statistil gebe ein günstiges Bild. Im Jcchre 1910 sei der Gesamthandel der Kolonien gegen das Vor-" jahr um 31,4 Prozent gestiegen. Der Staatssekretär ging dann auf die Einzelheiten ein, besonders auf Kautschuk, Baumwolle, Oelsrüchte, Cacao, Kaffee, Tabak, Schafwolle, Diamanten, Kupfer rc. Die Ko- lonialverwaltnng wolle alle Unternehmungen fördern, die auch den Kolonien Nutzen brächten. Nachdem der Staatssekretär die Erschienenen zur Mitarbeit aufgefordert hatte, trat die Versammlung in die Tagesordnung ein. Ueber die Beratungen wird nach Abschluß ein zusammenhängender lieber blich veröffentlicht werden.
Ausländisches.
st Paris, 25. Sept. Der Marineminister Del- cassee erklärte bei seiner Rückkehr nach Paris, die bei der Explosion der Liberte verletzten 130 Mann befinden sich außer Gefahr. Das Schicksal von etwa 20 anderen Verwundeten sei noch ungewiß. Die Kreuzer „Verite" und „Demokratie" werden in 10 Tagen, die „Republique" in zwei Monaten in Stand gesetzt sein. ,
Vermischtes.
8 Ein romanhaftes Menschen gef chick teilt der „Tag" mit. Dieser Tage wurde in Olmütz der 23- jährige Elektrotechniker Franz Cernh aus einem Dorfe bei Böhmisch-Neustad t zum Militärdienst allsgehoben. Da er die höhere Staatsgewerbeschule absolviert hat, war er zum Einjährig-Freiwilligendienst berechtigt. Vor seiner Stellung --begab sich aber Cerny heimlich nach Marokko und nahm an der dortigen Aufstandsbewegung Anteil. Er war der Anführer einer Bande, die den Franzosen beträchtlichen Schaden zugefügt hat. Er wurde verwundet, fiel in die. Hände der Franzosen und 'sollte erschossen werden. Durch Intervention des österreichischen Konsulats wurde er jedoch in Freiheit gesetzt, worauf er, wie erwähnte ausgehoben wurde. Sein in Marokko erworbenes beträchtliches Vermögen wurde von den Franzosen mit Beschlag belegt.
8 Tie neue Tiberbrücke in Rom. Zu Beginn der Weltausstellung in Rom ist eine neue Brücke über den Tiber dem Verkehr übergeben worden, die ein bedeutsames Bauwerk auf dem Gebiete des Tiefbauwesens darstellt. Es ist eine Eisenbetonbrücke, die vielleicht die größte Spannweite unter allen -aus diesem Material hergestellten Bogenbrücken der Welt aufweist. In der Wochenschrift „Zement und Beton" teilt jetzt Dipl.-Jng. E. Schick Näheres über das interessante Bauwerk mit, das nicht nur wegen seiner außerordentlichen Spannweite von hundert Metern, sondern auch seiner kurzen Bauzeit und ungünstiger Gründungsverhältnisse wegen die Aufmerksamkeit der Fachleute auf sich gezogen hat. Noch vor kurzer Zeit galt es als unbestrittener Satz, Bogenbrücken größerer Spannweite nur auf Fels zu gründen, da bei allen anderen Bodenarten.die Kosten der Widerlager, bezw. die Gefahr einer Rißbildung durch Setzung zu groß seien. Die leichteren, in gewissem Grade auch zug- und biegungsfesten Eisenbetonbrücken nun haben in den letzten Jahren wiederholt ihre Eignung auch bei etwas schlechterem Boden erwiesen. Die neue Tiberbrücke nun, „Ponte del risorgimento" genannt, ist auf Eifenbetonpfähle gegründet. Sie war ursprünglich in Holz vorgesehen, da die ersten Projekte erst im Mai ! 909 auftanchten und eine Vollendung zum Beginn der Weltausstellung im Frühjahr >911 unbedingt erforderlich schien. Der vorgeschrittenen italienischen
Ms Bett zü legen. Vorher aber ersuchte ich den Schutzmann, dem ich die für den polizeilichen Rapport erforderlichen Angaben gemacht hatte, um eine sofortige Benachrichtigung des Kommerzienrats Engelhardt; denn ich wußte nicht, ob der Japaner außer ihm noch Freunde hatte, die sich um ihn kümmern konnten.
Ich lag kaum in den Kissen, als mein diensteifriger Freund und Kartellträger erschien, der natürlich äußerst erstaunt war, mich als einen bandagierten Verwundeten vorzufinden. Ich zerstreute mit einigen kurzen Worten seinen Verdacht, daß ich etwa gar ohne seine Mitwirkung irgendeinen anderen Ehrenhandel ausgefochten hätte, und begehrte mit brennender Ungeduld Mitteilung über den Verlauf seiner Unterredung mit Takaoka. Da setzte er seine geringschätzigste Miene auf und sagte in wegwerfendem Ton:
„Ah, dieser Japaner ist ein erbärmlicher Feigling. Sie werden genötigt sein, sich auf andere Art Genugtuung von ihm zu holen, denn der Mensch hat i« aller Form gekniffen."
.Sie haben ihm die Ursache der Herausforderung mitgeteilt? Und was hat er Ihnen darauf geantwortet
„Erst schien er mich durchaus nicht zu verstehen, obwohl er doch beinahe ebensogut deutsch spricht wie ich ich s«stehe, daß mich das unveränderliche Lächeln, mit dem er meine Auseinandersetzung anhörte, beinahe aus der Fassung gebracht hätte. Dann erklärte «r mit der größten Artigkeit, das Ganze beruhe auf einem Mißverständnis, und er werde sich erlauben. Sie noch heute pAönlicher Aussprache darüber aufzuklären. Selbstver- skanduch war das nur eine elende Ausflucht, um mich loszuwerden, denn er wird sich wohl hüten. Sie aufzu- lUchen."
Eifenbetontechnik gelang es aber, in dem kurzen Zeitraum, der noch zur Verfügung stand, eine Eisenbetonbogenbrück von hundert Metern Spannweite fertigzustellen. Am 11. November 1909 wurde der Bau begonuen ^und genau einundeinhalb Jahr später fand die Eröffnung statt. Die Hauptkonstruktion besteht aus 7 gelenklosen Bogenrippen von 1.00 Mtr. Spannweite, nur einige Zentimeter weniger als bei der Gaftonbrück Lei Auckland. Die Fahrbahnbreite beträgt 13 Meter mit beiderseits 3,50 Meter weit austragenden Fußgängerstegen. Der Querschnitt der einzelnen Rippen ist 20 mal 20 Zentimeter hinter dem Scheitelgelenk und 30 mal 50 Zentimeter am Kämpfer. Das Pfeilverhältnis ist 1:10, d. h. die Scheitelhöhe beträgt 10 Meter. Reichliche Querverbindungen wirken als Windverband und ergeben zusammen mit der Eisenbetonplatte der Fahrbahn eine ausgezeichnete monolithische Gefamtwirkung. Bei der Berechnung würden als Nutzlast 500 Kilogramm pro Quadratmeter und Straßenwalzen von 16 Tonnen Gewicht angenommen. Die Fahrbahnentwässerung erfolgt nach den Auflagern zu mit 1,77 Proz. Neigung gegen die Horizontale. Zur Fundierung wurden 14 Meter lange Eifenbetonpfähle verwendet. Als gesamte Baukosten wurden 1 250 000 Lire angegeben.
8 Wie lange dauert ein Augenblick? Der zeitliche Ablauf des Abschlages ist schon von verschiedenen Autoren untersucht worden. Es zeigte sich die Zeit, die nötig ist, um das Auge möglichst schnell zu öffnen und wieder zu schließen, also die kleinste Zeit, die ein Augenblick dauern muß, nicht so kurz, wie man wohl vermuten sollte. Aber die früheren Methoden, die man zur Bestimmung dieser Zeit anwandte, waren nicht sehr genau und hatten vor allen Dingen den Nachteil, daß man irgend einen Apparat oder wenigstens eine Marke am Augenlid befestigen mußte. Das Auge bewegte sich also nicht ganz frei. Die geeignetste Methode zur wissenschaftlichen Untersuchung eines solchen Vorganges ist die Kinematographie, die sich neuerdings mehr und mehr auch in die physiologische Technik einbürgert. O. Weiß hat eine Serie von -20 Pho-> tographien während eines Liedschlages ausgenommen und die Bilder mit den resultierenden Zeitmessungen im 45. Bande der „Zeitschrift für Sinnesphysiologie" (Verlag von Ambrosius Barth in Leipzig) kürzlich veröffentlicht. Der Lidschlag eines Auges beträgt im Mittel nur 0,197 Sekunden. Dabei dauert die Oeff- nungsbewegung 0,111 Sekunden und die Schließungsbewegung nur 0,06. Der Augenblick, also die Zeit, während welcher das Auge geöffnet ist und sehen kann, würde 0,026 Sekunden in Anspruch nehmen. ,
8 Es hat aWes feine Folgen, Die „Tägliche Rundschau" erzählt folgendes nette Gefchichtchen: Ein größeres Dorf im Kreise Worbis (Reg.-Bez. Erfurt) war bei den im Eichsfeld abgehaltenen Manövern stark mit Truppen belegt. 15 Offiziere nahmen in einer Gastwirtschaft des Ortes das Mittagessen ein; das Gedeck kostete 1,50 Mk. Nicht gering war nun das Erstaunen der Herren, als ihnen für diesen Preis vorgesetzt wurde: 1) Suppe, 2) Rinderbraten, 3> Gänsebraten, 4) Filetbeefsteak, 5) Kalbskeule und 6) Nachtisch. Die Offiziere machten die Wirtsfrau darauf aufmerksam, daß sie bei einem solch opulenten Essen doch unmöglich auf ihre Kosten! kommen könne, ja sogar nicht wenig Geld zulegen müsse. Doch die freundliche Wirtin, ein Witwe, erwiderte gutmütig: „Das schadet nichts. Mein Sohn ist vom Militär freigekommen und kann mir nun in der Wirtschaft mithelfen. Dafür will ich mich auch dankbar erweisen, und die Herren Offiziere sollen sich bei mir 'mal; ordentlich satt essen."
8 Ei» Vetter des Reichskanzlers, der Rittergutsbesitzer von Bethmcmn Hollweg, wurde wegen Zweikampfs mit dem Grafen von der Goltz zu drei Monaten Festungshaft verurteilt.
Mellen Ae nmgehenS
bei der nächsten Postanstalt, bei dem Postboten, Agenten oder Zeitungsausträger unsere inhaltsreiche täglich erscheinende Zeitung
„Aus den Tannen"
für das mit dem 1. Oktober beginnende neue Quartal.
Niemand versäume die Bestellung!
Handel und Verkehr.
* Stuttgart, 27. September. (Vom Markt.) Auf dem Großmarkt kosteten Zwetschgen 9—10 Pfg., Pfirsiche 18 bis 38 Pfg., Trauben 30 Pfg., Preiselbeeren 50—55 Pfg., Aepfel 10—16 Pfg., Birnen 10—20 Pfg. per Pfund. — Dem heutigen Kartoffelgroßmarkt waren einige hundert Zentner zugeführt. Preis 4,80—6,20 Mk. per Ztr. — F ilderkraut kostete 25—30 Pfg. per Stück. Zufuhr etwa 1000 Stück.
Is Stuttgart, 28. Sept. (Schlachtviehmarkt.) Zugetriebr» 231 Großvieh, 631 Kälber, 834 Schweine.
Erlös aus Hs Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, a) ausgemästete von 88 bis 90 Pfg., 2. Qual, b) fleischig« und ältere von — bis — Pfg.; Bullen (Farren) 1. Qual, a) vollfleischige, von 75 bis 77 . Pfg., 2. Qualität b) älter« und weniger fleischige von 73 bis 75 Pfg., Stiere und Jungrinderl. Qual, a) ausgemästete von 87 bis 90 Pfg., 8. Qualität b) fleischige von 82 bis 86 Pfg., 3. Qualickit cr) geringere von 76 bis 80 Pfg.; Kühe l. Qual, a) junge gemästete von — bis — Pfg., 2. Qualität d) ältere gemästete von 58 bis 68 Pfg., 3. Qualität v) geringer« von 38 bis 48 Pfg., Kälber: 1. Qualität s) beste Saugkälber von 93 bis 98 Pfg., 2. Qualität b) gute Saugkälber von 86 bis 92 Pfg., 3. Qualität o) geringere Saugkälber von 75 bis 86 Pfg., Schweine 1. Qual. ») junge fleischige 66 bis 67 Pfg., 2. Qualität b) jüngere fette von 63 bis 65 Pfg., 3. Qualität o) geringere von 57 bis 59 Pfg.
Kurzer Getreide-Wocheubericht der PretsvertchtSstelle des deutscheu La«d»trtschast-r«t-
vom 19. bis 25. September 1911.
Es stelllen sich die Preise für inländisches Getreid« am letzten Markttage in Mark pro 1000 Kg. je nach Qualität, wobei das Mehr (Z-) bezw. (—) Weniger gegenüber der Vorwoche in ( ) beigefügt ist, wie folgt:
Weizen Roggen Hafer
Frankfurt a. M. 212'/,( ) 190(—) 192 stst—j
Mannheim 220(—) 195(—) 195(—)
Straßburg 225(—2' st 200(st-2st) 200(—)
München 235(—1) 211(—1) l93(—)
Her-stnachrichte«.
st Brackenheim, 28. Sept. (Weinlese.) Der Beginn der allgemeinen Weinlese wurde auf Montag den 2. Oktober festgesetzt. Das Quantum wird auf 3000 Hektoliter geschätzt. Die Weinberge stehen schon belaubt in sattem Grün, die Trauben find vollbeerig, wozu die Regenfälle der letzten Woche erheblich beigetragen haben, und zuckersüß. Das prächtige Herbstz- wetter hilft noch zur Vollreife. Jeder sonnige Tag ist Goldes wert. Einzelne Käufe zu 210—225 Mk. find abgeschlossen. Frühgewächs, wie Portugieser, schwarz Messing, auch Sylvaner, wird Ende der Woche gelesen. - ,
st Weinsberg, 28. Sept. Im Durchschnitt wird hier mit einem starken Drittel- bis halben Herbst gerechnet bei ausgezeichneter Qualität, namentlich dürfte der Trollinger ein Produkt von seltener Güte geben. Der erste Kauf würde zu 225 Mark für den Eimer Weißgewächs abgeschlossen. Verstellt ist schon ziemlich viel, doch sämtliches ohne Preisfest^ fetzung, hierin herrscht überhaupt seht große Zurückhaltung.
* Bühlertal, 26. Sept. Aus dem Naturweinbauverein für das Acher-, Bühler- und Oostal: Der Naturweinbauverein, dem 16. Reborte angegliedert sind, hielt am 25. Sept. eine Ausfchußsitzung ab, in der das Herbstgeschäft auf der Tagesordnung stand. Nach dem Bericht der Vertreter ist in den meisten Orten Z bis ' z Herbst zu erwarten, in einigen sogar nur V. und noch weniger Herbst. Die Qualität wird vorzüglich. Als Preis für Weißwein wird 60 bis 70 Mk. per Hektoliter erwartet; in besonders bervorzugten Lagen auch noch ein höherer Preis. Die Rebleute, die Affentaler Rotwein bauen, erwarten für das Liter gerappter Beeren ungefähr eine Mack. Die Versammlung war einmülig der Ansicht, daß man mit dem Herbsten nicht vor Anfang Oktober beginnen solle.
* Vorort Wangen, 27. September: Heute wurde hier neuer Weinmost (Frühgewächs) zu 90 Mk. per 1 Hektoliter gefaßt. Auch find einige Reste ohne festen Preis verstellt.
* Schnait, 27. Sept. Der Herbst wird Mitte nächster Woche beginnen, feste Käufe sind noch nicht abgeschloffen, vieles ist schon verstellt.
* Haberschlacht, 27. Sept. Der Menge nach erwartet man hier ein Hz Herbst. Verschiedene Posten sind auch bereits verstellt, doch ist ein Preis noch nicht vereinback.
Konkurse.
David Theurer, Schreinermeister in Fünfbronn. Herr Bezirksnotar Beck in Altensteig ist zum Konkursverwalter ernannt. Zur Prüfung der angemeldeten.Forderungen ist auf Mittwoch, den 25. Oktober 1911, nachm. 3 Uhr vor dem Kgl. Amtsgericht Nagold Termin anberaumt. — Julius Runge, Sattler und Tapezier in Hall. — Nachlaß des Gerbereibesitzers August Endriß in Geißlingen.
voraussichtliches Wetter
am Samstag, den 30. September: Etwas aufheiternd, vormittags Nebel, kein wesentlicher Niederschlag, mäßig mild
Brroatuortvcher RedMeur: L. Lauk, Lltör-ckg. „
Druck ». Berlaz der W. Ricker'scheu Buchdruckrrri, L. Lauk, Altmfich,
Fortsetzung folgt.