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sj Stuttgart, 16. Jan. Unter dem Vorsitz des Reg.-Direktor von Sting trat gestern das Gesamtkollegium der K. Zentralstelle sür die Landwirtschaft zu einer Sitzung zusammen. Nachdem in ehrenden Worten des verstorbenen Mitgliedes, Schultheiß Fischer von Aldingen gedacht worden war, wurde beschlossen, in der nächsten Sitzung zur Frage der Erhaltung der Tierärztlichen Hochschule Stellung zu nehmen. Die Tarifierung vonGetreide undMehl besprach Oekonomierat Mayer. Die Versammlung sprach sich für eine Erhöhung der Mehlfracht aus, um die einheimischen Großmühlen konkurrenzfähig zu erhalten. Reg. Rat Gauger sprach gegen die Einführung einer Entschädigungspflicht für die an Maul- und Klauenseuche gefallenen Schweine und das an Egelseuche gefallene Vieh. Dem diesbezüglichen Anträge stimmte das Gesamtkollegium zu. Auch mit den Ausführungen des Direktors der landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim von Strebel, der sich gegen die Gleichstellung der Handels chemik er mit den landwirtschaftlichen Versuchs- Nationen aussprach, erklärten sich die Anwesenden einverstanden. Reg. Direktor von Sting erörterte das Gesuch der Stadtgemeinde Göppingen um Zurückverlegung der st aatlichenBockprämiierung nach Göppingen. DasKollegium beschloß die Prämiierung inKirchheim zu belassen. Auf Antrag von Landesökonomierat Schöffer-Weinsberg spricht sich die Versammlung für die vom Württemb. Obstbauverein empfohlenen Maßnahmen zur Herbeiführung einer ersprießlicheren Tätigkeit derOberamtsbaumwarte aus, insbesondere für ihre Unterstellung unter die ständige Kontrolle der beiden staatlichen Obstbausachverständigen. Bezüglich des Entwurfs betr. die Eber- und Ziegen- bockhaltung, über den Regierungsral Gauger berichtete, beschloß das Gesamtkollegium, an das Ministerium des Innern die Bitte zu richten, unbeschadet unwesentlicher Abänderungen, unbedingt den Entwurf festzuhalten.
Zu den Stichwahlen.
men mit anderen Parieren zu treffen, blerbt den einzelnen Landesvrgcrnis a tionen überlassen. Wie verlautet, hat die Leitung der Forts ch. Volks- Partei gleichfalls die Unterstützung aller natio- nalliberalen Stichwahlkandidaten beschlossen.
Aus dem Reiche.
ss WHknHe«, 1U. Fast. AM dieser Drge in der Aula des Gymndsiums ein Bortrag Ader das Wesen und die Wirkung der Erdbeben gehalten wurde, wies der Redner eingehend aus die Wahrnehmungen hin, die der Einzelne über die Wirkung von Erdstößen mache und die je nach der persönlichen Veranlagung, so des Nervensystems und dergleichen,, oft recht verschieden seien. Die Zuhörer lauschten gespannt der Schilderung des unheimlichen unterirdischen Rollens und des Knisterns und Krachens in den Gebäuden, als vlötzlichj, wie zur Illustration des Vortragenden, die Aula von einem kurzen kräftigen Erdstoß erbebte. Die Betroffenheit der Zuhörer steigerte sich noch, als fast unnkkttelbar daraus en! zweiter Stoß folgte. Der Vortragende war in der Lage, diese Jlluskrarion seiner Worte mit einer kurzen sachgemäßen Erklärung zu begleiten und setzte sodann seine Ausführungen fort.
* Metz, 16. Jan. Nachdem am Nachmittag noch eine eingehende Ortsbesichtigung stattgefunden hat, sind drei von den Personen, die unter dem Verdacht standen, an der Bluttat an dem H'oboi st e n M nasch beteiligt zu sein, wieder freigelassen worden. Nur Martin bleibt noch in Haft, weil er als Täter in Betracht kommt.
* Berlin, 16. Jan. Der ehemalige deutsche Botschafter in Madrid, von Radowitz, ist vergangene Nacht gestorben.
ergänzt werden wird, wird uns erlauben, in Marokko ein Protektorat einzurichten, das das natürliche Ergebnis unserer Afrikapolitik ist. Er wird uns ebenso erlauben, zwischen einer großen benachbarten Nation und Frankreich in einem aufrichtigen friedlichen Geist höfliche und freimütige Beziehungen aufrecht zu erhalten, die zur Grundlage haben gegenseitige Achtung vor den Interessen und der Würde beider Länder. Ebenso wie früher gedenken wir unseren Bündnissen und unseren Freundschaften treu zu bleiben. Wir werden uns bemühen, sie mit jener Beharrlichkeit und Stetigkeit zu pflegen, die bei den Geschäften der Diplomatie das beste Pfand für Redlichkeit und Billigkeit sind. Die Regierung ist entschlossen, ihre Verantwortlichkeiten zu übernehmen und ohne Schwäche ihre Autorität auszuüben. Die Erklärung besaßt sich dann mit Angelegenheiten des Innern und führt weiter auS: Die Regierung wird schließlich bestrebt sein, die Betätigung des französischen Kapitals zu fördern und sich zur Pflicht machen, diese finanzielle Kraft, die eine so große Hilfe für Frankreich ist, mit dem Lande und seinen Streitkrästen in Einklang zu bringen. Wie aufrichtig auch Frankreich den Frieden wünscht, ist es nicht Herr über alle Zufälligkeiten und es will seinen Aufgaben stets gewachsen sein. Deshalb wird die Regierung der Armee und der Marine ihre aufmerksame Fürsorge angedeihen lassen und in ihnen die geeinigte Stütze der Republik und des Vaterlandes erblicken.
Die das deutsch-französische Abkommen betreffenden Stellen der Regierungserklärung wurden von der Kammer mit vollkommenem Schweigen angehört. Die Debatte nahm mit einer geringen Ausnahme einen ruhigen Verlauf. Die Jnterpellationsdebatte endigte damit, daß der Regierung mit 440 gegen 6 Stimmen das Vertrauen ausgesprochen wurde. Die Tribünen waren überfüllt. Insbesondere die Stellen, die sich auf die auswärtige Politik und namentlich auf das Bündnis und die Freundschaften Frankreichs bezogen, wurden mit lebhaftem Beifall ausgenommen.
Ein Attentat ans Puanschikai.
ff Tluttgart, 16. Jan. Eine von 260 Vertretern aus Hem ganzen Lande besuchte Landes- ansschußsitzung der württernbergischen Zentrnms- parrer tagte, heute im Europäischen, Hof und pflegte eine mehrere stundenlang währende Beratung über die Stellungnahme der Partei bei den Stichwahlen. Die gefaßten Beschlüsse werden erst in einigen Tagen bekannt gegeben.
Die Stellungnahme des Bunds der Landwirte und der Konservativen.
n Stuttgart, 16. Jan. Der Landesausschuß des Bundes der Laudwirte lind der Konservativen hielt heute im Herzog Christof eine sehr zahlreich besuchte Vor tr au en smännerve rsam m tun g ab, in der nach eingehender Debatte die entgiltige Beschlußfassung sür die Stichwahlen in den einzelnen Wahlkreisen des Laubes dem engeren Ausschuß über- Ichisen wurde.
D.e Stellungnahme der Natronalliberalen Partei.
* Berlin, l 6. Jan. Der geschäftssührende Ausschuß der nationalliberalen Partei empfiehlt nach Vereinbarung der von den einzelnen Landesorga- nifationen abgesandten Vertreter den nationallibe- ralen Wählern bei der Stichwahl folgendes Verhalten: Es sind in erster Linie die in der Stichwahl befindlichen Kandidaten der Fortschr. Volksparwi unbedingt zu nnterstiltzen, unter der Voraussetzung, daß von Seiten dieser Partei das-
* Stockholm, 16. Jan. Der Reichstag wurde heute durch den König feierlich eröffnet. Die Thronrede führt aus, daß die Regierung es für Recht und dem Staate dienlich ans ehe, unter gleichen Bedingungen wie für die Männer auch für die Frauen Wahlrechtuno Wählbarkeit zu vesr langen, worüber eine Vorlage im Reichstag eingebracht werden jwird.
* Konstanttnopet, 16. Jan. Die Kommission des Senates hat sich zu Gunsten der Auflösung der Kammer ausgesprochen.
Die Erklärung des neuen französischen Ministeriums.
jj Paris, 16. Jaii. Die heule in der Kammer und im Senat verlesene ministerielle Erklärung betont, daß es die gebieterischste Pflicht der Regierung sei, alle Fraktionen der republikanischen Partei zu einen: und demselben nationalen Gefühle zu einigen, so schnell wie möglich die endgütige Ratifizierung eines Vertrages zu sichern, über den im Namen Frankreichs verhandelt worden sei, den die Kammer angenommen hat und den die Senatskommissiou sicherlich mit derselben Gewissenhaftigkeit und Unparteilichkeit bis zu Ende prüfen wird, die sie von Beginn ihrer Arbeiten an bewiesen hat, das ist die erste Ausgabe der Regierung. Dieser Vertrag, der, wie wir nicht
* Peking, 16. Jan. Heute Mittag 12 Uhr ist ein Attentat auf den Premierminister Huanschikai verübt worden, indem eine Bombe gegen seinen Wagen geschleudert wurde, als er vom Kaiserpalast nach seiner Wohnung in der Tartarenftadt zurückfuhr. Juanschikai ist glücklicherweise unverletzt geblieben; vier Chinesen seiner Umgebung wurden tödlich verwundet. Der Attentäter, ein vornehm gekleideter Chinese, soll festgenommen worden sein.
Handel und Verkehr.
k Stuttgart, 18. Jan. (Schlachtviehmarkt.) Zugetriebea 347 Großvieh, 302 Kälber, 713 Schweine.
Erlös aus Hs Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, a) ausgemästete von 88 bis 94 Pfg., 3. Qual, b) fleischig« und ältere von —bis — Pfg. ; Bullen (Farren) 1. Qual. ») vollfleischiye, von 81 bis 84 Pfg., 2. Qualität b) älter« und weniger fleischige von 70 bis 80 Pfg., Stiere und Jungrinderl. Quai, s) ausgemästete von 93 bis 96 Pfg., 3. Qualität b) fleischige von 88 bis 92 Pfg., 3. Qualität
v) geringere von 83 bis 88 Pfg.; Kühe 1. Qual. ») jung«
gemästete von — bis — Pfg., 2. Qualität b) älter«
gemästete von 64 bis 74 Pfg., 3. Qualität o) geringere
von 44 bis 54 Pfg., Kälber: 1. Qualität») beste Saugkälber von 108 bis 112 Pfg. 3. Qualität b) gute Saugkälber von 101 bis 107 Pfg. 3. Qalität o) geringere Saugkälber von 90 bis 100 Pfg., Schweine 1. Quoll. ») jung« fleischige 6/ bis 70 Pfg., 3. Qualität b) jüngere fette von 64 bis 66 Pfg., 3. Qualität o) geringere von 58 bis 60 Psg.
Verantwortlicher Redakteur: L. Lank, Altensteig.
Druck und Verlag der W. Rkker'schen Buchdruckerei io Alte »steig.
„Warten Sie noch einen Augenblick, liebes Kind," bat er in warmem väterlichen Ton. „Hören Sie mich geduldig an. Ich begreife sehr wohl, daß die Zumutung Sie im ersten Augenblick verletzt, und daß Sie gar nicht über die Sache Nachdenken mögen. Aber es ist meine Pflicht als Rechtsanwalt und auch als Ihr wohlmeinender Freund, liebes Kind, Sie vor einer Uebereilung zu bewahren. Jedes Ding hat zwei Seiten —"
„Dieses nicht, Herr Justizrat. Hier gibt es nichts zu überlegen," siel Angela ein, und die Röte der Entrüstung färbte ihre blassen Wangen.
„Doch, mein Kind, auch dieses," fuhr Grüning ruhig fort. „Sie werden mich in Ihren jugendlich romantischen Anschauungen für einen geldgierigen, materiellen alten Kerl halten, aber ich wiederhole es Ihnen, jedes Ding hat zwei Seiten, auch dieses, ja, dieses ganz besonders, denn es handelt öch hier um einen Entschluß, der über Ihr ganzes Leben entscheidend ist. Sie sind jetzt noch jung und meinen vielleicht, des Reichtums nicht zu bedürfen, aber glauben Sie mir, im Alter drückt die Armut viel, viel schwerer als in der Jugend."
„Ich kann arbeiten," rief Angela trotzig. „Ich brauche mich nicht für ein Vermögen zu verkaufen. Ich verdiene, was ich brauche!"
„Und genügt Ihr Verdienst auch, um etwas für die Zukunft zurückzulegen?" fragte der Justizrat.
Angela zuckte zusammen. Die Frage hatte getroffen. Ihr armseliger Gehalt reichte kaum für das Notdürftigste, an Sparen war nicht zu denken, darüber war sie sich ja erst gestern wieder einmal klar geworden. Aber sie ließ sich nicht einschüchtern, ihre grauen Augen blitzten den Rechtsanwalt noch genau so herausfordernd an wie vorher
„Ich werde mit der Zeit bessere Stellungen finden," sagte sie, „und dann werde ich auch sparen können, aber wenn es auch nicht der Fall sein sollte, ich werde mich niemals entschließen, einen Mann zu heiraten, dessen Namen ich gestern zum erstenmal gehört habe. Lieber will ich
verbiinaein "
„Ich finde die Art, wie Sie die Sache von sich weisen, töricht, mein liebes Fräulein, aber ich kann Sie natürlich nicht zwingen, die Million anzunehmen. Doch möchte ich die Angelegenheit noch von einer anderen Seite beleuchten." sagte der Iustizrat nach einer kurzen Pause. „Herr Erich Martens ist ganz vermögenslos. Er hat sich dem diplomatischen Beruf gewidmet und fühlt sich durch fortwährenden Geldmangel überall in seinem Fortkommen gehemmt. Er hat sich bis jetzt getröstet, weil er fest darauf rechnen durfte, der Erbe des alten Kästner zu werden, der keine anderen Verwandten hatte, als ihn. Es wird eine furchtbare Enttäuschung für ihn sein."
„Mag er doch das ganze Geld nehmen, wenn es für ihn so viel bedeutet," rief Angela impulsiv und machte eine Bewegung mit der Hand, als wolle sie den ganzen elenden Mammon fortschieben. „Ich brauche das Geld nicht, Herr Martens mag es nur nehmen, dann fällt die Enttäuschung für ihn fort, und ich — nun ich werde eben genau in derselben Lage sein wie vorher auch."
Ein Lächeln flog über das ernste Gesicht Doktor Grünings, ein Lächeln, das vor dem trotzigen Leuchten in Angelas Augen aber sofort wieder verschwand.
„Sie schlagen da etwas ganz Unmögliches vor," sprach er ruhig. „Nach dem Wortlaut von Herrn Kästners Testament gibt es nur zwei Möglichkeiten, entweder Sie und Herr Martens heiraten vor dem ersten Oktober dieses Jahres und treten dann zusamnien in den Genuß des ganzen Erbes, oder Sie tun dies nicht, und das Geld fällt den Anstalten zu, die der Erblasser für diesen Fall namhaft gemacht hat. Anders ist die Sache nicht zu machen."
„Gut, dann sollen also die Anstalten das Geld haben, es waren ja wohl Tierschutzvereine oder so etwas Aehnliches. Ick brauche es nicht, und ich will es nicht. Ich habe nicht darauf gerechnet, und ich kann auch ferner ohne Reichtum leben. Ich will mich der wahnwitzigen Bedingung nicht fügen!"
„Sie sind eine junge Dame von sehr raschen Entschlüssen,
Fräulein Karberg," versetzte der Justizrat, „aber so leicht, wie Sie meinen, läßt sich die Sache doch nicht abtun. Es ist außer Ihnen noch eine zweite Person zu berücksichtigen. Meinen Sie nicht, daß Ihr rascher Entschluß eine Grausamkeit gegen Herrn Martens bedeutet? Wenn Sie die Sache so schroff ablehnen, schädigen Sie nicht nur sich, sondern auch den jungen Mann, der sich, wie ich schon sagte, bis jetzt immer als alleinigen Erben des großen Vermögens betrachtete. Haben Sie sich das überlegt?"
Angela erblaßte, ihre Augen trübten sich, ihre Lippen bebten, und der Iustizrat sah, wie ihre Hände sich nervös neinanderkrampften.
„Es ist ein sehr, sehr ungerechtes und böswilliges Testament, das der alte Mann da gemacht hat," stieß sie hervor. ,Wie ist er nur auf den abscheulichen Gedanken gekommen? Wenn er mir etwas Gutes tun wollte, warum hat er mir nicht eine ganz kleine Summe ohne Bedingung vermacht? Das hätte mir vollständig genügt, und dann hätte Herr Martens alles andere bekommen können, und wir wären beide zufrieden gewesen. Warum hat er mir diese schwere Verantwortung auferlegt?"
„Dieselbe Frage haben wir uns auch schon vorgelegt. Aber was nützt das?" sprach der Justizrat. „Mein alter Freund Kästner war eben ein Sonderling und hatte über vieles seine ganz besonderen Ansichten. Aber es liegt nicht der geringste Grund vor, anzunehmen, er sei bei Abfassung seines Testaments unzurechnungsfähig gewesen, oder er habe sich einen schlechten Scherz machen wollen."
Fortsetzung folgt.
Sorglos. „Es ist schrecklich. Jetzt hast du dir wieder zwei neue Kleider bestellt. Weißt du denn nicht, daß wir über Hals und Kopf in Schulden stecken?* — „Ich schon — aber die Schneiderin weiß es nicht.*
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