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1877.

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außerhalb Mk. 1.38.

Die Wochenausgabe (Schwarzwälder Sonntagsblatt) kostet vierteljährlich 80 Big.

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Ausgabe in Altensteig-Stadt.

Freitag, de« 16 . Juni.

Amtsblatt fiir Pfalrgrafenwetler.

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LandesnAchrichten.

Amtliches

Mit sofortiger Gültigkeit und bis 30. Sept. ds. Jrs. werden auf den württembergischen und den badischen Staatseisenbahnen freiwillige Gaben für die Unwettergeschädigten im Amtsbezirk Tau­berbischofsheim sowie das Packmateriat, das zu sol­chen Sendungen Verwender war und zurückbcfördert wird, unter den bei den Dienststellen und durch den Tarisanzeiger der K. Württ. Staatseisenbahnen zu erfahrenden Bedingungen frachtfrei befördert.

Tagespolitik.

Am Dienstag ist in Berlin der Wirtschaftliche Ausschuß zusammengetreten, um unter Zuziehung von Sachverständigen über den bevorstehenden Ab­schluß eines Handelsvertrages mit Ja­pan zu beraten. Die Verhandlungen dieses Aus­schusses werden geheim geführt; schon aber drin­gen allerhand Mitteilungen an die Oeffentlichkeit und sicherlich steckt manche offiziöse Andeutung dahin­ter, die besagt, daß der Ausgang der Vertragsver­handlungen für Deutschland nicht allzu günstig sein werde.

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Die FrageKann ein Sozialdemkrat, ohne gegen das sozialdemokratische Programm zu versto­ßen, den Posten eines Bürgermeisters in einer prenß. Gemeinde annehmen?", ist in Solingen auf einem sozialdemokratischen Gemeinde-Vertretertag verneint worden. Die Frage wurde ausgewor­fen, weil in der Nachbargemeinde Höhscheid, wo die Sozialdemokraten im Stadtverordnetenkollegium die Mehrheit haben, die Möglichkeit einer Bürger­meisterneuwahl bevorsteht. Der Referent, ein sozial­demokratischer Stadtverordneter, führte zu der Frage aus: Schon die Vorgänge bei der Stuttgarter Bürger meist er Wahl hätten gezeigt, daß die Wahl eines Sozialdemokraten zum Bürgermeister große Schwierigkeiten habe, selbst in Süddeutschland, wo doch fortschrittlichere Verhältnisse herrschten, als in Preußen und daß der Kandidat zu Verstößen gegen das sozialdemokratische Programm veranlaßt würde. Für Preußen, wo viel reaktionärer regiert werde, müsse aber die Frage überhaupt verneint werden. In Preußen würden jedoch Bürgermeister sozialdemo­kratischer Gesinnung überhaupt nicht bestätigt. Der Referent empfahl zum Schluß den Genossen, zum Bürgermeister von Höhscheid einen Liberalen zu wählen.

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Nach dem Bericht des italienischen Kriegsmini­sters Spingardi werden in Italien von allen ausgehobenen Leuten nur 3 0 P r o z e n t i n s Heer eingestellt. Von den übrigen 70 Prozent der Wehrpflichtigen entzieht sich etwa ein Drittel - besonders durch Auswanderung der Dienstver­pflichtung, so vom Jahrgang 1338 rund 44 000 Mann. Dies ist um so auffallender, als das ita­lienische Rekrutierungsgesetz den Auswanderern in vorbildlicher Weise entgegenkommt. Diese haben es nur nötig, sich bei dem italienischen Konsul ihres neuen Wohnsitzes zu melden. Sie werden dann einer besonderen Kategorie zugeteilt, brauchen nicht in die Heimat zurückzukehren, um ihrer Dienstpflicht zu ge­nügen und werden mit dem 32. Lebensjahr ohne weiteres aus der Liste der Dienstpflichtigen gestri­chen. Auch im Falle einer Mobilmachung bleiben diese Leute auf ihren Wunsch dienstfrei. Die vor­übergehende Rückkehr in die Heimat (zur Ordnung von Familienangelegenheiten usw.) steht ihnen frei, wenn sie sich der Polizei gegenüber hierzu durch einen amtlichen Erlaubnisschein legitimieren können.

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In Griechenland ist die Beratung der Verfas­sungsrevision beendigt und die neue Verfassung tritt mit dem Tage in Kraft, an welchem sie im Regie­rungsblatt veröffentlicht wird.

ZMensteig, 16. Juni.

* Das Auto erobert sich immer mehr Strecken des Straßenverkehrs. Mit dem längst angestrebten Krastwagcnvertehc Herrenberg - Nagold - Haiterbach soll es nun Ernst werden. Eine Probefahrt mit dem Omnibus der Daimler Motorwagengesellschaft hat bereits stattgefunden und in einer sich daran ange­schlossenen Beratung im Rathaus in Haiterbach, an der sich Vertreter der beteiligten Gemeinden, die Oberamtsvorstände der betreffenden Bezirke und son­stige Interessenten beteiligten, wurde die Angelegen­heit eingehend besprochen und Beschluß gefaßt. Es soll nun vom 15. Juli bis 15. September ds. Jrs: zunächst ein zweimonatlicher Probebetrieb ans­geführt werden, damit festgestellt werden kann, wie sich der Kraftwagenverkehr auf dieser Linie rentiert. Der Motorwagen wird dreimal täglich auf der Strecke Herrenberg-Nagold-Haiterbach u. zurück ver­kehren und zwar morgens, mittags und abends. Der Fahrpreis wird von Nagold bis Haiterbach 70 Pfg. und von Nagold bis Herrenberg 1 Mk. betragen.

" Am Sonntag, den 18. Juni d. I. werden aus Anlaß des Gausängerfestes in Weil der Stadt und des Gauturnfestes in Unterreichenbach u. a. folgende Sonderzüge ansgeführt: Bon Nagold nach Calw 4. Kl.: Nagold ab 6.12 vorm'., Calw an 6.54 vorm. (Anschluß an Sdz. nach Weil der Stadt.) Von Calw nach Weil der Stadt 3. und 4. Kl.: Calw ab 7.12 vorm., Weil der Stadl an 7.58 vorm. Von Weil der Stadt nach Calw 2., 3. und 4. Kl.: Weil der Stadt ab 8.21 nachm., Calw an 0.04 nachm. Die Züge halten auf sämtlichen Zwischen­stationen an. Zu ihrer Benützung berechtigen die allgemein gültigen Fahrkarten.

* Nagold, !6. Juni. Vom 21. 23. Juni er­

hält der hiesige Platz im Anschluß an Calw Einquar­tierung durch das Telegraphenbataillon Nr. 4 aus Karlsruhe.

Ans Barersbronii wird demGr." berichtet: Die Heidelbeeren haben so prächtig wie noch selten geblüht, aber die kalten Nächte in den letzten Tagen des Mai haben die Hoffnung ans eine reiche Ernte vernichtet. In unserer Gemeinde, wo im vo­rigen Jahr Tausende von Mark durch Heidelbeersam­meln verdient wurden, wird sich der Ausfall in diesen« Jahr sehr fühlbar machen:

st Freudenstadt, 15. Juni. (Teurer Kuß.) Drei Tage Gefängnis für einen Kuß erhielt vom hie­sigen Schöffengericht ein hier in einer Villa beschäf­tigt gewesener 46jähriger Sattler aus Wittlenswei­ler, weil er ein eben der Schule entlassenes Mäd­chen, die ihm das Vesper brachte, liebkoste. Der Vater des Mädchens hatte Strafantrag gestellt.

st Herrenberg, 15. Juni. (Vom Gustav-Adolf- Verein.) Die große gesellige Vereinigung in der mit Fahnen, Tannen und Birken reichgeschmückten Turnhalle am Dienstag abend nahm einen schönen Verlauf. Der weite Raum war bis aus den letzten Platz gefüllt. Die Redner und Sängerchöre leisteten Vorzügliches und auch die allgemeinen Lieder brau­sten mächtig durch den Saal. Dekan Dr. Schmid von Herrenberg leitete die Feier, der Vorstand Dr. Hoffmann verlas unter dem Jubel der Versam­melten die huldvollen Antworttelegramme des Kö­nigs, der Königin und der Herzogin Wera, Als Redner traten auf Pfarrer Zeller-Schussenried, der lebendige Schilderungen aus der Diaspora Ober­schwabens gab, Pastor Sommer aus Morchenstern, der von Böhmen erzählte, Pfarrer Weidauer, der mit galizischen Verhältnissen bekannt «nachte, Hof­prediger Hoffmann, der über die Erfahrungen eines Gustav Adolf-Vorstandes berichtete, und Pfarrer Damm ans Hechingen, der in humoristischer Weise Erlebnisse aus der Diaspora vortrug. Gestern früh 6 Uhr wurde das Fest eingeläntet und von dein hochragenden Turm der Stiftskirche das Lutherlied geblasen. Vormittags 8 Uhr «var Kindergottesdienst in der Spitalkirche, den Stadtpfarrer Lauxmann-

Zufsenhausen abhielt. Um 9 Uhr «vor Festzug vom Marktplatz in die Stiftskirche, wo Dekan Dr. Schmid die Gäste begrüßte und Stadtpfarrer Mayer die Fest­predigt hielt. Dr. Hoffmann trug den Jahresbericht vor, Vikar Winkelmann-Pettau redete über Steier­mark, Pastor Weidauer-Ugarstal über Galizien. Das- Schlußgebet sprach Prälat v. Hermann-Stuttgarft Um 12 Uhr «var das Festmahl, das wegen zu großen Andrangs geteilt in derPost" und in derSonne" eingenommen wurde. Eine Reihe von Toasten wur­den ausgebracht. Ein erhebendes Kirchenkonzert bil­dete den Schluß des in allen Teilen wohlgelun-. genen Festes.

* Tübingen, l 4. Juni. Der König und die Königin von Württemberg empfingen aus Schloß Bebenhansen die Teilnehmer der württembergischen Burgenfahrt. Herzog Ernst Günther zu Schleswig- Holstein stellte dem König und der Königin einzelne der Teilnehmer vor. Darauf führte der König die Gäste zu den herrlichen Kreuzgängen der Kloster­kirche und zum Refektorium. Aus eine Ansprache des Herzogs Ernst Günther antwortete der König in einer längeren Rede. Er hob hervor, welch lebhaftes In­teresse er stets der Erhaltung künstlerischer deut­scher Bauwerke entgegengebracht habe. Bodo Eli­tz ardt erhielt das Komturkreuz des Friedrichsordens.

jj Tübingen, 15. Juni. An der Universität Tübingen befinden sich im lausenden Sommerhalb- jahr 2118 Studierende, worunter 1202 Württem- berger und 916 Nicht-Württemberger. Weibliche Stu­dierende sind es 42.

js Stuttgart, 15. Juni. Ans der gestrigen nicht­öffentlichen Sitzung der bürgerlichen Kollegien im Anschluß an die Vereidigung des neuen Stadtvor- standes gab dieser einen Borbericht über die viel­erörterte Polizeifrage. Die Kollegien sprachen den Wunsch aus, den eigentlichen Bericht in einer be­sonderen Sitzung am nächsten Montag zu hören. Aber auch diese Sitzung wird nicht öffentlich sein. Es soll in ihr Beschluß gefaßt werden, was von dem Bericht nachträglich der Oeffentlichkeit übergeben werden soll.

js Stuttgart, 15 .Juni. (Brandfälle und Brand­entschädigungen im Jahre 1910.) Nach dem vom Staatsminister des Innern an den König erstatteten Bericht über die Verwaltungsergebnisse der staat­lichen Gebäudebrandversicherungsanstalt in« Lahre 1910 hat die Summe der im Jahre 1910 verwil- ligten Brandentschädigungen betragen 4 202 198 M.> somit 227 954 Mark weniger als im Jahre >909 mit 4 430 152 Mk. Entstanden sind im Jahre 1910 1 238 Brandfälle (worunter 351 infolge Blitzschlags), durch welche 669 Gebäude zerstört und 1562 be­schädigt, auch 2124 Eigentümer betroffen wurden. Es ist dies die höchste Zahl von Brandfällen, die bisher zu verzeichnen war, doch beruht die Steige­rung gegenüber dem Vorjahr mit 1164 Brandfällen ausschließlich auf der Zunahme der Blitzschläge (351 gegen 131h während die übrigen Entstehungsursa­chen um 146 znrückgegangen sind.

ss Hohenheim, 15. Juni. An der K. Landwirt­schaftlichen Hochschule in Hohenheim befinden sich im laufenden Sommerhalbjahr 161 Studierende (ge­gen 150 im vorigen Sommer), darunter 40 Würt- temberger. Von den 121 Nichtwürttembergern sind 69 Reichsangehörige und zwar aus Baden 25, Preu­ßen und Bayern je 14, Hessen 7, Elsaß-Lothringen 4, Hamburg 2, Sachsen, Oldenburg und Reuß ä. L. je 1, 52 Ausländer, nämlich aus Rußland 20, Ru­mänien 10, Oesterreich-Ungarn 7, Luxemburg 4. der Schweiz 3, Spanien und der Türkei je 2, Eng­land, Italien, Schweden und Serbien je 1.

jj Schorndorf, 45. Juni. In der Lederfabrik von Brenninger, wo bekanntlich die Arbeiterschaft seit mehr als sieben Wochen in den Ausstand getre­ten war, ist es jetzt endlich gelungen, eine Einigung zwischen Arbeitgebern und Arbeitern durch Abschluß eines auf zwei Jahre vereinbarten Tarifvertrags! herbeiznführen. Die Arbeit wurde wieder ausge­nommen.

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