_ V»m 7. »aWkreis. _

Das amtliche Ergebnis der Reichstagswahl liegt nun vor. Darnach erhielt Schweickhardt 7626 (in den Bezirken Nagold 1846, Calw 2128, Neuenbürg 2319, Herrenberg 1333), Steinmayer 6254 (in den Bezirken Nagold 1083, Calw 1459, Neuenbürg 2977, Herrenderg 735), Keppler 6165 (in den Bezirken Nagold 1639, Calw 1558, Neuenbürg 774, Herrenberg 2194) Stimmen. Bon 24302 Wahlberechtigten haben 20154 abgestimmt, 51 Stimmen waren zersplittert.

Vom 8. Wahlkreis.

Nach dem amtlichen Ergebnis fielen bei der am 12. Januar stattgesAndenen ReichBtaaswahl von 20 808 abgegebenen Stimmen auf LieHching EKortschr. V.) 7629, Rübling (Kons.) 7028, Ko- Wald (Soz.) 6187 Stimmen. 19 Stimmen nmren zersplittert.

Vom 14. Wahlkreis.

Mm, 17. Jan. Wie verlautet, hat der Kandi­dat der Liberalen im 14. Reichstagswahlkreis, Rechtsanwalt Hahnle, sich bereit erklärt, den Stich­wahlfragen der Sozialdemokraten zuzustimmen!.

Tie Sozialdemokratie und die Unterstützung anderer Parteien.

* Wenn die Sozialdemokraten in der Stichwahl einen nicht sozialdemokratischen Kan­didaten unterstützen, so verlange« sie von ihm ohne Ausnahme die Anerkennu « gd et r Jenaer Be­dingungen. Die Kandidaten müssen sich vor Zeu­gen oder schriftlich verpflichten, einzutreten oder zu stimmen:

1. für Ans rech Erhaltung des bestehenden Wahl­rechts für den Reichstag:

2. gegen eine Beschränkung des Vereins- und Versannnlängs- und Koalitionsrechts:

3. gegen eine Verschärfung der sogenannten po litischen Paragraphen des Strafrechts:

4. gegen ein wie immer geartetes Aus nah nie gefetz:

5. gegen jede Erhöhung oder Neueinführung von Zöllen aus die Verbrauchsartikel der großen Masse:

6. gegen jede Neneinsührung oder Erhöhung in­direkter Steuern ans Verbrauchsartikel der großen Masse.

Ausländisches.

* Rom, 17. Jan. Popolo Romano schreibt: Auf der deutschen Botschaft erwartet man, daß am kommenden Sonntag Staatssekretär von Kiderlen-Wächter nach Rom kommt, um den Minister des Auswärtigen Marquis di San Giuliano persönlich kennen zu lernen.

* Mailand, 17. Jan. In Oberitalien herrscht scharfe Kälte. Florenz hatte gestern 9 ".

* Konstantinopel, 17. Jan. Der Senat hat mit 39 gegen 5 Stimmen bei einer Stimmenthaltung für die Auf­lösung der Deputiertenkammer gestimmt.

* Konstantinopel, 17. Jan. Den ganzen Tag über herrschte große Bewegung im Parlamentsgebäude, wo die Deputierten und die Journalisten das Ergebnis der Senats­debatte erwarteten. Die Geheimsitzung dauerte lns 7 Uhr abends. Kurz vor Schluß derselben verließ der Kriegs-

Minister den Saal, um deu Führern der Jungtürkeu das Ergebnis mitzuteilen. Die Auflösung wird morgen oder am Samstag in der Kammer erfolgen.

* Mvkde«, 17. Jan. Der Mongolenfürst Darchopau hat dm Generalgouverneur der Provinz Mukden besucht und ihm erklärt, die Fürsten der Südmongolei würden der Un­abhängigkeitserklärung der Nordmongolei nur dann beitreten, wenn die Mandschudynastie gestürzt würde.

Marokko.

' Fez, 17. Jan. General Dalbiez unternahm am Sonn­tag mit seiner Kolonne, die von Mekines aufgebrochen war und im Südwesten von Sepau lagerte, eine kombinierte Be­wegung mit Unterstützung scherisischer Truppen, die von Oberst Bremond kommandiert wurden. Die Franzosen schlugen einen Angriff des Feindes ab, der sich in Unordnung zurück­zog und zahlreiche Tote zurückließ. General Dalbiez ver­folgte den Feind den ganzen Tag und auch den nächsten Tag. Die Kolonne Dalbiez hatte nur 6 Verwundete, die scherifischeu Truppen 2 Tote und 3 Verwundete.

Vermischtes.

8 Vom Friere» u«L Erfrieren. Kalt ist es mit einem Mal gewordm und es zeigen sich die bekannten Wirkungen der Kälte: zunächst die gesunde Rötung der Haut, dann, wenn die Kälte ärger wird, Erblassen, Blaurotwerden und das bekannte Klappern vor Frost, das Arm-, Bein- und Kaumuskeln befällt. Nur wer sich lebhaft bewegt, wie es etwa bei Ausübung des Wintersports der Fall ist, friert nicht, auch wenn das Quecksilber im Thermometer sehr tief unter dem Nullpunkte steht. W i e aber friert man eigent­lich ? Das Gefühl ist natürlich einem jeden nur zu geläufig. Aber wie der Körper die äußere Kälte auch innen meldet, ist meistens weniger bekannt. Die Gefühlswerkzeuge des Körpers sind ziemlich kompliziert und noch lange nicht völlig erforscht. Längst weiß man, daß manche Körperteile besonders empfindlich gegen Kälte sind, Brust, Nasenflügel und Vorderseite der Arme besonders. Daß es aber für Kälte-und Wärme-Empfindung verschiedene Organe in der Haut gibt, ist eine Entdeckung der letzten Jahrzehnte. Die sogenannten Kältepunkte sind vor etwa einem Viertel­jahrhundert gleichzeitig von dem Deutschen Goldscheider und dem Dänen Magnus Blik entdeckt worden. Wenn man mit einer ganz kalten Nadelspitze seinen eigenen Körper abtastel, kann man sie ziemlich leicht auffinden und bemerkt dann, wie sie verteilt sind. Auf jeden Quadratzentimeter der menschlichen Haut kommen im Durchschnitt 6 bis 23 Kältepunkte gegenüber höchstens 3 Wärmepunkten. Die Kältepunkre sind also viel zahlreicher vorhanden, auf dem ganzen Körper gibt es vielleicht 250 000 gegenüber 30 000 Wärmepunkten. Diese Kältepunkte geben dem Hirn und dem Rückenmark Nachricht, daß der Körper friert und in­folgedessen der Wärme-Austausch zwischen außen und innen anders geregelt werden müsse, und danach richtet sich reflek­torisch der Blutkreislauf. Wird die Kälte aber zu arg, so versagen die Gefäße in der äußeren Haut allmählich den Dienst: es entsteht die rotblaue Färbung infolge der Blut­stauung, einzelne Teile der Außenhaut, ja ganze Gliedmaßen erfrieren, es bllden sich Frostbeulen und andere unan­genehme Erscheinungen, die als »örtliche Erfrierungen* zu- sammengesaßt werden, und zuweilen ist die Kälte auch im­stande, einen Menschen zu töten. Wieviel Kälte der Mensch jedoch aushalten kann, ist erstaunlich. Aus den Berichten der Polarfahrer weiß man, daß Temperaturen von 50 " 6. noch gut ertragen werden. Es ist auch nicht die absolute Kälte, die den Tod durch Erfrieren bewirkt, sondern hierbei

ich mich an eine solche Person verkarsten würde, seilst wenr das Vermögen meines Onkels noch ganz bedeutend größer wäre."

Fräulein Karberg stammt aus sebr guter Familie ffe ist von Geburt und Erziehung vollendete Dame," sagst der Iustizrat etwas steif. Er dachte dabei an das liebliche Gesicht, das er vor noch nicht zwei Stunden vor sich gehabt Fräulein Karberg würde auch dem vornehmsten Main keine Schande machen."

Vielleicht nicht. Auf jeden Fall trage ich aber keir Verlangen danach, dieser Mann zu sein. Fräulein Kar bergs Stellung in der Welt ist mir also ziemlich gleich gültig, denn ich beabsichtige nicht, mich irgendwie wir ch> einzulassen. Mein Outel hat mir einen bösen Streich ge­spielt, aber ich denke nicht daran, meine Freiheit zu uer kaufen, um sein Geld zu erlangen."

So! nun, dann ist ja die Geschichte endgültig eut schieden, denn Fräulein Karberg weigert sich ebenso be stimmt wie Sie auf die Bedingung einzugeheu."

Ah! Ist das wahr?" ries Erich Martens und schaust überrascht in das unbewegliche Gesicht, das sich jetzt wieder über die Schreibunterlage neigte.Das wundert mjst aber doch sehr."

Das wundert Sie?" meinte der Justizrat tröste» Es ist aber trotzdem nur zu wahr. Fräulein Karberg ba mir vor etwa zwei Stunden hier erklärt, daß sie sich unter keinen Umständen darauf einlassen würde, einen ihr gau- unbekannten Mann zu heiraten, nur, um das Geld zu be­kommen."

Erich Martens, der mit der festen Ueberzeugung dem Iustizrat gekommen war, das arme Kindersrüuic'u werde mit beiden Händen zugreifen und mit Freuden der' eleganten Gatten mit in den Kauf nehmen, der ihr di: zweite Million zubrachte, Erich Martens, der schneidig: Diplomat, war durch diese Versicherung Doktor Grü,singe rufs höchste erstaunt.

Sie wollen also sagen, daß auch sie nicht gesonnen

ft, nach den Vorschriften des Testaments zu-yanoemi"

ragt? er.

So ist es. Sie war ganz empört über die Zumutung ind "ei llärle mir in den bestimmtesten Ausdrücken, sie )eute nicht daran, sich der wahnwitzigen Laune eines bos­hafte» alte» Mannes zu fügen, lieber wolle sie hungern, veim es nötig sei. Ich versuchte ihr zuzureden, die Vor­eile der E- bichast ins rechte Licht zu rücken, aber sie blieb )ei ihrer Weigerung."

Und sie ist Kinderfräulein mit fünfzehn Mark Gehalt Nonatlich?"

Kinderfräulein mit fünfzehn Mark Gehall monatlich," uiederholte der Iustizrat, jedes Wort schwer betonend, ils wolle er dadurch das Unglaubliche noch hervorheben.

Dann muß sie ein schneidiges Madel sein," rief der unge Mann warm,und ich bewundere sie. Es gehört ichorr ein ganzes Teil Mut dazu, ein großes Vermögen niszuschlagen, wenn man fünfzehn Mark den Monat ver- aient. Trotzdem gebe ich ihr recht und will sie ebensowenig heiraten, wie sie mich."

Verzeihen Sie mir, Herr Martens, wenn ich eine ndisirete Frage an Sie richte," bemerkte jetzt der Justiz­cat.Ist Ihr Herz noch frei oder sind Sie anderweitig zebunden?"

Nein, nein, wie käme ich dazu?" Martens warf der Kopf zurück und lachte ein lustiges knabenhaftes Lachen

Ein armer Kerl wie ich hat kein Recht, ein Mädchen rn sich zu fesseln, und ich habe auch wirklich noch nicht ans Heirate» gedacht. Lieber Himmel, und so wie die Dinge jetzt stehen, werde ich mir wohl überhaupt nie den Luxus einer Frau gestatten dürfen. Aber das ändert an der Sache nichts. Wenn ich auch vollständig frei und in keiner Weise gebunden bin, so habe ich doch nicht die Absicht, Fräulein Karberg zu heiraten, um mir das Geld zu sichern lind damit wollen wir die Geschichte zum Abschluß bringen Was mich betrifft, so können Sie das Geld noch heute ar die betreffenden Anstalten schicken, meinen Segen Haber die Lstmde und Katzen oder was für Tiere es sonst seir

spielen eine ganze Menge anderer Umstände eine Rolle. Bei ganz geringen Kältegraden können ermüdete oder gar er­schöpfte Menschen und solche, die unter einer heftigen Wir­kung des Alkohols stehen, erfrieren, während kräftige und gesunde Menschen durch sehr tiefe Temperaturen überhaupt nicht geschädigt werden.

8 Ei« Fingerabdruck als U»t«rschrift. Wie wir im »Extrablatt* lesen, hat der Gehilfe eines Gerichtsexekutors in Marmaros-Sziget (Ungarn) dem Präsidenten des dortigen Gerichtshofes den Vorschlag gemacht, bei der Ausstellung von Dokumenten die Namensunterfertigung von des Schrei­bens Unkundigen statt des bisher üblichen Kreuzes durch den Abdruck eines Fingers zu authentifizieren. In der Mo­tivierung des schriftlichen Vorschlages wird auf den nament­lich im Komitat Marmaros eingerissenen Brauch hingewiesen, daß auch des Schreibens Kundige bei der Unterfertigung von Dokumenten das schriftliche Kreuzzeichen machen und dann im Prozeßfalle leugnen, daß das Kreuz von ihnen herrühre, weil sie dessen als des Schreibens kundig gar nicht bedlrrst hätten. Beim Gerichtshof und in Anwaltskreisen begegnet der Vorschlag großem Beifall und der Präsident des Gerichtshofes hat den Vorschlag befürwortend an das Justizministerium geleitet.

8 Der Kropf, der in manchen Gegenden Europas außer­ordentlich stark verbreitet ist, soll nach der Annahme der meisten Aerzte auf die Beschaffenheit des Trinkwafsers zurückzuführen sein. Als Beweis dafür erzählt Dr. Breitner in Wien: Ein Eisenbahnwärter, Vater einer zehnköpfigen Familie, bewohnte ein Wärterhaus bei Trautmannsdorf in Niederösterreich, in einer Gegend, wo sonst weit und breit kein Kropf zu finden ist. Schon wenige Monate, nachdem die Familie ihre Behausung bezogen und den benachbarten Brunnen in Benützung genommen hatte, bekam zuerst das fünfjährige Kind den Kropf, danach auch die anderen Kinder und der Vater selbst. Sobald die Erkrankten in eine andere Gegend geschafft wurden oder sonst nicht mehr aus dem Brunnen tranken, verschwand der Kropf, stellte sich aber wieder ein, wenn aufs neue von dem Wasser genossen wurde. Dr. Breitner untersuchte das Wasser auch in der Weise, daß er längere Zeit Tiere damit tränkte, und sogar diese wurden dadurch von kropfartigen Leiden befallen. Leider ist es nicht möglich gewesen, den eigentlichen krankheitserregenden Stoff in dem Brunnenwasser festzustellen, und es hat sich nur er­mitteln lassen, daß die schädliche Wirkung des Wassers sich verringert, wenn es längere Zeit gestanden oder einen weiten Transport erfahren hat.

Ha-rrdel und Verkehr.

-r. Berneck, 17. Jan. Die Freiherr!, von Gültlingen'sche Gutsherrschast erzielte heute bei den Stammholzverkauf im Submissionswege folgende Durchschnittspreise: für Los I (in der Hauptsache Schlagholz) 124,7 Proz. und für Los ll (meist schwächeres Durchforstungsholz) 124 Proz. der 1912er Taxpreise.

Konkurse.

Emil Neumaier, Kaufmann, Inhaber einer Getreide­handlung en gros unter der Firma »Emil Neumaier" in Stuttgart, Fischerstr. 5. Friedrich Gräber, Gutsaufseher in Lorenzenzimmern, Gde. Großaltdorf OA. Hall. Lud­wig Ungerer, Schmiedmeister in Oehringen. - Johann Jehle, Bäcker und Spezereiwarenhändlerin Friedrichshafen. Georg Buck, Inhaber einer Buch- und Briefmarkenhand­lung in Ulm.

Verantwortlicher Redakteur: L. Laich Mteusteig.

Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei in Altensteig.

mögen, die aus unserem Verzicht Nutzen ziehen. Ich muf ja sagen, ich bin nicht sehr liebenswürdig gegen den alter Kästner gestimmt, aber was hilft das Lamentieren? Ihm schadet's nichts und mir nützt's nichts."

Nichts übereilen, Herr Martens," sagte der Iustizrw und klopfte dabei leise mit der Feder auf den Tisch, während er lächelnd in das zornige Gesicht des jungen Manne- schaute.Wollen Sie sich nicht einen Augenblick überlegen was Ihre Weigerung für Fräulein Karberg bedeutet?"

»Für Fräulein Karberg? Ja, haben Sie mir denr nicht gesagt, daß sie ebenso entschieden gegen die Heirat ist wie ich?" rief Erich Martens im höchsten Erstaunen.

Ganz richtig, sie ist dagegen, aber die Frage ist die ob es recht von uns gehandelt ist, wenn wir ihr erlauben dagegen zu sein. Dürfen wir ihr diese nie wiederkehrendi G.-legenheit entgehen lassen, sich aus der Sklaverei zu retten in der sie sich befindet? Dürfen wir gestatten, daß sie sick der Möglichkeit beraubt, ihr Alter sorglos zu verbringen?"

Ja, lieber Himmel, bester Justizrat, was soll ich denr tun ? Wenn sie mich nicht heiraten will, so will sie eber nicht. Ich kann sie doch nicht zwingen, erwiderte Erick abweisend.

Vielleicht gelingt es uns, sie zu einem vernünftigerer Entschluß zu überreden," meinte Doktor Grüning ruhig Sie ist noch zu jung, um zu verstehen, was es bedeutet wenn man im Alter keinen Pfennig besitzt: wir müssen da« für sie bedenken und es ihr begreiflich zu machen suchen Ich kann Ihnen nicht verhehlen, Herr Martens, mir ist e, ein schrecklicher Gedanke, daß das arme Mädel allein unl unbeschützt allen Stürmen des Lebens trotzen soll, wo si, doch so gut versorgt werden könnte, wenn sie Ihre Frcn würde."

Erich, der bis jetzt ruhelos auf- und abgewandert war blieb nun vor dem Justizrat stehen und hörte ihm auf merksam zu, aber der eigensinnige Zug wich nicht oor seinem Gesicht.

Fortsetzung folgt.