Calw, >3. Juni. Am nächsten Samstag und die zwei folgenden Tage kommt Einquartierung hierher durch das Telegraphenbataillon Nr. 4 aus Karlsruhe, 3 Kompagnien, in der Stärke von etwa 126 Mann. Die Abteilung hält eine Uebung von Karlsruhe her über den Schwarzwald ab. C. W.
- Calw, l.3. Juni. Der altrenommierte und sehr bekannte Gasthvf zum Adler in der Bahnhofstraße ist nach dem kürzlich erfolgten Tode der Besitzerin Frau Luise Pflüger von Konditor Karl Schnaufer, dem Besitzer des Waldcafes im Stadtgarten und einem Cafe an der Marktstraße, käuflich um den Preis von 64 500 Mark erworben worden. Zum Kaufpreis gehört auch das Inventar. Die Uebernahme des Gasthofs erfolgt schon in nächster Woche. ' >
ff Horb, l3. Juni. Der bekannte langjährige Pächter des Buchhof, Anton Lenz, ist gestern im Alter von 72 Jahren gestorben. Er stand lange Jahre dem landwirtschaftlichen Bezirksverein vor und war Mitglied des Bezirksrats. l
ff Stuttgart, l3. Juni. Die Teilnehmer der Burgen fahrt besuchten gestern und heute Heilbronn mit seinen mannigfachen Sehenswürdigkeiten, Nürtingen und Neuffen (Hohen-Neuffen). Trotz der ungünstigen Witterung, die keinen weiten Rundblick gestattete, äußerten sich die fremden Gäste geradezu begeistert über das herrliche, echt schwäbische Landschaftsbild der Alb mit ihren hochragenden, sagenumwobenen Bergen und den vielen Stätten alter deutscher Ritterherrlichkeit.
ff Stuttgart, t3. Juni. Finanzrat D r. Otto S npper, Kollegialmitglied der Generaldirektion der Staatseisenbahnen und Gatte der bekannten Schriftstellerin Auguste Supper, ein geborener Göppinger, ist heute an einem Herzschlag gestorben.
ß Klerngartach, OA. Brackenheim 13. Juni. Ein SOjähriger hiesiger Bauer wurde von einem Pferd in das Gesicht geschlagen und lebensgefährlich verletzt.
fj Bückingen, OA. Heilbronn, 12. Juni. Das 7 Jahre alte Söhnchen des verstorbenen Wilhelm Mai, der seiner Zeit zu einer Reserveübung in Heilbronn eingezogen war und einen Menschen aus. dem Nek- kar retten wollte, aber selbst ertrank, hat aus der Carnegie-Stiftung 2000 Mark erhalten. Das Kind ist unterdessen vollwaisig geworden;.
f! Gundelshcim, OA. Neckarsnlm, 13. Juni. Bei der Schultheißenwahl haben von 185 Wahlberechtigten 170 abgestimmt. Gewühlt wurde Schultheißenamtssekretär Wenger aus Sontheim mit 113 Stimmen. !
ff Geislingen a. St., 13. Juni. Wie sich erst jetzt zeigt, haben die beiden Gewitter am Pfingst- samstag und am letzten Freitag, die ziemlich Hagel mitbrachten, im Tale am Getreide zum Teil erheblichen Schaden angerichtet. Die Versicherten, deren Felder vom Hagel getroffen wurden, Machen 50, 60 bis 70 Prozent Ersatzansprüche. Bedauerlicherweise ist auch ein Teil der vom Hagel geschädigten Landwirte nicht versichert. (!) ;
ff Giengen a. Br., 13. Juni. Nach längeren Verhandlungen ist zwischen der Stadlgemeinde und der K. Staatsforstverwaltung ein Austausch von Stadt- und Staatswaldungen im Meßgehalt von je etwa 450 Morgen und eurem Wert von je annähernd einer halben Million Mark erfolgt. Die Stadt hat ein Aufgeld von 44 200 Mark zu bezahlen.
f Emmelhofe», OA. Wangen, 13. Juni. Irr Freiholz ist gestern nachmittag das etwa leinhalb Jahre alte Söhnchen des Gutsbesitzers Josef Loritz in einem unbewachten Augenblick kopfüber in einen am Brunnen stehenden halbgefüllten Wassereimer gefallen und, obgleich es nach wenigen Minuten herausgezogen wurde, ertrunken.
o Vom Bodcnsee, >3. Juni. Wegen Verdachts des S a c ch a r i n s ch m u g g e l s wurden Fabrikant Karl Galler in Konstanz sowie ein Arbeiter .von ihm verhaftet. Inwieweit sich der Verdacht bestätigt, wird die eingeleitete Untersuchung ergeben. — Wie sehr man dem Saccharinschmuggel jetzt auf die Fersen geht, zeigt sich daraus, daß zur Zeit alle Radfahrer, die den Zoll passieren, besonders angehalten werden und sich eine Untersuchung der Sattel- taschen gefallen lassen müssen, sogar der Rahmenban der Räder wird von den Zollbeamten abgeklopft.
Ans dem Reiche.
!f Pforzheim, 13. Juni. Gestern nacht 11 Uhr explodierte im hiesigen Bahnhof in einem Bahnpostwagen ein von Liebenzell nach Karlsruhe bestimmtes Paket mit Knallkorken. Der 48 Jahre alte verheiratete Bahnpostfchaffner Hans Sprengmann erlitt einen Schenkelbruch und wurde im Gesicht so schwer verletzt, daß beide Augen gefährdet sind. Der Wagen wurde ebenfalls schwer beschädigt.
ff Schweinfurt, 13. Juni. Heute vormittag stürzte die Froutmaner der Schuhfabrik Heimann in der Kramerstraße ein. Mehrere Personen wurden unter den Trümmern begraben. Zwei Tote sind bereits geborgen, zwei sind noch verschüttet. Eine Person ist lebensgefährlich verletzt.
ff Berlin, 13. Juni. Marinebaumeister Johs. Krüger wurde heute wegen Verrats militärischer Geheimnisse, begangen durch Bekanntgabe der Armierung des Panzerschiffes „Nassau" an England, obwohl diese geheim bleiben sollte, zu drei Monaten Festungshaft verurteilt.
* In Boppard a. Rh. hat ein Arzt in einem Anfall geistiger Umnachtung zuerst seinen Patienten, einen Arbeiter, der schon längere Zeit von ihm behandelt wurde, und dann sich selbst erschossen. Der Arzt erfreute sich in allen Kreisen großer Beliebtheit.
* Rom, 13. Juni. „Popolo Romano" macht sich in einem Leitartikel lustig über die herrschende tripölitanifche Epidemie. Es sei geradezu lächerlich, Alarmrufe auszustoßen, weil ein Deutscher in Tripolis hundert Hektar Land ankause. Die Italiener könnten verlangen, daß die Regierung ihre wirtschaftlichen Interessen in Tripolis schütze, aber nicht anderen Ausländern das Recht absprechen, in Tripolis zu kolonisieren und Handel zu treiben.
ff Brüssel, 12. Juni. Der entflohene Lenkballon Bille de Bruxelles ist etwa vierzig Kilometer von Brüssel entfernt in der Gegend von Löwen gelandet.
ff Southampton, 13. Juni. Der Beginn des Internationalen Seemannsstreikes ist endgiltig auf morgen festgesetzt worden.
ff Peterhof, 13. Juni. Der Kaiser empfing heute im Palais die Kommandeure und höheren Offiziere des amerikanischen Geschwaders.
ff Noworosstjs, 13. Juni. Zehn maskierte Räuber überfielen heute nachmittag die Filiale der Russischen Bank für auswärtigen Handel. Ein Schutzmann wurde getötet, mehrere Angestellte wurden verwundet. Die Räuber raubten 40 000 Rubel und entflohen ins Gebirge.
ff Dollas (Texas), 13. Juni. Der größere Teil der 2000 Einwohner zählenden Stadt White Wright ist durch eine Feuersbrun st zerstört worden.
ff Saloniki, 13. Juni. Torgut Schewket Pascha soll den Befehl erhalten haben, die Bekämpfung der Aufstä ndis chen einzustellen und die Häupter der verschiedenen Stämme zu sich zu laden, um über ihre Forderungen zu verhandeln. Es finden rege Verhandlungen zwischen der Regierung u. Torgut statt, um sofort Reformen im Milchet Skutari einzuführen.
Marokko.
ff Paris, 13. Juni. In dem heute im Elysee abgehaltenen Kabinettsrat teilte der Minister des Aeußern Cruppi und der Kriegsminister die Einnahme von Mekines mit. Dabei seien auf französischer Seite ein Soldat getötet und 14 verwundet worden.
* Paris, 13. Juni. Die „Agence Havas" meldet aus Larrasch vom 12. ds. Mts.: Infolge des Protestes Raisulis, der versicherte, daß die Stadt und die Umgebung ruhig ist, verzichteten die Spanier auf eine Landung in Arsila. — Die „Agence Havas" meldet aus El Ksar unter dem 11. ds. Mts.: Als die Spanier einziehen wollten, machte ihnen der Pascha den Vorhalt, daß er über eine genügende Garnison verfüge, um den Polizeidienst versehen zu können.
Vermischtes.
8 Von württemkergischen Bädern. Die Chronik von Narzissus Schwelin, Fürstlich Württembergischen Visitationsrechenbanksrat, von 1660 bringt eine Beschreibung aller im Herzogtum Württemberg befindlicher „köstlicher" Sauerbrunnen und fürnämb- sten heilsamen Bäder und führt als Sauerbrunnen auf: Teinach, den „Wunderbrunn" zu Voll, „eine kleine Meil Wegs von der Ampt-Stadt Göppingen", den Göppinger und den Ebenhauser Brunnen. Als heilsame Bäder werden genannt Wildbad, das Zellerbad „bey Pforzheim oder Kalw an dem Schwartzwald", das „Sultzwasser bey Cantstatt", das Bläsibad, „nicht weit von Tübingen entspringend." Man ersieht hieraus, welche Bedeutung vor 250 Jahren auch die kleineren Bäder und Heilbrunnen hatten wie Voll, Jebenhausen, Bläsibad. Unter dem Zellerbad ist Liebenzell gemeint. Die übrigen Heilbäder wie das Karlsbad zu Mergentheim, das Jordanbad bei Biberach, Niedernau kamen erst viel später zu Württemberg oder wurden wie Ditzenbach nnd Ueberkingen, erst viel später eröffnet. Schwelin erzählt noch von „einem anderen Saurbrunnen, ligt auf ein guten Büchsenschuß, so weit man mit einer Doppelhacken reichen mag, von Göppingen bey einem Meyerhos und ist dem Göppinger Brunnen in gehalt der Mineralischen Geister und Subtilitäten durchaus gleich."
8 Die Abnahme der Störche in deutschen Landen wird von Naturfreunden lebhaft beklagt. Freund Adebar ist ja in den letzten Jahren sehr verfolgt worden, weil man ihm nachgewiesen haben will.
daß er zu sehr unter dem Jungwild und den Fischbeständen räubert. In Bayern ist es sogar vorgekommen, daß Hausbesitzer, die das Storchennest auf ihrem Hause nicht zerstörten, von den Fischern boykottiert wurden. Der niederdeutsche Bauer allerdings sieht nichts lieber als ein Storchennest auf dem Dache seiner Gebäude. Soll es doch vor Blitzschlag schützen. Wenn man daran auch nicht mehr recht glaubt, so freut man sich doch des freundlichen Vogels. Ein Dorf ohne Storchennest gibt kein richtiges gemütliches Bild ab. Die große Vogelwarte in Rossitten in Ostpreußen schreibt die Abnahme der Störche weniger der Jagd im Inland als der im Auslande zu. Es hat sich herausgestellt, daß die Eingeborenen in Syrien, Palästina und Afrika unseren geliebten Hausstörchen ziemlich eifrig nachstellen, und zwar zu Speisezwecken.
8 Die Geigerin. Ueber dieses Thema plaudert W. Kleefeld in der Wochenschrift „Die Deutsche Frau". Vor zwanzig Jahren, meint er, hätten sich die Eltern noch sehr bedacht, ehe sie ihrer Tochter Unterricht im Geigenspiel erteilen ließen. Da war es noch etwas Ungewöhnliches. Man hielt es sozusagen für „unweiblich". Das ist längst überwunden. Natürlich ist bei der Geige, weit mehr als beim Klavier, neben der allgemeinen Musikliebe die spezielle Begabung in Betracht zu ziehen. Und nur wer über ein gutes Gehör verfügt, so daß er jeden Ton, jede Melodie nachzusingen imstande ist, sollte zum Geigenunterricht zugelassen werden. Sonst hat er kaum Aussicht, sich und anderen Freude zu bereiten. Neben diesem Punkt ist noch ein anderer in Betracht zu ziehen: das körperliche Befinden, die körperliche Kraft der Schülerin. Wenn aber diese Voraussetzungen zutreffen und die nötige Begeisterung in der Schülerin pocht, dann ist es gewiß berechtigt, ein junges Mädchen Geige spielen zu lassen.
8 Anzeigenpreise in Frankreich. In Deutschland haben wir für Anzeigen sehr niedrige Zeilenpreise im Gegensatz zu den anderen Ländern. In den Zeitungskatalogen werden für Pariser Zeitungen folgende Zeilenpreise genannt: Matin 4 M., Figaro 4,80 M., Petit Journal sogar 8 M.! Das ist der normale Preis für eine Zeile im Anzeigenteil. Ungleich höher ist der Preis im Reklameteil oder im redaktionellen Teil selbst. Dort muß die Zeile mit Gold ausgewogen werden. Das letztgenannte Blatt, Petit Journal, hat allerdings auch „kleine Anzeigen", die jeden Donnerstag erscheinen. Die Zeile kostet dann aber immerhin noch 4 Mark. Daß bei diesen Preisen die Pariser Presse jährlich etwa 60 Mill. Frks. aus Anzeigen einnimmt, scheint demnach nicht verwunderlich. Bei uns in Deutschland kommen solche Anzeigenpreise nur für ein paar große illustrierte Zeitungen in Betracht, die sich für die Zeile 2 M., 3 M-, 3,50 M. zahlen lassen..
Handel und Verkehr.
* Reutlinger Fruchtmarktpreise vom 10. Juni. Kernen 13 Mark, Gerste 10.— bis 11.80 Mark, Haber 9.80 bis 10 Mark, Unter!. Dinkel 8.60 bis 9 Mark, Alber Dinkel 8.50 Mark, Mischling 11 Mark.
* Uracher Frnchtschranne vom 10. Juni. Gerste 9.90 bis 10.10 Mark, Haber 9.50 bis 9.90 Mack, Dinkel 7.60 bis 8 Mark.
* Stuttgart, 13. Juni. (Vom Markt.) Auf dem heutigen Großmarkt kosteten Kirschen 10 -20 Psg., Prestlinge 20—45 Psg. per Pfund. Die Zufuhr ist stark, der Verkauf lebhaft.
ff Stuttgart, 13. Juni. (Schlachtviehmackt.) Zugetrieben 222 Großvieh, 248 Kälber, 1065 Schweine.
Erlös aus hg Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, a) ausgemästete von 96 bis 100 Psg., 2. Qual, b) fleischige und ältere — von bis — Psg.; Bullen (Farren) 1. Qual. «,) vollfleischige, von 90 bis 92 Psg., 2. Qualität b) ältere und weniger fleischige von 86 bis 89 Psg., Stiere und Jungrinderl. Qual, a) ausgemästete von 100 bis 103 Psg., 2. Qualität b) fleischige von 97 bis 99 Psg., 3. Qualität o) geringere von 94 bis 96 Psg.; Kühe 1. Qual, a) junge gemästete von — bis — Psg., 2. Qualität b) ältere gemästete von 70 bis 80 Psg., 3. Qualität o) geringere von 50 bis 60 Pfg., Kälber: 1. Qualität») beste Saugkälber von 109 bis 113 Pfg., 2. Qualität d) gute Saugkälber von 100 bis 108 Pfg., 3. Qualität o) geringere Saugkälber von 92 bis 98 Pfg., Schweine 1. Qual, a) junge fleischige 62 bis 64 Pfg., 2. Qualität b) schwere fette von 60 bis 61 Psg., 3. Qualität o) geringere von 54 bis 56 Pfg.
Kurzer Getreide-Wochenbericht der Preisverichtsstelle des deutsche« LaudwirtschaftSrats
vom 30. Mai bis 12. Juni 1911.
Es stellten sich die Preise für inländisches Getreide am letzten Markttage in Mark pro 1000 Kg. je nach Qualität, wobei das Mehr (Z-) bezm. (—) Weniger gegen« über der Vorwoche in ( ) beigefügt ist, wie folgt:
Weizen Roggen Hafer
Frankfurt a. M. 210(—2 h?) 176(—1h-) 190(—)
Mannheim 217hr(—2'/s) 175(—5) 185(—)
München 218(—3)
Voraussichtliches Wetter
am Donnerstag, den 15. Juni: Wechselnde Bewölkung, Nachlassen der Niederschläge, mäßig kühl.
Verantwortlicker Redakteur: L. Lauk, Mtenstetg.
Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei, L. Lauk, Altenstet-