkreis: Wahlenlhaktung. im K. Wahlkreis: Eintreten für Dr. Rübling (Bund der Landwirte'., im 9. Wahlkreis: keine Stimmen für Konrad Hanßmann, im 10. Wahlkreis: Wahlen: hal- tung, im > 1. Wahlkreis: Eintreten für Bogt «Brrnd der Landwirte), im 14. Wahlkreis: Eintreten für Graf (Bund der Landwirtei. Ferner wurde beschlossen: Der Landesvorstand wird von der Verpflichtung, auf die bevorstehende Landlagswahl die Neuwahl sämtlicher Delegierten zu den Bezirksversamm­lungen und der Landesversammlimg, der Mitglieder des Bezirksvorstandes und des Landesvorstandes aa .znvrdnen, für diesmal entbunden und die Anord nung der Neuwahl in sein Ermessen gestellt."

Tie sozialdemokratische Ttichwahkparolc.

* Berlin, 18. Jan. ImVorwärts" oeröfsent lich" der sozialdemokratische Parteivorstand folgende Erklärung: Die politische Situation macht es zur gebieterischen Notwendigkeit, bei den Stichwahlen alles daran zu setzen, um den schwarz-blauen Block zu zertrümmern. Wir sind überzeugt, daß die Par­teigenosse n mit derselben Wucht, mit der sie bei der Hauptwahl den Kampf mit so glänzendem Erfolg geführt haben, auch in der Stichwahl die Reaktion siegreich niederznzwingem wissen werden. Soll das augenblickliche politische Ziel erreicht werden, so müs­sen die Parteigenossen ferner überall, da, wo sie zwischen gegnerischen Kandidaten zu wählen haben, denjenigen unterstützen, der die Jenenser Beding­ungen angenommen hat. In erster Linie haben sie in diesem Fall für den Fortschrittler einzutreken: unter keinen Umständen darf eine sozialdemokra­tische Stimme für einen Konservativen oder das Zentrum, für die Reichspartei oder die Wirtschaft­lich?. Vereinigung abgegeben werden. Nieder mit dem schwarz-blauen Bloch. i

Weib im allgemeinen ale Angehörige des schwächeren Ge­schlechts, rief stets alle guten und edlen Regungen in ihm wach.

Und so hatte der Jusiizrat die rechte Saite angeschlagen, als er ihm Angela als ein schwaches, hilfloses, schutzbe- düriiiges Wesen dorstellte und dadurch seine eigene vor­gefaßte Meinung zerstörte, die in ihr ein geldgieriges, habsüchtiges Geschöpf sah.

L-eine Art sich zu geben wurde weniger heftig, und er widersetzte sich den Bedingungen des Testaments nicht mehr­st eigensinnig und entschieden. Er gestattete dem Justizrat sogar, ihin die ganze Angelegenheit im Licht eines ge­schäftlichen Abkommens darzustellen, als einen Vertrag, der beiden Teilen Nutzen bringen würde, ohne daß das Herz irgendwie dabei beteiligt wäre, einfach als etwas, das so unzertrennlich von der Entgegennahme des Geldes sei, wie etwa die Unterschrift bei einer Postanweisung.

Und trotzdem Erich Martens das Rechtsanwaltsbureau mit dem festen Entschluß betreten hatte, sich unter gär leinen Umständen den Bedingungen des Testaments "zu fügen, st verließ er den Justizrat jetzt mit den: Zugeständnis, daß er Fräulein Karberg hier treffen und die peinliche An­gelegenheit mit ihr persönlich besprechen wolle.

Grüning wußte wohl, daß er ihm dies Zugeständnis nur dadurch abgerungen hatte, daß er ihn zu überzeugen gewußt, es sei seine Pflicht, nicht nur an seine, sondern auch an Fräulein Karbergs Zukunft zu denken, und als die Tür sich hinter dem jungen Manne geschlossen hatte, da neb der alte Herr sich vergnügt die Hände und lachte lustig >n sich hinein.

Ich glaube wirklich, ich habe ihn durch den Appell an sein Mitleid endgültig herumgekriegt, und wenn ich es irgendwie fertig bringen kann, werde ich nicht dulden, daß die beiden törichten jungen Leute das schöne Vermögen im wahren Sinne des Wortes vM die Hunde werfen. Sie würden es sicher später bcreMi, und ich sehe auch aar keinen Grund, warum die beiden nicht glücklich mit-

Tie Stichwahlterrnme.

Wie nunmehr feststeht, finden von 19l erfor­derlichen Stichwahlen 77 am 20. Januar, 80 am 22. Januar und 94 am 25. Januar statt In Württemberg finden die Stichwahlen bekanntlich am Montag den 22. d. Mts. statt.

» « *

Im 7. Wahlkreis sotten l. C. T. Unregelmäßig­keiten bei der kürzlich stattgefundenen Reichstags­wahl vorgekommen sein. Möttlinger Fabrikar­beiter, die in Pforzheim in Arbeit stehen, sollen sowohl in Möttlingen als auch in Pforzheim gewählt haben. Eine Bestätigung dieser Nachricht bleibt ab­zuwarten. - -

Ter Wahlaufruf der Regierung.

js Berlin, 18. Janua'-. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt zu den Stichwahlen: Wir haben im bisherigen Verlauf des Wahlkampfes immer von neuem auf die praktischen Aufgaben hingewiesen, die der neue Reichstag zu erledigen haben wird. Auf die besonnene Fortführung der Sozialpolitik, auf den Schutz der Nationalen Arbeit, vor allein auf die Stärkung unserer Wehr zu Wasser und zu Lande. Wir haben dabei hervorgehoben, daß die Sozialdemokraten zur Grundlage ihrer Sozialpolitik den K l a s s e n k a m p s machen, der den Frieden im Volke vernichtet, daß sie unsere Wirt­schaftspolitik, die unsere nationale Arbeit hochgehoben hat, mit allen Mitteln bekämpf:, daß sie in ihrer antinationalen Gesinnung bisher noch stets alle Mittel versagt hat, welche die äußere Machtstellung des Reiches gewährleisten. Wir haben an das Gewissen aller Wähler appeliert, Front zu machen gegen eine Partei, die sich selbst als den Todfeind der bürgerlichen Gesellschaft, als den grimmigen Gegner der Monarchie bezeichnet. Trotz der Erfolge, die die Sozial­demokraten bei der Haupttvahl erzielt hatten, blieb es möglich, sie durch ein Zusammengehen der bürgerlichen Parteien bei den Stichwahlen in Schrank n zu halten. Die parteitaktischen Erwägungen, die eine Einigung der bürgerlichen Parteien scheitern ließen und die parteitaktischen Folgerungen, die daraus gezogen morden sind, ändern nichts an den Aufgaben, die dem neuen Reichstage obliegen werden, deren Lösung das deutsche Volk trotz aller Parteiverhetzung und Parteiverbitterung von seinen Vertretern verlangen wird und an deren Lösung mitzuarbeiten, die Sozialdemokratie unfähig ist. Deshalb bleibt der Kampf gegen die Sozialdemokratie Pflicht aller Wähler, die in ernster Stunde um die Zukunft der Nation besorgt sind.

einander sein sollten. Es wäre geradezu ein Verbrechen, sich zwei Millionen Mark auf diese leichtsinnige Weise ent­gehen zu lassen. Das ist doch schließlich keine Summe, wie man sie tagtäglich auf der Straße findet."

Unterdessen schlenderte Erich Martens seiner Behausung zu, und die Worte, die der schlaue alte Herr zuletzt zu ihm gesprochen hatte, klangen ihm fortwährend im Ohr. Darauf waren sie ja auch berechnet gewesen, und sie hatten ihren Zweck vollkommen erreicht, denn Erich schritt dahin wie ein Träumender und hatte das Gefühl, als höre er immer noch die Stimme des Justizrats sagen:Ich sehe keinen Grund, warum ihr beiden, wenn ihr euch mitein­ander trauen laßt, nun auch gleich einen gemeinschaftlichen Haushalt ansangen müßtet. Sie wollten ja doch immer so gern ferne Länder sehen und große Reisen machen. Lassen Sie sich doch in irgendeiner diplomatischen Mission fort­schicken, oder wenn das nicht geht, nehmen Sie Urlaub, und lassen Sie Ihre Frau iin Genuß der Hälfte des Ver­mögens und des Landhauses, das Ihnen gemeinschaftlich zufällt."

Diese Abschiedsworte Grünings klangen Erich Martens immer noch im Ohr und batten etwas Bestrickendes für ihn. Denn er hatte sich immer danach gesehnt, weite Reisen machen, in fernen Ländern umherschweifen zu können, und hatte es oft bedauert, daß die Verhältnisse ihm nicht gestatteten, dieser Liebhaberei zu frönen. Und nun, da ihm die Möglichkeit gegeben war, seine Sehnsucht im weitgehendsten Sinne zu befriedigen, wollte er sie schroff von der Hand weisen?

Liebliche Bilder ferner, sonniger Gegenden tauchten vor seinem geistigen Auge auf, und immer wieder legte er sich die Frage vor, ob er es nicht auch dem armen Mädchen schuldig sei, die Erbschaft anzutreten.

In tiefcsNachdenken versunken, schritt er seinerWohnung in der Düiowstraße zu und beschloß, dort ungestört die ganze Geschichte noch einmal reiflich zu überlegen. Aber als er sein Wohnzimmer bettat, wurde er aus den Tiefen