Landesnsün

>?!</; 30. Sep-.

- Der auf Mittwoch, den 4. Oktober fallende hiesige Viehmarkt wurde wegen in Nagold aus gebrochener Maul- und Klauenseuche ver­boten. Die Seuche ist in den Ställen des Haf­ners Essig und des Schweinehändlers Kienle in Na gold ausgebrochen.

Die landwirtschaftliche Wutcrjchule in Leonberg

wird in diesem Jahr, wie aus der Bekanntmachung im heutigen Inseratenteil ersichtlich ist, am 9. No vember wieder eröffnet. Wir möchten nicht ver säumen, darauf hinzuweisen, daß deu Söhnen von Landwirten in einer derartigen Schule Gelegen heit geboten ist, sich die nötigen Fachkenntnisfe an zueigneu. Da die durch diesen Schulbesuch erwach senden Kosten nur geringe sind, sollte jeder ein­sichtige Landwirt, dessen Verhältnisse cs erlauben, seinen Sohn eine landwirtschaftliche Schnle besuchen lassen.

n. Wart, 29. Seht. Die Obsternte fällt hier nicht sehr reichlich aus, so daß Mostobst auch von auswärts bezogen werden muß, ebenso in unsern Nachbarorten Ebershardk und Wenden. Einzelne Baumgutsbesitzer haben einen besseren Ertrag uno können Tafeläpfel verkaufen. Preise für gebrochenes Obst sind bis jetzt nicht festgestettt. Verhält,nisls mäßig günstig fällt die Zwet'schgenernte aus. Im Kleinverkauf werden gegenwärtig 8 Pfg. für das Pfund bezahlt. Die Früchte sind groß und schön.

u. Ebhousen, 29. Sept. Auf dem hiesigen Bahn hvj- kamen bis jetzt 3 Eisenbahnwaggon Mvstobst an, das aus Frankreich und Italien bezogen wurde. Das Obst wäre schön, wenn nicht infolge verzö gerten Transvorts so vieles faul geworden wäre. Bezogen wurde das Obst durch die vereinigten Dar lehenskassenvereine.

st Herrenberg, 29. Sept. Auf der Straße von Hildrizhausen-nach Herreuberg sprang plötzlich aus dem Wald ein Hirsch auf einen des Wegs kommenden Radfahrer, einen Monteur. Der Anprall war so stark, daß Radfahrer, Hirsch und Rad in den Straßengraben flöge n. Während der Radfahrer bedeutende Verletzungen erlitt, verschwand der Hirsch unbeschädigt im Waldesdicktchr.

ff Reutlingen, 29. Sept. Die schweren Ver­dachtsmomente, die gegen den 20 Jahre alten Eisen­bahnanwärter Friedrich Schempp von Ebingen in Sachen der Fälschung von Na ch n a h m e j chei- nen auf der hiesigen Güter stelle Vorlagen, haben sich gestern nachmittag derart verdichtet, daß er in Tübingen verhaftet wurde. Schließlich ge­stand er die Tal auch ein und gab als Mittäter den 20jährigen Eisenbahnanwärter Josef Hafen von Kirchentellinsfurt an, der dann in Reutlingen in Haft genommen wurde. Die Summe von 2433 Mark wurde zum größten Teil beigebracht. Die beiden hatten das Geld an verschiedenen Plätzen der Achalm vergraben und legten nach ihrer Verhaftung nach zähem Leugnen schließlich ein umfassendes Geständ­nis ab. Teilweise war der durch Urkundenfälschung erlangte Betrag vertan.

ff Lauffen, OA. Rottweil, 29. Sept. Gestern früh fiel der 16jährige Sohn des Markus Bäuer­in Lauffen so unglücklich von der Obertenne her­unter, daß er einen Schädelbruch erlitt. An seinem Aufkommen wird gezweifelt.

H Stuttgart, 29. Sept. Heute vormittag wurde an einer Baustelle der Kniebisstraße ein 16 Jahre alter Taglökmer von der Deichsel eines Lastwagens gegen eine Wand gedrückt. Er erlitt einen Schä­delbruch und war sofort tot.

ff Heidenheim, 29. Sept. Gestern nachmittag stürzte der ledige Gipser Wilhelm Theurer aus Alten steig, der an einem hiesigen Neubau arbeitete, vier Meter hoch vom Gerüst auf einen Betonklotz ab. Er brach den linken Unterarm und erlitt schwere Rißwunden am Kopf, sodaß er in das Bezirkskrankenhaus verbracht werden mußte.

ff Gmünd, 29. Sept. Beim Dreschen würde ein 20jähriges Mädchen von der Maschine erfaßt und mitsamt dem 'Getriebe den Trommeln Ange­führt. Mit einem gebrochenen Arm und sonstigen schweren Verletzungen wurde es aus seiner gefähr­lichen Lage befreit.

Aus dem Reiche.

n Pforzheim, 29. Sept. In dem Vorort Bröt Hingen brannten heute nacht 9 Wohn­häuser mit Scheuern und vier einzelne Scheuern nieder. Zwei Pferde,' eine Kuh und eine Ziege sind mitverbranut. Der Gesamtschaden beträgt eine Viertelmillion Mark. Beim Löschen wurde der 2 ljährige Glaser Willy Kunze schwer am Kovfe. verletzt.

ff Pforzheim, 29. Sept. Der Brand in Bröt zingen ist heute mittag aufs neue aus gebrochen, sodaß jetzt eine ganze Häuserreihe dem wütenden Ele­ment zum Opfer gefallen ist.

* Heidelberg, '29. Sept. Der Versuch die Nek­tars chiffahrt wieder aufzunchmen, konnte nicht ausgeführt werden. Die beiden in Eberbach liegen

den Schlevpdampfer mußten die. Weiterfahrt nach Mannheim wegen des niederen Wasserstandes auf- gebcu.

j Düsseldorf, 2!). Sept. Bei der heutigen Reichs­tagsstichwahl erhielt Dr. Friedrich Ztr.! 36 l I l Stimmen, Haberlaud (Soz.: 39 264 Stimmen. Ha- berland ist somit gewählt.

* Flugplatz Johannistal, 28. Sept. Der Teil nehmer au der Berliner Flugwoche, der bekannte Aviatiker Engelhardt, stürzte ab und erlag bald darauf seinen Verletzungen.

f! Flugplatz Johannistal, 29. Sepl. Mit dem Kapitän Engelhardt verunglückte der 19jährige Sedlmayer aus Gotha. Beide stürzten in­folge P r o p e l l e r b r n ch s aus einer Höhe von 30 Meter ab. Sedlmayer ist bedenklich verletzt, dürfte aber mit dem Leben Savonkommen.

Ruslänmlches

Der Untergang derLiberte".

* Paris, 29. Sept. Die Reede von Toulon bietet wegen der zahlreichen Trümmer, die die Ex­plosion derLiberte" überall herumgestreut hat, große Gefahren für die Bewegungen der Kriegs­schiffe. Das PanzerschiffJauresguiberry" stieß au eine gefunkene Panzerplatte derLiberte" und wurde leicht beschädigt. Dem ersten Geschwader, das der frühere Marineminister Admiral de Lapeyrere kom maudiert, wurde, als es in den Hafen von Toulon entlaufen wollte, mitgeteilt, daß die Reede wegen der zahlreichen Trümmer jetzt keine Sicherheit biete. Das erste Geschwader bleibt vorläufig bei Satins.

* Toulon, 28. Sept. Aus den Trümmern der Liberte" wurden heute 2 7 Leichen, darunter die eines Offiziers, geborgen.

Eine Kriegserklärung Italiens an die Türkei.

Di« Antwort der Türkei auf daSUltimatum

st Konstontinopci, 29. Sept Die Antwortnote der Pforte auf das italienische Ultimatum ist heute früh der italienischen Botschaft übermittelt worden. Die Pforte erklärt, daß sie bereit sei, über wirt- s ch aftliche Zugest ä n d n i s s e au Italien und die besonderen Interessen Italiens in Trivolitanien zu verhandeln, u u t erderVor a ussetzu n g, d a ß der jetzige status quo beibehalten werde und eine Okkup a t t o n u i ch t erfolge.

st Konstantinopel, 29. Sept. Wie ergänzend be kann! wird, erklärte die Pforte in ihrer Antwortnote sich vorbehaltlich der Hvheitsrechte der Pfor.e und der betreffenden Verträge zu wirtschaftlichen Zuge­ständnissen bereit. Die Pforte gibt zugleich die Zu­sage, während der Verhandlungen keine militärischen Veränderungen vorzunehmen.

st Rom, 29. Sept. Sonderausgaben der Blätter metdeii: Die italienischen Schiffe kreuzen vor Tri­polis aus hoher See und richten ihre Scheinwerfer auf den Hafen. Der Dampfer Herkules ist heute früh mit 500 Europäern von Tripolis abgegan- geu. Der Dampfer Adria ist mit dem apostolischen Präfekten, Pater Bresctani dort augekommen.

st Rom, 2!ü Sept. Tribuna erklärt, daß die chiffrierte Depesche, die das Ultimatum enthielt, von Rom am 26. September um 3 Uhr morgens abge- gangeu, in Konstantinvpel um 1.45 Uhr am 27. September augetommeu, und dem italienischen Ge­schäftsträger, de Martino, um 3 Uhr früh am 28. September zugestellt worden sei. Der Zweck dieses Manövers sei gewesen, einen Tag zu gewinnen.

st Rom, 29. Sept. Givruale d'Jtalia schreibt: In der Cousulta sowie in der türkischen Botschaft blieb man gestern äbend sehr lange auf und wartete auf das Eintreffen von Depeschen aus Konstanti­nopel. In der Cousulta bereitete, man die diploma­tische Tätigkeit für die beiden Möglichkeiten vor, die durch die türkische Antwort auf das Ultimatum ge­schaffen werden konnten. Am Morgen wurde der türkische Botschaftsrat Seifeddiu von dem Minister des Aeußern, Marquis di San Giuliano, empfan­gen. lieber die Unterredung wird strengstes Still­schweigen beobachtet. Im Laufe des Vormittags fand Ministerrat statt. Tribuna schreibt: Der heutige Ministerrat beriet von neuem über die durch das Vorgehen der Türkei betr. Tripolis geschaffene Lage. Alle militärischen, politischen und finanziellen Fra­gen betreffend die militärische Besetzung von Tri­polis und Chrenaika wurden in vollständigem Ein­vernehmen aller Minister gelöst. Die Regierung be­schloß, die militärischen und finanziellen Mittel, die nötig sind, lim einen vollständigen Erfolg zu si­chern, in reichlichem Maße abzusenden.

st Malta, 29. Sept. Ein soeben eingetroffenes Privat-Telegramm meldet, daß 12 italienische Kriegsschiffe vor Tripolis Anker getbor- f e n haben, und man erwartet, daß sie heute nach­mittag Mannschaften an Land setzen werden.

Die Kriegserklärung.

st Rom, 2!). Sept. Da die ottomanische Regie­rung die Forderungen des italienischen Ultimatums nicht angenommen hat, sind Italien und die Türkei seit heute nachmittag Leinhatb Uhr im Kriegszu­stand. Die Blockade von Tripolis u. Cyrenaika wird den Mächten sofort notifiziert werden.

* Mailand, 29. Sept. Noch heute soll, wie es hier heißt, die italienische Flotte die Okkupaki on vp l lse n de n. Admiral Aubrh wird vom Flagg­schiff ans die türkischen Behörden durch Signale auf­sordern, Halbmond niederzuholen. Wird diese Aufforderung befolgt, so wird die italienische Flotte nur vor Anker gehen. Andernfalls erfolgt unmit­telbar die Beschießung und eventuell die Landung der Truppen.

Konstantinopel, 30. Sept. (Telegr.) Die Kriegs­erklärung Italiens wurde gestern nachmittag der Pforte überreicht. Italienische Truppen sind in Tri­polis gelandet.

H Konstantinopel, 29. Septbr. Die Kriegs­erklärung Italiens wurde heute nachmittag durch den italienischen Geschäftsträger auf der Pforte überreicht und kurz darauf in der ganzen Stadt bekannt.

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st Rom. 29. Sept. Die Berliner Korrespondenten der Tribuna und Giornale d'Jtalia teilen mit, daß Deutschland den Schutz von Leben und Eigentum der in der Türkei wohnenden Italiener übernommen habe. Tribuna und Giornale d'Jtalia heben die völlige Loyalität Deutschlands sowie den freund­schaftlichen und sympathischen Charakter seiner Hal­tung hervor.

ss Rom, 29. Sept. Dje Tribuna meldet aus Tripolis: In der vergangenen Nacht herrschte un­unterbrochen die größte Aufregung unter den Tür­ken und Arabern. Nachdem sich die italienische Es- cadre zuerst dem Hafen genähert hatte, begab sie sich wieder auf hohe See; doch sind mehrere Schiffe sicht­bar. Die. gesamte Bevölkerung lagert am Strande. Die. Terrassen aller Häuser sind dicht von Menschen besetzt, die die italienischen Schiffe sehen wollen. Heute vormittag l l Uhr versammelten sich alle Italiener auf dem Konsulat. Sie bereiteten sich für eine etwa notwendige Verteidigung vor. Der Kon­sul hat allen empfohlen, abzureisen. Giornale d'Jtalia veröffentlicht eine ganze Reihe von Doku­menten, die sich auf Zwischenfälle beziehen, welche die Türkei gegen Italien hervorgerufen hat. Diese Zusammenstellung wurde von der Cousulta an alle Vertreter Italiens im Ausland geschickt. Der Zu­sammenstoß, der so plötzlich zwischen der Türkei und Italien zu erfolgen scheint, sei nichts als die Folge einer ganzen Reihe von Belästigungen, die sich die türkischen Behörden gegen Italien und Ita­liener hätten zu Schulden kommen lassen.

st Paris, 29. Sept. Die Agence Havas verbrei­tet eine Depesche aus Konstantinopel, nach der die türkische Regierung beschlossen habe, einer italie­nischen Landung in Tripolis keinen Wi­derstand zu leisten.

st Rom, 29. Sept. Die Agenzia Stefani meldet aus Balona, die türkischen Offiziere und der Klub der Partei für Einheit und Fortschritt beriefen heute die einflußreichsten Persönlichkeiten des Landes und der Kaufmannschaft zusammen und forderten sie auf, deu Boykott gegen Italien zu erklären. Unter Darlegung der Gefühle der Bevölkerung erklärte jedoch die Versammlung einmütig, sich im Hinblick auf die. freundlichen Beziehungen und Interessen, die Albanien an Italien knüpfen, sich dem vorge- sch läge nen Boykott nicht ans ch ließen zu können.

* Wien, 29. Sept. Wie in hiesigen maßgebenden Kreisen verlautet, sind sämtliche Mächte einmütig in der Auffassung, daß der Konflikt bezüglich Tri­polis lokalisiert bleiben muß, weder auf die europäischen noch die asiatischen Besitzungen der Türkei übergreifen darf und der status quo auf dem Balkan aufrechterhalten wird.

* Wien, 29. Sept. DieNeue Freie Presse" meldet: In diplomatischen Kreisen, welchen die Ab­sichten der türkischen Regierung bekannt sind, verlautet, die Türkei habe die Absicht, an G rie - chenlaud in der energischsten Form heranzutreten und zu verlangen, daß das Kabinett in Athen in der kürzesten Frist sein D e sin te r esste m an t an Kreta erkläre. Wenn kms Kabinett in Athen keine zufriedenstellende Erklärung abgebe, glaubt man, daß die Türkei sich dazu entschließen werde, militä­rische Demonstrationen an der Grenze von Thes­salien auszuführen.

* .Konstantinopel, 29. Sept. Nach griechischen Meldungen begannen von türkischer Seite Trup­pen ko nzsen tr atio ne n an der thesalischen Grenze. 28 Kanonen sind in Elaffona einge- trpffen.

Verantwortlicher Redakteur: L. Lauk, Altrnstrtg.

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