Mit grausam zäher Unaushaltsamkeit setzt sich ras Trauerspiel der Verwüstungen durch die Ansbrüche des Aetna fort. Der ganze Bergkegel ist ein einziges, furchtbares Inferno, Flammen züngeln, schwarze und grell beleuchtete düstere Rauchmengen wirbeln empor, uüd unaufhörlich geht der Widerhall des Donnerns, Zischens und Brausens über die Tiefen hin. Da unten aber liegt die unglückliche Bevölkerung in starrer Ratlosigkeit auf den Knien und wartet geduldig auf den Augenblick, wo der Feuerstrom ihrem Heim und ihrem Eigentum ein schreckliches Grab bereiten wird. Die Bewegung des Lavastromes bleibt sich gleich : von Minute zu Minute wälzt sich der breite, glühende, nrvrderische Fluß um einen Meter vorwärts, eine phantastische, erbarmungslose Schlange, die ihrer Beute sicher ist und nicht zu eilen braucht. Schon hat der Strom hin den Aetna umkreisende Eisenbahn erreicht. Deutlich heben sich die glühenden und zischenden Umrisse des vorwärtsschreitenden Larastreifens von-der Umgebung ab; man sieht, daß die rollende heiße Steiumasse, die in ihrer Breite mehr als einen halben Kilometer mißt, fünfzehn bis sechzehn Meterhoch getürmt, vorwärts zieht. Die vulkanische Erregung des Aetna scheint nicht nachzulassen, noch immer wirbeln glühende Steine durch die Lieft und verbreitern den Feuerstrom, ein unausgesetztes Kra chen und Zischen wie von Raketen und platzenden Geschossen erfüllt die Lüste, ein bitterer Schwefelgeruch liegt über dem Lande, und dabei kündet ein dumvfes, unheimliches, unterirdisches Rollen davon, daß die zornigen Elemente in den Tiefen des Erdreichs ihre Wut noch nicht befriedigt haben. Ein Mitarbeiter des „Corriere della Sera" gibt folgende farbenreiche Schilderung dieses grandiosen Schauspieles der Verwüstung:
„Es ist unerträglich heiß, mühsayi ringt man nach Atem. Etwa tausend Meter bin ich hinauf geklettert: hier ist die Stelle, von der man deutlich beobachten kann, wie das zerstörende Element seinen Zug fortsetzt, den keine menschliche Macht aufhalten kann. Ich steige auf eine kleine Erhöhung: da hin ter mir in den Tiefen liegt die fruchtbare, blühend? Gegend, und im Sonnenlichte flimmert in der Ferne das silberne Band des Alcantaraflusses. Bor mir aber bahut sich die mächtige Masse der schwärzlich glühenden Lava ihren Weg und erstickt alles, was sie erreichen kann. Das Terrain ermöglicht es, den Weg des Unheils genau zu überblicken, ja man kann es berechnen, zu welcher Stunde dieser üppig prangende Weinberg, jener friedlich daliegende Hof vom Erdboden verschwunden sein wird. Es ist dabei unrein schwacher Trost, daß Dörfer und größere Siede- lnngeu nicht unmittelbar bedroht sind. Wie immer in den Bergen, hat man die Talsohlen auch hier als Wege benutzt, und inmitten sorgsam bebauter Felder, grünender Gärten und weit sich hinstreckender Weinberge liegen hier friedlich die kleinen Häuser der Bauern. Aber schon ist der Lavastrom ans dem Wege zu ihnen, ein paar Stunden noch: dann wird von diesem blühenden, reichen Lande nichts mehr übrig sein als ein wüstes, breites Meer ansgebrannten Gesteins. In den Weinbergen tauchen die Hüte und Uniformen der Carabinieri auf, die sich noch bemühen, die reifende Frucht vor dem Vandalismus herbeiströmender fremder Neugieriger zu schützen. So hängen die gerade in diesem Jahre bisher prachtvoll gediehenen Trauben, die oft die Größe eines Menschenkovfs erreichen, noch ungestört im Rebstock. Die Besitzer dieser Weingärten ober sind verschwunden. Es fehlt ihnen der Mut, uni die langsame Zerstörung dieser herrlichen Früchte mit anzuschauen, die Vernichtung der Ernte, die ihnen den Ruin bringt und stolze Hoffnungen in nackte Verzweiflung wandelt. Seit Jahren war der Wein nicht so glücklich gediehen wie jetzt; der prächtige Stand der Reben veranlaßte die Bauern, alle Angebote findiger Zwischenhändler abzulehnen: in diesem Jahre wollten alle ihre Ernte selbst einbrin- gen und wenn möglich selbst ihren Wein keltern.. Ich tresie eine arme Bauernfamilie, die wortlos und leise weinend am Wege steht. Noch glühen leuchtend die Trauben in ihren Feldern und Gärten: doch nur eine kurze Weile noch und alles ist dahin. Ihr kleines Gut liegt gerade aus dem Wege des nahenden Lavazuges, und fassungslos starren die Unglücklichen aus ihr letztes Eigentum, das ihnen morgen ent- nssen sein wird. Dann packt der Mann, aus dem Bedürfnis, doch wenigstens irgend etwas zu retten, ein Bündel Pfähle, das am Rande des Weinbergs liegt, und schleppt es keuchend davon. Sie werden ihm nichts nützen, diese Pfähle, wenn er kein Land mehr besitzt, aber sie sind doch das Einzige, was sich retten läßt, und ein dunkler Instinkt gebietet ihm, dieses wertlose Holz beiseite zu schaffen. Weiter unten stehen vor zwei kleinen Häusern drei Bauernfamilien: die Frauen starren stumpf und wie gebannt auf ihre Weinberge, die wie alle anderen morgen verschwunden sein werden. Die Familie wird übermorgen betteln gehen müssen. „Mein Mann hatte nicht das Herz, hier zu bleiben und das Unglück mit anzusehen. Er hing so an seinem Weinberg, erst vor einigen Tagen lehnte er ein Kauf
loren." In einer anderen Pflanzung reißen vier Frauen die noch saueren,.nicht ausgereiften Trauben von den Stöcken und schleppen sie in Körben davon. ,Sie sind herb", erklärt mir die eine, ..wir werden Essig daraus machen."
Ueberall die gleichen Bilder der Verzweiflung. Weiter drunten auf den Wegen winden sich im langen Zuge kleine Karren, Esel und Maultiere dahin: Tiere und Gefährte sind mit kümmerlichem Hausrat beladen, wie eine Prozession des Elends und der Armut entschwinden sie in der Ferne. Nun bewegt sich dort drüben dicht am Lavastrom eine kleine Gruppe von Menschen auf das Feuer zu. Es ist der Bischof von Acireale, Monsignore Avista, der mit einigen Geistlichen herbeigeeilt ist, um die trostlose Bevölkerung zu ermutigen und der nun ge- tes Wasser auf die L<wa streuen will, um ihr Halt zu gebieten' In der Ferne, in Castiglione, ist der- Marktplatz schwarz von Menschen: mit dem Glase erkennt man inmitten der Lchar die aus den Kirchen geholten Standbilder der heiligen Maria Catena und des Erlösers, um die Hunderte von verzweifelten Menschen dumpf murmelnd ans den Knien liegen und kriechen, um Rettung und Hilfe vom Himmel zu erflehen, wo Mens chenin ach: versagen muß.
Die deutsche Kronprinzessin.
Die deursche Kroiivrinzesini Eecilie, geborene Prinzessin von Mecklenburg-Schwerin, begeht am heutigen SO. September ihren fünfnndzwanzigsten Geburstag. In ihren jungen Jahren ist die hohe Frau eine der anmutigsten Erscheinungen am deutschen Kaiscrhofe und mit ihrem lebensfrischen Gemahl und den prächtigen drei Knaben eine der glücklichsten Frauen im deutschen Reiche. Fünfundzwanzig Jahre sind erst ein kurzer .Abschnitt im Menschenleben, aber auch der Kronprinzessin haben sie bereits Erfahrungen gebracht. Früh verlor sie ihren Vater, und schlaflose Nächte um das Wohl der Kinder fehlen auch nicht in Fürstenhäusern. Kronprinzessin Caciltc ist die Frau der modernen Zeit im besten Sinne des Wortes, liebenswürdig und heiter nach allen Seiten Glück bereitend, am meisten aber ihrer Familie.
men Träumen für den glücklichsten Menschen der Welt hält, so vollständig tot rns Jenseits befördern, wie- man toter absolut nicht mehr sein kann. Das langjährige Bestehen meiner Firma bürgt für die Solidität meiner Fabrikate, und lade ich bei Bedarf zum Ankauf meines neu erfundenen Fauteuils höflichst ein. Preis je nach der Ausführung von 250 bis 1800 Mark." Es fehlt nur noch, daß Herr Kingtown hinzufügt: „Prvbesitzung gratis."
8 Der verrückte Landpsarrer. Ein Studienfreund besucht einen Landpsarrer. „Wie geht's Dir?" „Ganz erträglich, nur eins fehlt mir hier auf dem Lande Du weißt, ich trinke gerne abends einen Grog, auch zwei, oder wenn es sehr kalt ist, auch drei,
vier selten." „Nanu", lächelt der Freund.
„das Vergnügen kannst Du auf dem Lande gewiß auch haben!" „Eben nichts antwortete der gute Pfarerr mit einem schmerzlichen Achselzucken, „meine Haushälterin duldet es nicht!" „Sooo !" — ,Nun, da kaufst Du Dir selbst eine ganze Flasche Rum oder Arac, ein Pfund Zucker steckst Du heimlich dazu in Deine Kommode, und wenn Du heißes Wasser haben willst, rufst Du einfach in die Küche, Du wolltest Dich rasieren!" „Famos! Das wird gemacht!" ruft der Pastor voller Wonne. Nach sechs Wochen kommt der Freund wieder über Land. Der Pfarrer ist leider nicht zu Hause; aber seine liebe Haushälterin. „Wie geht's unserem lieben Herrn Pfarrer?" „Hä wird verrückt,- hä rasiert sich oft echs Mol am Dag!"
Vermischtes.
ß Der Scligteitssesset. In der „Weekly Ehra niete" veröffentlicht M:lton Karr eine Plaudere: über seltsame amerikanische Annoncen, unter denen sich anch eine befindet, von der man - nicht weiß, ob sie Scherz oder Ernst ist. Ein Herr James Kingtown aus Chicago ist der Urheber folgender Anzeige: „Nach rastloser Bemühung und namenlosem Fleiße ist es mir gelungen, eine Maschine herzustellen, die in der Hinüberbcförderung in das bessere Jenseits alles bisher Dagewesene übertrifft. Sie besteht aus einem eleganten Sessel mit hohen Rücken und Seitenlehnen, in denen Rohre von verschiedener Größe angebracht sind. Durch eine überaus sinnreiche Kon struktion entspringt den kleineren dieser Rohre, so wie man «ns dem Sessel Platz genommen hat, ein angenehm betäubender Duft, der dieselben Wirkun gen hervorbringt wie etwa Haijchich. Gleichzeitig beginnen auch die im Sitze angebrachten Federn und Räder ihre Tätigkeit. Während nun der im Fauteuil Sitzende von den Düften betäubt so intensiv in wunderbaren Träumen lebt, wären sie Wirklichkeit, erreichen die Räderzähne ihr Ziel: ein kleiner Hammer fällt auf eine Zündmasse, und nun entladen sich ans den in den Lehnen angebrachten acht grö ßeren Röhren acht Schüsse, von denen zwei das Herz, zwei die Lunge, zwei den Bauch und zwei das Gehirn des im Sessel Sitzenden durchbohren und
Handel und Berkehr.
* Freudeustadt, 19. Sept. Heute gibt die Metzgerinnung neue Fleischpreise bekannt. Demnach ist bei Ochsen- und Kalbfleisch ein Preisabschlag von 5 Pfg. zu verzeichnen, während der Preis von Schweinefleisch sich gegenüber dem Sommer um 5 Pfennig gesteigert hat. — Ochsenfleisch, Kalbfleisch und Schweinefleisch kosten 85 Pfg., Kuhfleisch kostet 75 Pfg. per Pfund. — Von heute ab Ladenschluß um 8 Uhr abends.
* Tübingen, 19. Sept. Obstbericht. Bahnhof: 2 Wagen Birnen, 1 Ztr. 6.80 Mk., 1 Wagen Aepfel, 1 Ztr. 6.80 bis 7 Mark.
' Stuttgart, 19. Sept. (Vom Markt.) Auf dem heutigen Großmarkt galten folgende Preise: Zwetschgen 10—11 Pfg., Pfirsiche 15—35 Pfg., Preiselbeeren 55 Pfg/, Birnen 13—22 Pfg., Aepfel !2—18 Pfg., Trauben 25—30 Pfg. per Pfund. — Dem heutigen Kartoffelgroßmarkt waren 160 Ztr. zugeführt. Preis 4.70—5 Mk. per Ztr.
- Filderkraut kostete 30—35 Pfg. per Stück. Zufuhr etwa 900 Stück.
* Brackenheim, 19. Sept. (Weinkäufe.) Eine große Zahl von Weinkäufern war am Sonntag hier und in den umliegenden Weinorten. Zu Fuß und per Wagen ging es hinaus in die Weinberge, die jetzt nach dem erfrischenden Regen der letzten Tage mit ihrem rächen, schönen Behang einen unvergleichlich günstigen Anblick darbieten. Hier, in Botenheim, Cleebronn, Dürrenzimmern, Neipperg, Slockheim und Haberschlacht ist bereits viel verstellt worden. Preise wurden hier aber im allgemeinen nicht ausgemacht, von seilen der Käufer wie der Weingärtner wird mit der Preisfestsetzung zurückgehalten. In Botenheim allerdings wurde für 210 Mark und 215 Mark per Eimer fest verkauft.
Das Retchsbankdirektorium in Berlin hat den Wechseldiskont auf 5 Proz. und den Lombardzinsfuß auf 6 Proz. erhöht.
Stuttgart, 19. Sept. (Schlachtviehmarkt.) Zugetrieben 285 Großvieh, 224 Kälber, 1190 Schweine.
Erlös aus * 2 Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Quai, a) ausgemästete von 86 bis 88 Pfg., 2. Qual, b) fleischige und ältere von — bis — Pfg.; Bullen (Farren) 1. Quai a) vollfleischige, von 75 bis 77 Pfg., 2 Qualität b) ältere und weniger fleischige von 73 bis 75 Pfg., Stiere und I u n g r i n d e r 1. Qual, a) ausgemästete von 87 bis 90 Pfg, 2. Qualität b) fleischige von 82 bis 85 Pfg., 3. Qualität e) geringere von 76 bis 81 Pfg.; Kühe 1. Qual, a) junge gemästete von — bis — Pfg., 2. Qualität b) ältere gemästete von 58 bis 68 Pfg., 3. Qualität 0 ) geringere von 40 bis 50 Pfg., Kälber: 1. Qualität ») beste Saugkälber von 100 bis 105 Pfg., 2. Qualität b) gute Saugkälber von 95 bis 99 Pfg., 3. Qualität 0 ) geringere Saugkälber von 90 bis 94 Pfg., Schweine 1. Qual, a) junge fleischige 65 bis 67 Pfg., 2. Qualität b) jüngere fette von 63 bis 65 Pfg., 3. Qualität v) geringere von 56 bis 58 Pfg.
Kurzer Getreide-Wochenbericht der Preisberichtsstelle des deutschen LaadwirtschastSrats vom 12. bis 18. September 1911.
Es stellten sich die Preise für inländisches Getreide am letzten Marktlage in Mark pro 1000 Kg. je nach Qualität, wobei das Mehr (->-) bezw. (—) Weniger gegenüber der Vorwoche in ( ) beigefügt ist, wie folgt:
Weizen Roggen Hafer
Frankfurt a. M. 2120»( - 7 -si) 190(—5) 192 Vsi-siLVs)
Mannheim 220(—5) 195(—5) 195(—)
Straßburg 227 /s(—2' I 197'si(—2Vs) 200(—)
München 236(si-1) 2l2(-j-4) 193(—1)
Voraussichtliches Wetter am Donnerstag, den 21. Sept.: Bewölkt, regnerisch, mäßig kühl.
Lenmtsortllcher Rckakteuri L. Lank, Alteusteig.
Druck u- Verlag der W. Rieker'scheu Buchdruckers, L. Lau!, Ntrustetg