AAkläNdilchLÄ.

t st Wie», !. Nov. Heute nachmittag fano in i Kegenwart des Kriegsministers die erste Vorführung des Wtrthschen Fernlentbvorcs auf der Do­nau statt. Der Kriegsminister nahm mit dem Er­finder in dem Boot Platz, verweilte darin während der Ausführung wohlgelungencr Manöver eine halbe Stunde und ließ sich die Konstruktion eingehend erläutern.

st Paris, l. Nov. Der König der Hellenen besuchte heute den Minister des Aeußern.

st Las Palmas, l. Nov. Lloyds meldet: Am 30. Oktober stieß der französische DampferLi­beria",. der der französischen Dampfschiffahrtge- sellschast gehört, mit dem französischen Dampfer Diolibah", der die Liberia im Schlepptau hatte/, zusammen. DieDiolibah" sank und 21 Mann der Besatzung nno 3 Passagiere derDiolibah" er- ^ tranken. DieLiberia" wurde am Bug beschädigt.

Deutsche in Südauftralien.

Adelaide, 5. Sept. Adelaide, die Hauptstadt von Süd-Australien, ist kleiner als Sydney oder Mel­bourne, aber sie ist sie drittgrößte Stadt in Austra­lien. Vielleicht ist sic die de ton nieste Stadt in : Deutschland, da die Bevölkerung sehr viele Deutsche - unter sich zählt. Natürlich sind sie über Stadt und Land verteilt, aber manche Dörfer haben nur deutsche Einwohner. Wir haben solche unter dem Namen : von Klemzig, Hahndorf, Lobethal. Grünthal u. a. in der Nähe von Adelaide: sie sehen wie ein Stück der deutschen Heimat aus. Bevor die große Ein­wanderung in Australien aufing und die reichen Goldentdeckuugen in Ballarat und Bendigo die Welt mit Erstaunen erfüllten, fieoelten sich eine Menge .' deutscher Bauern hier an. Große Landbesitzer, die den Wert deutscher Arbeiter erkannten,, veranlaßten sie, durch höhere Löhne und Geschenke von Land, nach Australien mit ihren Familien ausznwandern. Die meisten von ihnen sind natürlich nicht mehr am Leben, aber ihre Nachkommen sind hier und ge­hören jetzt zu den größten Landbesitzern und den wohlhabendsten Kausleuten. In vielen Fällen hat die junge Generation sich mit Engländern und Eag- : länderinnen verheiratet, aber ihr Interesse an und ihre Liebe zu Deutschland hat nicht abgenommen. Diese Nachkommen von Deutschen verfolgen in den Zeitungen alle deutschen Angelegenheiten. Insbe­sondere" findet die- soziale. Gesetzgebung Deutsch­lands ihr Interesse. Hier ha! man auch nicht verges­sen, daß ein Deutscher, Dr. Hübbe, die Reform der , Lcmdgesetze unternommen und mit Erfolg durchgesetzt Hai. Mehrere Deutsche u. a. die Herren Basedow ^ und von Douj'a sind Parlamentsmitglieder. Herr ' Homburg, ein anderer Deutscher, ist einer unserer drei Krcrsgerichtsrä'e, Dr. von Lnkowitz ist einer unserer besten Aerzte, und fast in allen Zweigen : der Regierung und in allen kaufmännischen Be­

rufen findet man Deutsche in angesehenen Stel­lungen.

Der itMenisch-liirkische Wer.

st Tripolis, l. Nov. Gestern war hier alles ruhig, als plötzlich einige von feindlichen Gebirgs- schützen abgeseuerte Schrapnells in die Stadt sielen, s Au den Befestigungen wurde kein Schaden an-

^ gerichtet. Ein Angriff der Kriegsschiffe auf der

Flanke trieb die Türken in die Fluchs zerstörte

Mau berichtete den Tod sofort in die Heimat. Fritz Uetz anwanuen und fuhr mit dem Pfarrer nach der Stadt, uni üen Loren zu holen.

Auf dem Gerichte legte man dem Pfarrer das Protokoll vor und rraate ihn, ob die Auslagen des Verstorbenen euren Schein der Möglichkeit hätten.

L>ie verüben auf Wahrheit", entgegnete der Pfarrer erun.denn der greise Schäfer war völlig zurechnungs­fähig und har in seinem Leben wohl nie wissentlich eine Unwahrherr gesagt. Doch Friede sei dem Toten, denn er war das Werkzeug ln des Höheren Hand, der ihn hundert Jahre alt werden ließ, um einen hundertjährigen Hab auf immer zu verbrennen."

Man kaufte einen Sarg, bettete den Alten hinein und fuhr ihn langsam zurück ins Dorf.

öier wurde er im leeren Schafstalle bis zum Be- grädnistage aufgebahrt. Die Glocke der Dorfkirche läutete, und alles Volk war auf den Beinen, denn es gab heute nn seltenes Begräbnis. Die irdischen Reste des greisen Schäfers Christian sollten der Mutter Erde über­geben werden.

Als vier Burschen des Dorfes an die Bahre heran­traten, um den Sarg zum Friedhof zu tragen, da traten aus der Menge der Kahlbauer und der Lindenhofbauer an du Bahre heran und schoben zwei Burschen beiseite. So muvach waren die Alten noch nicht, um unter einer solchen Last susammenzubrechen. Sie hoben di« Bahre mit auf »hre Schultern, und der Leichenzug setzte sich langsam in Bewegung.

So trugen die beiden Erbfeinde den hundertjährigen Brandstifter ihrer reichen Gehöfte zum Friedhofe des Aries hinaus! Sie schaufelten dort auf den mit Blumen geschmückten Sarg mit eigener Hand die lehmigen Schollen, bis der Grabhügel sich über der Erde erhob. R-'Oec den, der alte Christian, der weise Schäfer ber Landgemeinde von seiner irdischen Pilgers atz« nun aus- ruht.

die Berschanzuugen und machte vier Geschütze un­brauchbar. Aus Benghasi nno Homs wird nichts neues berichtet.

st Tripolis, 1 . Nov. Die letzte Nacht und der heutige Tag sind ruhig verlaufen. Die italienischen Aviatiker signalisierten die Anwesenheit von den drei Gruppen von Feinden, die in den letzten Ta­gen erwähnt worden waren, an denselben Stel­len. Einem Flieger gelang es mit vollem Erfolg,- vier Sprengbomben in ein feindliches Lager zu schleudern. Bon den anderen Plätzen liegen keine Nachrichten vor. Die Herzogin von Aosta ist hier eingetroffen.

ch Rom, l. Nov. Nach einer Meldung des Car­rier« d'Jtalia sind die Regimenter in den vorge­schobenen Stellungen durch neuerdings gelandete Truppen abgelöst worden. Tribuna meldet aus Tripolis, daß die Türken gestern, nachdem ihr An­griff mit Gebirgskanonen von italienischen S'chisssgeschützen abgewehrt worden warz ein Gewehrfeuer gegen die italienischen Stellun­gen zwischen Sciara-Sciat und Sidi-Messri eröffncten, aber nach zwei Stunden zurückgeschlagen wurden. Die Italiener erbeuteten mehrere Kriegs­geschütze und schassten sie nach Tripolis.

^ Konstantinopel, l. Nov. Oberst Neschat Beh notifizier.c den Kommandanten der italienischen Flotte vor Tripolis, daß er für das Schicksal der mehreren tausend g efa n g e n e n Solda t en keine Verantwortung mehr übernehme, falls die ita­lienische Flotte abermals die Stadt Tripolis bombardiere.

Nach übereinstimmenden Berichten haben sich die italienischen Truppen in Tripolis entsetzliche Grau­samkeiten, selbst gegen Frauen und Kinder, zu Schul­den kommen lassen. So schreibt der Spezialbericht- xEMtter der Franks. Ztg. unterm 26,< Okt. ans Tripolis:

Eine Schreckensherrschaft

wie sie augenblicklich ausgeübt wird, kann auf die Dauer nur schlimme Früchte bringen. Die Zahl der standrechtlich Erschossenen kann niemand genau angeben; sie dürfte aber jetzt schon weit über Hun­dert hinausgehen. Meist verzichtet man auf jede Förmlichkeit. Die ersten sechs Opfer hatte man noch in der Kaserne gerichtet, im Hof, und die Bericht­erstatter sahen noch stundenlang die Spuren an der Mauer, Blut, Knochensplitter, Gehirnteile. Später ging man weniger umständlich vor. Jede Mauer­ecke wurde gut genug. Die Soldaten werfen die Körper der Gerichteten meist ohne weiteres ins Meer, bis sich ein Eingeborener ihrer erbarmt.

Anfangs hatte man Gewaltmaßncchmen vermei­den wollen. Mancher, der nach Caserta oder in den letzten Tagen nach Pantelleria in Gefangenschaft verschleppt wurde, hat Schlimmeres getan als seine Stammesbrüder, die unter dem Blei verendeten. Der böse Same ist schon aufgegangen. Die italieni­schen Verwundeten sind zum großen Teil entsetz­lich verstümmelt aufgefunden worden, die Araber hätten ihnen Nasen, Ohren, Hände und Füße ab­gehauen .. .c. . ^

Ein Bericht derStampa" schildert die scho­nungslosen Füsilierungen, welche die italienischen Soldaten rachetrunken vorgenommen hätten. Es seien auch Frauen füsiliert worden. Sogar ein Ehepaar wurde an eine Mauer gestellt und zuerst der Mann und dann die Frau niedergeknallt. Greise und junge Burschen wurden ebenfalls vor die Flin­tenläufe gespellt. Zuletzt wurde eine Greisin, die in ihrem Gewand Patronen verborgen hatte, ganz nackt ausgezogen und erschossen. Im ganzen sind gegen tausend Füsilierungen erfolgt. Dabei sind auch Jrrtümer entstanden. So wurden z. B. zwei Grie­chen, nur weil sie mit Revolvern bewaffnet waren, einfach stanorechtlich erschossen.

Die Rmlnlioo in Chm.

st Peking, I. Nov. Nuanschikai ersuchte die Rc gieruug telegraphisch, einen interimistischen Pre mrierminister zu ernennen, während er alle An griffe der Kaiserlichen einstellen lassen und nn vorzüglich mit Liyuanheng wegen des endgültigen Friedensschlusses verhandeln werde. Manschikai wolle, falls er nicht anders Unterhandlungen her beisühren könne, sich ins Lager der Aufständischen nach Wutschang begeben.

st Peking, l. Nov. Ein kaiserliches Edikt ge iiehmigt den Rücktritt aller Minister.

st Peking, I . Nov. Amtlich wird gemeldet, Puan jchikai wurde zum Premierminister ernannt.

Vermischtes.

ZTer kluge Manu baut vor!7 Folgendes Stück lein berichtet man aus Halle: Stand da jüngst in einem Dorf nahe bei Halle die Verpachtung der Gemeindejagd an. Die Bauern boten recht rege, doch der Großgrundbesitzer nebenbei bemerkt: ein freiionservativer Abgeordneter übertraf sie schließ lich doch mit seinem Gebot über 3000 Mark. Aber stltwm'. nicht er, sondern der nächste Bieter, ein mittlerer Landwirt erhielt den Zuschlag. Darob alljeitiges Erstaunen. Der Ortsvorsteher indes ließ mit der Erklärung nickt lange warten:Der Herr

Soundso hat baut Veranlagung nur ein Einkorn men von 7000 Mark. Wenn wir ihm davon 3000 Mark für unsere Jagd abnehmen,, so bleiben ihm bloß noch 4000 Mark. Und da ist in der heutigen Zeit ddr Teu-erungnichtmitauszukommen. Also!" Trotz aller Einreden blieb der Ortsschulze bei dieser Erklärung, ja er unterstrich seine An­schauungen noch, indem er es unverantwortlich nannte, wenn man einem Mann mit verhältnis­mäßig recht geringem Einkommen so große Opfer für eine entbehrliche Sache zumute. Ein solcher Ver trag verstoße geradezu gegen dieguten Sitten"... Und so kann der arme Herr Großgrundbesitzer, dank der sorglichen, menschenfreundlichen Gesinnung des KDrtsvorshehers, sich die Ausgabe der 3000 Mark sparen, wenn er nicht leichtsinnig genug ist, eine andere Jagd zu pachten.

Z Die Schadenersatzpflicht des Mieters Das Reichsgericht hat nach derJuristischen Wochen­schrift" zu der Frage des Umstandes der Schadens­ersatzpflicht des Mieters in einer Entscheidung Stel­lung genommen, die eine wichtige Rechtsfrage zum ersten Mal berührt. Das Reichsgericht führt aus: Der Mietvertrag begründet für den Mieter die Ver­pflichtung, dem Vermieter den vereinbarten Miet­zins zu entrichten. Infolgedessen wird der Mie­ter, der durch Zahlungsunfähigkeit an der Entrich­tung des Mietzinses gehindert ist, nicht bloß nicht frei von der Verpflichtung zur Leistung, sondern er hat auch dem Vermieter allen Schaden zu erset­zen, der diesem durch die aus der Zahlungsunfähig­keit beruhende Nichterfüllung der Leistungspflicht des Mieters widerfährt. Die Ersatzpflicht des Mie­ters wird nicht dadurch ausgeschlossen, daß der Ver­mieter von der ihm Anstehenden Befugnis der Kün­digung Gebrauch macht. Und zwar gilt dies nicht bloß für den bis zur Beendigung ein getretenen, sondern auch für späteren Sckmden und so auch für den durch die Kündigung selbst veranlaßten Scha­den. Das Urteil handelt nur von der Kündigung des Mieters und ihrem Verhältnis zu seinen Er­satzansprüchen. Teine Begründung trifft aber auch für die Kündigung des Vermieters zu, denn jedes Wesen der Kündigung ist in beiden Fällen gleich.

Literarisches.

Ist Deutschland zur See gerüstet'? Antwort gibt die Kriegsmarine-Nummer der Illustrierten Zei­tung. Im Einverständnis, mit dem Reichsmarine- amt herausgegeben und zum Preise von Mt. l.50 zu beziehen durch die W. Rieker'sche Buchhand­lung, L. Laut, Alten steig.

Verzeichnis der illustrierten Aussätze: Adalbert, Prinz von Preußen, der Begründer der deutschen Flotte von Geh. Admiralitätsrat P. Koch. Die Ver­wirklichung des deutschen Flottengedankens im Wech­sel der Zeiten von Gras E. v. Reventlow, Die Bedeutung der Marine für die wirtschaftliche und politische Zukunftsentwicklung Deutschlands von Prof. Dr. Bernhard Harms. Das Interesse der Arbeiter Deutschlands an einer starken Flotte von Dr. Waldemar Zimmermann. Kriegs) chifsbau-Werft-- betrieb und einschlägige technische Gebiete von Geh. Baurat Schwarz. Die Zusammensetzung moderner Flotte von Korvettentapitän Scheibe. Die Aus- , landsschisse, und ihre Bedeutung für die Vertretung Deutschlands im Ausland von Geh. Admiralitäts­rat Wislicemus. Leben und Treiben an Bord von Gras Bernstorfs. Von der Mtarbeit S. M. Schiffe an der Erforschung der Meere und der Lüste von Korvettenkapitän Dominik. Der Deutsche Flotten- verein. Das Wachstum unserer Flotte seit dem Flot­tengesetz von 4900 von Gymnasialdirektor Dr. Ras sow. Schwüle Tage, Skizze von Jda Boy-ed. Mit etwa 200 Abbildungen.

Dar Kurrstschatz. Die Geschichte der Kunst in ihren -Meisterwerken mit erläuterndem Text von Dr. Anton Kisa, em. Direktor des Museums in Aachen, u. A. In vornehmem, reichern Prachtband. Preis Mk. 30. , in Lieferungen: -äO Lieferungen a 40 Psg Einbanddecke Mk. 5. .

Zu beziehen durch die W. Rieker'sche Buch- Hand lnn g, L. Lauch- Alten steig.

Handel und Verkehr.

' Vom obere« Gäu, 30. Oktober. Die Felder sind dank der günstigen Witterung bestellt und die letzten Früchte eingeheimst. Wider Erwarten reichlich fällt noch das Herbft- futter aus. Die Wiesen stehen schöner als vor der Oehmd- ernte und liefern reichlich Nachgras; auch der Stoppelklee steht schön und kann noch abgemäht werden. Die Rüden sind so schön und üppig wie kaum in einem früheren Jahre. Da das Kraut infolge des Regens noch gut geraten ist und vielfach verfüttert wird, haben die Bauern noch wochenlang Futter, besonders wenn es mit dem Gefrieren noch etwas ansteht. Von einer Futternot kann jetzt kaum mehr ge­sprochen werden. Trotz der vielen Marktverbote ziehen die Viehpreise durchweg an. Die Hopfen sind zum größten Teil verkauft. Tie Preise hielten sich auf 300 Mack.

Verantwortlicher Redakteur: L. Lau!, Mtensteig.

Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckrret ln Alrcnsteig.