lieber,chllß von >17,7 Mill. (hört! höru, der Etat von 7911. wird dahinter nicht Zurückbleiben. Sv ho­hen in beiden Jahren die Schuldentilgungsbeiträge in vollem Maße zur wirklichen, mcht nur zur schein­baren Minderung'der Reichs,chuld geholfen (hört, hört , während die Anleihen durch Ueberschüsse und »sonstige Verbesserungen des Etats aus der Wett ge­schafft worden sind. (Lebh. Hört! Hört! bei der Mehrheit, große Unruhe und Zurufe bei den Soz. : Wahlrede! Es ist keine Wahlrede, es gibt nur eine Rede zur Feststellung dafür, daß die Finanzen is r'ch gebe-seit haben. Wir haben weder für 1910. noch ' für 19ll irgend eine Anleihe zu be­geben gehabt. (Hört, Hört!.) Die angekauften Be­träge sind höher als die ausgegebenen. Außerdem haben sich unsere Foirds für unverzinsliche Schatz­anweisungen ganz erheblich vermindert und endlich find wir in der Lage gewesen, für die verzinslichen Schatzanweisungen einen Teil, nämlich 40 Mills, nicht zu verlängern, sondern bar einzulösen. (Hört! Hört! und Bravo! rechts. Auch für 1912 werden wir mit erheblich steigenden Zoll- und Steuerein nahmen zu recbnen haben. Ebenso werden die Netco- einnalMen aus Post und Eisenbahnen steigen. Schließlich werden wir an den 80 Pfg. Matrikular beiträgen sesthalten. Noch ei?ren kürzen Ruck ha­ben wir nötig und die große Aufgabe ist getan, Sie wird solange von Nutzen sein, als wir mit eiser­ner Konsequenz aus dem bisherigen Wege bleiben. Ich kann, um auf diesen Gegenstand der Tagesord­nung zurückzutommen >Heiterkeit, Ihnen mit gu­tem Gewissen die Vorlage empfehlen. (Lebhaftes Bravo bei der Mehrheit. Unruhe und Lachen links. In der darauffolgenden Debatte wird seitens der rechtsstehenden Parteien für diese Darlegungen ge­dankt und ein Loblied aus die Reichssinanzreform angestimmt, in bas die anderen Parteien nicht eia- stimmen, sondern ihren seitherigen Standpunkt ein­nehmen. Die Sitzung wird auf morgen vertagt.

Landesnachnchlrn.

Atterrfloig. 5. Dezember.

* Die anr Sonntag vom hiesigen K riegerve r - ein im ..Engel" veranstaltete Champignyfeier er­freute sich eines sehr zahlreichen Besuches. Vor­stand Keck leitete diese durch eine patriotische An­sprache ein, in welcher er der Tage von Champigny gedachte und zum Schluß ein Hoch auf die Ve­teranen, als die Mitbegründer des deutschen Reiches, ausbrachte. Daran schloß sich die Uebergabe der Ehrenschilde zum Bundeszeichen. Stadtwnndarzt Vo­gel brachte alsdann einen Abschnitt Champigny betr. zur Vorlesung, knüpfte hieran weitere Ausführungen und brachte ein Hoch aus das deutsche Vaterland uns feine Armee aus. Es folgte ein Vortrag von Hauptlehrer Böhmler über die Schlachtfelder von Wörth, der mit großem Interesse ausgenommen tyurve. Mit einem Toast auf unfern König schloß der Vorstand des Vereins die würdig verlaufene Feier.

^ Die Versendung mehrere Pakete mittels einer Postvaketadrejfe ist in der Zeit vom 12. bis 24. Dez. weder im würltembergischen und deutschen Verkehr, noch im Verkehr mit dem Auslande ausgenom­men Argentinien gestattet.

ü Ueberberg, 4. Dez. Bei der am Samstag stattgefundenen Gemeinderatswahl haben 43 Bürger von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. Gewählt wurden I. G. Bäuerle, Landwirt in Zumwei­ler. seither Mitglied des Gemeinderats, und I. G. Theurer, Landwirt in Lengenloch, seither Bür- gerausf chußobmann.

! Schwarzenberg, OA. Freudenstadt, 4. Dez. Bei der hiesigen Champignyfeier wurde dein Ve­teranen Fr. Mast eine schöne Ehrung zuteil. Er er­hielt für 40jährige treue Dienste als Säger in der Banernjägmühle die König-Karl-Jubiläumsmünze u. verschiedene Gaben von befreundeter Seite, darunter das prächtige Werk ,,Noch ein Schwäbenbuch",. das unseren Veteranen ein schönes Denkmal gesetzt hat.

* Neuenbürg, 2. Dez. Die Gemeindekollegien in Birkenfeld haben im Hinblick ans die rasche Ent­wicklung der Gemeinde eine besondere Ratschrei­berstelle auf t. April n. I. Geschaffen. Der Gemeinde­rat hat das neue Amt dem Oberamtsasssistenten Fazler in Neuenbürg übertragen.

st Oberndorf, 4. Dez. In der letzten Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde Feldwebel Friedrich Greiner im Infanterieregiment 125 in Stuttgart zum hiesigen Fleischbeschau er und Schlachthausver- walter gewählt. Greiner hat das Metzgerhandwerk erlernt.

* Tübingen, 4. Dezember. Auch hier wurden am Sainsiag und am Sonntag wieder Erdstöße wahrgenommeu. In der Nacht zum Montag, kurz vor 12 Uhr erfolgte ein von unterirdischem Rol­len begleiteter Erdstoß, der die Fenster klirren machte. Kurz daraus wurde ein leichterer Stoß verspürt.

st Balingen, 4. Dez. Zwischen Magre Ihausen und Lcmtlingen in der Nähe des Wasserwerks zeigen

die Felder an verschiedenen Stellen durch das Erd­beben gewaltige Senkungen, Spalten und Risse, oie zum Teil über einen halben Meter breit sind.

st Ebingen, 4. Dez. Mit einer gewissen auffäl­ligen Regelmäßigkeit wiederholten sich in den letz­ten Tagen die Erdstöße in den Morgenstunden unmit­telbar vor dem Sonnenaufgang, in der Hauptsache so gegen sieben Uhr. Am gestrigen Sonntag er­folgte wiederum ein Stoß mit dumpfem Rollen um dreiviertel 8 Uhr, gestern abend 8.10 Uhr wurde hier wieder ein etwa 2 Sekunden dauernder Erd­stoß wahrgenommen, der aber harmlos verlies. Die durch das Erdbeben vom 16. November angerich­teten äußeren Schäden an Dächern, Kaminen usw!. sind dank der für diese Zwecke günstigen Witterung der ketztverflossenen Zeit, nun zu einem guten Teil wieder ansgebessert. Mit der Bekrönung der Ka­mine ist man von der Verwendung schwerer Stein­platten abgegangen und man sieht neuerdings mm an deren Stelle vielfach drehbare Blechauffätze auf den Schornsteinen. Etliche Dampfkamine, die lei weise abgetragen werden mußten, sind bereits auch wieder in Stand gesetzt.

* Stuttgart, 4. Dez. (Landessynode. Die Ta­gung der am 7. Dezember zusammentretenden Lan dessynodc wird nur von kurzer Dauer sein. Ihre Hauptaufgabe ist, die Kommissrouen für die ringe reichten Gesetzentwürfe (betreffend Reversälieu, Ge- jangbuchfragen re..- zu wählen. Die Haupttaguug findet dann im Laufe des Jahres lpt2 statt.

st Stuttgart, 4. Dez. Das Medizinaltolleginm hat die Erlaubnis zum Weiterbetrieb der Stiche n- burgapotheke in Stuttgart dem Apotherer Hahn, approbiert Mai 1893. langjähriger Verwalter der Apotheke in Baiersbronn, erteilt, ferner die neue Konzession in dem Stuttgarter Vorort Wangen dem Apotheker Franz Lutz aus Heilbronn, zur Zeit in Möhringen, sowie die in Kornwestheim dem Apo­theker Schirm ans Reutlingen, zur Zeit daselbstf Lutz ist avprobiert im Juni 1896, Schirm im Mai 1895,.

* Stuttgart, 4. Dez. Die Vereinig u u g s elb- ständiger Gärtne r Württe m b e r g s hielt hier eine gutbesuchte Bezirksversammlung ab, tn der der Vorsitzende, Handels garnier Haußmann-Stuit- gart über die Reichsversicherimgsvrduung eingehend referierte. In einem weiteren Referat über Schutz­zoll trat der Vorsitzende insbesondere für einen angemessenen Zeitzoll auf Schnittblumen ein, mit welchem besonders die Grenzländer zei!weise über­schwemmt werden. Die bestehenden Pflanzenzölle seien genügend, dagegen sei bei Gemüse und Obst der einheimischen Produktion ein besserer Schutz ins­besondere gegen die Einfuhr von Holland zu ge­währen. Eine Verteuerung dieser Volksnahrungs­mittel sei nicht zu befürchten, da im Inland noch weite Ländereien der Obst- und Gemüsekultur nutz­bar gemacht werden könnten. Die Ausführungen und Anträge des Referenten fänden lebhafte Zu­stimmung der Versammlung, lieber die Gartenbau- Ausstellung 1913 berichtete Ernst-Möhringen.

Illingen, 3. Dez. Gestern abend nach 10 Uhr fuhr aus dem hiesigen Bahnhof eine Rangier-Ab- teilung einem auf dem Hauptgleis Bietigheim-Mühl­acker stehenden Güterzug in die Flanke, wodurch mehrere Wagen entgleisten. Beide Hauptgleise wa­ren bis halb 2 Uhr gesperrt, so daß die Nacht­schnellzüge, u. a. auch der Orient-Expreß, Verspätun­gen erlitten. Der Schaden beläuft sich auf einige hundert Mark: verletzt ist niemand.

* Gerabronn, 4. Dez. In dem Weiler Hilgarts-

haujen ist aus bis jetzt unbekannter Ursache eine große Scheuer des Gutsbesitzers Ströbel bis auf den Grund niedergebrcmnt. ! ' s s s

st Ulm, 4. Dez. In der Nachbarstadt Neu-Ulm wurden bei der militärischen Fleischsubmission von den Metzgern folgende Gebote für das Pfund ge­macht: Ochsenfleisch 94 bis 68 PM. Schweine­fleisch 65 71 Pfg., Kalbfleisch 60 77einhalb Pfg.,

Kuhfleifch 51-56 Pfg. Diese Preise sind ganz er­heblich billiger als die gewöhnlichen Preise, was umsomehr hervortritt, wenn man in Betracht zieht, daß nur Fleisch bester Qulatität geliefert werden darf.

* Ehingen, 4. Dez. Alls dem Bahnhof Ersingen wurde eine Frau beim Ueberschreiten der Geleise von einem heranfahrenden Schnellzug erfaßt und zur Seite geschleudert. Die Frau erlitt so schwere Ver­letzungen, daß der Tod sofort eintrat.

st Tettnang, 4. Dez. Das Anwesen des Wagners Buchmüller in Gießen ist durch einen Brand voll­ständig zerstört worden. .

* Bon der badischen Grenze, 4. Dez. In Donau- efchingen fand heute mittag in Anwesenheit des Großherzogs und des Fürsten von Fürstenberg die Einweihung des neuen Rathauses statt. Bürgermei­ster' Schön hielt die Festrede, auf die der Groß­herzog erwiderte.

!s Von der bayerischen Grenze, 4. Dez. Jur Schlvßgebäude zu Jllertifseu zeigten sich seit dem Erdbeben am 16. November einige bedenkliche Risse, die das Abträgen eines Erkers an der Westfront nonvendig machten. Nach den vorbereitenden Ar­beiten hierzu ist nun der Erker teilweise abge stürzt, ohne indes ein Unglück cinzurickstew.

Zur Reichst«gSwahb.

st Tübingen, 4. Dez. Es steht nun fest, daß im 6. Wahlkreis Reutlingen-Tübingen-Rottenburg vier Kandidaten für die Reichstagswahl sich gegenüber­stehen. Payer von der Volkspartei, den die Natio­nalliberalen unterstützen, Schlicke von der Sozial­demokratie, Erzberger vom Zentrum als Zahlkan­didat und Sekretär Krug von Stuttgart als Kandidat der Konservativen und des Bauernbundes.

st Ellwange«, 4. Dez. Gestern wurde in einer sehr gut besuchten Vertrauensmännerversammlung des Zentrums Amtsrichter Gerichtsafsessor Bolz in Stuttgart einstimmig als Kandidat für den 13. Reichstagswahlkreis aufgestellt.

Aus dem Reiche.

st B«Len-Oos, 4. Dez. Das LuftschiffSchwa­ben" hat feine letzte diesjährige Fahrt unternom­men. Borallssichtlich werden die neuen Fahrten im Februar wieder ausgenommen.

!s Kiel, 4. Dez. Auf dem Linienschiff Preußen sind heute abend während einer Schießübung in der Kieler Bucht, anscheinend infolge unvorsichtigen Hantierens mit einer Granate an einem Geschütz zwei Mann erheblich verletzt worden. Die Preußen ist hier eingelansen und hat die Verunglück­ten gelandet, die sogleich in das Garnisonslazarett übergeführt wurden.

RusläuMLches

st Saloniki, 4. Dez. Laut amtlicher Meldung wurde eine neben dem Konak gelegene Moschee in Jatib durch Bulgaren in die Luft gesprengte In der Moschee war nieinand anwesend. Opfer an Menschenleben sind nicht zu beklagen.

st Saloniki, 4. Dez. Auf den von Saloniki nach Konstawinopel abgegangenea Postzug würde gestern bei Akindjcha!i ein Bombenans ch l a g ver­übt. Infolge der Explosion wurde der Gepäckwagen zertrümmert. Zwei Personen des Zugspersonals wurden verletzt. Das Attentat wird dem bulgarischen Komitee zur L«st gelegt.

Lynchjustiz kroatischer Bauer m

* Agram, >- Dez. In einem interessanten Pro­zeß hat heute der Agramer Gerichtshof ein über­raschendes Urteil gefällt. Für vierundzwanzig Bau­ern ans dem Dorfe Ribnik an der kroa tisch-kr cn- nischen Grenze hatte die Staatsanwaltschaft die To­desstrafe in Vorschlag gebracht, weil fie einem wan­dernden Bürsteiibindergehilfen, den sie für einen Brandstifter hielten, durch schreckliche Foltern zu einem Schuldbekenntnis gezwungen hatten, worauf sie ihn zu Tode mißhandelten und feinen Leichnam verbrannten. In den letzten Monaten hatten sich nämlich in Ribnik zahlreiche Brände ereignet. Dip aufgeregten Bauern veranstalteten allnächtlich, mit Sensen und Gewehren bewaffnet, Streifzüge in der Umgebung, um die vermutlichen Brandleger zu fan­gen. Auf einem dieser Slreifzüge fiel ihnen der tschechische Bürstenbindergehilfe Duchanek in die Hände. Infolge eines kleinen Mißverständnisses der Wanderbursche hatte gesagt, er sei einkrtasch" (was tschechischBürstenbinder" bedeutet), die Bau­ern hatten jedochkartasch" (Kartenspieler) verstan­den -- fiel die erregte Menge über den Unglücklichen her. der nun feineUnkenntnis" der kroatischen Sprache mit dein Leben bezahlen milchte. Der Prozeß gegen die Bauern nahm mehrere Tage in Ansvruch und endete mit dem Freispruch aller Ange- tlogten. In der Begründung des Urteils heißt es, die Bauern hätten sich in einem Zustande der Auto­suggestion und der Sinnesverwirrung befunden.

Me Remliiti»« i« Chim.

st Nanking, 4. Dez. Die Tatarenstadt von Nan­king ist mit Erlaubnis der Behörden geplündert und eingeäfchert worden. Sonst vollzog sich die Beset­zung von Nanking in systematischer Weise».

* London, 4. Dez.Daily Telegraph" meldet aus Schanghai: Der Vizekönig Tfchang und der Tatarengeneral Tichliang haben sich nach der Ein­nahme von Nanking in das deutsche Konsulat ge­flüchtet.

st EHarbin, 4. Dez. Wie aus chinesischer Quelle gemeldet wird, haben die Revolutionäre die Ne- giernngstruppen in der Nähe von Futschou, Foengh- wang-Tfchon, Liaujang und Hainjang nahe bei Liau- jang angegriffen. Durch Zufall wurde ein japanischer Offizier durch eine Kugel eines Revolutionären verwundet. Die Revolutionäre haben in der Nähe von Futschou zwei Befestigungen besetzt; die Regie­rungstruppen hatten l4 Tote und Verwundete und zogen sich nach Futschon zurück. >

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