* Berlin, 7. Okt. An der Expedition der Italie­ner nach Tripolis werden der deutsche Marineattachee

Rom, Kapitän Fuchs, und Major v. Kleist vom Großen Generalstab teilnehmen.

* Odessa, 7. Okt. Mit dem DampfschiffCäsare- tvitsch" ist eine Gruppe türkis ch er > Myeiwil-- ligen, die aus ganz Rußland in Odessa zusam- Mengekommen waren, nach Konstantinopel abgereist.

Konstantinopel, 8. Okt. Der Ministerrat ,be- ichloß die Ausweisung aller Italiener in­nerhalb dreier Tage.

Türkische Truppenlandung auf Samos.

fi Athen, 7. Okt. Nach einer Meldung Her Agence d'Athenas landeten die Türken gestern Soldaten auf Samos. Von griechischer Seite wird dies als eine Verletzung des von Frankreich, Eng- land und Rußland garantierten völkerrechtlichen Sta­tus der Insel erklärt.

Italienische Pretzstimmen gegen Deutschland.

* Mailand, 7. Okt. Der Corriere della Sera wendet sich gegen die Auffassung der Auslandspresse, als wäre jetzt schon der Augenblick für den Frie­densschluß eingetreten. Das Mailänder Blatt pro­testiert gegen die in den letzten Tagen in den deut­schen Zeitungen gegen Italien gerichteten heftigen Artikel und meint, hiedurch fetze Deutschland die günstige Wirkung aufs Spiel, die seine Liebenswürdigkeit, den Schutz der Italiener zu über­nehmen, ausgeübt.habe. Die maßgebenden deutschen Zeitungen täten gut daran, sich nicht mit dem Vor­gehen der verbündeten Regierungen in Widerspruch zu bringen. In einem Augenblick, in welchem sich der Nutzen des Dreibundes erproben solle, sei ge­rade die öffentliche Meinung der beiden Verbündeten gegen Italien eingenommen. Was Wunder, wenn in Italien die Meinung verbreitet sei, das Land müsse seine auswärtige Politik ändern. Sei diese Meinung auch unbegründet, so finde sie doch Glau­ben wegen der heftigsten Angriffe der deutschen und österreich ungarischen Blätter, die von dem Irrwahn ergriffen seien, den Dreibund gerade, während Ita­lien Krieg führe, in ein schiefes Licht zu stellen/

Tie Stimmung des ottomanifchen Volkes.

* Konstantinopel, 6. Okt. Nichts fällt augen­blicklich schwerer, als eine zutreffende Charakteri­sierung der Stimmung des ottomanifchen Volkes. Soweit dasselbe muselmanischen Glaubens ist, ballt es.die Fäuste, schleudert Flüche auf Italien und brennt auf die Gelegenheit, seinen begreiflichen Rachedurst auf Italien auszulassen. Bis zu einem gewissen Grade teilen diese Gefühle die türkischen Israeliten. Sichtlich apathisch stehen aber die christ­lichen Ottomanen, Armenier, Bulgaren,- Griechen usp. der Tripolis-Katastrophe gegenüber. Das mag größtenteils die Schuld der jetzigen Regierungs-. Methode sein, welche fast noch weniger als die ab­solute es verstand, diese Nationalitäten der herr­schenden muselmanischen Rasse näher zu bringen. Es ist deshalb geboten, zwei Bolksstimmungen scharf zu unterscheiden. Aber auch die muselmanische ge­langt in ihrem Haß gegen Italien nicht unverfälscht zum Ausdruck. Die Regierung übt durch den Aus­nahmezustand einen besonnenen Druck auf die Presse.

Ihr Eindruck macht sich dahin geltend, die verhal­tenen Leidenschaften nicht in Taten Umsetzen -zu lassen und beruhigend zu wirken.

Das Volk betrachtet den Krieg mit Italien nicht als einen Krieg, denn Italien gibt der türkischen Armee keine Gelegenheit, zu kämpfen, zu siegen oder zu unterliegen. Niemals, selbst nicht gegen den russischen Erbfeind, den Moskow, gelangte vornehm­lich in militärischen Kreisen ein ähnliches Maß von Haß und Verachtung zum Ausdruck. Man kann bei­nahe sagen, daß der Osmane beginnt, dem Russen aufrichtige Sympathie zu bezeugen, weil er ihm Gelegenheit zu ritterlichem Kampfe bot. Das Emp­finden gegen Italien schlägt so tiefe Wurzeln, daß selbst wenn die Türkei genötigt sein sollte, früher oder später Frieden zu schließen, die Nachwirkun­gen von Tripolis für Italien sehr lange andauern werden. Geheime, wohlorganisierte Gesellschaften bilden sich, um Italiens bedeutenden Handel und Schiffahrt brach zu legen. Ihre Devisen sind, daß kein italienisches Kapital bei Unternehmungen im Handel und sonst sich jemals in der Türkei wieder betätigen kann. Es ist zu fürchten, daß durch diese Verfemung Italien erst später die eigentlichen Wun­den empfindet.

Jede« Tag

werden Neu-Beftellungen auf die ZeitungAus den Tannen" bei der Expedition, unseren hiesigen Austrägern, von allen Postanstalten, Briefträgern und Landpostboten, sowie von den Agenten entgegengenommen.

Handel und Verkehr.

* Altensteig, 7. Okt. An Mo st ob st sind bis jetzt hier eingelaufen 4 Waggon und zwar 3 aus Italien und 1 von Frankreich. Zwei Waggon kamen davon nach auswärts. Bei dem zuletzt hier zum Verkauf gekommenen Waggon Aepfel stellte sich der Preis auf Mk. 6.60 per Ztr.

* Herrenberg, 7. Oktbr. Mit dem Hopfen dürfte in unserem Bezirk beinahe aufgeräumt sein. Hie und da sind noch Reste vorhanden. Die ineisten Hopfen wurden für den schönen Preis von 300 Mk. nebst Trinkgeld von 560 Mk. je nach Quantum und Qualität verkauft, so daß manche Gemeinden wie Tailfingen, Bondorf, Nebringen, Affstätt re. hübsche Einnahmen zu verzeichnen hatten. Im ganzen dürften für Hopfen etwa 2 400 000 Mk. in unfern Bezirk gekommen sein. In den letzten Tagen wurde für den Ztr. noch 240280 Mk. bezahlt.

* Stuttgart, 6. Okt. Auf dem Groß markt kosteten Zwetschgen 1516 Psg., Pfirsiche lO30 Pfg., Aepfel 1218 Pfg., Birnen 1022 Pfg., Nüsse 4050 Pfg., Quitten 2025 Pfg. per Pfd. Dem heutigen Kartoffel­großmarkt waren 600 Ztr. zugeführt. Preis 5 Mark bis 6,50 Mk. per Ztr. Filderkraut kostete 25 bis 30 Pfg. per Stück.

fs Stuttgart,' 7. Okt. (Schlachtviehmarkt.) Zugetriebev 139 Großvieh, 140 Kälber, 469 Schweine.

Erlös aus sg Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qua!, a) ausgemästete von bis Pfg., 2. Qual, b) fleischst r und ältere von bis Pfg.; Bullen (Farren) 1. Qual, a) vollfleischige, von 82 bis 85 Pfg., 2 Qualität b) alte?; und weniger fleischige von bis Pfg., Stiere unl

Jungrinder 1. Qual, a) ausgemästete von 90 bis 94 Pfg., 2. Qualität b) fleischige von 86 bis 89 Pfg., 3. QualÜät v) geringere von bis Pfg.; Kühe 1. Qual, a) junge gemästete von bis Pfg., 2. Qualität d) ältere gemästete von bis Pfg., 3. Qualität o) geringer« von bis Pfg., Kälber: 1. Qualität a) beste Saug­kälber von 96 bis 100 Pfg., 2. Qualität b) gute Saug­kälber von 90 bis 94 Pfg., 3. Qualität v) geringere Saug­kälber von 80 bis 88 Pfg., Schweine 1. Qual, a) junge fleischige 68 bis 70 Pfg., 2. Qualität b) jüngere fette vou 64 bis 67 Pfg., 3. Qualität o) geringere von bis Pfg.

Herbstnachrichten.

* Reutlinge«, 6. Okt. Die allgemeine Weinlese wurde hier aus Montag den 9. Oktober festgesetzt, an welchem Tage alle 3 Keltern geöffnet werden. Bis jetzt wurden kleinere Käufe zu 65 Mk. für das Hektoliter abgeschlossen, im allge­meinen rechnet man mit einem Preis von 200220 Mk. für 3 Hektoliter.

* Untertürkheim, 6. Okt. Wein-Versteigerung. Die Kgl. Hofkammer verkaufte ca. 43 Hektoliter Portugieser-Frühge­wächs und erzielte pro Hektoliter 9096 Mk., Kammwein 70 Mk. Der Wein wog je nach den Geschirren 8690 Grad. Die allgemeine Lese soll am nächsten Montag beginnen, doch wird schon soviel gelesen, daß von nächster Woche an Wein gefaßt werden kann. Ein Kauf, 4 Hektoliter, 270 Mk. pro 3 Hektoliter ist abgeschlossen. Viel verstellt. Stand sehr gut. Es steht ein ausgezeichnetes Erzeugnis in Aussicht. Keltermeister Scheef besorgt Weine.

* Heilbronn, 7. Okt. Die Lese ist in vollem Gange. Der Verkauf geht flott von statten. Preise für Rotgewächs gemischt 246, 250 Mk., Weißgewächs gemischt 220, 225 bis 240 Mk. pro 3 Hektoliter. Auslesen von Weißriesling noch wenig vorhanden; ein Kauf wurde abgeschlossen mit.240 Mk. Trollinger wird erst gelesen. Die Gesamtlese dauert über die nächste Woche fort. Gewichlsgrade 98 Gr. nach Oechsle und Höchstsäure 8,90 g§. Wein kann jederzeit ge­faßt werden.

* Weinsberg, 7. Okt. Zu den steigenden Preisen alles verkauft. Die Weingärtnergesellschaften Heilbronn, Neckarsulm und Weinsberg werden ihre vorzüglichen Erzeugnisse voraus­sichtlich am nächsten Donnerstag, Freitag und Samstag ver­steigern.

* Maulbronn, 6. Okt. König!. Weingut Elfingerberg. Heute erster Verkauf: 27 Hektoliter Portugieser zu 92117 Mk., 12 Hektoliter gemischtes Gewächs zu 107121 Mk., 3 Hektoliter Nachlese zu 85 Mark je pro Hektoliter.

* In den meisten Weinbauorten Württembergs ist der ganze Vorrat an Wein verkauft. Die Preise haben angezogen.

Brrantsortlicher Rckakteur: L. L auk, Altensteig.

Druck u. Verlag d«r W.Rieker'scheu Buchdruckerei, 9. Lauk, Alteusteig

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Sie rennen meinen Alten noch nicht! Ich will ia im allgemeinen nicht über ihn klagen, denn er hat ja auch feine guten Seiten: aber wenn es den Kahlbauer betrifft, dann ist er nicht auszustehen. Ich werde mich hüten, mim da.hineinzumischen! Daß ich aber den blödsinnigen Haß gegen den Nachbar mitmache, das erlebt er auch nicht! Traurig nur. daß er mich von der Trine, der Kahl- bäuerin, trennt, denn die ist eine gute Seele, nimmt die Sache aber zu ernst. Ab und zu treffen wir uns wohl heimlich, ia ich habe sie schon einmal besucht, als unsere Brummbären ihr überflüssiges Geld in die Stadt aufs Gericht schleppten. Warum auch nicht! Andere verjubeln es im Wirtshause, und das ist vielleicht noch schlimmer!

- Hätte die Nachbarin nur so viel Courage wie ich und so viel fröhlichen Übermut wir ließen die Männer sich ruhig hauen und säßen gemeinsam bei Kaffee und Kuchen.

Was nicht zu ändern ist. läßt sich eben nicht ändern, und mit dem Unabänderlichen muß man sich abzufinden suchen."

Die Frau hatte kaum die Rede beendet, als die Tür sich öffnete und der Lindenhofbauer in die Stube trat.

In seinem Haß mochte er dem Nachbar wohl gleichen, aber in seinem Aussehen nicht. Er war eine lange zäh- nervige Gestalt, die von strenger Arbeit schon etwas ge­beugt war. Das glattrasierte Gesicht war in seiner Weise nicht häßlich, die große Habichtsnase paßte hinein, und die Augen waren voll Feuer und Leben. Das dunkelblonde Haar war aus dem Scheitel schon stark gelichtet, aber vorn fiel es noch voll in die hohe viereckige Stirn.

Diesem Mann traute man zwar auch nicht zu, daß er weinen könnte, aber man konnte immerhin noch annehmen, daß er hin und wider zum Lachen fähig war. Jedenfalls machte der Lindenhofbauer einen weitaus sympathischeren Eindruck als sein Nachbar, der Kahlbauer, und der Pfarrer schöpfte wieder etwas Hoffnung.

Die Frau ging mit dem Kinde hinaus, und die Männer waren nun unter sich.

Dian svrach vom Weiter, von der Ernte.und. oon.den

nornvrenen man sprach vom Vieh und über den MM über alle wichtigen landwirtschaftlichen Fragen.

Der Bauer war erstaunt, daß der junge Geistliche aus diesem Gebiete so gut Bescheid wußte, und gab seiner Verwunderung darüber Ausdruck.

Ich bin der zweite Sohn eines Großbauern", er­klärte ibm der Pfarrer,und die Gegend, in der inan seine Jugend verlebt hat. bleibt einem immer lieb und bekannt."

Wenn das ist", ries der Lindenhofbauer,dann müssen Sie sich einmal meinen ganzen Hof ansehenl Er kann sich schon sehen lassen!"

Als nun die beiden hinaustraten, blieb der Pfarrer aus dem Türvorsprung stehen und ließ sein Auge über den Hof schweifen.

Na", rief der Bauer stolz und wartet« aut die Kritik.

Ein schöner Anblick!" meinte der Pfarrer.Genau io wie hinter jener häßlichen Mauer!"

Sprachlos starrte der Lindenhofbauer ihn an. und sein Gesicht färbte sich plötzlich rot. Schier zum Zerplatzen schwoll die Zornader auf seiner Stirn an, und seine Hände ballten sich zur Faust. Erst allmählich fand er seine Fassung wieder, und er schickte sich an. den Pfarrer durch alle Wirtschaftsgebäude zu führen. Die Sprache kam ihm nicht wieder.

Dieser nahm sein Schweigen für eine gute Bedeutung und redete auf ihn ein mit den besten, versöhnlichsten Worten, aber der Lindenhofbauer blieb stumm.

Er mochte sich wohl eingeredet haben, er befände sich in der Kirche, und der Pfarrer auf der Kanzel und hörte daher die Ermahnungspredigt ohne jeden Widerspruch stumm lauschend an. bis der Pfarrer den Schlutzpunkt setzte.

Das geschah denn auch draußen auf der Dorfstraße vor der Haustür, als der Pfarrer sich von dem Lindenhof­bauer verabschiedete.

.Bei welchem von. beiden der,Hatz ^tiefer ^fitzt,

icywer zu entscheiden", sagte er zu um lecvu. acs er nc» von dem Lindenhof entfernte.

Sollten sie alle recht haben, die da behaupten, Last diese Feindschaft nicht zu tilgen ist? Und wenn die Alte» auch nicht mehr zu versöhnen sein sollten wäre es dann nicht möglich, das Einigungswerk bei den Junge» zu vollbringen?"

Fortsetzung folgt.

Vermischtes.

8 Wie trocknet man nasses Schuhzeug. Diese Frage wird jetzt wieder aktuell, und mancher Schnupfen, der ja be­kanntlich alle möglichen Krankheiten im Gefolge haben kann, dürste verhindert werden, wenn man folgenden einfachen Rat befolgt. Man besorge sich ein Quantum Hafer, das zum Füllen der feuchten Stiefel ausreicht und belasse die Körner über Nacht in den Schuhen, am nächsten Morgen wird man sich über die Wirkung freuen. Füllt man den Hafer in einen leinenen Beutelund hängt man diesen nach Gebrauch stets in in der Nähe des Ofens auf, so hat man an dem wirklich wohlfeilen Mcklet jahrelang genug. Mit dem Schuhzeug der Kinder sollte man zu Beginn der kälteren Jahreszeit einen Versuch machen, die Schulversäumnis dürfte sich dann wesent­lich einschränken lassen, krobstum ost!

K Aus der MünchenerJugend." Wahres Ge- schichtchen.Na, Hertha, was möchtest du denn morgen an deinem Hochzeitstag als Tafelmusik haben?"Ach, bitte, Papa, die Lustige Witwe und die Geschiedene Frau." Einem großen Schauspieler, der sich beim Hervor­rufe immer an geekelt mit finsterem Gesichte verbeugte und sich so viele Feinde machte, gab ein Kollege den Rat:Sag doch immer vor dich hin, wenn du dankst: Rutscht mir den Buckel runter, rutscht mir den Buckel runter! Dann wird es schon gehen.