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Mittwoch, de« SV. Eeptembsr.

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Tagespolitik,

Die Aufgaben der H'erbstsession des Reichstags, die am 10. Oktober beginnt und sich bis in die Mitte des Monats Dezember ausdeh­nen wird, sind so umfangreich, daß es mehr als fraglich ist, ob sie alle gelöst werden können. Zu­nächst werden die Interpellationen über Marokko und die Teuerung, denen sich noch einige andere anschließen sollen, viel Zeit in Anspruch nehmen. Hoffentlich sind die diplomatischen Marokkoverhand­lungen bis dahin erledigt, sonst würde die Regierung die Beantwortung der bezüglichen Interpellationen verschieben. Nach den Interpellationen folgt die erste Lesung des Privatbeamtenversichernngsgesetzes, das noch in diesem Jahre verabschiedet werden «oll. In zweiter und dritter Lesung sind noch zu erledigen die umstrittene Strafprozeßordnung, das Hansar- beitsgesetz, die Novelle »zur Gewerbeordnung, die Vorlage über die Errichtung eines Kolonial- und Konsulargerichtshofes: in dritter Lesung die Novelle zum Strafgesetzbuch und das Arbeitskammergesetz. In der Kommission befinden sich noch die Fern­sprechgebührenordnung, das Schisfahrtsabgabenge­setz. das Kurpfnschereigesetz, das Gesetz über die Auf­hebung des Hilfskassengesetzes sowie das über die Aenderung des Gericbtskostengejetzes. Neu einge- bracht wird der Entwurf eines deutsch-japanischen Handelsvertrages. Ob bei dieser Fülle des Materials auch noch der Etat zur Beratung gestellt werden wird, der bei einer Einbringung gegen Ende Februar natürlich nur mit großer Verspätung erledigt wer den könnte, ist im Augenblick noch fraglich.

Das englische Königspaar in Ber l i n '? Nach einer Londoner Meldung wird König Georg in Begleitung seiner Gemahlin demnächst Kaiser Franz Joses in Wien einen Besuch abstatten. Auf der Rück­reise sei, so wird dabei behauptet, ein Besuch am deutschen Kaiserhof in Aussicht genommen. Wir ha­ben die Meldung vorsichtshalber mit einem Frage Zeichen versehen.

Vom Zarenhofe und dem Beamtentum Rußlands wird der Tod Stolypins, des unerschrockenen und energischen Staatsmannes, der mit öl Jahren der Kugel eines Verbrechers zum Opfer fiel, aufs tiefste beklagt. An dem Kurse der russischen Politik ändert der Personenwechsel auf dem leitenden Mi- nisterposten nichts. Wahrscheinlich wird der in hoher Jurist stehende Finanzminister Kokowzew Minister­präsident, der trotz seiner milderen Gesinnung ange­sichts des gegenwärtigen Anschwellens der nihilisti­schen Gefahr zu den entschiedensten Maßnahmen sich genötigt sehen würde. Die Aburteilung des Mör­ders Bagrow findet heute statt. Seine Verurteilung zum Tode ist selbstverständlich.

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Eine zeitgemäße Mahnung finden wir im Dortmunder Generalanzeiger. Dort schreibt ein Großkanfmann:Sie haben darin recht,, daß die Ucberfüllung der Gelehrtenberufe ein gräulicher Krebsschaden für Deutschland ist. Mancher Vater wird allerdings sagen;Ja was soll mein Sohn denn nur eigentlich werden'?" Daraus muß man immer wieder antworten:Kaufmann muß er werden und ins Ausland inu-ß er gehen, um mitzuwirkcn an der Vergrößerung des deutschen Han­dels." Wir reden und schreiben jetzt jo viel von Marvtko und der deutschen Kolonialmission. Ja, wir reden und schreiben, aber der Engländer geht wirklich hinaus und erobert die Welt. Abgesehen von renseren großen Seestädten hat das deutsche Volt ein ganz anderes Kultnrideal. Es möchte Staats­pensionär werden, einen stolzen Titel erstreben, wo möglich einen Degen tragen und mit 60 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand treten. Für den rich­tig gehenden Deutschen tritt der stolzeste Augenblick seines Lebens ein, wenn er seine Verlobung mit einem Mädel anzeigen kann, dessen Vater ihn standesgemäß" ernährt, so daß er seinen Abend­schoppen im Kasino trinken und über Deutschlands Kultnrmission reden kann, Hurra, Hurra, Hurra. Aber beileibe nicht in Schweiß kommen! Nicht in der niedrigen Sklaverei des Kaufmanns versinken. Nicht seinem eigenen Wagemut, seinem eigenen Fleiß etwas verdanken, was ihm der Staat ja viel behaglicher gewährt. Zwar hier an der Ttaatskrivpe gilt es, mit Pfennigen zu rechnen, während man draußen in der Welt mit hundertlausenden Fangball spielt. Aber dafür komme man auch nie in Schweiß und glänzt immer mit einem wunderschönen, hohen Stehkragen!"

In einer Versammlung in Osnabrück sprach der bciannte nationalliberale Führer Bass ermann über die Marokko-Affäre. Er verglich das Maulheldenrum Delcassees mit den Vorgängen von l87o, es gehe im übrigen weniger um Marokko, als um die Frage der Beteiligung an der Weltpolitik. Frankreich habe für den Kriegsfall viel mehr ein- znsetzen als Deutschland und England. Auch Bebel erkenne es ja an, daß in dieser Frage nicht am wenigsten auch Arbeiterinteressen auf dem Spiel stän­den. Basiermann wünschte schließlich mehr Füh­lung zwischen Diplomatie und Volk. Reichstagsabge­ordneter Ariting schildert die wirtschaftliche Be­deutung Marokkos. Ein Ergebnis habe die Marokko- Affäre jedenfalls gehabt. Wir wissen, jetzt genau, woran war mit England sind. Ariiing führte weiter ans, dir Bevorzugung des Adels im Auswärtigen Amt müsse aufhören. Unter dem Bürgertum wä­ren hinreichend tüchtige Leute, die sich für diploma­tische Zwecke eigneten.

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Lange Jahre hielt sich Frankreich, und ein Teil der Franzosen ist wohl noch heute der Ueber- zeugung, für den Bankier der Wjelt, und es hat diese Rolle, namentlich Rußland gegenüber, mit einer Begeisterung gespielt, die die Vorsicht eines gu­ten Kaufmanns zeitweise hat vermissen lassen. Je­der französische Volkswirtschaftler von Bedeutung weiß, daß das Risiko, welches mit den Milliarden russischer Anleihen übernommen ist, selbst für die reiche Republik ein recht großes ist, und wenn er trotzdem vermeidet, das ausznsvrechen, so tut er es ans politischen Gründen. Wir wollen nicht verfeh­len, daß auch der deutsche Geldmarkt sich manche Million exotischer Anleihen geschenkt haben könnte, aber wir dürfen trotz aller erlittener Verluste kon­statieren, daß das Speknlationssieber bei uns doch nicht so heiß brennt, wie in Paris. Die neuesten Anleihen, wie die türkische, haben uns neben dem geschäftlichen auch politischen Nutzen gebracht. Deutschland ist heute als Bankier der Nationen ge­sucht und geschätzt.

Landesnschrickten.

js Enzklösterle, 10. Sept. Nachdem die Verhand­lungen zur Vereinigung der beiden Gemeinden Enz- Lal und Enzklösterle zu einer Gesamtgemeinde zu keinem Ergebnis geführt haben, fand gestern die Wahl eines Ortsvorstehers für den aus 1. Juli von seinem Amt zurückgetretenen Schultheißen Kepp 1er statt. An seiner Stelle wurde Gipsermeister Fr. Klaiber von hier gewählt. Wie uns hiezu noch mitgeteilt wird, haben von 61 Wahlberechtigten 60 äbgestimml. Es erhielten Fr. Klaiber, Gipser und Schultheißenamtsverweser 34, Wilh Keppler jg. 24 und Georg Stieringer, Zimmermann urä> Gemeinderat 2 Stimmen.

jj Wildbad, 10. Sept. Zum erstenmal seit Bei stehen des Bades hat Heuer der Besuch das Zwani zigste Tausend überschritten. Der 20 000ste Kurgast, Kaufmann Rockenseller aus Langenfeld im Rhein­land, wurde von Stadtschnltheiß Bätzner begrüßt. Auch wurde ihm ein Ständchen dargebracht und Wandteller mit Ansichten von Wildbad überreicht.

ff Tübingen, 10. Sept. Im Herbst 1012 wird das Tübinger Schloß von der Universitätsbibliothek geräumt, die dann in ihr neues Heim in der Wil­helmstraße übersiedeln wird. Vorschläge von Prof. Konrad Lange, dem bekannten Aesthetiker der Lan- desuniversität gehen dahin, das Schloß Hohentüb- ingen für Sammlungs- und Ausstellungszwecke frei zu bekommen.

si Remmingsheim, OA. Rottenbnrg, 10. Sept. In dem Anwesen des Schultheißen Dupper brach ein Brand aus, dem die Scheuer mit den Erntevvr- räten ganz und das Wohngebäude bis auf die Fen­stermauern zum Opfer fiel.

st Heimerdingen, OA. Leonberg, 10. Sept. Der 28 Jahre alte ledige Gottlob Sikinger hier ist beim Obstpflücken infolge. Astbruchs 0 Meter hoch vom Baume hernntergestürzt, wodurch er so schwere Ver­letzungen erlitt, daß an seinem Aufkommen gezwei- felt wird.

!l Stuttgart, 10. Sept. (Manöverschluß.) Zur Rückbeförderung von Truppen des 13. (württ.) Armeekorps in die Standorte nach Beendigung der Korpsmanöver werden am 20. September aus den württ. Staatsessenbahnen 21 Militär- und 17 Leer­züge gefahren. Befördert werden: 650 Offiziere, 16 564 Mann, 725 Pferde, 82 Geschütze und Fahr­zeuge, 180 4110 Kilogramm Gepäck.

st Stuttgart, 10. Sept. (Cannstatter Volksfest.) Anläßlich des diesjährigen Volksfestes sindet am Sonntag den 24. September nachmittags 3 Uhr ein Pferderennen und am Montag den 25. Sept. um dieselbe Nachmittagsstunde ein Schausahren statt. Beide städtische Veranstaltungen versprechen, nach den Vorarbeiten zu schließen, sehr interessant zu werden. Die Nennungen zum Pferderennen sind dieses Jahr zahlreicher wie jemals. Während vor. Jahr 6 Rennen vom Start gelassen werden konnten, sind Heuer 8 besondere und in jeder, Gruppe sehr gut beschickte Rennen in Aussicht zu nehmen. Mit Spannung darf man dem Träbwagenfahren offen für Pferde aller Länder - wie dem Trabwagen- sahren für Gebrauchspferde entgegensehen. Außer­dem wird Heuer das seit einigen Jahren nicht mehr abgehaltene Banernrennen, welches auf dem Volks­fest immer mit besonderem Interesse verfolgt wurde, mit zwei gutbesetzten Abteilungen vom Starte gelas­sen werden. Sämtliche Rennen sind mit Geldprei­sen gut ausgestattet, daneben werden voraussichtlich noch Ehrenpreise an die ersten Sieger vergeben. Nach den eingelausenen Anmeldungen sind für das heurige Volksfest-Rennen im Trabwagenfahren für Pferde aller Länder einige vorzügliche Traber mit hohem Rekord genannt, aber auch in den übrigen Rennen versprechen die Nennungen einen interessanten Ver­lauf. Am Montag den 25. September findet ein Schaufahren statt. Diese Veranstaltung entspricht nicht dem sonst von Reit-Fahrsportvereinen ansge führten Concours hippiqne, es ist vielmehr eine Neuheit eigener Art, bei der die Entwicklung des Wagenbans, des Fuhr- und Transportwesens, in der