unter allen Umständen die Freiheit der See garantieren, von der unsere Sicherheit, sogar unsere Existenz abhängt. Der Friede ist unser größtes Interesse, aber wir können den Frieden nicht als Bittsteller suchen. Wir können den Frieden nicht verkaufen. 'Es gibt keinen dauernden Frieden für Britannien, wenn es nicht ein Friede mit Ehren ist."
Tripolis.
* Bern, 27. Sept. Auf der Delegiertenver^ sammlung der internationalen Friedensvereinigung erklärten die italienischen Delegierten bei Behandlung der tripolitanischen Frage, die Intervention Italiens in Tripolis sei die Folge der vexatorischen Politik, die die Türkei seit Jahren gegen Italien befolge.
ss Odessa, 27. Sept. Der türkische Botschafter in Petersburg, Turchan Pascha, ist heute hier eingetroffen und reist morgen nach Konstantinopel, um als ehemaliger Gouverneur von Tripolis an den Beratungen über die Tripvtisangelegenheit teilzunehmen. In Anwesenheit Turchan Paschas fand im türkischen Konsulat eine Besprechung statt, die sich nach Mitteilungen von privater Quelle mit der Mobilisierung der türkischen Reservisten im Süden befaßte.
ff Bukarest, 27. Sept. Die italsiemischen Dampfer, die die Fahrten zwischen Venedig und Galatz vermitteln, haben den Verkehr eingestellt.
ff Rom, 27. Sept. Trotzdem die Allgemeine Arbeitervereiniguna im Einvernehmen mit der sozialistischen Partei als Protest gegen die Haltung Italiens in der Tripolisfrage für 24 Stunden den Generalstreik beschlossen hatte, ist keine Störung in der Arbeit hier eingetreten. Wie aus Mailand, Turin, Venedig, Genuas Ancona, Florenz, Bologna und anderen Orten gemeldet wird, zeigen auch diese Städte ihr gewohntes Aussehen. Alle öffentlichen Betriebe sind im Gange. Der Streik hat nur geringen Umfang angenommen. In allen Hauptstädten sind die Soldaten des zu den Fahnen einbe- rnfenen Jahrgangs 1888 Gegenstand lebhafter Kundgebungen.
st Rom. 27. Sept. Das türkische Schiff Derna ist in Tripolis eingetrofsen. Es hatte nur wenig Soldaten, Gerste und sehr wenig Waffen an Bord. Unsere Kriegsschiffe haben keinen Befehl erhalten, es zu nehmen.
st Tripolis, 27. Sept. Hier sind verschiedene Kriegskorreipondenten eingetroffen. Der größte Teil der italienischen Bevölkerung wurde heute unentgeltlich nach Syrakus befördert; italienische Kriegsschiffe sind in Sicht gekommen.
* Malta, 27. Sept. Aus Tripolis eingelaufene Privatdepeschen besagen, daß italienische Kriegsschiffe mit Landungsstreitkrästen 20 Meilen vor Tripolis liegen. In Tripolis herrscht unter den Italienern Panik, weil befürchtet wird, daß es im Augenblick eines Landungsversuches zu einem Massacre gegen die Europäer kommt.
st Malta, 27. Sept. Die Anglomaltesischen Einwohner im Hafenviertel haben den Gouverneur gestern Abend um Schutz gebeten. Nach Privattelegrammen herrscht unter den griechischen Staatsangehörigen große Beunruhigung. Sie haben auf ihren Häusern die englische Flagge gehißt. Es ist unmög
lich, zu erfahren, ob englische Kriegsschiffe entsandt werden. Augenblicklich liegen nur zwei Kreuzer hier.
st Malta, 27. Sept. Die anglvmaltesijche Kolonie in Tripolis sandte hierher ein Telegramm, in dem es heißt: Wir bitten unsere Brüder dringend, bei dem Gouverneur um Hilhfe für Ans vorstellig zu werden, da die italienischen Dampfer sich weigern, andere als Italiener aufzunehmen.
* Konstantinopel, 27. Sept. Nach sicheren Mitteilungen herrscht jetzt in den Regierungskreisen eine hoffnungsvollere Auffassung, weil Besprechungen über die Forderungen Italiens angeknüpft wurden.
Marokko.
st Berlin, 27. Sept. Der französische Botschafter Cambon hat heute mittag dem Staatssekretär von Kid er len-Wächter einen längeren Besuch äbgestattet, wobei Herrn Cambon die redaktionellen Abänderungen zu dem Vertragsentwurf über Marokko, die Deutschland zu machen wünscht, übergeben wurden.
* Paris, 27. Sept. Die Tatsache, daß entü gegen den gehegten Erwartungen die Verhandlungen über Marokko noch nicht zum Abschluß gekommen sind, wird von den Zeitungen ohne Ungeduld verzeichnet. Der „Matin" macht über die letzte Unterredung des Herrn Cambon mit Herrn v. Kiderlen- Wächter folgende Mitteilungen: Die beiden Diplomaten haben am Montag abend den französischen Entwurf Artikel für Artikel durchgesprochen. Er enthält fünfzehn Artikel, und über alle wurde volles Einvernehmen konstatiert, mit Ausnahme von dreien. Der eine dieser Artikel betrifft die Beseitigung der Konsulargerichte in Marokko. Es ist wahr, daß Herr v. Kiderlerl-Wächter nur leichte Verbesserungen in der redaktionellen Fassung dieser drei Artikel wünscht. Aber er will, bevor er sich mit Herrn Cambon über eine definitive Redaktion einigt, den Reichskanzler befragen. In Paris bedauert man an zuständiger Stelle, daß diese redaktionelle Arbeit das Einvernehmen über die Protektoratsfrage noch um einige Tage hinauszieht, aber man versichert, daß die Aenderungen im Wortlaut dieser drei Artikel keine Bedeutung haben, und dast das Einvernehmen im Prinzip schon feststeht, und das ist die Hauptsache. Eine neue Zusammenkunft der Herren v. Kiderlen und Cambon steht unmittelbar bevor. Sie werden die endgültige Fassung revidieren, welche sodann der Zustimmung der französischen Regierung unterbreitet wird. Wie das „Journal" wissen will, verlange Deutschland in Marokko sogenannte gemischte Gerichte nach dem Beispiel von Aegypten, während Frankreich nur französische Gerichte zulassen will, wst sie in Tunis seit 1896 mit der Zustimmung Italiens bestehen.
Allerlei.
* Auf den Wettersturz der letzten Woche, der in Granbünden 30 bis 40 Zentimeter hohen Schnee brachte und die Berge und Täler in undurchdringlichen Nebel hüllte, folgte mit Beginn dieser Woche in langsamer Aufheiterung das schönste Wetter mit prachtvoller Aussicht auf das Gebirge und die Glctscherwelt. Ein blauer, wolkenloser Himmel lacht und bringt die Schneemassen wenigstens in den Tälern zu raschem Schmelzen.
Handel und Verkehr.
* Herrenberg, 26. Sept. Wegen der Maul- und Klauenseuche war schon seit Februar d. Js. die Abhaltung von Vieh- und Schweinemärkten verboten. Nachdem die Seuche im hiesigen Bezirk erloschen und auch anderwärts im Rückgang begriffen ist, wurde die Abhaltung des auf heute fallenden Vieh- und Schw einemarkts gestattet. Zugeführt waren: 128 St. Ochsen, 232 St. Kühe und Kalbinnen, 128 St. Jungvieh. Von Händlern waren 90 St. zugeführt. Es waren ziemlich viele Käufer am Platze; der Verkauf ging ziemlich gut. Begehrt war besonders fettes und trächtiges Vieh und Milchkühe. Die Preise waren gedrückt. Erlöst wurde für 1 Paar Ochsen 860—1400 Mk., für 1 trächtige Kuh 350—500 Mk., für 1 Milchkuh 270—400 Mk., für 1 Schlachtkuh 190—350 Mk., für 1 Schaffkuh 275—470 Mk., für 1 Kalbin 260—400 Mk., für 1 Jungrind oder Stier 120—250 Mk. — Auf dem Schweinemarkt waren zugeführt: 290 St. Milchschweine; Erlös pro Paar 24—45 Mk., 240 St. Läuferschweine; Erlös pro Paar 50—96 Mk. Verkauf: gut.
* Rottenburg, 25. Sept. Der heutige Viehmarkt war sehr schlecht besucht. Bezahlt wurden für das Paar Ochsen 1200 Mk., Kalbinnen per Stück von 200—450 Mk., Rinder von 80—150 Mk., Kühe von 170—350 Mk. In Läuferschweinen war kein Preis, dagegen bezahlte man für Milchschweine per Paar von 22—30 Mk. Letzere wurden alle verkauft. Zugeführt wurden 1 Farren, 3 Ochsen, 27 Kühe, 48 Kalbinnen, 47 Rinder, 3 Kälber, 1 Läuferschwem und 156 Milchschweine.
* Tübingen, 27. Septbr. Obstbericht. Bahnhof. 6 Wagen Aepfel, 1 Ztr. 6.50—7 Mk. 1 Wagen Minen 1 Ztr. 6.80 Mk.
* Hohenstein, OA. Besigheim, 26. September. Die Reife der Trauben ist soweit vorangeschritten, daß am kommenden Donnerstag hier mit der Lese des Frühgewächses begonnen wird. Daran schließt sich die allgemeine Weinlese. Die Hälfte des Erzeugnisses ist verstellt. Einige feste Käufe zu 235 Mk. pro 3 Hektoliter.
' Bom Vorbachtale, 26. Sept. In den weinbautreibenden Orten Eberlsbronn, Wermutshausen und Vorbachzimmern wurde gestern mit der Weinlese begonnen.
* Stuttgart, 26. Septbr. (Landesproduktenbörse.) Auf dem Getreideweltmarkte sind keine wesentlichen Veränderungen zu verzeichnen und hat die Geschäftslosigkeit auch in abgelaufener Berichtswoche angehalten, ohne daß man die Stimmung als flau bezeichnen könnte. Die etwas niedrigen Offecken der Exportländer wurden reichlich durch das Steigen der Flußfrachten ausgeglichen. — Die amerikanischen Terminbörsen haben in den letzten Tagen ihre Notierungen aus innerpolitischen Gründen ganz erheblich erhöht, augenblicklich schenkt man aber diesen Vorgängen in Europa noch wenig Aufmerksamkeit. — Das Hauptinteresse wendet sich immer noch der Landware zu und waren die Zufuhren reichlich bei etwas nachgiebigeren Preisen. — Die heutige Börse war gut besucht und es fanden größere Umsätze in einheimischen Getreide, Mais und Futtergerste statt.
Wir notieren per 100 Kg. frachtparität Stuttgart, Getreide und Saaten ohne Sack netto Caffa je nach Qualität und Lieferzeit:
Weizen Mark wückt. 22.50—22.75
bayr. 23.00—23.50
Rumänier. 23.75—24.25
Ulka 24.00—24.25
Saxonska 24.00—24.25
Azima 24.00—24.25
Laplata 24.00—24.25
Kernen 22.50—23.00
Dinkel 15.50—16 50
Mack
Roggen 19.50—20.50
Gerste wückt. 21.00—21.50 . bayr. 22.00—22.50 , Tauber 21.75—22.00 „ fränkische 21.75—22.00 , ungarisch 23.25—24.00 Futtergerste 17.00—17.25 Hafer wückt neu 18.75—19.25 » Donau 18.00—18.25
Verlangen nähme? Ich hätte ihn vielleicht niedergeschlagen. Aber wäre das eine Antwort gewesen? Darüber, daß er sich nicht täuschte, wenn er mit der Einwilligung des Kommerzienrats rechnete, war ich kaum im ungewissen. Er war immens reich, und daß man drüben in der Villa an feiner Rasse keinen Anstoß nahm, bewies man ja schon durch die Art, in der man mit ihm verkehrte. Man würde in meiner Einmischung also kaum etwas anderes sehen als die Handlungsweise eines Verrückten, und die Sympathien, deren er sich erfreute, würden dadurch wahrscheinlich viel eher gesteigert als abgeschwächt werden. Nein, an eine persönliche Auseinandersetzung mit ihm durfte ich nicht mehr denken. Wenn ich verhindern wollte, was nimmermehr geschehen durfte, mußte es auf andere Weise geschehen als durch Worte. Und mein siedendes Blut ließ mich rasch genug den Weg finden, den ich zu gehen hatte.
Takaoka hatte mir eine tödliche Beleidigung zugefügt, indem er um das Mädchen warb, von dem er aus meinem eigenen Munde wußte, daß ich es liebte, und wenn nur ein Funke von der Ritterlichkeit der alten Samurai in ihm lebte, konnte er mir die Genugtuung mit der Waffe nicht verweigern. Ich wußte nicht, ob in Japan die Sitte des Zweikampfs bestände: aber Takaoka hatte an deutschen Hochschulen studiert und er genoß die Gastfreundschaft Deutschlands. ein Mann von Mut und Ehre hatte er sich also nach meiner Ueberzeugung den Gepflogenheiten unseres Landes zu fügen. Und wenn er das Duell annahm, war, wie ich mir einredete, alles gewonnen. Ich war nicht gesonnen, ihn zu schonen, und wenn das Schicksal gegen mich entschied, wenn ich auf der Wahlstatt blieb, so würde Martha sicherlich nicht fähig sein, meinem Mörder die Hand zu reichen. Es war meines Bedünkens die einfachste Rechnung von der Welt, und die Absicht, diesen Zweikampf unter den denkbar schärfsten Bedingungen zu erzwingen, bemächtigte sich meiner alsbald mit der Gewalt einer fixen Idee. Ich hatte einen Freund, von dem ich wußte, daß er »ine wahre
Leu>enia>afr sur me Mliwlrrung oei Cyrenyanoem yarie, und als ich ihn noch am nämlichen Abend aufsuchte, sah ich mich in meiner Hoffnung auf seine Bereitwilligkeit nicht getäuscht. Er fand, daß der Anlaß vollkommen ausreichend sei, eine Forderung auf Pistolen zu rechtfertigen, und er stellte sich mir mit wirklichem Enthusiasmus als Kartellträger zur Verfügung. Wir verabredeten, daß er den Japaner am nächsten Mittag in seiner Wohnung aufsuchen solle, und mein Freund war liebenswürdig genug, mir zu versprechen, daß er gern auch die Sekundanten für Takaoka beschaffen würde, falls es diesem als Ausländer «twa schwer fallen sollte, welche zu finde». Das alles war gewiß die ungeheuerlichste Torheit; aber ich war an jenem schrecklichen Tage und an dem, der ihm folgte, sehr weit davon entfernt, es so anzusehen. Dieser Takaoka war in meinen Augen nicht nur ein schurkischer Verräter, sondern auch die Verkörperung eines furchtbaren Verhängnisses für das geliebte Mädchen. Wenn er starb, erlitt er nur, was er verdient hatte, und wenn es mir bestimmt war, von seiner Hand zu sterben, hatte ich mich wenigstens für einen guten Zweck geopfert.
Ich verbrachte die Nacht damit, daß ich erst stundenlang in den Straßen unserer Industriestadt umherirrte und dann am Fenster meines Zimmer» den Anbruch des Morgens erwartete. Am nächsten Vormittag aber ging ich wie immer in mem Bureau; denn ich hatte dort viel zu tun, um alles für den Nachfolger vorzubereiten, der ja in jedem Fall, welches auch immer der Ausgang des Zweikampfe« sein mochte, nach wenigen Tagen meinen Platz einnehme« würde. Ich arbeitete bis in die sechste Nachmittagsstund« hinein. Dann machte ich mich, zum Tode erschöpft, aus den Weg nach meiner Wohnung, wo ich der Verabredung gemäß um sieben den Besuch meines Kartellträgers empfangen sollte.
Fortsetzung folgt.
Mehl mit Sack, Kassa mit 1 Prozent Skonto.
Tafelgries Mk. 34.50 bis 35.50
Mehl 0 . 34.50 bis 35.50
. 1 , 33.50 bis 34.50
. 2 , 32.50 bis 33.50
»3 » 31.— bis 32.—
. 4 . 27.50 bis 28.50
Kleie Mk. 13.— bis 13.50 (ohne Sack netto Kassa.)
Voraussichtliches Wetter
am Freitag, den 29. September: Etwas wolkig, heiter, trocken, mäßig und mild, morgens Nebel.
B«<Mr»srtIich«r Redakteur: L. Lauk, Menstrig.
Druck u- Verla« der W. Rieker'schen Buchdruckerei, L. Lauk, Mrenftet«.
Ei« Uebel kommt selten allein. Zu den Dürreschäden dieses Jahres droht ein neues Fehljahr, weil der ausgetrocknete Boden und der mangelhafte Stallmist nur wenig Nährstoffe für die Saaten hergeben können. Das Königl. Preußische Staatsministerium hat zur Abwendung der Gefahr den Frachttarif für die Düngemittel aus die Hälfte herabgesetzt mit der ausdrücklichen Begründung, daß ein verstärkter Verbrauch an Düngemitteln infolge der Austrocknung des Bodens und insbesondere infolge der Verschlechterung des natürlichen Düngers bei dem Mangel an Streumittelu erwünscht ist. In der Tat kann nur eine kräftige Düngung Vorbeugen. Um eine kräftige Pflanzenentwicklung hervorzurufen und um die Saat vor Auswinterung zu schützen, leistet eine Thomasmehldüngung von 6—8 äs pro da vor der Saat oder, wo diese schon bestellt, nach der Saat als Kopfdüngung vorzügliche Dienste.