Die neuen Verwallungsralsmitglieder der Reichsbahn

TU. Berlin, Dez. Am 28. Dezember hat der Treuhän­der für die Neichsbahnobligationen in Parts die ihm zu­stehende Wiederernenuung der Mitglieder des Berwal- tungsrates der Reichsbahn Margot und Mance bestätigt. An Stelle des deutschen Mitgliedes Harich wurde Silverbcrg zum Mitglied des Berwaltungsrats bet der Reichsbahn be­stätigt. -

Die amerikanisch-russischen

Handelsbeziehungen

Zollfreie Einfuhr von Steinkohle aus den Vereinigte« Staaten nach der Sowjetunion.

TU Koiono, 3g. Dez. Wie aus Moskau gemeldet wirb, hat das Handelskommissariat der Sowjetunion die zollfreie Einfuhr von Steinkohle und Anthrazit aus den Vereinigten Staaten genehmigt. Das Handelskommissartat stützt sich da­bei auf den Beschluß des Rates der Volkskommissare, wonach aus denjenigen Staaten die zollfreie Einfuhr von Steinkohle und Anthrazit zugclassen werden kann, die auch russische Kohle zollfrei einführen.

Bolivien und Paraguay

Die Bermittlnngsbemühunge« der panamerikanische« Konferenz.

TU Newyo'-k, 30. Dez. Wie aus Washington berichtet wird, hat der Unterausschuß der panamerikanischen Konfe- renz den Entwurf eines obligatorischen Schiedsgerichtsver- träges für alle Rechtsfragen fertiggestellt, der zwischen den Mitgliedern der panamerikanischen Union abgeschlossen wer. den soll. Die Antworten Paraguays und Boliviens auf die VermittlungSbemühungeu der Konferenz ,»erden nunmehr «r-wartet.

Die Insel Sylt erneut bedroht

TU Berlin, 30. Dez. Der wieder cntffrischeud« heftig« Sturm in der Nordsee bedroht die Insel Soll wiederum aufs schwerste. Die Südländereien der Insel stehen z. T. schon unter Wasser, das bis zum Hindenburgdamm vorgedrungen ist. Auch di« Bahnlinie von der Anlegestelle der Helgoland- Dampfer bis Westerland ist überflutet. Es taucht die Frage auf, ob nicht der Hindenburgdamm die Schuld an den hohen ESasserständeu tragt.

Hungerlod eines Höhlenforschers

TU Wie». 30. Dez. Die Leiche des seit Juli ds. Js. ver­mißten Realschuldirektors Fritz Ratschüler aus Steyr in Oberösterreich wurde durch Grazer Höhlenforscher in der Frauenmauerhöhle bei Eisenerz (Steiermark) gesunden. Di­rektor Ratschlil«r war beim Durchforschen der Höhle in einen Seitenstollen geraten und konnte den Ausgang nicht mehr finden. Aus Aufzeichnungen des Toten geht hervor, daß er ein grauenvolles Ende gefunden hat.

Aus aller Welt

Brand auf einem gestrandete» Dam-pfer.

Einige Tag« vor Weihnachten geriet in der Nähe der Insel Utö (Schweden) der amerikanische DampferCaspar* auf Grund. Die Bergung zog sich infolge des ungünstigen Wetters einige Tage in die Länge. Plötzlich brach au Bord des Dampfers aus unbekannter Ursache ein Brand aus, der rasch an Ausdehnung gewann und die 37 Mann starke Be­satzung des Dampfers in Lebensgefahr brachte. Nach großer Mühe gelang eS, ein Rettungsboot mit 2« Mann auSzu-

sehen, die von einem BergungSdampser ausgenommen wurden. Ein zweites Rettungsboot kenterte beim Aus­setzen. Mehrere Angehörige der Besatzung des brennenden Dampfers sprangen nun von Bord ins Wasser und konnten zum Teil in bewußtlosem Zustande geborgen werde». Schließlich gelang es den letzten an Bord befindlichen Per­sonen ein drittes Rettungsboot auszusehen und so bas nackte Leben zu retten. Ein Angehöriger der Besatzung fand den Tod.

Eisenbahnunglück in Rumänien.

Aus Bukarest wird gemeldet: Ein von Bukarest nach Te- meSvar fahrender D-Zug stieß bet Bntoesct in der Nähe von Verziorowa mit einem Gegenzug zusammen. Die bei­den Lokomotiven und 2 Wagen wurden vollständig zertrüm­mert. Ein Weichensteller und mehrere Personen sollen ge­tötet worden sein.

Schwere Grippe-Epidemie in den Vereinigten Staate«.

In der Zeit vom 3. November bis 22. Dezember starben nach einer amtlichen Zählung nahezu 10 000 Menschen in den Vereinigten Staaten an der dort herrschenden Grippe-Epi­demie. Seit Mitte Dezember sind fast 250 008 neue Gr>ppe- erkrankungcn gemeldet worden.

Ein Anschlag auf de» Erprcßzng Los Angeles-Chicago.

Wie Berliner Blätter aus San Bernardin, in Kalifor­nien melden, entgleiste dort der Expreßzug Los AngeleS- Ehicago der Santa-Fe-Vahn mit der Lokomotive und sieben Wagen. Obgleich einige der besetzten Wagen eine etwa 18 Fuß hohe Bahn-Böschung herabstürztcn, scheint die Zahl der Verletzten nur gering zu sein. Zwei Fahrgäste wurden bis­her als schwerverletzt festgestcllt. Nach Ansicht der Bahnbe­amten ist die Entgleisung auf einen verbrecherischen Akt zu­rückzuführen, da die Befestigung einer Schiene entfernt wor­den sein sott.

Ablösung der Aufwerlungshypotheken

Es hat langer Jahre bedurft, ehe nach vielen Irrungen und Wirrungen die Aufwertnngsgesetzgebung zu einem (durchaus nicht) befriedigenden Abschluß gelangte. Wenig­stens theoretisch, denn in der Praxis laufe» noch zahlreiche Aufwertungsprozesse, und immer wieder tauchen neue Zweifelsfragen auf. Sie betreffen jedoch meist nur Einzel­fälle. Von allgemeinem Interesse ist dagegen das neuer­dings lebhaft erörterte Problem der Ablösung der Auf- wertungshypotheken.

Von dem Stichtag der Fälligkeit der Hypothekenschuldcn» dem 1. Januar 1032, trennen uns zwar noch drei Jahre, aber man muß sich frühzeitig darüber klar werben, wie die zu dem genannten Termin drohenden außerordentlichen Schwierigkeiten am Geldmarkt zu verhüten sind. Es han­delt sich um ganz gewaltige Summen, die mit einem Schlag fällig werden. Wenn auch die auf der letzten Tagung des Zeutralverbandcs der deutschen Haus- und Grundbesitzer­vereine genannte Zahl von 20 Milliarden nicht unbeträcht­lich zu hoch geschätzt sein mag bei Beratung des Aufwer­tungsgesetzes sprach man von 810 Milliarden, so würde doch zweifellos eine gleichzeitige Mobilisierung der gesam­ten Hypotheken zu schweren Erschütterungen der Wirtschaft führen.

Die Mobilisierung ist natürlich nicht so zu verstehen, als ob plötzlich alle Schulden auszuzahlen märe«. In den aller­meisten Fällen wird grundsätzlich eine Verlängerung der Hypothekenschuld namentlich angesichts des hohen Sicher- heitsgrades, ohne weiteres zn erreichen sein aber der rie­sige Ansturm auf den Kapitalmarkt hätte sicher eine kata- strophale Verschärfung der Bedingungen zur Folge. AuS diesem Grunde ist es unbedingt erforderlich, baß entweder durch eine private Ablösungsaktion großen Stils eine Um­wandlung der Aufwertungshypotheken in langfristige oder Tilgungshypotheken ermöglicht wird oder aber eine gesetz­

liche Regelung durch Abänderung der in Frage kommen­den Aufwertuiigsoestimmungen erfolgt.

Was die Umschuldung ohne staatlichen Eingriff angeht, so sind mit den Geldinstituten, die als hauptsächliche Gläu­biger von Aufwcrtuugshypotheken betrachtet werde» kön­nen, wie Sparkassen, Versicherungsgesellschaften und Hypo­thekenbanken, schon vor längerer Zeit lose Abmachungen getroffen worden, die eine reibungslose Verlängerung oder Umwandlung der Grundschuldcn einigermaßen sichern. In­dessen wird von diesen Vereinbarungen noch nicht die Hälfte der am 1. Januar 1032 fälligen Hypotheken erfaßt. Wegen der verbleibenden ist von den Hausbesitzerorganisationen mit amerikanischen Geldgebern verhandelt worden. Es ist auch ei» prinzipieller Abschluß zustande gekommen, der die Hergabe von zunächst 25 Millionen Dollar für auf 25 Jahre laufende Tilgungshypotheken vorsieht. Jedoch liegt, soweit bekannt ist, die Genehmigung der Ncichsregierung für die­ses Finanzgeschäft noch nicht vor. Und es ist nicht ausge­schlossen, daß sie verweigert wird. Einmal weil eine weit­gehende Verschuldung des deutschen Hausbcsihes an das Ausland mancherlei Bedenken begegnet, und zum anderen, oa die Bedingungen die Effektivverzinsung soll 89 Pro­zent betragen nicht sonderlich günstig sind.

Ueberhaupt ist die ZinSfrage, wie schon eingangs ange­deutet, von entscheidender Bedeutung für das Umschnl- dungsproblem. Und es wird schlechterdings kaum möglich sein, sie ohne gesetzliche Vorschriften erträglich zu lösen. Die Festsetzung eines Maximalzinses allein würde aber keines­wegs die Schwierigkeiten beheben, da die Gläubiger dann in der Mehrzahl aus Abdeckung der Schulden bestehen und an­dere Anlagemöglichkeiten vorziehcn würden. ES müßte also das Anfwertungsmoratorinm als solches verlängert wer­den.

Neuerdings sind denn auch bereits Erörterungen zwi­schen den Jnstlzressorts des Reiches und der Länder im Gange, die allerdings einstweilen, wie ausdrücklich betont wird, nur unverbindlichen und vorbereitenden Charakter tragen. Es ist aber sehr wahrscheinlich, daß sie zum Entwurf einer Aufwertungsnovelle führe» werden. Diese müßte vor allem den Paragraphen 25 des Aufwertungsgesetzes abän­dern, in dem es heißt, daß die Zahlung des Aufwertungs- betrages nicht vor dem 1. Januar 1932 verlangt werden kann. Ob nun einfach die Frist hinausgeschoben werden soll ober ob eS zweckmäßiger ist, generell die Umwandlung in Tilgungshypotheken anzuordnen, darüber gehen die Mei­nungen auseinander. Vielleicht läßt sich eine Kompromiß­lösung finden.

Die Verzinsung wird voraussichtlich in der Weise gere- gelt werden, daß die Bestimmung aus dem Paragraphen 28 übernommen wird, wonach für gestundete Hypotheken nach dem 1. Januar 1932 der Zinssatz sich um einen Betrag er- höht, den die Ncichsregierung unter Berücksichtigung der allgemeinen Wirtschaftslage bestimmt. Erfolgt eine Um­wandlung in Tilgungshypotheken, so könnte Artikel 88 der Durchführungsverordnung herangezogen werden. In ihm wirb bestimmt, daß Hypothekenbanken, sofern sie ausgewer» tete Hypotheken den Schuldnern als dauernd unkündbare Tilgungshypotheken belassen, befugt sind, »eben dem ge­setzlichen Zins 3 vom Hundert jährliche Tilgung zu ver­langen.

Kommt eine Abänderung des Aufwertungsgesehes nach den skizzierten Grundzttgen zustande, dann wird sie bet geschickter und klarer Formulierung für beide Teile an­nehmbar sein. Indem sie dem Schuldner verlängerte Til­gungsfrist gewährt und dem Gläubiger angemessene Zin» sen sichert. Im übrigen wird man annehmen dürfen, daß gleichzeitig inzwischen hervorgetretene Mängel des Gesetze» behoben werden und eine technische Neuordnung der infolge der Aufwertungsbestimmung vielfach recht unübersichtlich ge­wordenen Grundbücher erfolgt.

Tire für etnanderstud

Roman von Fr. 8 ehne

(»7. Fortsetzung) (Nachdruck verböte

An verbindlicher, aufmerksamer Haltung lausch er ihren Ausführungen. Und als er mit seiner Mutt« gegangen, war eine Stimme des Lobes über ihn.

.. , ko ernster, gediegener, gereifter Mann

schwärmte Lukreziaganz anders als der B« bestätigte Porzia,und so interessant-,

Julia war still. Obgleich er kaum das Wort an f gerichtet, hatte sie wohl mit dem feinen nie trügende Mmkt der Frau gefühlt, daß sie ihm Interesse eing«

Aufforderung der Fran Nat, daß sie. Juli am nächsten Tage an einer Spazierfahrt mit teilnehme kolle, bestärkte diese Annahme. Die Dame hatte de Vorschlag gemacht. Kurte! aus dem Rittergut Pohlan aufzusuchen und ihn persönlich für Sonntag einzi laden: es sei doch für den Jüngling eine angenehm Ueberraschung.

Julia wurde von den Schivesirrn um diese Fahl nicht wenig beneidet, wenn die Aufforderung au« nicht weiter auffallend war. da Julchen von der Fra Mat doch immer bevorzugt wurde.

.Machen Ete sich recht hübsch. Kindchen! Ziehen Si .»-'S weiße Leinenkleid an. ich sehe Sie so gern i Weiß!* sagte Frau Rat mit vor Freude zitternde Stimme und klopfte ihr die Wangen. Julchen wurd -unkelrot.

.Während der Fahrt - der Kntscher Satte Auftrat nicht so schnell zu fahren sah Walter Schlossermani ihr gegenüber, und da» reizend« Mädchen stahl sich Val ganz t« sein Herz! Ja. die würde eS sein! sie war di Rechte, ihn zu ergänzen und ihm ein treuer Lebens kamerad, ein geliebtes Weib zn sein? Ihre frische ge luvde Schönheit, ihre Natürlichkeit» ihr liebes LajA

hatten ihn ganz in ihren Bann gezogen. Sie war keine affektierte, verwöhnte. anspruchsvolle Mode­puppe. sondern ein tapferes, unerschrockenes Menschen- kind. wie man es drüben als guten Weggenossen brauchte. Wie unschuldig und rübrend die gronen, goldschimmernden Sammetaugen blickten er hätte immerfort hineinschauen mögen!

Nachdem sie Cäsar Napoleon ausgesucht und ihm die Einladung zum Sonntag überbracht hatte, machten sie noch einen kleinen Spaziergang durch das hübsche Dörfchen und kehrten dann beim Wirt ein. bei dem sie ausgespannt hatten. In dem großen Garten war ein lebhaftes Treiben und viel Militär. An einem Tische saßen die Offiziere, an einem anderen die Unteroffi­ziere und Feldwebel, während die Mannschaften es sich an einer langen Tafel beim Bier wohl sein ließen.

Da sitzt ja auch unser Leutnant!* sagte Frau Rat. Der junge Offizier hatte die Ankommenden gleichfalls bemerkt und hatte sich sofort erhoben. In seinem leich­ten wiegenden Gang kam er ihnen entgegen. Me Mütze saß schräg auf dem Ohr, und auf seinem hüb­schen leichtsinnigen Gesicht lag sein unwiderstehliches gewinnendes Lächeln. Julia verspürte bet seinem An­blick einen schmerzhaften Stich, und sie mied seinen Blick.

Wir stärken uns für eine Nachtübung!* bemerkte er, nachdem er die Herrschaften begrüßt, unserem Hauvtmann von Falkner macht es Freude, die Leute zu bewirten! Vielleicht nehmen Sie an unserem Tisch mit Platz! Ich hatte den Kameraden von dem ..Afrikaner" erzählt, der neuestenSensation* unseres Städtchens* Gern folgte man dieser in liebenswür­digem Ton gehaltenen Aufforderung. Fritz stellte vor: die Frau Rat war ja den meisten Herren bekann, -och die junge Dame in ihrer Begleitung kannte niemand, und Julia fiel direkt auf. Was war das für ein Fräu­lein Schulze? Die Familie kannte man -och gar nicht! Unglaublich, -atz einem eine sp bildh übsche Ers chein

nung bis dahin entgangen war! Mit vorsichtigen Fra­gen sondierten einige der Herren bei Julia, drückten ihre Freude aus, ihre Bekanntschaft gemacht zn haben und hofften auf ein baldiges Wiedersehen!

Und die Rätin freute sich, wie damenhaft, vornehm und taktvoll sich Julchen in dem ihr ungewohnten Kreis benahm.

Fritz von Biesencck beobachtete sie unentwegt. Aber nicht einmal sah sie ihn an: kühl und gleichmütig blickte sie an ihm vorbei. Ihm schien, als trüge ihr Wesen einen gewissen Triumph zur Schau sie hatte e- wohl schon verstanden, sich den Afrikaner zu kapern! Unwillkürlich ballte er die Faust. Ganz bräutlich sah sie schon ans in dem weißen Kleid, den weißen Schuhen und dem weißen Hut schön und verheißungsvoll wie der prangende Frühlingstag strahlte ihre snnge Schönheit.

Walter Schlossermann unterhielt sich lebhaft und angeregt mit den Herren, bis -er Hauvtmann aus seine Uhr sah. Es wurde Zeit, aufzubrechen. Er gab dem Feldwebel einen Wink. Die Mannschaften tran­ken schnell ihr Bier aus und sprangen auf.

Der Wirt überreichte dem Hauvtmann die Rech­nung. Er bezahlte, wahrend die anderen Herren sich zu ihren Leuten begaben, nachdem sie sich von Schlos­sermanns verabschiedet und den Ingenieur gebeten hatten, sich recht bald bet ihnen im Kasino blicken zu lassen.

Gemütlich saß es sich unter den mit weift und rosa Bltitenkerzen besteckten Kastanienbänmen. Der Flie­der blühte in dicken lila Blutendolden, berauschenden Duft ansslrömend. Am seidenblanen Himmel segelten weiße Wölkchen: in den Bäumen sangen Amseln und Buchfinken nm die Wette. Die laue Luft umschmei­chelte die Sinne.

Mit klingendem Svtel zog das Bataillon vorbei, und grüßend winkten die Herren noch mit den Degen.

^ ' EMetzungfolgt.)