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Gegründet
1877.
Die Tagesansgade loste: vierteljährlich im Bezirk Mgold und Nachbarortsoerkehr M. 1.L5
außerhalb Mt. 1.35.
Die Wochenausgabe (Schwarzwälder Sonntagsblatt) lostet vierteljährlich 58 Pfg.
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Nr. s»s
Ausgabe in Aliensteig-Stadk.
Deullcher Reicksraa.
Berlin, 30. Nvv.
Auf der Tagesordnung steht zunächst die zweite Beratung des Entwurfes betr. die A ufhe du u g des Hi lf skms s e n g es etz e s. Die zweite Lesung des Gesetzentwurfs wurde beendet. Das Gesetz tritt nach kaiserlicher Verordnung in Kraft. Es folgt die zweite Lesung des P r i v a t b e a rn t e u Versicherungsgesetzes. Auf eine Anfrage des Abg. Linz (Reichsp.) erklärt Ministerialdirektor Caspar, daß die technischen Beamten, vor allem auch die Musterzeichner, ohne Rücksicht auf den künstlerischen Wert ihrer Leistungen in das Gesetz einzubeziehen sind) Auf eine Anfrage des Abg. Raab iwirtsch. Vgg.) erklärt der Regierungsvertreter bezüglich der Werkmeister, daß die Kündigungsfrist ohne Einwirkung auf das Gesetz sei. Nach längerer Debatte wird ein joz. Antrag, wonach Bureauangestellte, soweit sie mit schriftlichen Arbeiten beschäftigt sind, unter das Gesetz fallen sollen, abgelehnt, ebenso ein dazu gestellter freisinniger Antrag, nachdem Ministerialdirektor Caspar in Beantwortung verschiedener Ausführungen dargelegt hatte, daß die Befürchtungen, es würden jene Beamtenkategorien nicht unter das Gesetz fallen, wenn es bei der Kommissionsfassung bleibe, unbegründet seien. Die Frage der Versicherung der kaufmännischen Angestellten in Handwerkerbetrieben werde von Fall zu Fall zu regeln sein. Es komme darauf an, wie der Prinzipal die Beschäftigungsart beurteile und bezeichne. Bei den Bnreauangestellten der Rechtsanwälte hänge die Versicherung davon ab, welcher Art die Beschäftigung sei. Paragraph 2 wurde unverändert in der Kom- mijsionsfassung angenommen. Auf eine Anfrage des Abg. Irl (Ztr.) erklärt Ministerialdirektor von Caspar, daß die Weihnachtsgratifikation bei der Festsetzung der Versicherungspflicht als Lohn- oder Entgelt nicht in Betracht komme. Zu Paragraph 9, der Reichs-, Staats- und Gemeindebeamte, sobald ihnen Anwartschaft auf Ruhegeld bewilligt wird, versicherungsfrei läßt, beantragt Abg. Schultz (Reichspt), daß bei Streitigkeiten über die Versicherungspflicht der Geistlichen anerkannter Religionsgemeinschaften sowie der Lehrer die oberste Verwaltungsbehörde desjenigen Bundesstaates entscheiden soll, in dessen Gebiet die bezügliche Korporation, Schule oder
Aefesrucht.
Dem Tage gleicht das Menschenlos:
Es ist ein Auf- und Niedergehen,
Und morgen läßt ein andrer Tag Dieselbe Sonne wiederschn.
Wilhelm Jensen t-
Angeworben.
Erzählung von Lothar Brenkcndors.
(Fortsetzung.) (Rachdruck verboten.)
MS zur Einfahrt in den Kanal von Suez war eitel Jubel und Fröhlichkeit aus dem Jndiensahrer gewesen Nun aber begannen die lärmenden Aeußerungen einer schier unbändigen Lustigkeit allgemach zu verstummen. Die furchtbare unerträgliche Gluthitze des Roten Meeres legte sich lähmend auf alles Lebendige an: Bord des Schisses. Den Mannschaften wurde der m diesen Regionen höchst gefährliche Genuß geistiger Getränke verboten, und man sah überall nur matte, apathische, leidende Gesichter. Auch eilt paar ernste Krankheitssäüe kamen jetzt vor, und am zweiten Mittag nach dem Passieren des Kanals verbreitete sich im Zwischendeck die Kunde, daß einer gestorben sei.
Es war der Schweizer, der sich zugleich mit Rudolf Hildebrandt hatte anwerben lassen, ein stiller, gutmütiger Bursche. Welcher Art sein Leiden eigentlich gewesen sei, wußte auch der Arzt nicht zu sagen. Gegen abend schon fand die Bestattung des Toten nach seemännischem Brauche statt. Auf ei» Brett gebündelt und mit eisernen Gewichten beschwert, wurde seine irdische Hülle nach kurzer, schlichter Trauerzeremonie in das Meer versenkt, und während der ganzen Dauer -er Reise war es auf dem Schiffe nicht so still hergegangrn als an diesem Abend. Namentlich Rudolf, dessen Gemütsstimmung »luudies eine io gedrückte und niedergeschlagene war, fühlte
Freitag, de« 1. Dezember.
sich durch das traurige Vorkommnis im innersten Herzen erschüttert, und obwohl er den Gestorbenen kaum gekannt hatte, war ihm so trüb und bang zu Sinn, als hätte er einen lieben Freund verloren.
Auf die eiserne Brüstung gestützt, stand « ganz allem auf dem Vorderdeck, als er sich zu seiner Neberraschung plötzlich von einer tiefen, ernsten Männerstimme in deutscher Sprach« angeredet hörte.
„Sie denken an den Glücklichen, der jetzt da unten aus dem Meeresgründe ruht, und Sie beneiden ihn um das Los. das er gezogen hat — nicht wahr, Kamerad?"
Der Sprechende war für Rudolf ein völlig Fremder. Er war nicht in Harderwyk gewesen, ftmdern mit emem anderen Kommando an Bord gekommen. Da er sich seit dem ersten Tage der Reise von den übrigen abgesondert und niemals an einer der üblichen Schwelgereien teilgenommen hatte, war er nur wenig beachtet worden, und Rudolf Hildebrandt hatte bisher kein Wort mit ihm gewechselt. Als er jetzt aus die unerwartete Anrede hin erstaunt aufblickte, nahm er zum erstenmal wahr, daß der Mann ein auffallend fein geschnittenes, intelligentes Gesicht hatte, und daß seine ganze Erscheinung sich trotz der gleichmachcnden Uniform sehr vorteilhaft von den zumeist recht plumpen Gestalten der anderen unterschied. Zugleich sah er auch den finsteren Emst in seinen Zügen, den seltsamen Blick seiner tiefliegenden dunklen Augen und das eigentümliche nervöse Zucken, das, während er sprach, um seine schwermütig herabgezogenen Mundwinkel spielte. Wäre er ihm an irgend einein anderen Orte begegnet, so hätte er diesen Fremden wahrscheinlich viel mehr unheimlich als sympathisch gefunden; jetzt aber, nachdem er seit einer Reih« von Tagen nichts als rohe und gemeine Reden vernommen, berührte die gewählte Ausdrucksweise eines offenbar gebildeten Mannes sein Ohr wie der Gruß eines lieben Freundes.
„Wie sollte ich den Aermsten beneiden, Kamerad?" gab er zurück. „Glauben Sie denn, daß es sein Wunsch war, zu sterben? Hätte er all die Mühsal und Plackerei des harten Rekrutendienstes erst auf sich zu nehmen brauchen, wenn er nichts anderes wollte und erhoffte als dies?"
S«rt»»l»tt fite Pfrlzerssenmeiler.
1SU.
Anstatt ihren Siy hak. Kuno -Fr. V. : Wie steht es mit solchen Gemeindebeamten, die in kündbarer Stellung sich befinden und mit solchen, die in Privatdienste übertreten 2 Ministerialdirektor Caspar: Das Gesetz schließt sich in dieser Beziehung den Bestimmungen der Reichsversicherungsordnung an. Aus Anregung des Abg. Momsen erklärt Ministerialdirektor Caspar, daß Staatsbeamte nicht unter das Gesetz fallen, sichern sie mit Pensionsberechtigung angestellt sind. Paragraph 9 wird mit dem Antrag Schultz angenommen. Darauf wird die Weiier- verhandlung ans Freitag vorm. ! k Uhr vertagt: vorher tleine Aktien, ^chiffahrtsabgabengejetz. Schluß halb sieben Uhr.
Lsndesnachrichr§n.
Atterrüeig. 1. Dezember.
* Sitzung -der bürgerlichen Kollegien vom 30. November. D e r G e m e in d e r a t a l l e i n. Erledigt werden einige Vormnndschastssachen. Zur Kenntnis genommen wird ei« Erlaß des Ev. Oberschulrats über die Ansetzung von Taggeldern für unständige Lehrerinnen und Arbeitstehrerinnea. Erledigt werden einige Elcktrizitätsfragen. Auch die Störungen und Unregelmäßigkeiten kamen zur Sprache, die es in der letzten Zeit vielfach gegeben hat. Es brannten z. B. die Lampen der Straßenbeleuchtung bei Tag, aber bei Nacht nicht. Vom Vorsitzenden wird die mangelnde Umsicht gerügt und- gesagt, daß Betriebsleiter Faißt ausgefordert werde, dafür zu sorgen, daß Unregelmäßigkeiten fernerhin vermieden werden. Der jährliche Beitrag an den Beziriswohttärigtettsverein wird ab 1. April von lO Mart auf l 5 Mart erhöht. — Gärtner Lutz, der anläßlich des Feuern ehrsestes beim Neishernnterholen von einer Ehrenpforte verunglückte, wird aus Billigtettsgründen ein Beitrag von 25 Mark zu seinen Kurtosten verwilligt unter der Voraussetzung, daß die Feuerwehr denselben Betrag gibt. - Schuhmacher Vvlz bittet um Pachtnachlaß wegen teilweiser Veräußerung seines städt. Pachtgrundstückes an der Altensteigdorserstraße zu Bauzwecken. Der Pacht wird von 20 Mark aus 10 Mark ermäßigt und zwar für Martini 191 l/12. Metzger Lutz hat vom Elektrizitätswerk einen Schuppen erworben und bittet, diesen bei der Kunstmühle
ausstellen zu dürfen. Das betr. Grundstück ist von Rob. Lutz gepachtet. Ein Afterpacht wird in widerruflicher Weise gestattet. - Erledigung fanden einige Rechnungssachen. - Karoline Lutz reichte eine Rechnung ein über Reinigung der Kunstmühle und Turbinen. Die Entschädigung hiefür wird als unter dem kürzlich verwilligten Betrag von 20 Mark als inbegriffen bezeichnet. Gemeinschaftliche Sitzung der bürgert. Kollegien. — Gewählt werden die Beisitzer und Stellvertreter zur Gemeinderatswahl ^ vom Gemeinderat Ehr. Dietsch bezw. Privatier Ackermann, vom Bürgerausschuß Obmann Adolf Henßler bezw. Gg. Lutz, Glaser. — Als Tag des Eintritts der neuen Mitglieder iw das Kollegium wird der 4. Januar festgesetzt. — In einem Erlaß des Oberschulrats vom 1l. Ncw. ds. Js. wird aufgefordert, schon auf l. Mai l912 ein« der in Aussicht genommenen weiteren zwei Lehrstellen zu errichten. Die Besetzung beider Stellen kann ohne einen Schulhausneubau vorgeaommew werden. Es ist nun beabsichtigt, beide Lehrstellen auf genannten Termin zu besetzen, da ein tatsächliches Bedürfnis hiefür vorliegt. Die definitive Beschlußfassung wird zurückgestellt. — Der Satz über Kraftbezug aus der Lichtleitung für Bügeleisen, Heizapparate, kleinere Motore rc. wird von 25 Pfg. auf 20 Pfg. herabgesetzt. — lieber die Neuregelung der Belohnung der Rechnungsgeschäfte der Stadt- und Armenpflege, sowie der Schulkasse fand eine eingehende Besprechung statt. — Erledigt wurden ferner noch eine Reihe kleinerer Gegenstände.
* Fabrikbesitzer Albert Böhrsnger in Niederingelheim a. Rhein, der auch in unserer Gegend, durch seine Jagd in Wörnersberg und seinen alljäh» Lichen Aufenthalt dort besannt ist, wurde in Anerkennung seiner Verdienste um die chemische Industrie vom Großherzog von Hessen zum Kommers zienrat ernannt.'
Nagold, 30. Nov. In die Bewegung, di« die am nächsten Samstag startfindende Gemeinde-, ratswahl in die Stadt bringt, tönen beruhigend die Stimmen der Kunst. Gestern abend war im Festsaa! des hiesigen Seminars ein Konzert, das die Kunst in ihrer edelsten und vollendetsten Form darstellte. Frau Margant Döring von Mittendorf, beherrschte das Klavier mit ungewöhnlicher Virtuosität, Frl. Amelie Manning entzückte durch ihren
Der finstere Gefährte lehiile sich nun ebenfalls an dt« Reling und verschränkte die Arme über der Brust.
„Was der arme Narr sich wünschte und worauf er hoffte, kann ich nicht wissen, denn ich habe ihn nicht gekannt. Das aber weiß ich, daß es das Schicksal mit ihm besser ge. meint hat, als mir irgend einem von uns. Oder halten Si« es für einen Gewinn, daß wir noch einige Wochen oder Monate hindurch ein Hundedasein führen dürfen, um dann unter dem Messer eines Atchinesen zu verbluten oder — was viel wahrscheinlicher ist — ani Fieber langsam zu vertrocknen?"
„Sie sehen unsere Zukunft zu düster, Kamerad! Es mag ja sein, daß dem einen oder dem andern ein solches Schicksal beschieden ist, aber wir werden doch wohl nicht alle drüben aus Batavia bleiben."
„Nein — nicht alle. Einer unter zehn pflegt m der Tat seine kontraktliche Dienstzeit zu überstehen. Der Himmel bewahre Sie und mich davor, daß ivir zu diesen Glücklichen gehören."
Rudolf fragte nicht, wie dieser Fremde dazu komme, ihm den Tod zu wünschen. Es war etwas in diesen letzten Worten gewesen, das ihn erschauern machte. Die bange Beklommenheit, die seit dem Tode des Schweizers auf rinn lastete, schnürte ihn, mit verstärkter Gewalt das Herz zusammen.
„Sie sind, wie ^ es scheint, über die Verhältnisse, Venen wir entgegengehcn, sehr genau unterrichtet," sagte er nach einem kurzen Schweigen mit gepreßter Stimme. Und der andere ncigle, ohne ihn anzusehcn, bejahend das Haupt.
„Ganz genau. Ich habe mich darüber bei Leuten erkundigt, die es wissen müssen. Außerdem war es ja oft genug in unseren deutschen Zeirungen zu lesen."
„Was war darin zu lesen? Sie begreifen, Kamerad, daß dies eine Sache ist, die mich sehr interessiert."
„Gewiß, ich begreife es, und ich will Ihnen lein Geheimnis daraus machen. Der dritte Teil der aus Europa Angekommenen liegt schon nach den ersten Tagen oder Wochen im Lazarett, und die Widerstandsfähiaeren batten es
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