- Lauphekn, 2. Dez. In Burgrieden entstan­den tn der Fabrik von Staiger Unrasten unter den kroatischen Arbeitern, die mit Waffen in die Fabrik eindrongen. Ein starkes Landjägeranfgebot mnßte die Leute ans dem Anwesen vertreiben und nahm die Rädelsführer fest.

!s Haigerloch-, 2. Dez. Die 43jährige Estefrau des Wagners Fridolin Binder von Jmnau ist vom Zuge auf dem Bahngleis beim Unterstadtwald über­fahren worden. Sie. hat schwere Verletzungen am Kopfe erlitten, wo die rechte Backens eite zersplit­tert ist und die Fleifchteile losgelöst sind. Auch der rechte Arm ist so schwer verletzt worden, daß der Vorderarm abgenommen werden mußte.

Zur Reichstags wähl.

st Ebingen, 2. Dez. Lehrer Bernecker in Thail- fingen ist von Seiten der Konservativen Partei als Reichstagskandidat für den b. Wahlkreis in Aus­sicht genommen.

st Heilbronn, 2. Dez. Gegenüber verschiedenen Zeitungsnotizen, daß das Zentrum für den Kan­didaten des Bauernbundes, Dr. Wolfs, bei der Reichs- tagswahl inr 3. Wahltreis gleich im ersten Wahlgang stimmen werde, wird von Seiten der genannten Partei daraus hingewiesen, daß sie bisher noch keine offizielle Parole ausgegebeu habe und vorerst eine solch-?, auch nicht ansgeben wird.

Aus dem Reiche.

st München, 3. Dez. Der Flieger Reeb, der heute mittag I. Uhr auf dem Flugplatz Milberts­hofen zum Ueberlandflug nach Nürnberg aufgestie­gen war, ist bei Breitenfurt in Mittelfranken ab- gestürzt und war s ofort tot.

* Berlin, 2. Dez. Die im Reichstage zwischen dem Präsidenten und den Fraktionen verabredeten Dispositionen gehen jetzt dahin, daß der Schluß der Session am 6. Dezember erfolgen soll.

Der neue Kolo nial-S taa tssekr etär.

* Berlin, 2. Dez. Ueber die Nachfolge Linde- qnists ist die Entscheidung gefallen: der bisherige Gouverneur von Ostafrika Frhr. v. Rechenberg wurde zum Staatssekretär des Reichskolonialamts ernannt; an seine Stelle tritt Dr. Solf als Gou­verneur von Ostasrika.

Ausländisches.

* Wien, 2. Dez. Nach zweitägiger Verhandlung verurteilte das Schwurgericht in Wien heute den Tischlergehilfen Njegus wegen Mordversuchs an dem Justizminister Dr. v. Hochenburger während der Sitzung des Abgeordnetenhauses am 5. Oktober zu 7 Jahren schweren Kerkers^

* Czernowitz, 2. Dez. In Kronestie brach eine Bauern re v o lte aus, als die Erben eines gro­ßen Grundbesitzes ihr Erbe antreten wollten. Die Bauern suchten sie mit Knütteln und Revolvern zu vertreiben; dabei wurden 3 Gendarmen und t In­genieur getötet. Militär, das gerufen wurde, er­wies sich als machtlos.

* Paris, 2. Dez. Die im Auftrag Delcassees vorgenornmene Untersuchung der Pulverfahrikation hat die beklagenswertesten Ergebnisse gehabt. So

ist festgestellt worden, daß die das Datum 1908 tragenden Pukvervorräte in Wirklichkeit ans den Jah­ren l895 u. 1896 stammen. DerMatin" verlangt die strafrechtliche Verfolgung der schuldtragenden Ingenieure,.

* Bombay, 1. Dez. Das englische Königs-

paar ist heute vormittag am Bord derMedina" hier eingetroffen. s

Die Lage in Persien.

* Teheran, 2. Dez. Das Kabinett hat infolge der gestrigen Abstimmung demissioniert. Sam fam-e-Sältanch hat es abgelehnt, ein neues Ka­binett zu bilden.

* Teheran, 2. Dez. Persien hat in seiner Ant­wort auf das russische Ultimatum in ruhiger Sprache die Gründe dargelegt, die es bewogen haben, die russischen Forderungen zurückzuweisen. In der Aut wort wird die russische Regierung aufgesordert, die Tatsachen eingehender zu prüfen und alsdann ihre Forderungen neu zu formulieren.

- Teheran, 2. Dez, In den Moscheen rufen die Geistlichen alle Perser zur Einigung und zum Kampfe gegen die Ausländer auf. Viele Gewehre sind bereits verteilt worden. Russischen Patrouillen ist es zu verdanken, daß heute die Ruhe nicht ge­stört worden ist.

ß Teheran, 3. Nov. Ein Telegramm ans Kas- win berichtet, daß die russischen Truppen in Refcht die dortige persische Miliz entwaffnet und das Tetegraphenamt besetzt haben. Ans allen Teilen der Provinz treffen Telegramme ein. die dem Medschlis Unterstützung anbieten.

Iw italienisch-türkische Krieg.

* Berlin, 2. Dez. Das Anerbieten des deutschen Zentralkvmrnitees vorn Roten Kreuz zur Hilfelei­stung im italienisch-türkischen Krieg hat die tür­kische Regierung mit wärmsten Dank angenom­men. Die Hilfsaktion wird demnächst eingeleitet werden. Das italienische Rote Kreuz lehnte bekannt­lich unter Hinweis auf die vaterländische Ocher Willigkeit in Italien auswärtige Hilfe dankend ob.

* Mailand, 2. Dez. Die italienischen Nachrichten vom nordafrikänischen Kriegsschauplatz lassen erken­nen, daß die Türken und Araber nach der Aufgabe von Sidi Messri und Fort Henni ihr Verhalten nicht geändert haben. Die türkischen Geschosse schla­gen meist nicht unmittelbar an den Laufgräben, sondern tn der innen liegenden Zone ein. - In der Frühe des k. Dezember unternähmen die Tür­ken einen dreimaligen heftigen Angriff auf das Fort Messri und drangen bis zum Stacheldraht vor, wurden aber vom italienischen Schnellfeuer zurück­geworfen.

* Tripolis, 2. Dez. Znara ist von dem Panzer Liguria" mit großer Heftigkeit bombardiert wor­den. Auch Taginra, das Zentrum der feindlichen Stellung soll bomdardiert werden.

* Konstantinopel, 2. Dez. Der Kriegsminister

veröffentlicht eine von General Edhern Pascha, dem Kommandanten des Bezirks von Tobruk, vorgestern abgeschickte Depesche folgenden Inhalts:Nach einem von Enver Bey gesandten Rapport griff ein Batail­lon mit einer Gebirgsbatterie bei Derna unsere Po­sition an. Die Italiener erlitten eine vollstän­dige Niederlage. Sie hatten zweihundert Tote und ließen eine große Menge Waffen und Muni­tion im Stich." !

* Tripolis, 2. Dez. Als der Berichterstatter desTemps", Jean Carrere, gestern nacht nach Hause zurückkehrte, wurde er verräterisch an ge­sät len und in der Schulter, dicht am Halse durch einen Dolchstich verwundet. Edlere Organe wurden von der Waffe nicht berührt. Der Täter ist entflohdn. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, da Car­rere keine Personalbeschreibung geben kann.

Tie Dardanellensrage wird akut.

* Konstanttnopel, 1. Dez. Mit äußerstem Un­behagen beobachtet rnan in der Türkei die Entwick­lung der diplomatischen Lage. Es hat Mißtrauen verursacht, daß Rußland, welches anfangs gegen eine italienische Blockade der Dardanellen energisch Ein­spruch erhob, vor einigen Tagen diese Haltung mo­difizierte in der Richtung, daß es keine Einwendun­gen gegen die Blockade erheben wolle, falls die neutrale Schiffahrt hiervon unbehelligt bleibe. An­dererseits übt aber die russische Diplomatie in Slam­bus einen Druck aus, um die Türkei zu verhindern, durch Legung von Seeminen die internationale Schiffahrt zu gefährden. Die Frage ist deshalb gegenwärtig akut, ob die Türkei zur Ersatzpflicht he­rangezogen werden kann, wenn durch eine Seemine ein neutrales Schiff Schaden erleidet.

Me Revolution in Chi«.

* Nanking, 1. Dez. Nachdem die Revolutionäre den Purpurhügel, die letzte Stellung der Kaiserlichen außerhalb der Stadt, genommen haben, ist die Stadt Nanking jo gut wie der Gnade der Revo­lutionäre preis gegeben, da diese große Ge­schütze in einer die Stadt beherrschenden Stellung aufgestellt haben.

* Schanghai, 2. Dez. Die Stadt Nanking ist gefallen und von den Revolutionären besetzt.

* London, 2. Dez. Wie demDaily Telegraph" aus Schanghai gemeldet wird, war der gestern er­mordete Eingeborene der Agent und Kassierer einer bedeutenden deutschen Firma.

Literarisches.

Der moderne Wintersport. Ein Hand- und Nach- schlagebuch für Anfänger und Sportleute, 2. Auf­lage, vollständig neu bearbeitet von Carl I. Lu­ther. Mit 141 Text-Abbildungen und 15 Ansich­ten von Wintersportplätzen. In illustriertem Ori­ginalleinenband 3 Mark. Zu beziehen durch die W. Rie ker'scheBuchhandlung, L. Lauk, Altensteig.

Eir»M«srtll-rr Redakteur: L. Lauk, Wtensirtg.

Diuck u. Verlag der W. Rieker'schen Bachdruckerrt, 8. Laak, Alteaiidktg

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Reise den Mann noch oftmals wieder, und er hörte auch aus gelegentlichen Aenßerungen der Kameraden, daß er Simmer heiße und vor seiner Anwerbung Ingenieur im Rheinland gewesen sei; aber keiner von ihnen schien das Be. dürfnis nach einer Fortsetzung der an jenem Abend ange- kuüpften Vekamuschaft zu fühlen, lieber einige flüchtige, in­haltlose Worte, die gelegentlich im Vorbeigehen zwischen ihnen getauscht wurden, kamen sie nicht mehr hinaus, und zumeist schritten sie aneinander sogar mit stummem Gruße vorüber. Was sie trennte, war die instinktive Scheu zweier Menschen, die sich in einer unbewachten Stunde gegenseitig zu'tiefe Ein­blicke in ihr Inneres gestattet haben.

6. Kapitel.

Sobald der Dampfer mi Hafen von Batavia vor Anker gegangen mar, begann die Ausschiffung der an Bord befind- iichen Truppen. Schon vorher war den Leuten durch eine kurze, aber eindringliche Ansprache des befehlenden Offiziers klar gemacht worden, daß die Tage der milderen Disziplin nunmehr vorüber seien, daß die straffe militärische Zucht wieder an die Stelle der stillschweigend geduldeten Freiheiten trete, und daß jeder Verstoß gegen die Vorschrift oder Sub­ordination fortan aufs strengste geahndet werden muffe. Es herrschte denn auch eine ziemlich gedrückte Stimmung unter den Ankömmlingen, und auf dem Marsch nach dem Stabilen Weltevreden, wo sich die großen Kasernen befinden, gab eS nur ernsthafte, trübselig dreinschauende Gesichter. Mit banger Erwartung sah jeder den kommenden Ereignissen entgegen, denn so weit waren doch inzwischen alle über die wahre Natur der Dinge aufgeklärt ivorden, um zu wissen, daß die Bestim­mung der Station, an die ein jeder geschickt werden würde, fast gleichbedeutend war mit einer Bestimmung über Leben und Tod.

'Aber die Auswahl der für die Ablösung oder Ergänzung de, einzelnen Besatzungen bestimmten Mannschaften erfolgte nicht, wie die meisten es erwartet hatten, schon am ersten oder zwecken Tage. Man ließ die Leute vielmehr zunächst allerlei Exerzier- und Gefechtsübung»» machen und gönnte ihnen im übrigen ziemlich viel Rnbä. damit sie sich von de«

Strapazen der langen Seereise zu erholen und vielleicht auch ein wenig zu akklimatisieren vermöchten. Nach Ablauf einer Woche erst fand die mit nochmaliger ärztlicher Untersuchung verbundene Musterung statt, aus Grund deren dann nach dem Maße ihrer Brauchbarkeit die Verteilung der Neu­angeworbenen erfolgen sollte.

Gerade, als Rudolf Hildebrandt mit einem Dutzend seiner Kameraden in den Saal geführt wurde, stand sei« seltsamer Bekannter von dem Schiffe, der angebliche Ingenieur Simmer, vor dem Arzte. Dem letzteren mußte irgend etwas au dem Mann nicht gefallen, denn er befahl ihm, den Kopf bald nach der einen, bald nach der anderen Seite zu wenden, sah ihm sehr aufmerksam ins Gesicht und wechselte endlich mit dem höherem Offizier, der den Vorsitz führte, einige halblaute Worte in holländischer Sprache. Simmer mußte daraufhin zu- rücktreten und sich abseits von den übrigen aufstellen. Er gehorchte mit derselben unveränderlich finsteren Miene, die er damals auf der Reise gezeigt hatte, nur seine Lippen waren vielleicht noch fester und schmerzlicher zusammengepreßt als sonst.

Rudolfs Untersuchung war wieder wie in Harderwy keine sehr flüchtige. Der Arzt sowohl wie die Ossizier« hatte» jeine kräftige, elastische Gestalt mit sichtlich«« WohlgHaüm

betrachtet, und der junge Mann hatte bereits genug von der holländischen Sprache gelernt, um zu verstehen, wie der erste« sagte: »Ein Kapitalbursche! Den können wir un­bedingt in da» Innere schicken. De, hält's schon ein Weilche»

DaS grausam« Wort, das, wie er jetzt wußte, nicht viel weniger als ein Todesurteil war, ließ Rudolf zusammen- fahren. Aber e, zwang die schwächliche Regung sogleich mit starkem Willen nieder, denn er war z» stolz, hier vor Kameraden und Vorgesetzten Betagtheit zu offenbaren. Was war denn auch im Grund« an alledem gelegen? Bester vielleicht, man schickt« ihn von vornherein in ein Fiebernest, wo ihm nach kurzem Leiden die sichere Erlösung winkte, als daß er zu jenem langsamen Hinstechrn. zu jenem »ualvollen

Wechsel zwischen Hoffnung und Verzweiflung verdammt wurde, von dem Simmer auf dem Dampfer gesprochen hatte.

Die Leute wurden in ihre Stuben zurückgeschickt mit alleiniger Ausnahme des ehemaligen Ingenieurs, der un­beweglich auf seinem Platze blieb. Als Rudolf eben di« Schwelle seines Reviers überschritt, reichte ihm der Korporal einen Brief, bei besten Anblick es dem jungen Mann eiskalt über den Rücken rieselte, während der Boden unter seine« Füßen zu schwanken schien. Er hatte sofort die festen, kauf­männisch-deutlichen Schriftzüge seines früheren Chefs erkannt, und die Erinnerung an das Verlorene stürmte in diesem Augen­blick so übermächtig auf ihn ein, daß alle seine Energie nickft ausreichte, um dem beobachtenden Blick des Vorgesetzten seine gewaltig« Gemütsbewegung zu verbergen.

.Na, Hildebrandt, Sie sind ja kreideweiß geworden»* meinte der Korporal gutmütig. .Der Brief ist am Ende gar von Ihrem Vater, denn vom verlassenen Liebchen kann er der Handschrift nach schwerlich sein. Sie hätten ihn schon vor so und so viel Wochen haben sollen, denn, wie der Poststempel zeigt, ist er gerade am Tage nach unserer Einschiffung in Harderwyk angekommen. Ohne den indischen Postdainpser hätten Sie ihn übrigens vielleicht erst nach einem weiter«» Monat erhalten.'

»Nach einem weiteren Monat,' dachte Rudolf mit zuckendem Herzen, .dann hätte er mich wohl schwerlich noch unter den Lebenden gefunden.'

Fortsetzung folgt.

Das artige Kerlchen. Besucher: .Ist das der kleine Paul?' Hausfrau:Ja, das ist mein ältester lieber Junge, nicht wahr, er ist ein artiges Kerlchen?' Be­sucher: »Ja, aber er scheint mich für den Hausarzt zu hal­ten.' Hausstau: ,J, wieso denn?' Besucher: »Er steckt mir fortwährend die Zunge heraus.'