LandesnÄchrtchrrn.

Altensteig. 7. Okibr.

st Zu,» Schutz der Obstbäumc. Ein besonderer Schädling des Obstbaumes ist der Frvstliachtspanner. Er kann im Oktober am vorteilhaftesten vekämpft werden durch Anbringung von Leimgürteln um die Stämme. Doch sollte diese Bekämpfung von ge meindewegen im Zwangsverfahren erfolgen, damit nicht der ungeschützte Nachbarbauin den geschützten schädigen kann. Auf jedem Obstgnt, sei es gemeind liches oder privates, sollten die Leimringe, am be sten mit Brnmataleim bestrichen, angebracht werden. Auch einen anderen Schadenfresser, der Heuer zahl reich anftritt, der Feldmaus, sollte durch Gistlegen gemeindeweise zu Leib gegangen werden. Das Gift legen hat aber nur!l4ei gutem Wetter Erfolg. Bei nasser Witterung erzielt man mehr mit Einrünche rung der Manslöcher. Die Malisgänge werden mit schwefligen Dämvfen angefüllt und das Eingangs- loch zngetreten.'Durch diese Prozedur verfallen die Nager dem Ersticknngstede. Das Mittel ist vrovar.

Calw. 4. Ott. Die bürgerl. Kollegien von Hirsau haben durch den Gartenarchitekten Lilienfein in Stuttgart Pläne über einen auf den Gemeinde wiesen zu errichtenden Kurpark von etwa 3 Mor­gen Größe ansarbeiten lassen und in der gestrigen Sitzung beschloj'en, dieses Projekt alsbald auszu- führen. Der Kurpark soll eine Wandelhalle, einen Musikpavillon, Spielplätze und einen See mit Svringbrunnen erhalten. Die Kosten sind ans 20000 Mark veranschlagt. - Lieben zell hat eine vor­zügliche Saison gehabt. Der Besuch hat eine be­deutende Steigerung erfahren und man beabsich kigt die Erstellung eines Kur- und Kvuversatioirs- hanses.

st Stuttgart. 6. Okt. (Bein Verein für länd liehe Wohlfahrtspflege. Aus der Blumentagsspende aus Anlaß der silbernen Hochzeit unseres Königs Paares ist bekanntlich auch der Verein für ländliche Wohlfahrtspflege in Württemberg und Hohenzollern mit einer größeren ^Lumme bedacht worden. Dadurch hat die seitherige Tätigtet: des Vereins eine hohe Anerkennung, aber auch einen starken Antrieb zum Fortschreiten in der eingeschlagenen Bahn ersah ren. Der Verein beginnt nun die Arbeit des kom­menden Winters mit einer Werbe-Versammlung, die am Dienstag, den 10. Oktober in Sulz a. N. abgehalten wird und jedenfalls reiche Gelegenheit zum regen Gedankenaustausch bietet. Außer einer Stadtbesichtigung vormittags l 1 Uhr und einem gemeinsamen Mittagessen um halb 1 Uhr steht vor allem eine nachmittags halb drei Uhr im Waldhorn stattfindende öffentliche Versammlung auf der Ta­gesordnung. In dieser werden Begrüßungsreden und dann zwei Vorträge über wichtige Gebiete der länd­lichen Wohlfahrtspflege gehalten werden. Bauinspek­tor Fritz-Stnt:gart spricht überLändliche Bau­weise" und Pfarrer Schnell-Rudersberg überGe­meindehaus und Gemeindeleben." An beide Vor­trägen sollen sich Besprechungen anknüpfen. Zinn Besuch sind alle Freunde des Landlebens und na mentlich die Landbewohner selbst freundlich einge­laden. l

st Altbach, OA. Eßlingen, 6. Okt. An der alten Hochspannungsschaltbühne der Neckarwerke war der Arbeiter Hanosky heute vormittag 10 Uhr mit der Beseitigung einer Störung an einer Dampfturbine beschäftigt. Er kam dabei einer Hauptsammelschiene zu nahe und wurde auf der Stelle vom Strom getötet.

* Backnang, 6. Okt. Heute morgen kurz vor 2 Uhr brach in der Oberlederfabrik von Louis Schweizer Feuer aus, das in den leicht brenn­baren Stoffen reiche Nahrung fand. Der große Fabrikkomplex stürzte samt den Kontorräumen in sich zusammen: von dem massiven Neubau ragen nur noch die Seitenwände in die Höhe. Der Ge­bäude- und Maschinenschaden soll sich auf über Mt. 200 000 und der Materialschaden auf über 400 000 Mark belaufen.

st Sontheim a. N., 6 . Ott. Der in der hiesigen Schuhfabrik beschäftigte 20 Jahre alte Gustav Mös singer von hier, der heute zur Kavallerie einrük ken sollte, brachte sich gestern mitlag in selbst­mörderischer Absicht einen Stich in die Herzgegend bei. Die Verwundung ist derart, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Ob der junge Manu die Tat aus Furcht vor dem Militär oder deshalb verübte, weil er mit seinem Vater in Streit ge­raten war, ist nicht bekannt.

Aus drm Reiche.

* Wesel, 6. Okt. Bei dem letzten großen Sturm, der vor einigen Tagen hier wütete, sind auf dem Rhein zwischen Emmerich und Rotterdam, wie jetzt bekannt wird, ungefähr zwanzig Schiffe, da­runter einige mit ganzer Besatzung, gesunken. Die Zahl der Toten ist noch nicht bekannt.

* Berlin, 6. Okt. Der Zmi scheu fall in Agadir, wo Franzosen die Flagge auf dem Fort

gehißt haben, ist den beiden Regierungen schon seit mehreren Tagen bekannt. Es handelt sich um einen jugendlichen Streich einiger im Fort wohnender Franzosen. Die Flagge ist auch sehr bald auf Wei­sung der französischen Regierung wieder hernnter- genommen worden. Dem Zwischenfall wird keine Bedeutung beigemessen.

Auv ländliches

* Toulon, '6. Okt. Heute vormittag wurden 7 0 Opfer derLiberte", deren Identität nicht sestge stellt- ist, feierlich beerdigt.

st Port-au-Prince, 6. Okt. Durch ein schweres Erdbeben, das von unterirdischem Getöse begleitet war, sind in Kav Haitien mehrere Gebäude /be­schädigt worden.

st Peking, 6. Okt. Wie dem Reuterschen Bureau ans Tschtingtu gemeldet wird, wird die Gesamtzahl der in den Kämpfen um Tschengtu Getöteten aus llltlM geschätzt. Unter den Gefallenen befinden sich 2000 Soldaten, die übrigen sind Aufständische.

Sw ilalienisch-MW Krieg.

Vom Kriegsschauplatz.

* Tripolis, 6. Okt. Nach der Landung der Ma trosen in FortSuttania" begaben sich die Ara­ber, die zu den Stämmen aus der Umgebung von Tripolis gehören, an Bord des Admiralsschiffes und gab en ihre U nterwersung k n n d, indem sie gleichzeitig um Einstellung des Bombardements ba ten. Der deutsche Gener a l k o n s n l als Doyen des Konsnlarkorps begab sich ebenfalls an Bord und bat den Admiral, die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und den Schutz der Personen und des Eigentums der fremden Kolonien in der von den türkis ch en Truppe n verl a s jene n Stadt übernehmen zu wollen. Man landete darauf noch weitere Kompagnien Matrosen mit Kanonen und Schnellfenergeschützen und besetzte die -Ltadt Tripolis militärisch. Auch im Fort Suttania" blieb ein Posten. Die Besetzung ging ohne Zwischenfälle von statten. Die gelandeten Trup- ven wurden unter den Beseht des Kapitäns zur See Cagni gestellt. Kontreadmlral Borsadol m « wurde zum Gouverneur ernannt. Der d ,.:che General lvnsnl hat dem Admiral Faravelli mitgeteilt, daß während des Bombardements kein Schaden weder an Personen noch an den Häusern in den europäischen Niederlassungen zu beklagen ist.

st Massana, 6. Okt. Die Forts von Hodeida und ein türkisches Kanonenboot feuerten mehrere Schüsse gegen das italienische KanonenbootAre- tusa" ab, ohne es zu treffen. DieAretnsa", die zum schütz des italienischeil Handels den Ueberwa- chungsdienst im Roten Meer versieht, erwiderte das Feuer und brachte das feindliche Kanonen­boot zum Sinken.

* Rom, 6. Okt. Heute früh ö Uhr wurde un erwartet verräterisch von der Küste von San Gio­vanni di Medua (Albanien i auf ein italienisches Lchiff, das die weiße Flagge zeigte, gefeuert. Der italienische TorpedvbootszerstörerArtigliara", der den Ueberwachnngsdienst ausübt, um zu verhindern, daß Kriegskontrebande nach Albanien gelangt, und der vermutlich noch nicht den Befehl, sich von der albanischen Küste zu entfernen, erhalten hat, erwi­derte, angesichts des Angriffes notgedrungen das Feuer zur Rettung des Schiffes. DieArtigliara" wurde leicht beschädigt, der Kommandant am Kuß verwundet. Der Schaden aus feindlicher Seite ist unbekannt.

st Saloniki, 0. Okt. Der englij ch e Dampfe r Achris wurde unterwegs von dem türkischen Küsten­schiff Feti-i-Büland an gehalten. Bei Durchsu­chung der Ladung wurden 40 Fässer Schießpulver gefunden, weshalb der Dampfer nach dein Hafen von Saloniki gebracht wurde. Er wird vorläufig als Prise betrachtet.

Aus Italien.

st Berlin, 6. Okt. Der Reichsanzeiger meldet: Die italienische Regierung hat nachstehende B l ock a d e e r klä r u n g erlassen und der deutschen Botschaft in Rom bekanntgegeben: Die italienische Regierung hat im Hinblick auf den Kriegszustand in Gemäßheit der Grundsätze des Völkerrechts, insbe­sondere der Regeln der Pariser Deklaration vom l 6. April l 8.56 und der Londoner Erklärung vom 26. Februar 1000 erklärt, daß seit dem 20. Sept. ds. Jrs. die zwischen dem 1 l. Grad 22 Minuten und dem 20. Grad 04 Minuten östlicher Länge; von Greenwich liegende Küste von Tripolis und Cyrenaika in ihrer Ausdehnung von der Tunesischen bis zu der egyvtischen Grenze mit ihren Häsen, Flut­häsen, Buchten usw. durch ihre Seestreitkräfte blok- i.ert wird. Befreundete und neutrale Schiffe erhal­ten zum Auslaufen ans dem Blockadegebiet eine vom Tage der Blockade lautende Frist, die vom kommandierenden Admiral der italienischen See- streitkräfte festgesetzt wird. Gegen alle Schiffe, welche die Blockade zu durchbrechen versuchen, wird ge

mäß den Völkerrecht- und den mit den neutralen Mächten bestehenden Verträgen verfahren werden.

* Rom, ö. Okt. Für die Schiffe der italienischen Regierung wurde der strenge Befehl erneuert, kei­nerlei militärische Operationen an den ottomanischen Küsten im Adriatifchen und Jonischen Meere vor- zntiehmen.

Im Hafen von Neapel werden die Vorberei­tungen zur Abreise der Transportschiffe fie­berhaft betrieben. Ein großer Dampfer wird mit Holz für Barkenbanten beladen. Jedes einzelne der 46 Transportschiffe erhält Flosse zur Landung der Truppen. Die Landung soll am >0. Oktober er­folgen.

Aus der Türkei.

st Konstantinopel, 6. Okt. Der Boykott gegen Italien setzt in der Provinz heftiger ein, 'als vorläufig hier. In Smyrna und Salonik legten die Zollbehörden auf sämtliche an die dortigen ita­lienischen Groß-Kaufleute bestimmten, mit neutralen Dampfern angekommenen Warensendungen Be­schlag. s

Handel und Verkehr.

j Dornstetten O/A. Freudenstadt, 6. Okt. (Obsternte.) Die Zwetschgenernte hat begonnen. Heuer ist die Qualität ausgezeichnet wie seit langen Jahren nicht mehr. Die Früchte sind groß und saftig. In Bezug auf die Quantität werden die Hoffnungen der letzten Wochen jedoch nicht ganz erfüllt. Die rege Nachfrage von auswärtigen Händlern steigerte den Preis bereits auf 8 Mark per Ztr.

Herbstnachrichten.

* Untertürlheim, 5. Okt.. Lese hat heule begonnen. Der Stand der Weinberge ist vorzüglich. D'e Trauben sind so vorzüglich ausgereift, daß ein Ausstichwein zu erwarten ist. Käufe wurden abgeschlossen von 260 Mark an pro 3 Hl.

* Marbach, a. N., 6. Okt. Lese beendet, noch einige Reste zu verkaufen. Preis 230235 Mark pro Eimer.

* Besigheim, 5. Okt. Alles rasch mit Aufschlag verkauft.

* Brackenheim, 4. Ott. Bei steigenden Preisen alles verkauft.

* Weinsberg, 5. Okt. Bei ziemlich lebhaftem Verkauf gestern Preise von 210, 215, 220, 2L5 Mark und bei einem Posten Rotgewächs 233 Mark für 3 Hl. erzielt. Lese ist nun in vollem Gang. Noch viel Vorrat. Käufer erwünscht. Quantum schlägt zurück.

Unsere bäuerlichen Wohnstuben zieren noch heute die gleichen schweren gußeisernen Plattenofen (sogen. Deutsche Oefen), wie sie schon vor mehr als 200 Jahren gemacht wurden, was die in Sammlungen noch vorhandenen Ofen- platten mit den allen Jahreszahlen beweisen, und noch heute werden wie damals solche schweren Oefen gegossen und be­stellt. Obgleich diese Oefen gar manche Mängel in der Kvnstruklion auswcisen, haben sie sich doch die Gunst der bäuerlichen Bevölkerung durch Jahrhunderte bis auf den heutigen Tag erhalten. Der,Bauer und auch die Bäuerin (in den meisten Fällen sind die Namen beider auf dem Ofen aufgegoffe») hängen an der Form dieser Oefen, sie paßt aber auch wie keine andere mit ihrem gedrängten, geradlinigen, massigen Aufbau in eine behagliche Bauernstube, außerdem bietet sie die Möglichkeit, ein großes Quantum grobgespaltenes, langes Brennholz, auch unförmige Wurzelstücke auf einmal zu Heizen. Dadurch wird eine größere Menge Glut erzeugt und da die Oefen meist keinen Rost haben, die Wärme durch dieselbe lange darin festgehalten. Bei den neuen durch D. R.-Patent geschützten Ulmer Reform-Oefen sind alle diese Eigentümlichkeiten der deuischen Oefen festgehalten, sogar für die Anbringung von Namen und Jahreszahl an paffender Stelle ist gesorgt, außerdem aber sind alle neuzeitlichen Ver­besserungen, welche ohne Beeinträchligung der Eigentümlich­keiten angewendet werden konnten, an diesen Oefen angebracht. Die Oefen sind zusammengeschraubt, die Aufstellung ist da­durch sehr einfach und kann von jedem Landmaurer ohne Fachkenntnis in kürzester Zeit und unfehlbar richtig besorgt werden. Die Feuerung ist mit feuerfesten Chamotteplatten ausgesetzt, ohne Rost, für die Luftzuführung ist ein Luft­schieber in der Heiztüre, welcher, wenn das Feuer abgebrannt und nur noch Glut vorhanden ist, abgeschlossen werden kann, wodurch die Wärme lange Zeit im Ofen erhalten wird und nicht nach dem Schornstein entweichen kann. Neben der Feuerung ist ein Wafferschiff, über demselben eine Kochröhre, welche die ganze Breite und beinahe die ganze Länge des Ofens hat, Boden und Deckplatte der Kochröhre werden in der ganzen Ausdehnung von der Hitze bestrichen, dadurch kocht es darin überraschend gut und schnell. Auf Wunsch wird die Kochröhre mit dem durch D. R.-Patent geschützten ausziehbaren Backrohrboden der bekannten Ulmer Backöfen und mit einem Hitzemesser ausgestattet und kann dann die Kochröhre auch zum Backen von Schwarzbrot und zum Obst­darren verwendet werden. Hinter der inneren Vorderplatte des Ofens ist ein Heißluftkanal. Dieser erhöht die Heizkraft des Ofens und verhütet ein Glühendwerden und Springen der Vorderplatte. Der Ulmer Reform-Ofen ist somit ein mit den neuesten Verbesserungen versehener Deutscher Ofen und wird noch mehr wie dieser sich allgemeiner Beliebtheit bei der ländlichen Bevölkerung erfreuen. Auf jedem Ofen ist die BezeichnungUlmer Reform-Ofen" aufgegoffen. Abbildungen mit genauer Beschreibung werden von der Firma W. Beeri in Altensteig, durch welche der genannte Ofen zu beziehen ist, gerne abgeben.

Verantwortlicher Redakteur: L. Lau!, Altensteig.

Truck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckeret, L. Lauk, Alteustrig